Vilstal-Radtour 2019 von Dorfen nach Neuötting
1. Tag am 15.4.2019 von Dorfen nach Aldersbach
Hat jetzt nichts mit der eigentlichen Radtour zu tun, aber beim "Rahmenprogramm" zur Anfahrt zum aktiven Tourstart in Dorfen leuchten natürlich die geschulten Augen eines Hobby-Eisenbahners:
Bei der Abfahrt von München Hbf gibt es eine flüchtige Begegnung mit einer "Weltrekordlerin".
Nicht der rechts erscheinende ICE, sondern links davon die anthrazitfarbene Lokomotive mit silber gehaltener Umrahmung vor den grau-roten ÖBB-Eurocity-Waggons.
Diese Lok stellte Anfang September 2006 zwischen Ingolstadt und Nürnberg den bis heute gültigen Weltrekord für Lokomotiven (nicht Triebzüge, wie etwa TGV, ICE, etc.) mit 357 km/h auf, der den alten Rekord von 331 km/h aus dem Jahre 1955 in Frankreich ablöste.
Das obligatorische Startfoto am offiziellen Tourstartort ist geknipst, mit vollem Elan wird in die Pedale getreten und nichts kann mich mehr aufhalten...
Ausgeträumt !!!
Keine 100 m auf dem Vilstalradweg sind absolviert und schon verkompliziert sich die Linienführung. Also harrt man der Realitäten und spielt für's Erste einen Anlieger, statt Ferntourer.
Nur zu gut, daß sich die Umleitung nicht allzu lange hinzog und meinen NICHT vorhandenen Zeitplan auch nicht torpedieren konnte
Während der Umleitung innerhalb Dorfens wird der Fluß Isen überquert, der Bestandteil des Sempt-Isen-Radwegs ist.
Dieser zweigt bei Ismaning vom Isarradweg ab, führt über ausgeschilderte, gut 60 km Strecke bis Schwindegg und würde somit eine Ein-Tagestour, je nach Startzeit und Verlängerung bis zur Mündung in den Inn gegenüber von Neuötting (meinem Endpunkt dieses Berichts), eine gemütliche Zwei-Tagestour darstellen.
Diese alte und etwas herabgekommene Köf-Rangierlokomotive steht in Dorfen auf einem Gleisstück neben der ehemaligen Bahntrasse der Stichstrecke von Dorfen nach Velden, die von mir beradelt wird, bis ich bei Angerskirchen, südlich von Taufkirchen an der Vils, zum ersten mal einen (unbemerkten) Schnittpunkt mit der Vils habe.
Entlang der ehemaligen Bahntrasse weisen gelegentlich Hinweisschilder auf die damaligen Bahn-Haltestellen hin - in diesem Fall die Ortschaft Algasing.
Auf 498 m Höhe ü.N.N. überquere ich die Wasserscheide zwischen Inn im Süden und Donau im Norden. Die durch Dorfen fließende Isen mündet ja wie schon früher angedeutet gegenüber von Neuötting in den Inn, die Vils bei meinem Mindesttourziel Vilshofen in die ("schöne blaue") Donau.
Der "Rastplatz am Weinberg". Bei besonders klaren Sichtverhältnissen könnte man von einem 50 m entfernten Aussichtspunkt lt. einer Beschreibung die Alpenkette vom Dachstein bis zur Zugspitze erkennen.
Der Blick zurück an gleicher Stelle in etwa südliche Richtung verheißt jedoch alles andere als einen Fernblick - auch nicht vom Aussichtspunkt aus.
Somit erspare ich mir den kurzen Abstecher und geniese dafür den nun leicht abschüssigen Streckenteil gen Taufkirchen (Vils).
Allerdings war die von Dorfen her ansteigende Trasse bis hierher nicht gerade ein Lungensprenger hinsichtlich Steigung und Länge.
Zwischenzeitlich liegt Taufkirchen ca. 1 km hinter mir und an diesem mit bunten Eiern "natürlich bewachsenen Eierbaum" wird man so nebenbei in dieser Karwoche an das am kommenden Wochenende stattfindende Osterfest erinnert.
Und ab jetzt herrscht auch angenehm heiteres Wetter.
Nachdem ich noch vor Taufkirchen die erste (unscheinbare) Schnittstelle mit dem Haupt-Tourthema "VILStalradweg" verpasste, tritt die Vils nach einem ca. 100 m langen Abstecher vom Radweg zu diesem Brücklein zum ersten Male real in Erscheinung. Hier in Flußrichtung.
Auch beim Blick gegen die Flußrichtung kann man hier noch mit der gespaltenen Meinung kontrovertieren, ob man einen großen Bach oder ein kleines Flüßchen beradelt. Aber erfahrungsgemäß auf die Donau-, Lech- und Innradtour vom vergangenen Jahr zurückblickend, kann man ja beruhigt darauf wetten, daß abgesehen von dafür tieferen Engstellen auch dieses Gerinne letztendlich in der Breite noch expandieren wird.
Am Ende der ehemaligen Stichbahnstrecke von Dorfen her sind die ersten Gebäudlichkeiten des Bahnhofs Velden (Vils) erreicht.
Es handelt sich um einen ausrangierten Meßwagen der früheren
Bundesbahn Versuchsanstalt München.
Aber an der gekippten Stellung der Terrassenstühle war schon gleich zu erkennen, daß trotz der Mittagszeit (11.47 Uhr) nicht geöffnet war, so daß der zügigen Weiterfahrt keine kulinarische Verführung im Wege stand.
Kurz hinter Velden die erste richtige Vilsquerung, da es (s. nächstes Foto) auf der nördlichen Seite weiter geht.
Unter ungünstigen Umständen hätte ich hier kurz vor Vilsbiburg den ausgeschilderten Weg nach Landshut nehmen und von dort noch an diesem ersten Tourtag die Rückfahrt per Zug nach Hause praktizieren müssen. Laut Foto-Zeitstempel war es bereits 12:35 Uhr und da ich in dieser Woche auf Kurzarbeit gesetzt war, hätte ich bei Anruf von der Firma bis 12:00 Uhr die Mehrtagestour abbrechen müssen, da dann anderntags Spätschicht ab 14:00 Uhr angesagt gewesen wäre.
Aber da kein Anruf von der Firma und auch ein Anruf bei einem Schichtkollegen keine Hiobsbotschaft nach sich zog, zog ich weiter entlang meiner geplanten Strecke - wie auch an den folgenden Tagen.
Alles blieb gut !!!
Um das Jahr 1000 wurde der Ort zum ersten mal als Dorf Pipurch erwähnt und 1308 als Markt und Stadt benannt, in Verbindung mit den jeweiligen Rechten, wobei die Marktgemeinde 1929 dann offiziell zur Stadt erhoben wurde.
Vilsbiburg, benannt nach der sie durchfließenden Großen Vils, hatte Ende 2018 etwas über 12.000 Einwohner und holte mit der Volleyball-Bundesligamannschaft der Frauen sogar den Deutschen Meistertitel in 2010, sowie in 2014 den Pokalsieg.
Das Obere Tor von Vilsbiburg aus dem 15. Jahrhundert mit Haube
aus dem 16. Jahrhundert blieb als einzige von zwei Toren und einer ehemaligen Ringmauer als Wehranlage im 15./16. Jahrhundert erhalten und bildet den Zugang zum 200 m langen Marktplatz, der im rechten Winkel zur Vils verläuft.
Der Marktplatz von Vilsbiburg mit seinen Gebäudefassaden, die weniger dem hochgiebeligen Landshuter, als vielmehr dem Inn-Salzach-Stil mit waagerechten Abschlüssen angehören.
Kurzer Blick zurück auf das Obere Tor mit der links angrenzenden ehemaligen Spitalkirche, einem spätgotischen Bau aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Inschrift an der Vilsbrücke:
z.B. Erste Erwähnung 1231/34, Sprengung 1945 durch SS-Truppen, Neubau 2006.
Leider erscheinen die Bilder auf dem Bildschirm nicht so klar, wie auf den Originalfotos, aber ich möchte auch nicht zu sehr in geschichtliche Kleinigkeiten verfallen, sondern auch mal wieder weiterradeln . . .
Den letzten Anblick von Vilsbiburg werfen wir auf die neue Vilsbrücke von 2006.
Etwa 100 m hinter der Brücke geht es linkerhand parallel mit wechselnden Abständen weiter entlang der hier von rechts anfließenden Vils.
Wenn auch erst kurz hinter der Stadt Vilsbiburg momentan situiert, hat mich an einem Gehöft in Form dieses historischen, aber auch "etwas" eingewachsenen und gut angerosteten Feldhäckslers der ehemaligen Maschinenfabrik Esterer, Altötting wieder die freie niederbayrische Prärie in Besitz genommen.
Bei allem gutartigen "Schmäh", der zwischen den Oberbayern und Niederbayern getätigt wird, möchte ich als Oberbayer sehr gerne und wohlwollend darauf verweisen - wie auch im letztjährigen Bericht an der Donau entlang - daß ich sehr wohl auch niederbayerische Wurzeln habe.
In Bildmitte sieht man ein kurzes Stück der ruhig von links nach rechts dahingleitenden Vils, die hier schmäler wirkt, als in der Stadt, dafür aber im Gegenzug tiefer sein dürfte - irgendwo muß das Wasser ja hin.
In Aham bei Frontenhausen ist kurz nach 14 Uhr die für mich bei Radferntouren übliche verspätete Mittagspause in Form von Wurstsemmel, Apfel (auf dem Sattel) und Tetra-Pak Fruchtsaft anhängig.
Die beiden Wasserflaschen am Fahrradrahmen mit leicht gesalzenem Leitungswasser waren seit der Abfahrt von zu Hause nicht angetastet und in der Erinnerung denke ich, diese in der ersten Unterkunft entleert und anderntags nach dem Frühstück durch frischen (evtl. wieder unnötigen) Gewichtsballast ersetzt zu haben. Aber es ist ja erst Mitte April mit (angenehm) frischen Temperaturen.
Im Hintergrund auf meiner Höhe von Marklkofen (gut 10 km südlich von Dingolfing) erscheint der Kalvarienberg Poxau aus dem 18. Jahrhundert, lange Zeit Ziel vieler Wallfahrer. Eine dazugehörige Kapelle von 1735 enthält ein heiliges Grab.
Von dort könnte man eine richtig schöne Aussicht in die Umgebung genießen, aber mich trieb es vorwärts.
Da das Befahren des Schutzdamms nicht ausdrücklich verboten war, nahm ich hier natürlich den wenn auch weniger komfortabel befahrbaren Weg auf der Dammhöhe, damit ich den optischen Kontakt zur Vils genießen konnte.
Der radelnde Milchtrinker am Milch- und Eierautomaten. Beim Verfassen dieser Bildbeschreibung erinnere ich mich wieder daran, daß ich mir hier einen Liter Milch gönnte. Ein halber Liter vor Ort, der zweite Teil während der Fahrt in der näheren Umgebung.
Auf eine Schachtel Eier habe ich aus Gründen der Empfindlichkeit vorsichtshalber verzichtet.
Gleich im Anschluß an Marklkofen erscheint nach dem Landschaftsschutzgebiet
"Vilstal bei Marklkofen" der Vilstalsee, an dessen Ende ich mich hier schon befinde.
Er hat eine Ausdehnung von etwa 100 ha und dient nicht nur als Wasserrückhaltebecken, sondern durch seine idyllische Lage auch für Wanderungen, Fahrradtouren und Wassersport (Schwimmen, Bootfahren, Segeln und Surfen. Weiterhin gibt es in unmittelbarer Nähe auch ein beheiztes Freibad.
Nachfolgend einige Radlerimpressionen mit dem Vilstalsee im Hintergrund.
Bei Mettenhausen verläuft mein eingeschlagener Weg für kurze Zeit an einem Nebenarm der Vils, die sogenannte Alte Vils, an deren Wasserpflanzenvorkommnis das mehr oder weniger stehende Gewässer zur Geltung kommt.
Ein wenig weiter am südlichen Ortsende von Reichersdorf schweift der Blick gegen die anfließende Vils mit den Lichtspielen auf der Wasseroberfläche.
Das obige Bild stammt von 17:14 Uhr und eine Unterkunft ist auch an diesem Tage noch nicht vorgebucht.
Somit sollte schön langsam mal die Suche hinsichtlich eines Quartiers ins Auge gefasst werden.
Der Blick auf die Handykarte zeigte verheißungsvoll in wenigen Kilometern eine größere Ortschaft an:
Eichendorf
Dort bzw. in der nächsten Umgebung sollte sich doch eine Übernachtungsmöglichkeit finden lassen.
Ein kleiner Tipp für (Hobby-)Archäologen:
Beim Reichersdorfer Nachbarort Aufhausen wurden 1997 bei Ausgrabungen u.a. ein ca. 6000 Jahre altes Gefäß in Menschenform, wie auch einen aus acht Gräbern bestehenden Friedhof aus der Glockenbecherkultur etwa 2400 v. Chr. gefunden.
Die älteste Siedlung stammt dabei in diesem Gebiet aus einer Zeit vor über
7500 Jahren.
In Aufhausen passiert man einen originellen Steinbrunnen in angedeuteter Form einer Dampflokomotive. Das vorhandene Wasser in der Vertiefung unter dem Auslass der Handschwengelpumpe ist jedoch als "Kein Trinkwasser" ausgeschildert und somit leider nicht zum Durststillen für "ausgebrannte" Radler bzw. Wanderer geeignet.
Durch Aufhausen verlief die frühere Bahntrasse von Landau an der Isar nach Arnstorf, die heute den 48 km langen "Bockerlbahn-Radweg" darstellt, den ich letztes Jahr schon während meiner Isar-Radtour gleich südlich von Landau/Isar bei der dortigen Stahl-Fachwerkbrücke kreuzte.
Kurz vor Eichendorf wird in Adldorf die Gräfliche Brauerei Arco-Valley passiert, die die letzte betriebene mehrerer ehemaliger Braustätten ist.
Bierkennern ist die Bezeichnung Adldorf-Birnbach-Valley sicherlich bekannt, wobei die ehemalige Braustätte Valley nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt liegt.
Von Eichendorf habe ich selbst keine Bilder, da ich mit der momentan erfolglosen Quartierssuche rund um den Marktplatz beschäftigt war.
Ja, man ist in Markt Eichendorf und von Gaststätten abgesehen, leider Fehlanzeige bei Unterkünften.
Die Betreiber eines Geschäfts am Marktplatz, die gerade Ladenschluß vollzogen - es war schon weit nach 18 Uhr - konnten mir nicht weiterhelfen, eine Mutter mit Tochter auf abendlichen Spaziergang hatte zwar einige Vorschläge in der näheren Umgebung von Eichendorf, aber entweder war bereits belegt oder die Anrufversuche wurden nicht angenommen.
Sollte ich etwa wieder mehrere Kilometer zurück- oder abweichend vom eigentlichen Fahrtverlauf ins nördlich gelegene Isar-Gebiet ausweichen.
Da kam Mutter und Tochter der Einfall bzgl. eines Hotels in Aldersbach.
Aber dies wären geschätzt mindestens 15 km Fahrtstrecke auf der Hauptstraße . . .
Der Anruf glückte schon mal und die Dame von der Rezeption präzisierte die Entfernung auf ca. 18 km.
Was soll's: "Immerhin nicht gegen meine Fahrtrichtung !!! " sind meine Gedanken und ich tätige die Buchung telefonisch. Falls ich erst nach Rezeptionsschluß um 20 Uhr ankommen sollte, wurde mir noch ein Code für den Schlüsselkasten mitgeteilt.
Aber gleich starte ich auch noch nicht, erst wird mit meinen Helfern noch etwas über meine Tour gesprochen, so daß ich kurz vor 19 Uhr auf dem Eichendorfer Marktplatz endlich in die Pedale "reinhacke" - mit dem beruhigenden Gedanken an das gesicherte Quartier im Hinterkopf.
Meine hilfsbereiten Passanten präsentieren mir meine Anlaufstelle in Aldersbach, die ich bestens weiterempfehlen kann.
Bei Heinrichsdorf, knapp 4 km vor Aldersbach gibt's noch einen kurzen Fotostopp, um gegen meine Fahrtrichtung die gerade noch in ihrer vollen Größe erscheinende Sonne vor ihrem nahenden Untergang festzuhalten. Zusätzlich noch schnell eine wärmende Jacke und eine Warnweste bei der jetzt merklich kühlen Abendtemperatur und fortschreitenden Dämmerung übergezogen und praktisch um Schlag 20 Uhr nimmt mich die gerade noch anwesende Dame an der Rezeption in Empfang, so daß die "Dramaturgie" dieser Quartierssuche am ersten Tag ein angenehmes Ende mit sich brachte.
Aufbruch: | 15.04.2019 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 17.04.2019 |