Irland - Keltenkreuze, Kleeblätter und schroffen Küsten

Reisezeit: Juni / Juli 2022  |  von Ralf Beelitz

Durch die Wicklow Mountains zum Rock of Cashel

Gleann Dá Loch

Wir verlassen Dublin unter einem strahlend blauen Himmel. Unser Guide lotst uns über quirlige Strassen aus der Stadt. Achtung: alle - wirklich alle ohne Ausnahme - fahren hier auf der falschen Straßenseite!!!
Der Motor meiner Silver Wing hat kaum seine Betriebstemperatur erreicht, da tauchen wir in die Hügel der „Wicklow Mountains“ ein. In dieser Berglandschaft mit seinen kristallklaren Seen lässt sich der Alltagsstress schnell vergessen. Das schmale Teerband, das sich Strasse nennt, schlängelt sich durch weite Moorlandschaften. Wälder gibt es hier keine. Wir sind fast allein unterwegs. Zügig, doch entspannt schwingen wir südwärts. Gelegentlich müssen wir in die Eisen gehen, um einigen Schafen den Vortritt zu lassen.
Dann zieht sich der Himmel immer mehr zu. Dunst und Nebel hängen über der grün-braunen Hochebene. Die Stimmung ist mystisch. Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, als hier Highlander die Gegend durchstreiften. Das Wetter wechselt zwischen bewölkt und regnerisch hin und her, um sich dann doch für Regen zu entscheiden. Es wird Zeit, die Gummipelle überzuziehen. Im Wassernebel bemerken wir kaum die Straßenkreuzung „Sally Gap“ (503 m), gälisch „Bearna Bhealach Sailearnáin“, einen der höchsten Pässe, wenn nicht überhaupt der höchste Pass Irlands.
So schnell wie er gekommen ist, so schnell ist der Regen auch wieder vorbei.
Die „Old Military Road“ leitet uns ins „Glenmacness Valley“. Die Briten bauten die Militärstraße durch die Wicklow Mountains, um nach dem Aufstand von 1798, irische Rebellen aufzuspüren. Am „Glenmacness Waterfall“, dessen Wasser hier 80 m über blanken Fels in die Tiefe rauscht, legen wir einen Stopp ein und genießen die Aussicht weit hinab ins Tal.
Wenige Kilometer weiter, im „Gleann Dá Loch“, dem Tal der zwei Seen, liegen die Ruinen von Irlands berühmtester Klostersiedlung „Glendalough“. In voller Motorradmontur stapfen wir über die Green Road, einen alten Pilgerpfad, durch Wälder, die hier und da einen Blick auf den „Lower Lake“ freigeben. Dann ragt plötzlich der markante Rundturm vor uns 33m in die Höhe, das Wahrzeichen von Glendalough. Das vom heiligen Kevin gegründete Kloster gehört zu den ältesten christlichen Überresten in Europa. Von der einstigen Siedlung sind neben dem Rundturm nur noch die Ruinen einer Kapelle - St. Kevin’s Kitchen - sowie eines Priesterhauses erhalten geblieben, allerdings verleihen die unzähligen Steinkreuze dem Ort eine ganz besondere Stimmung.

Rock of Cashel

Am späten Nachmittag erreichen wir die idyllische Stadt Cashel. Der Ort wird überragt von einer riesigen Burg, dem „Rock of Cashel“. Die Festungsanlage, einst Krönungsstätte von Königen und Sitz von Bischöfen, thront majestätisch auf einem Felsen, den nach einer Legende der Teufel ausgespuckt hat; auch als Sitz von Feen und Geistern wurde sie vor Jahrhunderten verehrt. Von hier oben eröffnet sich uns ein herrlicher Blick über die gesamte Umgebung.

Am Abend lasse ich mir im Pub unserer Unterkunft das traditionelle Eintopfgericht Irlands schmecken: Irish Stew (Stobhach Gaelach) aus Hammel- oder Lammfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Petersilie. Einfach nur lecker!

© Ralf Beelitz, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Westen von Irland zählt zu den spektakulärsten Landschaften Europas. Der Ring of Kerry, die Cliffs of Moher, Moor- und Heideflächen. Schmale Teerspuren winden sich entlang der Küste, klettern über kleine Pässe und tauchen hinab zu traumhaften Buchten.
Details:
Aufbruch: 22.06.2022
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 03.07.2022
Reiseziele: Irland
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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