Vilstal-Radtour 2019 von Dorfen nach Neuötting
3. Tag am 17.4.2019 von Rauchdobl nach Neuötting
Nach dem Frühstück am dritten Tourtag heißt es Abschiednehmen und aus der Oberperspektive sieht man, wie mich einer der beiden Hofhunde nochmals oberhalb des linken Knies beschnuppert, als wollte er testen, ob ich für den anstehenden
3. Tag auch gute Beine hätte.
Und schon bin ich "on the road again", sollte aber kurz nach der Beschilderung rechterhand in Richtung Wolfskugel abbiegen, um nicht zu sehr nach Osten abzudriften. Schließlich war Pfarrkirchen im Rottal das nächst größere Zwischenziel.
Da ich in Stockert fahrlässigerweise zu wenig in die Handy-Landkarte gesehen und dort einen Abzweig verpasst hatte, befand ich mich unversehens auf dem abschüssigen Teilstück über Kieferling nach Brombach, wenige km östlich von Pfarrkirchen gelegen. Da ich erst an diesem Fotostopp meinen Verfahrer bemerkte und den knappen einen km zurück nach Stockert nicht mehr auf mich nehmen wollte, gab es den "einstimmigen" Beschluß, mein Fahrgerät nun abwärts rollen zu lassen.
Die Rott, die ich ab hier gegen ihre Flußrichtung beradle, hat ihren Quellort nur wenige km östlich von Velden an der Vils, das ich am ersten Tourtag passierte und verläuft über Neumarkt-St. Veit, Eggenfelden, Pfarrkirchen, Bad Birnbach und Pocking nach Neuhaus am Inn, wo sie dann in den Inn mündet.
Übrigens liegt Neuhaus am Inn gegenüber der bei Touristen sehr bekannten österreichischen Stadt Schärding.
Jetzt aber wieder weg von der nebensächlichen Beschreibung des Verlaufs der Rott und inzwischen bin ich gleich westlich von Pfarrkirchen bei Postmünster am Rottauensee angelangt.
Der Rottauensee wurde in 1969 als Hochwasserrückhaltbecken gebaut, wurde mittlerweile zum Wahrzeichen der Gemeinde Postmünster und bietet bei einer Wasseroberfläche von 300 ha (Vollstau) ein Stauvolumen von 12,8 Mio. m³ bei einem Einzugsgebiet von 575 km². Angeschlossen ist auch noch ein
Kaplan-Wasserkraftwerk mit 300 kW Leistung und einem Regelarbeitsvermögen von jährlich 1,1 Mio. kWh.
Er ist zwar ein Naherholungsgebiet für alle möglichen Betätigungen, verlandet aber rapide und könnte in absehbarer Zeit kein Stausee mehr sein, sondern über eine Sumpflandschaft zu einem Auwaldgebiet mutieren. Zwischenzeitlich läßt er sich sogar schon zu Fuß von Ufer zu Ufer durchqueren.
Gegenmaßnahmen sind sehr aufwendig und werden vielseitig diskutiert.
Impressionen vom Steg mit meinem nicht-schwimmfähigen Straßenfahrzeug, das nur bei Regen (bei dieser Ferntour nicht gegeben) naß werden kann.
Auch wenn der Rottauensee immer mehr verlandet und zu Fuß zu durchqueren wäre:
Mit meinem Fahrgerät würde ich sicherlich im Untergrund "versumpfen", so daß die Ausrichtung des Fahrrads darauf schließen läßt, daß ich für die Reisefortsetzung weiterhin etablierte Fahrwege mit tragfähiger Oberfläche nutzen werde.
Am obigen Foto ist der Zeitstempel nicht eingeblendet, aber es war eine Minute vor High Noon (Mittag) und früher als sonst üblich wird der weitere Tourverlauf auf den Prüfstand gestellt:
Sollte die Tour mittels einer Umwegschleife und einer weiteren Übernachtung unterwegs am folgenden Tag komplett noch bis nach Hause fortgeführt werden oder sollte ich einen Bahnhof ansteuern und am gleichen Tage noch per Bahn von dort nach Hause gelangen?
Noch gibt es keinen Entschluß und zumindest wird im Groben Mühldorf am Inn angepeilt.
Nach ca. 5 km Fahrstrecke vom Rottauensee durchfahre ich Hebertsfelden mit ihrer katholischen Pfarrkirche St. Emmeram. Auf einem Tafelbild anno 1688 links des Hauptaltars ist die frühere spätgotische Pfarrkirche zu sehen, die 1854 im Zusammenhang mit Bauarbeiten eingestürzt war und von 1859 - 1862 durch den gegenwärtigen Blankziegelbau - wiederum im gebietstypischen spätgotischen Baustil - ersetzt wurde.
Übrigens - wie man sich doch täuschen kann:
Beim Knipsen des Fotos während der Tour fiel mir das Objekt gar nicht auf. Beim Verfassen des Berichts wollte ich feststellen, um welche weitere Kirche es sich handelt, die links des Kirchturms aus der Ferne zu erkennen ist.
Weder auf Google Maps wird eine entsprechende Kirche angezeigt, noch auf der Suchmaschine selbst wird bei den Ortskirchen der Umgebung anhand einer Abbildung eine entsprechende Kirche beschrieben.
In höchster Erklärungsnot und um drohende Schlafstörungen in der anstehenden Nachtruhe zu vermeiden , setzte ich eine Email mit Bitte um Klärung des Sachverhalts an die Gemeindeverwaltung von Hebertsfelden ab, was auch zügig am folgenden Vormittag beantwortet wurde:
Es ist keine weitere Kirche im Hintergrund, sondern die sogenannte "Grotte", die direkt neben St. Emmeram steht.
An einer Ausbuchtung der Rott kurz vor Eggenfelden. Die Rott selbst verläuft auf Höhe des Baum- und Strauchgürtels in Bildmitte.
Entlang der alten Landstraße verlief die Route parallel zur B 588 bis Mitterskirchen, um von dort über die radlertauglichen Landstraßen in Richtung Töging
und Mühldorf am Inn zu gelangen.
Vor dem Überqueren der B 588 werde ich noch von einem Bulldog-Veteranen
der Marke Schlüter passiert.
Etwas oberhalb von Mitterskirchen wird ein kurzer Zwischenstopp an dieser schmucken Kleinod-Kapelle eingelegt.
Bei Lidorf wieder mal ein überaus erheiterndes Kunstwerk.
Ich nenne es mal künstlerisches Stillleben in Form eines verschrotteten Fahrrads in einem Tümpel.
. . . und eine zerschlissene Schuhgarnitur am Lenker lassen natürlich unbegrenzte künstlerische Interpretationsdiskussionen entstehen, gemäß dem Motto:
Was sagt uns dieses "Bild"?
Aber ich besinne mich schnell wieder auf mein radlerisches Handwerk und verlasse mit einem überbreiten Grinsen dieses kunstgesättigte Areal.
Einige Steinwürfe weiter erreiche ich den Landkreis Altötting.
Geradeaus käme ich in meine beabsichtigte Richtung Töging/Mühldorf.
Aber der geneigte Umwegfahrer meinerseits bog nach ca. 50 m in die gerade noch erkennbare Abzweigung nach links in Richtung Arbing ab.
Also war Mühldorf gestrichen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch kurz das Schild
des gerade verlassenen Landkreises Rottal-Inn.
Ab Arbing folgte dann eine (überaus) hügelige Landschaft mit teils heftigen Steigungen (hier nicht ersichtlich) und Gefällen - anstrengend, aber herrlich bis wunderschön.
Die kleinen Verbindungsstraßen in diesem Gebiet zwar recht rumpelig-rissig, aber der darauf ablaufende Verkehr wurde so gut wie nur von mir betrieben.
Nach einer Umwegschleife durch diese so angenehm-positiv vereinnahmende "Hügel-Prärie" geriet ich letztendlich wieder auf die normale Landstraße von Arbing nach Reischach und dort auf die bei Eggenfelden verlassene B 588 in Richtung Neuötting.
Aber die große Bundesstraße konnte mich nicht erschüttern, da ich mich auf dem dazu parallel verlaufenden Radweg im angenehm abschüssigen Gelände kraftsparend dahintreiben lassen konnte.
Da ich mich kurz vor dem Winhöringer Ortsteil Eisenfelden befinde, in dem der Bahnhaltepunkt von Neuötting angestammt ist, denke ich, daß es sich im Bildhintergrund um eine der Neuöttinger Kirchen handelt, da sich Altötting im südlichen Anschluß Neuöttings befindet.
Nun ist es soweit:
Der Bahnhaltepunkt Neuötting ist erreicht und heute entscheide ich mich trotz Schönwetters und genügend Zeit gegen eine weitere Übernachtung und morgige Heimfahrt nach Hause per Rad, sondern nehme noch vor 17 Uhr eine Zugverbindung mit Umstieg in Mühldorf und Rosenheim
zum (Noch-)Heimatbahnhof Westerham, um von dort die letzten noch ca. 2 km radelnd nach Hause abzuhandeln.
Schön war sie, die erste kleine Radl-Ferntour in der Karwoche in 2019 !!!
Kein Regen, kein ungehöriger Gegenwind, keine Not-Übernachtung unter einer Brücke - was will man mehr?
Aufbruch: | 15.04.2019 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 17.04.2019 |