Tunesien 2017: Wie Hitler mir half
Im Zielgebiet
Wüste
Als ich so durch Google Maps zoome, wird mitten in der Wüste an einer Piste ein Cafe angezeigt.
Tatsächlich: "Cafe Tor zur Wüste ", sogar ein zweites Cafe nicht weit davon entfernt.
Wenn man aus Wien kommt, muss man das natürlich inspizieren.
Ich fahre also los und der Asphalt geht bald in festgefahrenen Sand über.
Dann in weniger festgefahrenen Sand und dann in Sand.
Es ist eine Buckelpiste, wo Leute mit Allrad-Quads gelegentlich ihren Spaß haben.
Aber ich habe kein Allrad.
Und ich habe mich verfahren.
Bis zum Horizont Sand, in allen Richtungen.
Sehr vorsichtig kehre ich um und schaffe es zurück zu einer Kreuzung, wo die Piste zum Cafe abzweigt.
Diese Piste ist breiter, aber auch nicht ohne.
Immer wieder wachsen Dünen meterhoch in die Fahrbahn.
Da muss man dann Schwung nehmen oder den Spuren folgen, die andere schon neben dem Weg durch den Sand gezogen haben.
Verkehr ist fast keiner, aber man würde gefunden.
Nicht der Mega-Adrenalin-Kick, aber man fühlt sich gefordert.
Männerträume.
Dann also erscheint ein kleines Kastell und daneben die Hütte, die Kaffeehaus ist.
Draußen ist es zu windig und ich trete ein.
Das Fernsehprogramm läuft, aber dann kommt der Wirt und ich bestelle einen Kaffee.
Ich setze mich mich auf eine Bank an der Wand.
Der Fußboden: Teppiche auf Sand.
Die Decke hängt voller T-Shirts.
An den Wänden Plakate und Fotos, alle Welt war anscheinend schon da.
Wen trifft man mitten in der Sahara?
Deutsche!
Ein paar Motorradfahrer machen halt, sie kommen von Ksar Ghilaine weiter im Süden.
Wir unterhalten uns über die Reisewarnungen und bezweifeln die große terroristische Gefahr.
Und die Tunesier, die in Europa Attentate verüben, sind ja jedenfalls nicht hier.
Makabrer Humor, aber unberührt lässt einen das Klima nicht.
Sie sind eigentlich Reiseführer und leiden auch unter dem flauen Geschäft.
"Ja, die Medien machen viel kaputt."
Auf der östlichen Straße fahre ich dann zurück nach Douz.
Dabei kommt noch ein kleiner Sandsturm auf, sieht aus wie Nebel.
Inzwischen ist mein Wassertank leer, und ich versuche, ihn zu füllen. Kann interessant werden hier in der Wüste, aber versuchen wir es einmal an der nächsten Tankstelle.
Ich radebreche auf Französisch, ob ich denn Wasser kaufen könne. Die Antwort: "Mensch, red' englisch mit mir, da drüben ist der Wasserhahn!"
Tatsächlich, eine öffentliche Wassertankstelle.
Das dauert aber eine halbe Stunde, denn da stehen Leute mit Kanistern an, die dann in Kofferräume und auf Mopeds geladen werden. Und dann kommt noch jemand und dann noch jemand, aber schließlich komme ich dran und lasse mich bzw. das Auto volllaufen.
Durch Tozeur fahre ich noch nach Nefta, was die schönste Oase sein soll.
Und tatsächlich führt da ein Weg durch eine Art Palmen-Urwald, dass man die Wüste rundherum völlig vergessen kann.
Die genaue inner-islamische Bedeutung des Sufismus, der in Nefta starke Wurzeln haben soll, ist mir zu verwirrend.
Über Gafsa geht es nun nach Norden in Richtung Chott, dem großen Salzsee.
In der Ferne sieht man sogar eine halbe Fata Morgana, die Felswände spiegeln sich offensichtlich in der heißen Luft.
Aufbruch: | 29.12.2016 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 08.01.2017 |