Main-Radferntour 2024
Anreise und 1. Tag am 15.7.2024
Von Marktbreit nach Randersacker
Im Vorlauf die Bahnanreise nach Marktbreit, anschließend per Rad über Ochsenfurt, Gossmannsdorf, Winterhausen, Sommerhausen und Eibelstadt nach Randersacker.
Es folgen 49 Bilder und ca. 15 Minuten Lesezeit.
Es ist wieder Ferntour-Zeit und Rohbogner's bepacktes Ferntour-Radl steht auf den Zug wartend am heimatlichen Bahn-Haltepunkt zur Abfahrt an einen entfernten Startpunkt bereit !
Diesmal kein Packchaos, da unüblicherweise schon am Vortag die entscheidende Vorarbeit geleistet wurde. Nur einige Äpfel und abgepackte Wurst kam noch in die Packtaschen, sowie die "streng geheime" Getränkemischung (psst ! - nicht weitersagen : jeweils 1 l Leitungswasser mit einem guten Schuß Zitronen- bzw. Limettenkonzentrat, sowie einer Messerspitze Kochsalz versetzt.) in die beiden Halterungen der Getränkeflaschen.
Es war ein stresstest-untauglicher Tagesbeginn mit Zugabfahrt erst um kurz nach
9 Uhr mit minimaler Verspätung, auch der Umstieg in Holzkirchen ergab einen problemlosen Standplatz für das Rad.
Da ich die erste Unterkunft bereits von zu Hause aus in Randersacker, wenige km vor Würzburg gelegen, gebucht hatte, waren vom eigentlichen Tourbeginn in Marktbreit keine 20 km zu strampeln.
Durch diese Gegebenheit konnte ich in München Hbf eine Verbindung in Richtung Würzburg ohne den zeitlich knapp bemessenen Umstieg in Treuchtlingen nutzen.
Dadurch hatte ich zwar in München Hbf einen Umsteigeaufenthalt von über
1,5 Stunden, der aber auf meine besondere Art und Weise gelöst wurde.
Da gibt es nämlich außerhalb der Haupthalle am Gleis 11 das gleichnamige Modellbahngeschäft.
So ergab sich die Konstellation: 1:1-Hobby trifft Modell-Hobby und durch meinen großen Zeitpuffer konnte ich die weite Schaufensterfront ausgiebig "mit der Nase polieren".
Allerdings suchte ich dann rechtzeitig vor Bereitstellung des Regionalexpress den Bahnsteig auf, um möglichst vor anderen stellplatzkonkurrierenden Radlern den Zug zu entern. Radstellplätze im Regionalverkehr lassen sich ja bekanntlich nicht reservieren.
Somit lief bisher allles planmäßig, bis beim Halt in Augsburg Hbf eine negative, sowie positive Durchsage angekündigt wurde.
Negativ: LKW hat Bahnunterführung gerammt und beschädigt.
Positiv: Das Notfall-Management ist bereits unterwegs, um den Schaden zu begutachten.
Augsburg Hbf konnte also auf unbestimmte Zeit weder in Richtung Westen bzw. Norden (für mich wichtig !) verlassen und auch nicht aus diesen Richtungen angefahren werden.
Stillstand in Augsburg. Falls die Statik der Brücke stärker beeinträchtigt gewesen wäre, hätte ich mit viel, viel Zeitverlust den nächsten Halt außerhalb Augsburgs anradeln und auf einen Notverkehr von dort aus hoffen müssen.
Nach einer quälend langen halben Stunde Wartezeit setzte sich mein Zug dann doch wieder in Bewegung.
Und unter Ausnutzung von Zeitreserven im Fahrplan und schnellen Abfertigungen bei den zahlreichen Zwischenstopps waren gut 10 Minuten vor der planmäßigen ankunft in Marktbreit nur noch 5 Minuten Verspätung prognostiziert.
Der nächste Zwischenschock
Wenn es auch in Marktbreit vom klimatisierten Zug ins Freie ging - dieser Temperaturunterschied war nicht wieder schnell kompensiert.
Es war wirklich - wenn auch nicht brütend - sehr heiß, so daß die erste Abwehrreaktion darin bestand, das Bahnhofskiosk zu entern und den Eistruheninhalt um ein Magnum zu verringern.
Wenn da die nächsten paar Tage mit den weitaus höher anvisierten Entfernungen auch dieses Wärmeniveau haben sollten, bestünde natürlich die erhöhte Gefahr des "innerlichen Ausbrennens", bedingt durch meine immer mehr ansteigende Unverträglichkeit gegenüber Hitze. bzw. hoher Wärme.
Für die heutige relative Kurzstrecke von nicht einmal 20 km sollte es aber ohne Probleme voran gehen.
Kurz nach dem Start von Marktbreit spannt sich die Talbrücke Marktbreit der A7 über den Main.
Diese Brücke hat jedoch bereits so erhebliche Schäden, daß sie nicht mehr saniert werden kann, sondern letztlich abgerissen und neu gebaut werden muss.
Wann dies geschehen soll, steht jedoch noch in den Sternen, da bislang keine Genehmigung der Regierung von Unterfranken vorliegt.
Die 1981 fertiggestellte Brücke hat eine Gesamtlänge von 928 m, eine längste Stützweite von 108,6 m und eine Höhe von 60 m.
Kurz nach Unterquerung der Talbrücke präsentieren sich auf dem Weinhang die ersten Rebstöcke sauber in Reih und Glied.
Botanik am Rande des Radwegs:
"Gewöhnlicher Natternkopf". Blüten, Blätter und Samen können in der Küche eingesetzt werden.
Am unteren Spitz des Maindreiecks gelegen, liegt zwischen Kitzingen und Ochsenfurt mein diesjähriger Startort Marktbreit.
Bitte nicht von den gelben Pfeilen täuschen lassen:
Die Flußrichtung des Mains, wie auch meine Fahrtrichtung verlaufen von rechts nach links.
Wenige km nach Marktbreit wird die Stadt Ochsenfurt erreicht, die in 725 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Schwedenkönig Gustav Adolf nutzte die Stadt während des Dreißigjährigen Krieges als Quartier, 1813 wurde die Stadt Teil des Königreichs Bayern. 1945 war Ochsenfurt von den Amerikanern besetzt, die "Alte Mainbrücke" (hier aus lichttechnischen Gründen gegen die Fluß- bzw. meine Fahrtrichtung gesehen) im Zweiten Weltkrieg zerstört und in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut.
Erbaut wurde die Brücke von 1512 bis 1519.
Während einer baubedingten Sperrung der Brücke wurde einmal eine Fährverbindung für Fußgänger eingerichtet. Diese Fährverbindung erfreute sich dann einer so großen Beliebtheit, daß sie auch nach Wiedereröffnung der Brücke beibehalten wurde.
Sogar rechtsverbindlich heiraten kann man auf der Fähre namens "Nixe".
Fährbetrieb leider nur Samstags, Sonn- und Feiertags - ich war hier an einem Montag unterwegs, wäre gerne übergesetzt.
Die linksmainische, westliche Brückenkanzel mit einer Steinstatue des Schutzpatrons der Brücken, Johannes von Nepomuk, der 1393 in Prag durch Sturz von einer Brücke hingerichtet wurde und als Märtyrer verehrt wird.
Lange Zeit war direkt an der Brücke der Standort der Mainmühle, die jedoch 1784 von Wassermassen fortgerissen und nicht wieder aufgebaut wurde.
Das Wasserkraftwerk Goßmannsdorf besteht aus zwei Kaplanturbinen mit einer Durchflußmenge von 100 m³/s und erzeugt eine Leistung von 2,15 MW.
Linkerhand der Buschreihe befindet sich noch eine Schleusenkammer von 300 m Länge und 12 m Breite. Fertigstellung in 1951.
Kleiner Jahreszeitenwechsel gefällig?
Linksseitig von Winterhausen führt die Straßenbrücke nach Sommerhausen, aber eine noch weitere Temperaturerhöhung gab es trotz dessen zu meinem Vorteil nicht.
Direkt südlich an Eibelstadt angrenzend befindet sich ein Freizeitgelände mit Spielplätzen und Bademöglichkeit in dieser Ausbuchtung des Mains.
Ein schönes Wiedersehen in der Altstadt von Eibelstadt:
Im Restaurant und Boutique Hotel "Weinforum Franken" hatte ich in 2014 auf Radferntour von Glückstadt an der Elbe über Hamburg etc. etc. hier Quartier bezogen. In der Stadt Fulda gestartet (ja da habe ich sogar mal in einer größeren Stadt genächtigt), wollte ich dasselbe in Würzburg vermeiden.
In Randersacker war alles belegt, konnte mir aber mit viel Glück von dort dieses Quartier in Eibelstadt gerade noch über Google Maps sichern. Ab Randersacker begann es damals schon unaufhörlich zu dämmern, aber mit dem sicheren Ziel als Ansporn waren die letzten wenigen km wie mit Rückenwind abgeleistet. Tolle Erinnerungen an die Königsetappe von 2014 !!!
Hier noch ein Teil der alten Stadtmauer von Eibelstadt (ca. 3.100 Einwohner, seit 1434 mit Stadtrecht) mit dem Henkerknechts-Turm, einen von insgesamt 14 Türmen der Wehrmauer. Rechts vom Turm noch die Pfarrkirche St. Nikolaus, mit den ältesten Teilen aus dem 13. Jahrhundert.
Rechts im Hintergrund der Kere-Turm von Eibelstadt aus dem Jahre 1573, der ursprünglich die Wohnung eines Stadttürmers war.
Ja, ich befinde mich noch auf dem richtigen Radweg und strebe rechterhand weiter.
Am Gepäckträger ist übrigens seit dem morgendlichen Start zu Hause noch der
"Mangfall-Bote", meine heimatliche Tageszeitung eingeklemmt. Zum Lesen hatte ich wie üblich auch während der Anreise mit dem Zug kaum Zeit vor lauter aus dem Fenster gucken...
Nach einer ungeheuerlichen Tagesstrecke von 17,98 km erreiche meinen Quartiersort, den Markt Randersacker an einer Schautafel über den Weg des Abtes Albert von Stade (an der Elbe) über u.a. Randersacker nach (aller Wege) Rom als Pilger zum Papst in 1236. Alles zu Fuße und auch wieder zurück. Da wird der tapfere Abt sicherlich mehr als ein Jahr gepilgert sein.
Dazu meine ich:
Wer's mag, der soll's !
Da die Radler-Leistung heute ja nicht so prickelnd war, gibt es nach dem Beziehen des Zimmers und einer kleinen Verschnaufpause noch einen ausgedehnten Auslockerungsspaziergang in den direkt nördlich an das Quartier angrenzenden Weinhang.
Um den Weg über die weitgeschwungenen Straßenkehren abzukürzen, wird der direkte Trampelweg zwischen den Rebstöcken genommen, damit höhere Aussichtspositionen erreicht werden können.
Wo ist er denn?
Eigentlich hinter viel Grün verborgen. Aber an der in zwei Baumlücken sichtbaren Fensterfront eines Hotelschiffes läßt sich der Main sicher lokalisieren.
An dieser Linksbiegung des Mains endet mein Quartiersort Randersacker und im Hintergrund dürfte die Wohnbebauung schon zu den linksmainischen Stadtteilen Heidingsfeld und Steinbachtal der hinter dem großen Weinhangrücken verborgenen Stadt Würzburg gehören.
Während der ausgiebigen Fernblicke gab es jedoch eine schleichende Wolkenverdichtung und bei den ersten zaghaft niedergehenden Regentropfen hieß es den recht zügigen Rückzug in Richtung Unterkunft in die Hand bzw. Füße zu nehmen, da ich meine Regenausrüstung optimistischer Weise auf dem Zimmer zurückließ.
Aber die nassen Himmelsteile blieben dann doch noch so lange spärlich, bis die Unterkunft wieder erreicht war.
Wenige Minuten vor der trockenen Unterkunft säumten noch zwei Randersackerer Blech-Feuerwehrkameraden meinen Rückzugsweg.
Aufbruch: | 15.07.2024 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 18.07.2024 |