Entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer
Budapest bis nach Sulina: Woche 4 – Eisernes Tor bis Konstanza
Langsam werden die Tage durch das konstante und lange Sitzen auf dem Fahrrad monoton und wir sind froh, zahlreiche Hörbücher, Podcasts und Musik als zusätzlichen Impuls zu haben.
Das beeindruckende Eiserne Tor, das Durchbruchstal zwischen Rumänien und den Südkarpaten sowie Serbien und den Ausläufen des Balkangebirges ist ein großes Highlight unserer Tour. Glücklicherweise kann uns dieser Streckenabschnitt von der Eintönigkeit ablenken. Die Kulisse aus wunderbaren Ausblicken, weitläufigen Naturschutzgebieten und der hügeligen Landschaft macht diesen Tag zu einem der schönsten Fahrrad-Tage in meinem Leben.
Die nächsten Tage durch Bulgarien sind landschaftlich sehr schön, dafür aber recht ähnlich. Der nördlichste Teil Bulgariens ist nur sehr dünn besiedelt, was das Fahren auf den Straßen sehr angenehm macht. Längere Abschnitte ohne Schatten und ein konstantes Auf und Ab zwischen 30 und 35 Grad zehren dann langsam an unseren Reserven.
Dafür werden wir in den kleinen Ortschaften von meist älteren Bewohnern oder Autofahrern freundlich winkend begrüßt.
Nachdem wir in Widin, Orjachowo und Belene genächtigt haben, setzen wir unsere Fahrt auf rumänischer Seite fort.
Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir uns für einen Abschnitt auf der rumänischen Seite entschieden. Wir tauschen die hügelige Strecke mit den schönen Ausblicken gegen einen flachen, eher monotonen Abschnitt entlang dem Nordufer ein. Auch wenn die Passkontrolle etwas länger braucht ist der erste Eindruck von Rumänien sehr positiv. In einem Kaffee werden wir vormittags direkt auf Wein und Kekse eingeladen. Etwas angeheitert können wir an einem Sonntag bei sehr wenig Verkehr auf gut ausgebauten Landstraßen die kleinen Ortschaften, die Lehmhütten und die Pferde-Fuhrwerke beobachten. Zur Abwechslung sehen wir viele junge Kinder, die alle zum Straßenrand rennen und uns mit “Hello” oder Handschlag lachend begrüßen. Häufig kommen diese Begegnungen genau zum richtigen Zeitpunkt und sorgen so für die nötige Zusatzportion Motivation oder Begeisterung.
Die wilden Hunde liegen nur müde im Schatten und mustern uns wenn überhaupt nur für einen Sekundenbruchteil.
Von Giurgiu aus fahren wir nun wieder über die bulgarische Seite bis nach Silistra. Wir fahren über teils stark befahrene Straßen, kommen dafür aber gut voran. Mehrere Anstiege am Ende der Etappe strengen uns dennoch stark an.
Das Schwarze Meer ist nur noch weniger als 200 Kilometer entfernt. Wir können es kaum erwarten endlich am Wasser zu stehen und angekommen zu sein.
Wir verabschieden uns für ein paar Tage von der Donau, da wir nun Richtung Osten bis nach Konstanza fahren. Die letzten 140 Kilometer radeln wir überwiegend auf der Bundesstraße 3. Auch wenn die Landschaft abwechslungsreich ist können wir den Anblick nicht mehr voll genießen, zu aufgeregt sind wir am Schwarzen Meer zu stehen.
Am Mittag rasten wir in Ion Corvin etwas 80 Kilometer vor Konstanza. Im angenehmen Schatten der Sonnenschirme lernen wir ein junges Roma-Mädchen kennen. Durch ihre sympathische, neckische Art unterhält sie uns gut uns wir teilen gemeinsam unser Mittagessen. Ebenso treffen wir ein französisches Paar, das auf alten 3-Gang-Rädern den Eurovelo 6 bis nach Nantes in gemütlichem Tempo fahren möchte.
Auf der stark befahrenen Bundesstraße fahren wir langsam nach Konstanza. Die letzten Kilometer fahren wir im Adrenalinrausch mit über 30 km/h neben den Autos entlang und stehen schließlich direkt an einer wunderbaren Uferpromenade mit herrlichem Blick auf das Schwarze Meer.
Endlich haben wir es geschafft! Es ist ein merkwürdiges Gefühl nach so langer Zeit angekommen zu sein. So viel ist passiert in den vergangenen Wochen, so viele unterschiedliche Eindrücke und Erlebnisse haben wir gesammelt. Es wird noch lange Zeit brauchen, bis wir diese ganz verarbeitet und begriffen haben.
Am Anfang erschien dieses Vorhaben relativ vage, doch der Glaube an uns und die insgesamt sehr guten Bedingungen haben uns bei diesem Ziel unterstützt.
Aufbruch: | 24.08.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 24.09.2017 |
Rumänien
Serbien