Albanien 2019 - Roadtrip durch ein kaum bekanntes Fleckchen Europas

Reisezeit: Juli 2019  |  von Nick H.

Mit sechs Mann ging es per selbst organisiertem Roadtrip für neun Tage durch Zentral-, Süd- und Ostalbanien...

Einleitung und Vorbereitung

Albanien ist - Stand 2019 - noch immer kein Land, das den meisten Westeuropäern als Urlaubsziel auf Anhieb in den Sinn kommt. Viele Menschen in Deutschland verbinden wenig mit diesem Land - und wenn doch, so sind es oft sogar negativ besetzte Assoziationen: Die "albanische Mafia", "kriminelle Kosovo-Albaner" oder ein in Europa wirtschaftlich abgehängtes Land. Harte Worte - doch meist ohne echtes Wissen über die tatsächlichen Zustände vor Ort dahinter.

Jedenfalls hörte ich im Vorfeld von meinen Mitmenschen eher wenig Sätze à la: "Ach, traumhafte Natur dort!", "Eine solche Gastfreundschaft!" oder "Kulturell hochinteressant!". Nach einer vorsichtigen ersten Recherche zeigte sich jedoch, dass exakt die gerade genannten Sätze, die ich bis dahin nicht gehört hatte, eben doch zutreffen könnten. Im Fernsehen und in der Zeitung waren in den letzten Monaten auch immer mal wieder kleinere Berichte über Albanien zu sehen und auch dort kam das Land meist ziemlich positiv weg.

Da ich mir gut vorstellen kann - ja, fast sicher bin - dass sich das "unbekannte Land" in den kommenden ~10 Jahren nach und nach zu einem größeren Tourismusmagnet wandelt, war es für mich (mal wieder) ein Reiseziel, das ich möglichst bald besuchen möchte. Ich sehe mich schon in gut 10 Jahren, wie ich den ganzen Trittbrettfahrern, die im Jahr 2030 das Land besuchen, nur trocken entgegne: "Das ist nicht mehr das Albanien, wie ich es kennenlernen durfte!".

Die Art meiner Reise stand für mich relativ schnell fest: Ich wollte per Auto/Van durch das Land fahren und möglichst alles selbst organisieren - mich also auf keine Reiseleitung o.ä. stützen. Auf diese Weise lernt man ein Land am authentischsten und ohne "Filter" dazwischen kennen. Mit wem ich die Reise bestreiten wollte, war zum Glück ebenfalls schnell klar: Mit fünf Kumpels war ich bereits 2018 in der Ukraine (u.a. zwei Tage in der Sperrzone von Tschernobyl) und mit einer Person davon auch schon 2016 in Nordkorea (beide genannten Reiseberichte kann man hier auf "um die welt" finden). In annähernd der gleichen Besetzung sollte es also mit insgesamt sechs Personen wieder auf Reise gehen. Als "Albanien" zur Sprache kam, waren zum Glück alle sofort dabei!

Die erste Julihälfte kristallisierte sich schnell als der einzig mögliche Zeitraum für alle heraus und bei der Dauer lief es auf letztendlich 9-10 Tage hinaus. Anhand dieser Rahmenbedingungen schaute ich mir zunächst an, wohin offizielle Rundreisen dieser Dauer i.d.R. fahren. Obwohl mich der Norden mit den "albanischen Alpen" landschaftlich sehr reizte, zeigte sich, dass dies - zusammen mit den anderen Sehenswürdigkeiten - einfach zu viel würde. Auch war ich mir nicht sicher, ob unser Van die steilen Schotterpisten dort gemeistert hätte. Da ich individuelle Rundreisen sehr gerne plane, habe ich die Organisation und den Reiseablauf komplett in die eigene Hand genommen. Zum Glück vertrauen mir meine Mitreisenden da und nicken brav all meine Vorschläge ab - Hauptsache jemand Anderes kümmert sich drum.

Die Übernachtungen standen relativ zügig fest:
1.) Tirana
2.) Berat
3.) Vlora
4.) Saranda
5.) Gjirokastra
6.) Korça
7.) Elbasan
8.) Durrës
9.) Tirana

Unklar war eher, was wir auf dem Weg zwischen den einzelnen Städten noch alles an Sehenswürdigkeiten mitnehmen sollen...? Bei der Beantwortung dieser Frage hatte ich drei große Hilfen:

- (natürlich) das Internet

- der für mich sehr nützliche Reiseführer "Albanien - inkl. Ausflüge nach Montenegro, Kosovo und Nordmazedonien" vom Michael Müller Verlag, geschrieben von Ralph-Raymond Braun (März 2019, also sehr aktuell)

- die dritte Hilfe kam eher von unerwarteter Seite: Auf Facebook habe ich mich bei einer geschlossenen Gruppe angemeldet, in der teils Deutsch, teils Albanisch über diverse, aktuelle albanische Themen diskutiert wird. Nachdem ich die Aufnahmefrage auf Albanisch beantworten konnte (Danke, Google Translate!), habe ich mein Vorhaben einfach in die Gruppe gepostet und um Hilfe gebeten, obwohl mein Anliegen dort thematisch eigentlich nicht hineinpasste. Die Resonanz war beeindruckend!! Über 100 Antworten innerhalb weniger Tage mit durchweg positivem Grundton. Viele nützliche Tipps, Einladungen zum Essen/Kaffee (von der ich eine tatsächlich eingelöst habe!) und fast alle haben sich gefreut, dass man sich für ihr Land interessiert. An dieser Stelle gab es für mich somit schon einmal den ersten klaren Hinweis auf die Gastfreundschaft der Albaner.

Alle Tipps aus Internet, Reiseführer und Facebook-Gruppe habe ich gesammelt und zu einem minutiösen Zeitplan ausgearbeitet. So detailliert, wie es wahrscheinlich nur ein Deutscher tun würde. Mir war natürlich klar, dass bei sechs Männern auf Tour inkl. allabendlichen Alkohol am Ende alles ganz anders kommen würde... Aber ich dachte mir, es wäre gut, zumindest überhaupt einen Plan zu haben. Abweichen könne man später immer noch.

Wie unglaublich gut dieser Plan letzten Endes dann doch funktionierte, hat uns ziemlich überrascht! "So, wir sind jetzt durch mit der Kirche, wie spät ist es?" ... "11.58Uhr!" ... "Wann wollten wir laut Plan hier los?" ... "12...krass!"

Keine Sorge, wir haben zwischendurch genug spontane Dinge erlebt und waren nicht Sklaven unseres eigenen Plans! Die Abende waren zum Beispiel gar nicht im Vorfeld geplant und das ein oder andere hat sich auch auf dem Weg zufällig ergeben - so wie es sein soll!

Da wir zu sechst waren und jeder Gepäck dabei hatte, reichte ein normales Auto nicht mehr aus. Daher haben wir einen "Hyundai H1 or similar" gebucht und letztendlich einen Renault Trafic (8+1 Sitzplätze) bekommen, der sich als wunderbarer, treuer und komfortabler Begleiter erwiesen hat!

Die Hotels habe ich sämtlich über Booking.com gebucht, das Auto über Check24 (lokaler Anbieter war "National"). Die Flüge wurden per Lufthansa gebucht: Auf dem Hinflug von Köln/Bonn über Wien nach Tirana (durchgeführt von Austrian Air), auf dem Rückflug von Tirana nach Frankfurt (direkt per Lufthansa) und weiter per Zug nach Köln bzw. Siegburg. Dies war zum Zeitpunkt der Buchung die günstigste/zeitlich passendste Alternative (inkl. WizzAir ab Dortmund).

Grobe Reiseroute (zumindest die Übernachtungen); Quelle: Google Maps

Grobe Reiseroute (zumindest die Übernachtungen); Quelle: Google Maps

Unser Renault Trafic

Unser Renault Trafic

© Nick H., 2019
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 05.07.2019
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 14.07.2019
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Nick H. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.