2022 - Namaste in Nepal
31.10.2022 - Panauti
Morgenritual
Als wir aufstehen sind die Kinder schon eine Stunde am Lernen. Anschließend gibt es Frühstück und ein Gebet. Danach ziehen sie sich um und gehen zur Schule.
Der Weg ist das Ziel
Unser Ziel ist heute die im Südosten von Kathmandu gelegene kleine Stadt Panauti. Ich kenne diese Stadt bereits aus 2018. Wir fahren zunächst mit dem Taxi zum Bus Stop in Kathmandu. Passang begleitet uns, damit wir den richtigen Bus bekommen. Die Fahrt geht zunächst nach Banepa. Dort müssen wir umsteigen. Die gesamte Tour kostet 120Rupie pro Person. Das ist ca. 1€.
Passang erklärt dem Fahrer wo unser Ziel ist. Dann geht die Fahrt durch das verkehrstechnisch gesehene, chaotische Kathmandu Richtung Banepa.
Zwischenstop Banepa
An der starkbefahrenen Hauptstraße von Banepa steigen wir aus. Wir müssen die Straße queren. Sofort springt uns der Busfahrer zur Seite und begleitet uns auf die andere Seite - mega fürsorglich.
Hilfsbereitschaft
Nach einer kurzen Zeit des Wartens, spreche ich eine junge Frau an und frage wo der Bus nach Panauti startet. Ohne zögern bringt sie uns der Straße folgend an den richtigen Ort.
Panauti
Es dauert knappe 3 Stunden ehe wir am Bus Platz in Panauti ankommen. Dabei waren nur 45km zurückzulegen. Ich erkenne einiges wieder. Wir sind mit Anjali verabredet. Sie wird mit uns zu ihren Eltern gehen. Da sie noch nicht dort ist, nutzen wir die Zeit um noch etwas Obst für die Eltern zu kaufen.
Anjali
Auf Anjali sind wir vor drei Jahren durch unseren Freund Suresh aufmerksam geworden. Anjali wollte gern ein College besuchen. Doch ihre Eltern sind viel zu arm um das bezahlen zu können. So haben wir damals ein crowdfunding gestartet um ihr den Wunsch zu erfüllen. Tatsächlich ist es uns gelungen das Geld zusammen zu bekommen. Eine besonders großzügige Sponsorin war und ist eine Frau aus Frankfurt. Nicole M. gab nicht nur Geld für das College, sie war auch an den Lebensumständen von Anjali interessiert. Die waren zu dem Zeitpunkt extrem schlecht. Der Monsunregen hatte das Eltern Haus zum Einsturz gebracht. Sie lebten unter desaströsen Umständen in einer Blechhütte. Als Nicole das hörte, wollte sie helfen. Nach vielen Rückfragen mit Anjali und ihren Eltern wurde schließlich eine Lösung gefunden. Die Familie hat das alte Grundstück verkauft und als Anzahlung für ein "neues" Haus genommen. Den größeren Rest Betrag, hat Nicole finanziert und der Familie so ein neues Zuhause gegeben.
Heute besuchen wir die Familie. Im Gepäck habe ich ein Geschenk von Nicole für Anjali und natürlich haben auch wir ein paar kleine Gastgeschenke dabei.
Begrüßung
Als Anjali mich sieht, fliegt sie mir regelrecht in die Arme. Sie ist unglaublich glücklich und ich bin es auch. Als wir uns etwas gesammelt haben, machen wir uns auf den Weg. Ihre Eltern wohnen außerhalb von Panauti und das ist mit dem Auto nicht zu erreichen. Vor uns liegen 40 Minuten Fußmarsch. Der Weg ist teilweise recht unwegsam und steil.
Namaste
Wir werden mit leuchtenden Augen und dem Ausdruck vollkommenen Glücks in Empfang genommen. Wir bekommen ein Tika und einen Schal, so will es die Kultur. Die Mutter von Anjali ist völlig aus dem Häuschen und auch dem Vater kann man die Freude über unseren Besuch ansehen. Stolz zeigen sie uns ihr Haus und Vieh. Immer wieder bringen sie ihre riesengroße Dankbar zum Ausdruck. Dann bekommen wir etwas zu essen. Reis mit Gemüsebrühe und Hähnchenfleisch. Alles sehr köstlich. Dazu gibt es Tee. Die ganze Familie ist total bemüht um uns. Wir bekommen sogar noch ein Geschenk.
Wasser
Sie bieten uns auch Wasser zum Trinken an. Doch dann erkläre ich, das wir das nicht trinken können, weil wir es nicht gewohnt sind und furchtbar krank werden würden. Aber das ich mich über einen weiteren Tee sehr freuen würde. Als ich dann die heiße Milch der Büffel trinke, ist die Situation gerettet. Schließlich wollen wir nicht unhöflich sein.
Arbeiten in Dubai
Der jüngere Bruder von Anjali ist in Dubai. Die Eltern konnten es sich nicht leisten ihn zum College zu schicken. Nun ist er im Ausland zum Arbeiten. Er ist gerade 17Jahre alt.
Gastfreundlichkeit
Im Gespräch mit den Eltern wird schnell klar, dass wir auf jeden Fall bei der Familie übernachten müssen. Nein sagen gibt es nicht. Das wäre extrem unfreundlich. Zunächst war die Übernachtung bei Anjali geplant. Doch dann kam es anders. Es kam ein Anruf. Anjalis Großeltern und Urgroßeltern wollten uns unbedingt kennenlernen und außerdem hat die Cousine gerade ein Baby bekommen und das sollten wir nun auch begrüßen. Also haben wir uns auf den Weg zurück nach Panauti gemacht. Anjalis Mutter begleitet uns, sie will keine Minute mit uns missen.
Bei der Großfamilie werden wir schon erwartet und natürlich gibt es auch hier etwas zu essen. Alle sind voller Freude, das wir da sind und das sie uns bewirten dürfen.
Die Urgroßmutter ist schon 94Jahre alt. Die Großmutter bereitet mit großer Freude ein Essen für uns.
Abschied
Anjalis Mutter muss morgen sehr früh zurück nach Hause, denn das Vieh muss versorgt werden. Daher heißt es Abschied nehmen. Sie hätte uns so gern für ein paar Tage bei sich gehabt. So folgt eine Umarmung der nächsten und wir verabreden im Kontakt zu bleiben.
Das war ein Tag voller neuer Eindrücke und Emotionen. Es ist aber auch ein Tag gewesen, an dem wir wieder einmal den Einblick in das Leben der Menschen hier bekommen haben. Es ist voller Entbehrungen und harter Arbeit und dennoch ist die Familie von Anjali zufrieden und glücklich mit dem was sie haben.
Aufbruch: | 27.10.2022 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 22.11.2022 |