Vibrancies can be found everywhere - Ägypten 2022
Tribute - Im Tal der Könige
Raus aus der immensen Ansammlung an Gehupe und Seelen stehe ich in der Dunkelheit an der Ramses-Station, Rucksack 1 auf dem Rücken und Rucksack 2 auf der Brust. Taxifahrer oder solche die es gerne wären strömen gleich Motten zum Lichtkegel, die Neonfarben eines sakralen Gebäudes erstrahlen, es ist deutlich wärmer, Schweißperlen stehen in Großbuchstaben auf meiner Stirn.
Schreiben auf der Dachterrasse unter Planeten und der Milchstraße, Satellitenschüsseln auf den unfertigen obersten Stockwerken und eine Erinnerung an die Aufenthalte in Medellín, Popayan oder Aguascalientes. Wobei die Hängematte, die zwei Schreibmaschinen und die 10.000 Jesus-Statuen in der Unterkunft in Guatapé auch nicht von schlechten Eltern waren.
Am nächsten Morgen befinde ich kleines Wesen mich irgendwo zwischen der sengenden Sandkornansammlung unten und dem verschwenderisch strahlenden Sonnenschein oben.
Immer noch thronen die beiden Memnonkolosse zwei Wächtern gleich vor den immensen Weiten der Grabanlagen und trotz ihrer verunstalteten Gesichter strahlt aus ihnen mehr Kraft als bei Lebenden.
Kurz verlaufe ich mich im Tal der Könige, es ist jedoch nicht weiter tragisch. Mit diesen dort fahrenden kleinen Wägen und der gesamten Szenerie fühle ich mich wie in einem James Bond Film der besseren Sorte, zelebriere bereits das Finale einer unendlichen Serialität und weiß, dass das Original einer Initialzündung gleich auf der Tribüne steht. Vermutlich hätte ich an Flaubert auf dem Sphinx-Kopf sitzend denken sollen.
Kein Kommentar.
Sicherlich nicht einmal Futter für eine Randnotiz.
Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Es gibt beträchtliche Differenzen zwischen einer Kosmonautin, einem Kosmopoliten und einem Kleinbürger.
Welche?
In der Tat werde ich nicht derjenige sein können diese Frage zu beantworten.
Meine Spur aus Schweißtropfen wird Anderen noch für ein paar Minuten den Weg weisen, die Japanerin bleibt mir ein Leben lang so wie die weiteren Mitglieder der Touristengruppe eine geraume Zeit im Gedächtnis.
Dendera
Etwas Wasser muss den Nil hinuntergeflossen sein, ich streife wieder durch die Straßen Luxors, ignoriere die Rufe der Händler, flaniere die Uferpromenade entlang, suche vergeblich zwischen all den Feluken und Kreuzfahrtschiffen, den Plastikflaschen und dem angestaubten Schilf eine Bank um mich zu entspannen, um im Halbschatten nichts und davon ziemlich viel zu tun und einzig für die Aneinanderreihung einiger Sekunden meinen Gedanken nachzuhängen. Aber diesen Platz finde ich nicht. Vermutlich mit ein Grund weswegen ich mich einen Sonnenaufgang zuvor dazu entschied in ein Auto zu steigen und mich gen Norden zum Totentempel des Sethi und zum Tempel von Dendera bugsieren zu lassen. Es dauerte seine Zeit, aber ich war froh mehr von dem Land in Augenschein zu nehmen, Weitsichten zu erhalten, in die Ferne zu sehen und antiquare Steinhaufen ohne größeres Publikum zu dechifrieren. Neben der Bewirtschaftung von Feldern, weißer Vögel und Solaranlagen zum Antrieb von Brunnen zieht sich ein imposantes Band von einem Bergrücken zur Linken, Filmkulissenpotential en masse und Asche auf mein Haupt, denn ich habe wieder eine frische kühlende Wasserflasche in der Hand.
Noch im wirtschaftlichen Zentrum wurde mir mitgeteilt, dass es nicht ratsam sei die Spitze der Pyramide zu erklimmen, da es Sicherheitsleute gäbe, die mich von diesem Vorhaben abhalten würden. Vermutlich würden sie nicht auf mich schießen aber ich sollte es nicht versuchen. Gefühlt bei jeder Kontrolle wurde davon ausgegangen, dass ich in meiner tragbaren Edelstahlflasche Alkohol tragen würde, gleichwohl wollte ich einfach nur möglichst wenig Abfall produzierend reisen. Ich scheiterte kläglich.
Schneller rannte der Urlaubssand durch die Glasuhr, vergeblich versuchte ich mich in die Geschichte von 1.001 Nacht hineinzuschleusen, Aladin in der Wunderlampe zunicht nur zu suchen sondern auch zu finden, ihn aufzuhalten oder mich auf den fliegenden Teppich zu setzen. Selbstverständlich befand sich Antoine de Saint-Exupéry in Afrika, ohnehin, wohin hätte sich unser blaue Planet auch nur annähernd gedreht, wenn es diesen Briefe bugsierenden Poeten nicht gegeben hätte? Vermutlich befänden wir uns noch in der Steinzeit nach dem Feuer im Kreis vergeblich suchend. Ich eine also meine Habseligkeiten, beende ein weiteres Notizbuch, verabschiede mich nach einem letzten Tag in Kairo und dem stundenlangen Aufenthalt im koptischen Museum von den Menschen und der Unterkunft. Insbesondere von einem großen Herzen, dass mir zurück nach Europa folgte und bleibt. Einen Koran habe ich samt silberner Gebetskette von der hängenden Kirche, fünf Notizbüchern "Made in Egypt", zwei Skarabäuskäfern, üblichen Accessoires und dem Buch "Cry for Heaven" in meinem Gepäck, verliere wieder einige Tränen wie so oft in dieser Phase und weiß mit aller Gewissheit, dass ich vor dem Jahre 2027 wieder in Downtown auf einer Bank sitzen, einen türkischen Kaffee trinken, dem fröhlichen Treiben und der sich zwischen den Persönlichkeiten schwingenden Liebe Zeuge sein werde.
Gastfreundschaft, Momente gleich Opalen, Déjà-vus, unzählige Stränge an gefüllten Tintenfüllfederhalteraneinanderreihungen, Glücksgefühle und Glitzerzauber nehme ich mit in das Dreiländereck und spüre in meiner Brust, dass dieses Leben von zentraler Bedeutung und tiefster Einzigartigkeit ist und es des Öfteren magisch ist, den Füllfederhalter der eigenen Geschichte in einer der zwei linken Hände zu halten, zu üben, zu üben, zu üben und den Balast in Kähne zu verfrachten, gen Mündung des Nils fließen zu sehen und eines Tages fernab des Bermuda-Dreiecks, des Ärmelkanals und dem Kap der guten Hoffnung sich dieser Flaschenpost anvertrauen zu sehen.
Aufbruch: | 22.10.2022 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 05.11.2022 |