Rund um Blankenheim/ Eifel
Blankenheim: Tiergartentunnel Blankenheim
Wasserversorgung der Burg
Nachdem in den Jahren 1468/1469 die Blankenheimer Herrschaft durch Erbschaft an Graf Dietrich III. von Manderscheid-Blankenheim gegangen war, baute dieser eine Fernwasserversorgung zur Burg, um die bestehende Versorgung aus einer Zisterne quantitativ und qualitativ zu steigern. Er ließ zu diesem Zwecke eine rund einen Kilometer entfernt liegende Quelle im Tal "In der Rhenn" fassen und deren Wasser in einer Holzrohrleitung zu einem neuen Wasserbehälter im Burghof leiten. Die Leitung hatte in ihrem Verlauf ein 12 m tiefes Tal und daran anschließend einen 15 m hohen Bergsporn - den Tiergarten - zu durchqueren. Die Leitungstrasse war also in unterschiedlichen Techniken abschnittsweise als Gefälleleitung, als Druckrohrleitung und als Aquädukttunnel ausgebaut worden. Mit diesem technischen Aufwand nimmt die Wasserversorgung der Blankenheimer Burg im ausgehenden Mittelalter eine herausragende Stellung ein. Im Anschluss an die Tunnelstrecke mündete die Wasserleitung in einen geräumigen Wasserbehälter mit rund 80 m3 Fassungsvermögen. Im Burggelände ist heute noch eine ältere Zisterne aus der Zeit vor dem Bau der Fernwasserleitung vorhanden, deren Vorratsvolumen durch den Bau eines Wasserbehälters im Burghof wesentlich erweitert wurde. In Blankenheim sind sämtliche Elemente der Wasserversorgung der spätmittelalterlichen Burg entweder erhalten oder im Gelände erkennbar; Die Quellfassung „In der Rhenn", die Druckleitungsstrecke durch das Tal beim ehemaligen Bahnhof, der ausgebaute Zulaufgraben vor dem Tunnel, der Tiergarten-Tunnel selbst und das Wasserhäuschen auf der Südseite des Tiergartens. Im Kreismuseum Blankenheim ist eines der Rohre der Wasserleitung zu sehen. Durch die Restaurierungsarbeiten der Jahre 1999-2000 ist in Blankenheim ein Ensemble der Technikgeschichte entstanden, das einen einzigartigen Einblick in die Infrastruktur einer spätmittelalterlichen Burg gibt. Ein archäologischer Pfad erschließt diese technische Anlage.
Text Infotafel an der Burg
Am Rande des ehemaligen Barockgartens findet man das erste Überbleibsel des Tiergartentunnels - das Wasserhäuschen - lag etwa 5 Meter unter dem Leitungsniveau und diente als Auffangbecken. Von dort nutzte man das vorhandene Gefälle für die Wasserversorgung der Burg.
Im weiteren Verlauf unsers Wegs durch den Wald finden wir weiteren markante Punkte des Tunnelbaus durch den Berg - wir haben vor Jahren im Rahmen einer Exkursion mit Prof. Dr. Grewe, dem damaligen Ausgrabungsleiter diesn Teil bereits einmal besichtigt.
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Schnitt durch den Zulaufgraben zum Tunnel
Im Befund zeigt sich ein massiv ausgebaute' Steinkanal, den man auf der Sohle des Zulaufgrabens errichtet hatte. Der Kanal hatte eine lichte Weite von 0,70 m und mit einer Stärke von links 0,80 m und rechts 0,75 m außergewöhnlich starke Seitenwangen aus Kalkbruchsteinen. Das verwendete Bindemittel war ein roter, sehr sandiger Mörtel. Der in Stein ausgebaute Kanalgraben war (wie auch der Tunnel) offensichtlich nur zur Installation und als Schutzbau für eine Holzrohrleitung errichtet worden. Einen bestätigenden Hinweis lieferte schon eine Beschreibung aus dem Jahre 1888, damals lagen die Rohre der Leitung "ganz frei in einem mannshohen gemauerten und gewölbten Stollen ".
Der ausgegrabene Befund wurde gesichert und nach den Abmessungen, die beim weiter südlich gefundenen Revisionsschacht ermittelt werden konnten, ergänzt.
Texte: Infotafeln im Gelände
Ein Revisionsschacht liegt außerhalb der Tunnelstrecke im Zulaufgraben. Ein Blick in das Innere belegt, daß auch der Zulaufgraben als Steinkanal mit Überdeckung ausgebaut war. Für Revisionszwecke war von dieser Stelle aus der leichteste Einstieg in den Tunnel möglich. Auch In diesem Streckenabschnitt war die Wasserleitung als freiliegende Holzrohrleitung auf der Sohle des Bauwerks verlegt.
Die Bauschächte des Tunnels waren ehemals ausgemauert. Sie sind im Laufe der Zeit zusammengestürzt, so dass sich der aus der Bauzeit vorhandene Trichter noch vergrößerte. Anhand dieser Battrichter (im Gelände) lässt sich der Verlauf der Tunneltrasse im Gelände eindeutig belegen.
Um Eifelmuseum sind die Informationen gesammelt und mit Bildern und einem Modell eines Verbindungsstücks der Rohre des Tiergartentunnels dokumentiert.
Rekonstruktion eines Deichelringes.
Die Deichelringe dienten als Verbindungsringe zwischen den hölzernen Rohrleitungen. Bei den Ausgrabungen wurden mehrere Exemplare gefunden. Sie wiesen trotz der langen Bodenlagerung im feuchten Milieu nach über 500 Jahren einen erstaunlich guten Erhaltungszustand auf. Die Originale befinden sich im LVR-Landesmuseum in Bonn.
Original Fragment der Holzrohre
Die Wasserleitung bestand aus miteinander verbundenen aufgebohrten Holzstämmen. Sie hat über Jahrhunderte nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren das gräfliche Schloss mit frischem Trinkwasser versorgt.
Aufbruch: | 15.06.2021 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 18.06.2021 |