Entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer

Reisezeit: August / September 2017  |  von Julian H.

Budapest bis nach Sulina: Woche 3 – Budapest bis ans Eiserne Tor

Nachdem wir Budapest auf überraschend guten Radwegen verlassen haben, dringen wir langsam ins Landesinnere Ungarns vor. Die Landschaft ist nur spärlich besiedelt und weitestgehend eben.
Am Mittag treffen wir während unserer Verpflegungspause einen Kanadier, der ebenfalls mit dem Rad in die gleiche Richtung unterwegs ist. Nachdem er seinen Studienkredit abbezahlt und etwas Geld gespart hat, ist er nach Europa gegangen und will dort für einen unbestimmten Zeitraum Richtung Australien reisen. Viel haben wir zu erzählen und so fahren wir gemeinsam bis nach Dunaföldvár ca. 90 Kilometer südlich von Budapest.
Mitte September haben die Campingplätze in Ungarn nur noch wenig Zulauf. In den meisten Fällen sind die Sanitäranlagen und Plätze zwar noch geöffnet, Personal ist allerdings nicht sichtbar, weshalb die Übernachtungskosten relativ niedrig ausfallen.

Der darauffolgende Tag ist recht unspektakulär. Wir fahren überwiegend durch flache Landschaften mit weitläufigen wechselnden Weizen- oder Paprikafeldern. Ungarn zeigt sich noch einmal von seiner schönsten Seite und hinterlässt eine Vielzahl freundlicher Begegnungen und einprägsamer Momente. Bei Sonnenuntergang erreichen wir einen traumhaften Campingplatz mit eigenem Sandstrand direkt am Donauufer. Das zweisprachige Ortsschild von Dunafalva bzw. Donaudorf zeugt von der langen Geschichte der Donauschwaben.

Am nächsten Morgen setzen wir mit der Fähre auf die andere Flussseite nach Mohács über, um für einen Tag Kroatien kennenzulernen. Bei bestem Wetter radeln wir auf wenig befahrenen Landstraßen durch den östlichsten Teil Kroatiens. In der ohnehin dünn besiedelten Gegend stehen neben Wohngebäuden weitläufige Fabrikareale leer und werden dem Schicksal der Zeit überlassen. Nach einem kurzen Halt in Osijek erreichen wir am Abend Vukovar. Anfangs der 90er-Jahre wurde die Stadt in der Schlacht um Vukovar weitestgehend zerstört. Auch heute noch scheint die Vergangenheit wie ein Schleier auf der Stadt zu liegen. Die alten Hausfassaden und Gedenkstätten zeugen von den vergangenen Kämpfen.

Hinter Vukovar verlassen wir bei Ilok Kroatien und kommen bei Plankenburg in Serbien an. Durch die kyrillische Schrift und die anfangs ungewohnt direkte und nur bedingt freundliche Art, fühlen wir uns in Serbien zum ersten Mal fremd. Schnell wird sichtbar, dass Serbien unabhängig ist und nahezu kein europäischer Einfluss vorhanden ist. Auf den Straßen müssen wir teils unser Recht auf ein Stück Fahrbahn behaupten. Neben den Straßen reiht sich Plastikmüll an Plastikmüll. Bis nach Novi Sad fahren wir anschließend durch ursprüngliche Landschaften und unser erster negative Eindruck legt sich schnell. Auf einer stark befahrenen Straße verlassen wir Petrovaradin und finden uns kurze Zeit später auf einem schmalen Feldweg wieder. Da wir ein Stück Strecke abkürzen wollen, fahren wir auf der falschen Seite einen Hügel nach Čortanovci hoch. Falsch deshalb, da neben Abschnitten mit bis zu 20 Prozent Steigung grober Schotter das Auffahren erschwert. Der Anblick auf die Donau inmitten zweier Nationalparks belohnt uns dann jedoch wieder. Auf einem kleinen privaten Campingplatz übernachten wir und genießen bei typischem Essen selbstgebrannten Rakija.

Während wir frühstücken und serbischen Café trinken führen wir mit der Vermieterin ein langes und tiefsinniges Gespräch über die Vergangenheit und den Ausblick ihres Landes und die Verflechtungen mit der EU.
An diesem Tag machen wir uns nach Belgrad auf und müssen an teils vielbefahrenen Straßen die Abgase der alten Dieselfahrzeuge inhalieren. Auf dem Weg ins Zentrum Belgrads gibt es spärliche Radwege, dafür führt die dreispurige Europastraße in Richtung Stadtmitte.
In Belgrad haben wir knapp zwei Tage Zeit um uns zu erholen und die einzigartige Stadt zu belaufen. Neben der beeindruckenden Silhouette von der Festung aus bestaunen wir die zahlreichen Bauwerke aus teils osmanischen, klassizistischen oder modernen Epochen. Die Abende können wir bei gutem Bier, Essen und einheimischer Musik auf der bekannten Feierstraße der Skadarlija ausklingen lassen.

Die Abfahrt aus Belgrad fällt recht schwer, zu gut war das Essen und zu angenehm der Müßiggang. Bei wenig Verkehr verlassen wir die Stadt Richtung Osten und behalten dabei die Erinnerungen an diese merkwürdige, facettenreiche als auch komplexe Stadt im Hinterkopf.
Durch schöne Landschaft fahren wir teils auf Straßen und Deichwegen bis in die Dunkelheit. Hinter Kubin treffen wir am Donauufer auf einen wunderbaren Campingplatz.

Trotz dem herrlichen Sonnenschein kämpfen wir am darauffolgenden Tag gegen den Wind bis zur Fähre bei Stara Palanka an. Am südlichen Ufer fahren wir neben dem Eurovelo 6 für längere Zeit auf dem kürzlich eröffneten Eurovelo 13. Kurz vor dem Eisernen Tor nächtigen wir in Golubac in einem Hotel und genießen das Panorama des aufgestauten Donauwassers. Ein sehr starkes nächtliches Gewitter kühlt die Temperatur für den Folgetag dann etwas ab.

© Julian H., 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Deutschland bis nach Rumänien mit dem Rad
Details:
Aufbruch: 24.08.2017
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 24.09.2017
Reiseziele: Ungarn
Rumänien
Serbien
Der Autor
 
Julian H. berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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