Der Berg ruft: mit Polarausrüstung in die Tropen

Reisezeit: August / September 2015  |  von Martin Gädeke

7 Vulkanbesteigungen: Der Cotopaxi erwacht

[14.08.2015:][/f] Ganz schlechte Nachrichten gab es eben für mich:

Heute Mittag sind wir von Quito Richtung Süden ins kleine Kurörtchen Baños gefahren. Dabei sind wir an auffällig viel Militär und großen Polizeiaufgeboten vorbei gefahren, die an der Panamericana (die wichtigste und längste Straße Amerikas) standen.

Links von uns, wo man den Vulkan Cotopaxi hätte sehen sollen - und ich hatte das so gehofft - waren große, aber anders als am restlichen Himmel, völlig schwarze Wolkenberge zu sehen. Und zusammen mit der generell großen Aufregung im Bus, habe ich dann doch angefangen, mir Sorgen zu machen.

Steht der Cotopaxi kurz vor einem Ausbruch? Ich ahne nichts Gutes...
(Hier erstmal von Latacunga aus gesehen, ca. 40 Kilometer südwestlich des Cotopaxi.)

Steht der Cotopaxi kurz vor einem Ausbruch? Ich ahne nichts Gutes...

(Hier erstmal von Latacunga aus gesehen, ca. 40 Kilometer südwestlich des Cotopaxi.)

Tatsächlich gab es heute im Inneren des Vulkans einige schwere Explosionen. Und offenbar kam es auch zu einer "kleinen" Eruption, die eine Aschesäule 8 Kilometer in den Himmel trieb.

Der Berg selbst wurde umgehend gesperrt, 15 Kletterer mussten ihren Aufstieg abbrechen - sie berichten von Schwefelgeruch und Erschütterungen.

140 Jahre war jetzt Ruhe, dass der Berg genau jetzt solchen Ärger macht, 3 Wochen vor meinem geplanten Aufstieg, das passt mir garnicht.

Aber mal abgesehen von meinem persönlichen Empfinden, geht es hier natürlich um etwas Größeres, mit potentiell deutlich weitreichenderen Folgen. Der Bürgermeister des 50 Kilometer entfernten Quito hat bereits angekündigt, Mundschutz bzw. Gesichtsmasken an die 2,3 Millionen Einwohner zu verteilen. Offenbar macht man sich hier Sorgen, und ich mir jetzt auch.

[Update 15.08.2015:][/f] Mittlerweile wurde der Notstand ausgerufen und Evakuierungsmaßnahmen in direkter Umgebung des Vulkans wurden eingeleitet. Einige Dörfer, die direkt von pyroklastischen Strömen betroffen wären, sind von den Maßnahmen betroffen.

[f][Update 17.08.2015:][/f] Wir sind seit gestern in Latacunga, in direkter Sichtweite des Vulkans. Die Lage hier ist sehr ruhig, alle gehen völlig unaufällig ihren Jobs nach, kein Zeichen von Panik.
Die offizielle Warnstufe ist zwar immer noch auf "Gelb", was theoretisch eine Nachrichtensperre mit einschließt. Aber die offiziellen Verlautbarungen geben Entwarnung: "Für die nächste Zeit nicht weiter mit Ausbruch zu rechnen."

Der Vulkan Cotopaxi war heute zum ersten Mal halbwegs zu erahnen: ein sehr dünnes, aber dafür kilometerlanges Ascheband zieht sich über den Horizont, offenbar direkt nach Westen Richtung Pazifik und glücklicherweise südlich von Quito (soweit wir das hier optisch beurteilen können).

Der Vulkan Cotopaxi war heute zum ersten Mal halbwegs zu erahnen: ein sehr dünnes, aber dafür kilometerlanges Ascheband zieht sich über den Horizont, offenbar direkt nach Westen Richtung Pazifik und glücklicherweise südlich von Quito (soweit wir das hier optisch beurteilen können).

Cotopaxi zum ersten Mal zu sehen!!!

[Update 18.08.2015:][/f] Wir verlassen Latacunga. Zum Abschied zeigt sich der Cotopaxi um 6 Uhr morgens zum ersten Mal! Sehr beeindruckend, wie ich finde - ich hab mich so auf den Aufstieg gefreut, jetzt bekomme ich ihn aber wenigstens zu sehen.

7.10 Uhr, Rauchentwicklung am Cotopaxi.

7.10 Uhr, Rauchentwicklung am Cotopaxi.

Der Cotopaxi von Westen gesehen (aus ca. 4.000 Meter Höhe):
die Aschewolke senkt sich Richtung Quito ins Tal, wird dann aber wieder hochgetrieben, um über den "echten" Wolken als gigantischer Smog weiter Richtung Pazifik zu verwehen.
Man beachte die die obersten 1000 Höhenmeter des Vulkans: das ist der Gletscher, der den Menschen hier solche Sorgen bereitet. Meine Vermutung als Laie dazu: die befürchtete Zerstörung durch Lahare (Wasser-/Schlamm-/Schuttlawinen) dürfte zumindest ein wenig "schwächer" ausfallen als vor 140 Jahren, einfach, weil der Gletscher nicht mehr so groß ist. Reine Laien-Vermutung

Der Cotopaxi von Westen gesehen (aus ca. 4.000 Meter Höhe):
die Aschewolke senkt sich Richtung Quito ins Tal, wird dann aber wieder hochgetrieben, um über den "echten" Wolken als gigantischer Smog weiter Richtung Pazifik zu verwehen.
Man beachte die die obersten 1000 Höhenmeter des Vulkans: das ist der Gletscher, der den Menschen hier solche Sorgen bereitet. Meine Vermutung als Laie dazu: die befürchtete Zerstörung durch Lahare (Wasser-/Schlamm-/Schuttlawinen) dürfte zumindest ein wenig "schwächer" ausfallen als vor 140 Jahren, einfach, weil der Gletscher nicht mehr so groß ist. Reine Laien-Vermutung

Der Iliniza - auch eins meiner Ziele, auch nicht ganz klein.

Der Iliniza - auch eins meiner Ziele, auch nicht ganz klein.

[Update 04.09.2015:][/f] weitere schwere Explosionen und mehrere Ausstöße gigantischer Aschewolken von 2-3 Kilometern Höhe.

[f][Update 10.09.2015:][/f] Der Cotopaxi steht unter sehr genauer Beobachtung. Florian, ein befreundeter Vulkanologe hat dieses Foto für mich aufgenommen.

Cotopaxi und Aschewolke (Luftaufnahme).

Cotopaxi und Aschewolke (Luftaufnahme).

© Martin Gädeke, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diese Reise wird etwas ganz Besonderes für mich: zum ersten Mal geht es nach Südamerika, und als ob das nicht genug wäre, habe ich mir zum Ziel gesetzt, als langjähriger Sportmuffel den Cotopaxi (5.897 Met­er) zu besteigen. Und noch etwas: nach langer, langer Zeit schreibt der Typ von umdiewelt.de (das bin ich) endlich wieder selbst einen Reisebericht! Ich freu mich saumäßig :-)
Details:
Aufbruch: 06.08.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 10.09.2015
Reiseziele: Ecuador
Original Meerschweinchen-Rezept
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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