China Rundreise 3 Wochen individuell

Reisezeit: April 2016  |  von Justyna K.

GUILIN

Die vier Chinesen, die wir im Gasthaus kennengelernt haben, hatten uns viele schöne Fotos aus Guilin und der Umgebung gezeigt. Angekommen in Guilin begrüßte uns starker Regen. Nein, nicht schon wieder Regen! Unser Hotel lag schön zentral, nah am Park mit See. Koffer abgeben, sich nicht von dem schlechten Wetter beinflussen lassen und erstmal was essen. Das Hotel hat uns ein gutes Restaurant in der Nähe empfohlen, MC found. Das Essen war gut und ziemlich günstig. Im Lokal saßen nur Chinesen. Wir haben uns ein deutsches Bier bestellt, dass in Deutschland nicht existiert.
Von dieser Marke hatten wir jedenfalls noch nie etwas gesehen oder gehört.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour über den Li River gebucht inkl. einiger Stunden Aufenthalt in Yangshuo.
Um 8 Uhr ging es los und es regnete anfangs, aber als wir nur auf dem Boot angekommen waren, kam - wie auf Bestellung - die Sonne raus und es blieb den ganzen Tag sonnig. Glück gehabt.

Bei dem schönen Wetter konnten wir die schöne Aussicht auf dem Deck des Bootes richtig genießen. Naja, fast jedenfalls, denn auf dem Deck waren Lautsprecher installliert, aus denen pausenlos sehr laute Monologe schallten; es gab nicht eine Minute Stille.
„Fast“ jeder Hügel wurde ausschweifend angekündigt und kommentiert, jeder Felsen erinnerte den Sprecher vom Aussehen entweder an ein Tier, ein Gesicht oder an irgendetwas anderes. Das kam mir bekannt vor, denn bereits in Zganhjiaje hatte fast jeder Gipfel ebenfalls einen Namen. Immerhin gab es oft einen Grund zum schmunzeln, denn während wir in der Regel nur einen normalen Felsen erkannten, sahen die Chinesen offenbar die skurrilsten Dinge, wie zum Beispiel eine Mutter mit ihrem Sohn, oder eine alte Schildkröte, die mit einer Pfote am Abgrund baumelte. Unser Guide mit dem Tabak im Mund (ihr erinnert euch) versuchte uns mit Zeichen und Gesten zu vermitteln, was für ein Tier das jeweils gerade sein sollte. Sehr unterhaltsam

Um 17 Uhr ging es zurück nach Guilin. Auf der gesamten Strecke durch Guilin wurden zur unserer Zeit die Straßen repariert und neu gebaut, was natürlich zu Staus führte. So hatten wir auf der Rückreise mehr Zeit zum Plaudern mit unserem chinesischen Tour Guide Chen. Wir haben ihr gesagt, dass wir auf der Suche nach ungewöhnlichen Fotomotiven sind, weit weg von den typischen touristischen Pfaden. Aber für so was benötigten wir einen Einheimischen Experten, der sich in der Gegend gut auskennt und Englisch spricht, ob sie da jemanden kennen würde. Da Chen am nächsten Tag frei hatte, stimmte sie zu, uns selbst zu begleiten, sie fand es spannend, ungewöhnliche Orte zu finden, denn sonst leitet sie Tag für Tag die immer gleichen Touren. Es wäre auch eine Abwechslung für sie, etwas neues zu sehen und dazu konnte sie noch etwas Geld extra verdienen.
Wir hatten uns am nächsten Tag in einem Starbucks verabredet. Gemütlich bei Kaffee und Kuchen besprachen wir einen Reiseplan und alle Einzelheiten des Tages. Mit einem Public Bus - ohne Chen wäre es unmöglich gewesen, den richtigen Bus zu finden – ging es auf die Tour. Alle Busse sind mit chinesischen Namen und Nummern markiert und niemand spricht Englisch, um helfen zu können. Aber wir hatten ja Chen!
Nach 2 Stunden Fahrt - inkl. Stau - sind wir in ein Tuk Tuk ähnliches Gefährt umgestiegen und zu einem abgelegenen chinesischen Dorf geknattert. An den Haustüren hingen Spruchrollen mit Wünschen für Gesundheit, Glück und Erfolg für Geschäfte. Immer beäugt von den bekanntesten Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte: Zhang Fei und Guan Yu. Der Spiegel an vielen Türen dient dazu, böse Geister zu vertreiben, die sich über ihr eigenes Spiegelbild so erschrecken, dass sie die Flucht ergreifen.

Im Dorf befragte Chen die Bewohner nach der besten Aussicht. Denn wir wollten die schönen Berge, Reisfelder und das gesamte Dorf von oben fotografieren. Dafür hatte sie ein paar Fotos aus einem Buch ausgesucht, aber wo befand sich diese Aussicht? Einfach war es nicht, denn viele hatten keine Idee dazu und würden offenbar nie auf die Idee kommen, auf einen unerschlossenen rutschigen Berg zu klettern, um die Aussicht zu geniessen. Schließlich brachte uns ein weiterer Tuk Tuk Fahrer zu einem anderen Dorf in ca. 10 km Entfernung und lud uns an einem Berg ab. Der Pfad nach oben war sehr steil, mit Pflanzen überwuchert und kaum sichtbar für die Leute, die an dem Berg vorbeifuhren. Hier sollten wir mit der ganzen Ausrüstung hochklettern? Viel Zeit zum überlegen hatten wir nicht, denn Chen hat schon das Stativ gepackt und angefangen zu klettern. An dem Tag war es ziemlich heiß und so nach ca. 30 Min. Aufstieg durch schlammiges Gelände (es hatte in der Nacht geregnet) kamen wir an die Stelle, an der sich uns eine tolle Aussicht auf das Dorf und die Reisfelder bot.

Ohne Chen und ihren Ehrgeiz es zu finden, hätten wir diese Aussicht nie zu Gesicht bekommen. Auch unser Guide war beeindruckt, war sie doch selbst noch nie in der Gegend gewesen. Nachdem wir uns satt gesehen und alles fotografiert hatten, ging es wieder herab, glücklicherweise ohne ausrutschen. Danach sind wir durch die Reisfelder spazieren gegangen. Dabei konnten wir den Menschen bei ihrer harten Arbeit zusehen. Es war keine Saison für den Reisanbau, aber die erfahrenen Chinesen nutzten die Felder trotzdem, zum Beispiel für Fischzucht in den wassergefüllten Reisbecken.

Im Dorf nahmen wir einen Imbiss zu uns und besprachen die Pläne für den übernächsten Tag. Denn wir wollten noch mehr Exklusives und Verborgenes sehen und Chen bot an, die Plätze für uns zu recherchieren und nach einer weiteren spektakulären Aussicht zu suchen.
Beim Essen, während ich ungeschickt versuchte, ein paar Körner Reis mit Stäbchen in den Mund zu befördern, fiel mir auf, dass wir von mehreren Menschen und Kinder auf der Straße aus naher Entfernung beobachtet wurden. Erst als wir sie anlächelten, trauten sich einige Kinder und Erwachsene, näher zu kommen. Die Kinder schauten uns mit großen verängstigten Augen an. Für sie mussten wir wie Aliens ausgesehen haben, mit komischen Gesichtern und einer fremden Sprache. Chen sagte, die Leute in diesem Dorf sähen nicht oft westliche Touristen und so waren wir schnell die Tagesattraktion in der Region. Die mutigsten Kinder trauten sich schließlich und fragten uns nach unseren Namen – was wir nur verstanden, weil Chen fleissig übersetzte. Danach waren wir plötzlich keine Aliens mehr und wir konnten süße Fotos wie dieses schießen:

© Justyna K., 2016
Du bist hier : Startseite Asien China GUILIN
Die Reise
 
Worum geht's?:
Diejenigen, die uns kennen, wissen, dass wir unsere Reisen nie ein ganzes Jahr im Voraus planen, sondern eher zu denen gehören, die sich spontan und kurzfristig für ein Reiseziel entscheiden. So auch dieses Mal ;-) Unsere “gekürzte” Route in der Zusammenfassung: Beijing-Shanghai-Zjangjiajie-Guilin-Hongkong
Details:
Aufbruch: 01.04.2016
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.04.2016
Reiseziele: China
Der Autor
 
Justyna K. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors