Mit dem Zelt durch die peruanische Sierra
Matucana und die Antakallo Wasserfälle
Um zum nächsten Ziel Matucana zu gelangen, können wir entweder die billige Variante in Minivans wählen, mit zwei Mal umsteigen oder die direkte und teuere Variante. Wir entscheiden uns für die teure Variante: 30 Soles pro Person, im Auto und zwei weiteren Passagieren, die bis nach Lima durchfahren. Ob es die bessere Wahl ist, weiß ich nicht, auf jeden Fall die schnellere, da wir nirgends halten und ein PKW wendiger ist.
Wir fahren die carretera central, die gut asphaltiert ist. Da es aber die Hauptstraße in die Anden ist, wird sie von sehr vielen benutzt. Die Menge an Lkws ist enorm und die bremsen bekanntlich den restlichen Verkehr aus. Dieser will sich das aber nicht gefallen lassen und versucht, wo es nur geht zu überholen. Und das ganze auf einer sehr kurvigen, einspurigen Strecke. Unser Fahrer rast, macht riskante Überholmanöver und jagt mir, obwohl ich hier schon viel gewohnt bin, etwas Angst ein. Ich könnt ihn zum Mond schiessen. Das einzig gute ist, dass wir schnell ankommen, wenn wir denn ankommen. Die vielen Kreuze am Straßenrand ermuntern nicht gerade. Doch bei einer Situation reagiert glücklicherweise gut. Während er ausnahmsweise mal auf der korrekten Fahrbahn fährt, und ihm in einer Kurve auf der Gegenspur ein großer Lkw entgegenkommt, erscheint wie aus dem Nichts ein Van, auf unserer Spur und rast uns entgegen! Ich halte den Atem an! Unser Fahrer bremst heftig und der lebensmüde Überholer schert gerade rechtzeitig von den Lkw ein, wenige Zentimeter an uns vorbei.... Später kommen wir noch mal in so eine Situation.
Als wir in Matucana ankommen und aussteigen, will ich der Señora und dem jungen Typen, die bis nach Lima fahren, viel Glück wünschen, verkneifen es mir aber gerade noch so.
In Matucana gehen wir zunächst zur Plaza und essen was zu Mittag. Dann versorgen wir uns mit Wasser, Früchten und Snacks und fragen nach den Möglichkeiten, zu dem Antankallo Wasserfall zu kommen. "Nur zu Fuß" lautet die Antwort. Ups, irgendwie dachten wir, wir könnten ein Stück mit dem Moto Taxi vorfahren.... Nun ja, dann ist es echt gut, dass wir hier früh angekommen sind. Wir marschieren los, vor uns liegen 2,6 km, das ist ja eigentlich nix, wären da nicht die Höhenmeter zu überwinden.
Der Weg ist stellenweise recht anstrengend, was auch an unserem gesamten Gepäck liegt. Die Sonne scheint erbarmungslos auf uns hinab, doch es weht ein leichter Wind, der uns erfrischt. Die Landschaft hier ist wunderschön. Bei jedem Halt den wir zum Verschnaufen machen, sehe ich mir die Berge an, die Pflanzenwelt.
Und irgendwann, uns kommt es sehr lang vor, ist es so weit! Zunächst hören wir das Wasser nur, dann, ein weiteres Mal um den Berg abgebogen, sehen wir das Ziel, den Platz zum Campen und dahinter die Wasserfälle. Ok, eigentlich ein Wasserfall, der sich aber in drei Abschnitte unterteilt. Yeeaar, wir haben es geschafft!
Es ist ein wirklich toller Ort zum Zelten! Mitten in der Natur, weit und breit kein Verkehr und netterweise gibt es hier sogar Toiletten und fließendes Wasser.
Bevor es dunkel wird verschwinden alle Besucher und wir bleiben allein. Und es wird richtig dunkel, denn hier ist weit und breit keine Beleuchtung. Was für ein Sternenbild erscheint wieder über uns!
Mit Taschenlampen ausgerüstet machen wir uns ein Champignonscremesüppchen heiß.
Die Nacht ist deutlich milder. Wir sind unterhalb von 3000 Höhenmetern.
Am nächsten Morgen ist es zwar frisch, doch bei weitem nicht so kalt wie in den letzten Nächten. Wir bereiten uns was Warmes zu trinken, essen die mitgebrachten Früchte und genießen die Natur. Wir sind ganz alleine hier, erst später kommt ein Señor, der hier für Sauberkeit sorgt.
Ich sitze auf einem Stein und beobachte die Berge, schaue immer wieder nach Links zu dem Felsen, der schon teilweise von der Sonne beleuchtet wird. Von Minute zu Minute senkt sich der Schatten, bald wird die Sonne auch meinen Verweilplatz erreichen.
Während ich so rumsitze und dem Rauschen des Wassers zuhöre, die Sonne mittlerweile im Gesicht, kommen zwei blauleuchtende Libellen vorbeigeflogen. Und dann noch eine, und noch eine, und noch eine!
Eigentlich will ich gar nicht weg. Aber wir haben kein Essen mehr, bis auf die Kekse, die wir beide nicht mehr sehen können.
Nach dem das Zelt getrocknet ist, packen wir ein und machen uns auf den Rückweg.
Aaah, wie herrlich ist es heute, diesen Weg nun runter zu gehen!
Weiter unten kommt uns eine Señora mit Pferden und einem Esel entgegen, vollgepackt. Unten am Fluss, wo wir gestern 3 Soles Eintritt bezahlt haben, erfahren wir, dass heute (am Freitag), dort oben Verpflegung angeboten wird. Hätten wir das nur früher gewusst!
Aufbruch: | 19.05.2019 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 18.06.2019 |