Der Berg ruft: mit Polarausrüstung in die Tropen
7 Vulkanbesteigungen: Vulkanasche
August/September '15: so bin ich rund um den Cotopaxi unterwegs. Egal ob beim Einkaufen oder bei der Besteigungung von Vulkanen: die Maske ist dabei. Und die Vulkanasche auch.
Danke an Florian, einen Vulkanologen, den wir in Quito getroffen haben, und der dieses Foto für mich aufgenommen hat!
Es ist jetzt schon eine Katastrophe. Dabei ist der Cotopaxi noch garnicht richtig ausgebrochen, sondern spielt nur.
Aber eine Folge, die man vor Ort nicht übersehen kann, ist die Vulkanasche. Sie ist überall. Wirklich: überall.
Vulkanasche ist nichts anderes als kleinste Gesteinsbrocken (sog. Pyroklaste), die in der Regel durch Zerbrechen des Gesteins bei gigantischer Hitze - oder wahlweise durch Kristallisation - entstehen. Streng genommen ist Vulkanasche also nicht das, was wir Laien unter Asche verstehen. Es handelt sich nämlich eben gerade nicht um das Endprodukt einer Reaktion wie beim Abfackeln eines guten Steaks.
Und weil Vulkanasche also in Wirklichkeit nichts anderes ist als Gestein, möchte man das Zeug ungern in die Lungen kriegen - weil es dort im schlimmsten Fall für immer bleibt und einem eine Quarzstaublunge beschert.
Einschränkend sei noch gesagt: offenbar gibt es durchaus verschiedene Zusammensetzung von Vulkanasche. Und nicht immer ist Siliciumdioxid (das ist das wirklich gefährliche Zeug) vorherrschend. Dummerweise hatte ich mein Siliciumdioxid-Spektrometer in Ecuador nicht dabei, darum blieb mir nur die Porzellankiste und die dazugehörige Mutter... (ja, da muss man jetzt einen Moment drüber nachdenken )
Och, das ist doch harmlos. So ein kleines Wölkchen!
Wobei...: ganz links sieht man, wie das bisschen Vulkanasche 3 Kilometer hoch aufgewirbelt wird und sich schön über's ganze Tal verteilt (nördlich von Latacunga, ungefähr in Richtung des Örtchens Machachi, s.u.).
Der tut nix. Der will nur spielen...
(Die rotbraunen Bereiche sind die Flanken des Cotopaxi, darüber sieht man weiß den Gletscher.)
... eine riesige, nicht enden wollende Wolke von Vulkanasche.
Gesehen vom Pasochoa auf 4.200 Metern. Die Wolke verändert sich minütlich, man kann kleinere Asche-Eruptionen in Echtzeit beobachten.
Die Vulkanasche ist überall
Meines Wissens (???) hatte ich Glück und habe mich zu keinem Zeitpunkt wirklich in der Wolke befunden. Das ändert aber nichts daran, dass die extrem feine Asche bei jedem Schritt, bei jedem Windstoß aufgewirbelt wird, ja vermutlich schon beim schief Anschauen.
Ist man zu zweit unterwegs, so wirbelt der eine bei jedem Schritt die Vulkanasche der letzten Woche in die Luft - und der Wind treibt sie dem anderen direkt ins Gesicht.
Mehrere der Vulkane, die auf dem Programm standen, musste ich darum mit Maske besteigen: das macht die Sache nicht einfacher. Zum einen bekommt man deutlich schlechter Luft, zum anderen muss man die billige Maske ständig ans Gesicht pressen, damit sie dicht bleibt und die Brille (ein ständiges Ärgernis) nicht beschlägt.
Vulkanasche und die Tiere
Wir Menschen haben's eigentlich gut. Wir evakuieren uns, gehen in Häuser, oder tragen eben Masken, die man schlagartig überall für 25 Cent kaufen kann.
Pflanzen und Tiere haben es da schwerer: Kühe kauen die Vulkanasche, dabei geht ihr Gebiss vor die Hunde. Diese hingegen (also die Hunde) lassen sich streicheln und kriegen garnicht mit, dass sie das Zeug dabei ungefiltert einatmen.
Woher ich weiß, dass der aufgewirbelte Staub Vulkanasche ist? Wir befinden uns 10 Meter von obigem Dachfenster entfernt, das jeden Tag mit neuem Muster aufwartet.
Mir wurde auch von Kühen und Pferden berichtet, die innerhalb von nur 10 Tagen drastisch abgemagert seien, weil auch die Verdauung nicht mit der Asche klarkommt. Ich selbst habe solche Tiere nicht gesehen und zumindest die Nutztiere wurden wohl mittlerweile in andere Teile des Landes gebracht. Immerhin.
Vulkanasche und die Pflanzen
Die folgenden Bilder wurden bei der Besteigung des Illiniza Norte aufgenommen und sprechen wohl für sich. Mangels Botanik-Kenntnissen sind die Namen der Blumen nur Nährungswerte und ich lasse mich gerne verbessern!
Zu Besuch in der Stadt
An einem meiner Ruhe-Tage (die während der Höhenakklimatisation nötig sind) bin ich auf die saudumme Idee gekommen, zum Wäschewaschen in die nahegelegene Stadt Machachi zu fahren.
Saudumm aus zwei Gründen: zum Einen war das Wäschewaschen in meiner Unterkunft (der Papagayo Hostería) übel teuer - aber immer noch billiger als ein kompletter Tagesausflug in eine ziemlich hässliche Stadt. Zum anderen musste ich dort 4 Stunden warten, was keine wirklich angenehme Erfahrung war.
Denn auch hier: Vulkanasche überall. Die meisten Menschen sind mit Maske unterwegs. Jedesmal, wenn ein Auto vorbei fährt, drücken sich die Passanten in die Häuserecken und hoffen, dass ein gnädiger Wind den aufgewirbelten Staub schnell verweht. Manchmal passiert das, manchmal wird es aber dadurch nur schlimmer.
Den Großteil meiner 4 Stunden habe ich mitsamt meiner Atemmaske in einem geschlossenen(!) Restaurant gesessen und einfach nur gelesen. Alle 15 Minuten ging eine der Kellnerinen herum, um alle Tische (Glasplatte auf dunklem Holz) neu zu wischen. Man konnte zusehen, wie die Asche langsam das Glas vernebelte.
Mann, war ich froh, als ich meine saubere Wäsche wieder in der Hand hatte und aus Machachi raus kam!
Aufbruch: | 06.08.2015 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2015 |
Original Meerschweinchen-Rezept