Main-Radferntour 2024
2. Tag am 16.7.2024
Von Randersacker bis Dorfprozelten
Über Würzburg, Thüngersheim, Zellingen, Himmelstadt, Karlstadt, Gemünden am Main, Lohr, Rothenfels, Marktheidenfeld, Bettingen, Urphar, Wertheim und Stadtprozelten.
Es folgen 113 Bilder mit ca. 50 Minuten Lesezeit, sowie ein Videolink.
Eine kleine Gruppe der weitverbreiteten Kanadagänse.
Aus der Familie der Entenvögel stammend gelten sie als die weltweit am häufigsten vorkommende Gans.
Über deren Plagepotenzial und Invasivität haben der NABU und Bundesamt für Naturschutz ihre eigenen Auffassungen, die ich nicht weiter detailliert darlegen möchte. Ein Passant äußerte sich dahingehend:
Die fressen alles nieder und sch...... dann alles voll.
So eine Kanadagans ist schon eine stattliche Erscheinung von der man nur ungern attackiert werden will. Aber meine Annäherung (das war kein besonderes Zoomfoto) ignorierte dieses Exemplar sichtlich mit Desinteresse und weiterer Fresstätigkeit.
Der Fischreiher dagegen hat von Haus aus eine sehr scheue Natur. So war ich doch recht erstaunt, daß dieser hier lange Zeit still verharrte, so daß ich anhalten, das Handy in Anschlag bringen und knipsen konnte, bevor er sich abhebend in eine andere Jagdposition nach einer Portion Fisch begab.
Zwei Beispiele für Weinbau in einem Bild:
Im Vordergrund die sogenannte Flachlage mit einer Neigung von unter 5 %,
bis 30 % stellen eine simple Hanglage dar, bei mehr als 30 % besteht Steillage, die der Hang im Hintergrund geschätzt aufweisen dürfte.
Ergänzend spricht man von Steilstlage von Flächen, die aufgrund ihrer extremen Hangneigung von teilweise ca. 100 % fast jeglicher Mechanisierung unzugänglich sind - dies vor allem in den engen Flußtälern von Mittelrhein und Mosel.
Inzwischen bereits auf dem Gebiet der Residenzstadt Würzburg angekommen, erscheint linksmainisch auf der Anhöhe das Marien-Heiligtum Käppele.
In 1640 wurde ein Bildstock errichtet, 10 Jahre später eine kleine Kapelle ("Käppele"), die später mehrmals vergrößert wurde.
1748 - 1750 wurde schließlich neben dem Käppele die Kirche nach Plänen des berühmten Balthasar Neumann errichtet.
Von 1749 - 2014 betreuten die Kapuziner die Wallfahrt. Nach deren Abschied wird Pfarrer Treutlein mit dieser Aufgabe betraut, unterstützt von Brüdern der Franziskaner-Minoriten.
Einen Steinwurf weiter thront die Feste Marienberg hoch über einem Weinberg als weithin sichtbares Wahrzeichen Würzburgs.
Ab dem Jahre 1200 entstand auf dem Marienberg eine ungewöhnlich große Burg, die im Spätmittelalter und in der Renaissance ausgebaut und erweitert wurde.
1945 wurde die Burg durch einen Brand fast vollständig vernichtet, wobei Rekonstruktion und Wiederaufbau bis 1990 andauerten.
Heutzutage beinhaltet die Feste Marienberg ein Kunst- und Geschichtsmuseum, sowie einen gepflegten Terrassengarten.
Zum ersten mal in Blickweite: die "Alte Mainbrücke".
Sie ist die älteste steinerne Brücke Würzburgs und stellte über Jahrhunderte einen der wichtigsten Verbindungswege im Stadtgebiet.
Die Steinbogenbrücke mit einer Länge von 185 m wurde im 12. Jahrhundert erbaut, wobei Teile der aktuellen Brücke noch vom ersten Bau stammen.
Bevor man als Radler zur Brücke gelangt, wird der offizielle Mainradweg ein kurzes Stück in Richtung Innenstadt über den Dom und am Rathaus vorbei geleitet, bevor man über die Alte Mainbrücke auf die gegenüberliegende Seite des Mains geführt wird.
Im Hintergrund der Würzburger Dom St. Kilian. Die hinteren beiden Türme (der linke ist großteils verdeckt) gehören ebenfalls zum Kiliansdom. Dieses viertgrößte romanische Kirchengebäude Deutschlands mit einer Gesamtlänge von 105 m wurde in den Jahrzehnten nach 1040 errichtet und nach massiven Kriegsschäden seit 1945 wieder renoviert.
Rechts hinten spitzt noch einer der Türme des Doms hervor, während frontal vor uns der Grafeneckart, ein romanischer Turm mit 55 m Höhe hervorsticht.
Er stellt das älteste Teil des Würzburger Rathauses dar und wurde erstmals in 1180 erwähnt.
Nach Beendigung der kleinen Altstadtschleife wird der Main auf der vorher bereits erwähnten Alten Mainbrücke überquert.
12 Brückenheilige mit im Schnitt 4,50 m Höhe verschaffen der Alten Mainbrücke
ihre besondere Berühmtheit - hier im Bild St. Kilian.
In der rechten Bildhälfte die barocke Statue des Brückenheiligen St. Josephus.
Rechts im Hintergrund der obere Teil der evangelischen Deutschhauskirche mit ihrem Zwiebelturm, zwischen 1260 und 1320 als Kirche des Deutschen Ordens erbaut und 1922 der evangelischen Kirche überlassen.
Blick zurück flußaufwärts zur Alten Mainbrücke.
Zwischen den rechten beiden Brückenpfeilern verläuft die Schleuse Würzburg.
Auf der Anhöhe des Steinbergs thront Schloss Steinburg, ein elegantes
4-Sterne-Hotel mit Nobelrestaurant, also nichts für einen kleinen Fernradler wie mich - noch dazu ist es erst 8 Uhr vormittags ...
Das Portal des Steinbergtunnels.
Rechterhand vom nahen Würzburger Hbf kommend, ist dieser mit 579 m Länge der südlichste von 66 Eisenbahntunneln der in 1991 fertiggestellten und 327 km langen Neubaustrecke Hannover - Würzburg. Als einziger aller Tunnel der Strecke bekam dieses Südportal an der Weinlage "Würzburger Stein" aus ästhetischen Gründen eine Natursteinverkleidung aus Muschelkalk.
Nach einer kurzen Talbrücke und einem weiteren Tunnel überquert die hier von rechts (Würzburg) kommende Strecke auf der Maintalbrücke Veitshöchheim zuerst die Gleise der alten Maintalstrecke und nachfolgend den Main.
Die Gesamtlänge beträgt 1315 m, bei 32 m Höhe, 14 m Breite und einer Bogenspannweite von 162 m.
Von Zellingen aus gesehen, erscheinen kurz vor Retzbach erste auffällige und steile Felsformationen.
Die GMS (Großmotorgüterschiff) "Allure", ein Binnenfrachtschiff mit 102,2 m Länge, 9,50 m Breite, 3,07 m Tiefgang, einer max. Tonnage von 2026 t und 1200 PS Maschinenleistung verläßt die Schleuse Himmelstadt in Richtung Würzburg.
Registrierungsnummer (oben) und Länge, Breite, Tonnage der GMS "Allure".
Tiefgang und Leistung habe ich aus einer weit verbreiteten Suchmaschine "geg...".
Seit 1986 besteht in Himmelstadt aufgrund des "himmlischen" Namens das Weihnachtspostamt, an das vor allem Kinder in der Adventszeit weihnachtliche Briefe richten können. Diese werden normalerweise auch beantwortet.
Kurz hinter Himmelstadt bis kurz vor Karlstadt stechen unterhalb der Weinhänge auf der östlichen Mainseite wieder charakteristische Felsformationen in gezackter Form hervor.
Einwurf für (Hobby-)Eisenbahner: Schwer zu erkennen (am schärferen Originalfoto ist das entscheidende Detail noch besser zu sehen) zieht eine DB Güterzuglok der Baureihe 185 (TRAXX 2 vom Hersteller Bombardier) mit einer Leistung von 5600 kW
Dauerleistung einen sog. "Mischer" oder auch "Gemischtwarenladen" (Güterzug mit unterschiedlichen Güterwagengattungen) in Richtung Würzburg und weiter.
Der Güterzug befindet sich gerade auf Höhe der weiter oben bereits angesprochenen Felszacken unterhalb der Weinhänge.
Oberhalb des linksmainischen Vororts Laudenbach von Karlstadt befindet sich auf 210 m Höhe in Bildmitte die Burgruine Laudenbach, erbaut um 1150 und heutzutage im Besitz der Stadt Karlstadt.
Mainradtour-Variante
Im Vorgriff zu den folgenden Bildern:
Außer den An- und Rückreisen per Bahn der beiden Jahre 2023 und 2024 entlang des Mains bin ich die kompletten Streckenanteile lückenlos auf dem Rad abgestrampelt.
Es geht natürlich auch per aufgelockerter Form des Vorankommens.
Gerade auf der Straßenbrücke von Laudenbach zum Hauptort Karlstadt verweilend, passiert mich doch ein besonderes Schwimmgefährt:
Zuerst fallen mir ein ganzer Schwung Fahrräder im vorderen Bugbereich auf.
Ja wollen die denn etwa nicht in die Pedale treten?
An der Heckbeschriftung und an einer weiteren Tafel in der hinteren Schiffshälfte (leider nur am Originalbild lesbar) wird das Schiff als "Allure" - Amsterdam benannt.
Wir hatten ja schon die GMS "Allure", hier ist es die MS "Allure". Sie fährt unter niederländischer Flagge und ist für Rad-Schiff-Reisen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden unterwegs. Als sie mich passierte, war sie von Aschaffenburg nach Bamberg unterwegs, genau gesagt an diesem 4. Reisetag von Lohr nach Karlstadt auf dem Schiff und dann anschließend per Rad über ca. 30 km nach Würzburg.
Diese Reise, natürlich auch in Gegenrichtung möglich, führt über 8 Tage/
7 Übernachtungen und bietet Tagestouren über 30-60 Rad-km,
insgesamt 230-265 km. Für das Jahr 2025 gehen die Preise ab € 1.424,05 los.
Und einen unverbindlichen Hinweis gibt es im Programm:
"Wer will, bleibt an Bord."
Nach der Mobilie "Allure" stehen wieder einige Immobilien zur Fernbesichtigung an:
Von der Mainbrücke aus erscheinen linksmainisch von Karlstadt am linken Rand die
Villa Steinbrück, in 1911 für den Grafen von Wertheim errichtet, aber heutzutage in Privatbesitz.
Rechts oben thront die Burgruine Karlstadt.
Die Burgruine Karlstadt, eine frühere Höhenburg und in diesem speziellen Fall eine wegen des breiten Felssporns "Spornburg" genannt, wurde um die Mitte des
8. Jahrhunderts errichtet und gehört zu den ältesten Siedlungsplätzen während der fränkischen Landnahme am Main. In zwei weiteren Phasen bis ins 11. Jahrhundert wurde die Burg erweitert. In der vierten und letzten Phase ab etwa 1200 bis Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Burganlage letztlich verkleinert.
Während des Bauernkrieges in 1525 wurde die Karlsburg zerstört und ist seit 1960 in Obhut und Pflege des Landkreises Main-Spessart.
Blick zur rechten Seite Karlstadts:
Der direkt an der Mainbrücke gelegene Mühlturm aus dem 13.-15. Jahrhundert mit dem charakteristischen Zeltdach ist Bestandteil der Stadtmauer. Er war früher ein Lochgefängnis und bekam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen neugotischen Ausbau.
Im Hintergrund der Katzenturm von ca. 1350 ist einer von früher 24 Stadttürmen und wurde 1990/91 renoviert, kann aber angeblich nicht bestiegen werden.
Der Maintorturm in Karlstadt stellt einen Rundturm aus dem frühen Mittelalter dar, der 1522 erhöht wurde. Über Höhenangaben konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
Nochmals ein Blick auf die Ruine Karlburg von der rechtsmainischen Seite Karlstadts aus gesehen.
Auf dem Main strebt die Bandolino flußaufwärts in Richtung Würzburg.
Sie stammt aus dem Jahre 1962 und bekam im Dezember 2017 zwei neue Motoren mit jeweils 520 kW Leistung.
Länge: 110 m (von meinem Standpunkt aus konnte ich das Binnenschiff nicht über die ganze Länge ablichten), Breite: 10,50 m, Tonnage. 2670 to.
Ein weiterer Blick zurück, nachdem ich die kurze Steigung vor mir "souverän" absolviert hatte:
Vier parallele Verkehrsmagistralen im Maintal in Form der B26 ganz links hinter der Leitplanke, dann die Maintalbahn, rechts die Bundeswasserstraße Main und zwischen Bahn und Main der Genussradler-Highway entlang des Mains.
Schade, daß gerade abgesehen von einem Kfz, weder Zug, Schiff und auch keine weitereren Radler zu sehen sind - "Magistralenflaute"
Die folgenden Bilder und Beschreibungen sind meinem Bahnhobby geschuldet.
Und gerade der momentane Streckenverlauf der Maintalbahn zwischen Würzburg und Gemünden am Main war schon im Vorfeld der 2024er-Mainradtour mit "positiven Zittern" erwartet worden.
Dieser Streckenabschnitt ist auch Bestandteil der Güterzug-Hauptmagistrale von Nord nach Süd bzw. umgekehrt in Deutschland.
Bei meinen beiden früheren Ferntouren von Norddeutschland in die Heimat (1990 und 2014) war ich hier in entgegengesetzter Richtung von Gemünden nach Würzburg mit kleinen Streckenvariationen unterwegs, denn hier gibt es bzgl. den im Gegensatz zu den Reisezügen viel interessanteren Güterzügen in kurzer Abfolge Zug um Zug zu sehen.
Da auf den letzten Kilometern vor Gemünden Großbaustelle war - Gleisbett und Schienen wurden ausgetauscht - hatte ich den Vorteil, daß auf dem momentan befahrenen Gleis die sich annähernden Züge den Bautrupps mit einer automatischen und sehr lauten Akustik-Warnanlage angekündigt wurden.
So konnte ich jeweils rechtzeitig anhalten und das Handy einigermaßen erfolgreich in Anschlag bringen.
Auf jeden Fall werde ich der Leserschaft keine ausufernden Detailbeschreibungen und auch nicht alle Bahnfotos zumuten, da sie nur Handyqualität haben und schließlich kann man die nächsten Bilder natürlich auch zügig durchscrollen.
Ein Klassiker, Baujahr 1970, in Form der Lok mit der Baureihenbezeichnung
225 073-6 aus der V160-Familie.
Diese Lok mit dieselhydraulischen Antrieb bezieht ihre Leistung aus einem
V12-Motor mit 1840 kW (2500 PS). Ein einzelner Zylinder hat dabei schon einen Hubraum von 9,56 Litern. Heutzutage ist sie für das private Unternehmen
BM-Bahndienste im Einsatz.
Eine Bombardier-TRAXX2-Doppeltraktion der Eisenbahnleasinggesellschaft
Railpool (München) im Einsatz für das Bahnunternehmen Lineas (Brüssel).
Im Schlepp haben die beiden Loks einen langen, hier nicht komplett erfassten Autotransportzug mit geschlossenen Wagen.
Alte, abgenutzte (UIC 60-)Schienen von der Baustelle vor der Rückführung zum Stahlrecycling. Ein Meter Schiene wiegt 60 kg und ist das stärkste in Deutschland auf Hauptstrecken verwendete Profil.
Und schon naht der nächste Zug, ein Kesselwagen-Ganzzug (besteht rein aus Kesselwagen), gezogen von einer Siemens-Vectron Lok (Baureihe 193) vom Privatbetreiber Railtrans International (RTI) mit Hauptsitz in Bratislava/Slowakei.
Das rechte Regelgleis in Richtung Gemünden ist gesperrt, die "Fahrt auf dem Gegengleis" (früher: "Falschfahrt") ist ab der orangen Tafel mit dem "A"
auf 120 km/h begrenzt (Dreieckstafel mit der "12" (12x10=120).
Jetzt ist die Baureihenbezeichnung 152 053-5 gut lesbar.
Diese Baureihe hat eine satte Dauerleistung von 6400 kW und ist beim Personal wegen ihrer geringen Störanfälligkeit sehr geschätzt.
Dies ist eine Mehrsystemlokomotive TRAXX2 von Bombardier, DB-Baureihe 185. Der jeweils vordere Pantograph ist im "Storchgang" verbaut, weil wie bei einem Storch das Gelenk nach hinten zeigt. Dauerleistung 5600 kW, beherrscht bis zu vier Stromarten, diese Lok ist für zwei Stromsysteme ausgelegt.
Zwischen den direkt anliegenden Gemündener Ortsteilen Wernfeld und Adelsberg legt die Wern nach dieser Radwegbrücke die letzten ca. 50 m zurück, bevor sie nach 63,5 km (Schildtext) Flußlänge (im Netz liest man je nach Bezugspunkt von 70,9 bzw. 75,3 km) in den Main mündet (Mündung durch Laub verdeckt).
Vor zehn Jahren wurde ich auf Ferntour von Glückstadt an der Elbe in den Heimatort Feldolling von hier weg mehrere Kilometer vom Tagesradler Lothar, einem mittlerweile pensionierten Schuldirektor aus Lohr am Main begleitet, mit dem positiven Effekt, daß er durch seine hervorragende Gebietskenntnis einen vollwertigen Fremdenführer darstellte.
Immer in guter Erinnerung !
Ein Plasser&Theurer "Dynamic Stopfexpress" an der Großbaustelle kurz vor Gemünden am Main zum Verdichten des Gleisschotters im Oberbau unter den Schwellen mittels vibrierender Meißel, die von oben ins Schotterbett geführt werden. Gleichzeitig wird der Gleisrost ausgerichtet.
Hier der Link zu meinem Youtube-Video über den "Dynamic Stopfexpress" (51 sec.):
Dynamic Stopfexpress bei Gemünden am Main am 16.7.2024
Rückblick von der Fränkischen Saalebrücke auf das Ortszentrum der Stadt Gemünden am Main.
Gemünden mit seinen 10.000 Einwohnern liegt auf 160 m Höhe und etwa 40 km mainabwärts von Würzburg.
Man kann zur Lage auch sagen:
Am linken oberen Ende des Maindreiecks, wo der Main kurz seine Richtung zum rechten oberen Beginn des Mainvierecks bei Lohr am Main ändert, um dort wiederum seine Fließrichtung zu ändern und zwar für längere Zeit in Richtung Süden.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort in 1243, allerdings wird eine bereits frühere Stadterhebung vermutet.
Links oben die Ruine Scherenburg, auch mit Schloss Scherenberg betitelt.
Auf einer Bergnase zwischen Main und Fränkischer Saale auf 200 m Höhe posiert die Ruine Scherenburg, vermutlich vor 1243 als Zollburg erbaut. 1469 an Würzburg gegangen, begann ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Verfall.
Von 1825 an in Privatbesitz, ist sie seit 1965 Eigentum der Stadt Gemünden.
Seit den 1990er Jahren finden dort die Scherenburgfestspiele statt.
Direkt am Übergang zwischen Gemünden am Main und Kleingemünden geht der Blick von der Saalebrücke an der Fränkischen Saale hoch, die sich aus leicht nordöstlicher Richtung das letzte kurze Stück bis zur Mündung in den Main nähert. Etwa 140 km war sie vom Quellgebiet bei Bad Königshofen, ca. 10 km nördlich von Haßfurt und gut 5 km westlich der Landesgrenze zu Thüringen, unterwegs.
Etwas oberhalb der Bildmitte mündet hier nicht sichtbar die Sinn aus dem Sinntal in die Fränkische Saale, weswegen Gemünden auch in Bezug auf Passau als
"fränkische Dreiflüssestadt" benannt wird.
Somit habe ich Gemünden zum dritten Male durchradelt, zweimal vom Sinntal aus dem Norden ankommend in Richtung Würzburg und jetzt aus Würzburg anrollend weiter in noch "unbekurbeltes" Neuland.
Von "meiner Saalebrücke" geht der Blick zu den Brücken der B26 und gleich anschließend der Bahnbrücke. Ca. 200 m nach der Saalebrücke geht die Fränkische Saale in einen Rechtsknick über und vollzieht ihre Mündung in den Main.
Gemünden am Main ist ein Eisenbahnknotenpunkt an den Strecken nach Würzburg, Schweinfurt, Fulda, sowie über den Spessart nach Aschaffenburg und weiter nach Frankfurt am Main.
Mittagspause und Fußkühlung am Mainufer bei Langenprozelten gleich nach Gemünden sind angesagt.
Weiterhin fand auf einer Parkbank in nächster Nähe zu diesem Erfrischungsort die strategische Entscheidung zur Quartiersfindung am Abend statt:
Die bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit etwas abgerundet multipliziert mit einer max. Fahrzeit bis ca. 19 Uhr abzüglich eines imaginären Performanceverlusts (man ist ja Mensch und nicht Maschine) kam ich ungefähr in den Raum Wertheim.
Nicht weit mainabwärts von Wertheim wurde ich auf der Handykarte auf die beiden Ortschaften Stadtprozelten und Dorfprozelten aufmerksam, wobei die Entscheidung zwischen den beiden auch ein leichtes war, da ich ja "Städte" in Bezug auf "Stadt"prozelten in der Regel schnell durchfahre bzw. verwinkelte Innenstädte umgehe UND ich von meiner persönlichen Herkunft und ständigen Standes ja
ein "DORFKIND" bin !!!
Also fiel die Entscheidung für "DORF"prozelten und
via dorfprozelten.de/Übernachten kam es kurz darauf zur Online-Buchung ohne bekannte Groß-Buchungsportale, obwohl ich in solchen Fällen normalerweise eine direkte telefonische Buchung mit sprechenden Menschen bevorzuge.
Blick vom Handy-Buchungsplatz mainabwärts und weiter geht's - aber nicht über die Rampe ins Wasser !
Nach einer großen Linksschleife des Mains um einen Höhenzug erscheint ein Tunnelportal mit anschließender Brückenkonstruktion.
Es handelt sich dabei um das Portal des Schönraintunnels, der direkt in die Maintalbrücke Nantenbach übergeht. Im Tunnel verläuft die sog. Nantenbacher Kurve, eine Ausfädelung der Bahnstrecke von Würzburg nach Frankfurt aus der Neubaustrecke von Würzburg nach Fulda. Im Tunnel und über die Brücke kann bis kurz vor der Einfädelung in die Altstrecke aus Gemünden in Richtung Frankfurt am Main mit bis zu 200 km/h geeilt werden.
Ein paar Daten zur ästhetisch recht gut geglückten Nantenbacher Maintalbrücke
(ausgezeichnet mit dem Stahlinnovationspreis 1994):
Die gewölbte (gevoutete) "Stahlfachwerkverbundbrücke" (Strombrücke über den Main) ist gut 374 m lang, bei einer größten Stützweite von 208 m.
Die direkt anschließende Vorlandbrücke ist eine 6-gliedrige Stahlbetonbrücke mit insgesamt 317 m Stützweite.
In der rechten Bildhälfte ist v.l. nach rechts der Übergang vom Stahlverbund zur Spannbetonbrücke gut erkennbar.
Zwischenzeitlich wurde aus meinen "Stadtfluchtgründen" Lohr am Main (amtlich Lohr a. Main) passiert.
Lohr hat in etwa 15.000 Einwohner, liegt am Ostabhang des Spessarts und am Beginn des Mainvierecks, da mein beradelter Fluß hier nach Süden schwenkt.
Ohne existierende schriftliche Hinweise ist "Lohr a. Main" unter Umständen ab dem 8. Jahrhundert besiedelt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, raffte die Pest mehr als die halbe Bürgerschaft dahin, anschließend erholte sich die Stadt wieder langsam und ließ das handwerkliche Leben der Schiffbauplätze erblühen.
In der neueren Zeit gab es nach der Verlegung des Kreissitzes von Lohr nach Karlstadt im Oktober 1972 große Protestkundgebungen mit vielen Austritten aus der dominierenden bayerischen Partei und Auflösungen ganzer Ortsverbände, sogar eine Klage der Stadt Lohr - alles jedoch vergeblich.
So, jetzt habe ich auch einmal etwas über das ferne Unterfranken politisiert, mit der klaren Darstellung, daß ich nur der neutral durchradelnde Fernradler bin, der die angesprochenen Sachverhalte von vor über 50 Jahren nur als Infofakt auf Naturreise zum Anklang und nicht zur Wertung bringen möchte.
Zurück von politischen zu baulichen Künsten:
Nach Neustadt am Main, Rothenfels und Hafenlohr erscheint ca. 20 km mainabwärts von Lohr a. Main die Alte Mainbrücke von Marktheidenfeld, die viertälteste Brücke am bayerischen Main. die am 29. Januar 1846 (also genau 118 Jahre vor meinem Erscheinen ) eröffnet wurde. Sie hat die Konstruktion einer Bogenbrücke aus rotem Main-Sandstein bei einer Gesamtlänge von 190,4 m, 10 m Breite und einer längsten Stützweite von 27,2 m.
Südansicht mit Sonnenlichtbeflutung.
Für eine Verbreiterung der Durchfahrt wäre eine Entfernung des mittleren Brückenpfeilers nötig. Die Silhouette im Stadtwappen und der bestehende Denkmalschutz stünden jedoch laut Stadt dagegen. Laut Netz gab es Anfang 2021 noch keine Entscheidung, wobei ein neues Gutachten des Staatlichen Bauamts vom September 2024 diese Forderung vom Tisch bringen.
Ich habe den betreffenden Zeitungsartikel über das Gutachten nicht über die Anfangszeilen hinweg freischalten lassen, somit denke ich, daß die Statik dann nicht ausreichen dürfte. Weiterhin sind die Mainschleusen auch nicht breiter als ein Bogen.
Allerdings wäre die Gefahr eines Rammens bei einem Steuerfehler auf dem Schiff bei einer größeren Durchfahrtsweite geringer.
Was soll denn ich über diese Diskussionen aussagen?
Nichts, denn der neutrale Reiseradler, der zum Zeitpunkt der Passage nichts vom Dilemma wusste, sondern erst beim Verfassen des Reiseberichts auf einen Artikel aufmerksam wurde, zückt nachträglich seine beiden lädierten Schultern und flüchtet sich nach vorne.
Grob geschätzt 3 km unterhalb Marktheidenfeld erscheint rechtsmainisch auf einer kleinen Anhöhe Kloster Triefenstein mit der Kirche St. Peter und Paul.
1803, ein Jahr nach der 700-Jahr-Feier wurde das Stift im Zuge der Säkularisation aufgelöst und letztendlich 1985 an die evangelische Christusträger-Bruderschaft verkauft. die ihren Hauptsitz auch als Gästehaus für max. 90 Gäste nutzt.
Im Kloster selbst leben, beten und arbeiten gegenwärtig 13 Brüder, sowie weitere Christusträger.
Das Stift der Augustiner-Chorherren wurde im Jahr 1102 offiziell gegründet.
Schräg gegenüber auf meiner linksmainischen Seite sticht der imposante Kallmuth hervor, komplett beschrieben "Fürstlicher Homburger Kallmuth". An diesem Weinberg mit der auffälligen oberen Felsfassade wird seit über 1200 Jahren Weinbau betrieben.
Noch etwas weiter entfernt rätselte ich an dem Felsmonument, ob es ein spezielles Denkmal sein könnte. Dabei handelte es sich um den mächtigen Grenzstein zum Wechsel des Bundeslandes Bayern, hier noch Main-Spessart-Kreis mit Kennzeichen MSP, nach Baden-Württemberg (Main-Tauber-Kreis TBB). Was auf dem Gestein nicht vermerkt ist: Der Mainradweg befindet sich ab hier anschließend im Regierungsbezirk Stuttgart. Im Hintergrund lichttechnisch etwas schlecht erkennbar die Mainbrücke der BAB 3 Nähe Wertheim aus Richtung Würzburg (links) nach Frankfurt/Main.
Inschrift entgegen meiner Rollrichtung. Hier ergänze ich den beginnenden Regierungsbezirk Unterfranken.
Ohne Bildbeleg möchte ich noch ergänzen, daß die Landesgrenze BY/BW bereits ca. 200 m vor dem Grenzstein in der Mainmitte verläuft, aber einen Haken bis zum Stein bildet und dann erst ins Landesinnere verläuft. Der Radweg ist bis zum Stein komplett bayerisch, dann in BW gelegen.
Wertheim am unteren rechten Ende des Mainvierecks ist erreicht. Über den Dächern zeichnet sich die Silhouette der Burg Wertheim ab.
Baubeginn war in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, wobei sie bis ins
17. Jahrhundert kontinuierlich ausgebaut wurde und seit dem Dreißigjährigen Krieg
(1618 - 1648) den Ruinen-Status innehat.
Unter dieser Straßenbrücke in Wertheim verläuft noch die Tauber, bevor sie rechterhand letztlich in den Main mündet.
Ein kleines Stück tauberaufwärts erkennt man im Hintergrund die große Straßenbrücke über die Tauber, kurz vor deren Mündung in den Main.
Zwölf der sogenannten "Optimisten" (farbige Zwerge mit Daumen nach oben im Wert von insgesamt ca. € 720) hier auf meiner Brücke wurden schon während einer einzigen Nacht Mitte September 2021 gestohlen. Bis zur Installation neuer Zwerge entstand der Begriff der "optimistenfreien Brücke".
Der hier gleich endenden Tauber kann man flußaufwärts am 101 km langen Taubertalradweg bis Rothenburg ob der Tauber folgen - Stichwort: Liebliches Taubertal. Ein letztes kleines, aber recht anstrengendes Stück bis Rothenburg o.d.T. hatte ich während eines Abstechers auf meiner Nord-Süd-Tour in 2014 schon mal absolviert. Das war ganz schön wellig, Buckel rauf, Buckel runter. Nicht gerade sehr "lieblich"...
... mit Blickrichtung zurück zum Main links und zum unter Denkmalschutz stehenden "Spitzen Turm", errichtet um 1180, nicht nur als Wachturm, sondern auch als Gefängnis für "Trunkenbolde" und "zänkische Weiber"
Der Turm weist eine Höhe von 36,5 m auf und konnte nur über einen Eingang
in 10 m Höhe mittels einer Leiter betreten werden.
Bei diesem weißen Überraschungsei handelt es sich tatsächlich um die Radarüberwachungsanlage der Fa. Honeywell an einem beschrankten Bahnübergang im Gewerbegebiet Wertheim-Bestenheid.
Gleich linkerhand des Bahnübergangs schließt sich die Eisenbahnbrücke Hasloch über den Main an, Strecke Miltenberg-Wertheim. Sie hat eine Länge von 244 m und stammt aus dem Jahre 1911.
Nach der Zerstörung ab Mai 1945 bis zum Wiederaufbau in 1947/48 bestand eine Fähre als Schienenersatzverkehr nach Kreuzwertheim gegenüber, die neue Brücke wurde dann mit einem schmalen Fußgängersteig versehen, der auch in beschränkten Maße von Radlern genutzt werden kann.
Dies habe ich natürlich fahrender Weise ausgetestet - man muß sich schon gut konzentrieren, damit man nicht mit Lenker oder Pedalen an den Geländern hängen bleibt und zu Sturz kommt. Bei Gegenverkehr hilft entweder Warten des Zweitankommenden oder ein aneinander Vorbeiquetschen auf dem Steg.
Ich hätte ja nur auf der anderen Mainseite weiterfahren müssen und wäre nach ca.
11 km an meinem Quartier in DORFprozelten angekommen. Aber nein - der sich selbst bezeichnende "Fähren-Fan" in meiner Person selbst hatte auf der Handykarte eine Fährverbindung entdeckt, die noch "auszukosten" war.
Also über die Brücke wieder zurück zum vorigen Bahnübergang, der für mich gar nicht zu überqueren war.
Am Bahnübergang wurde dann bei sich schließender Schranke noch gemütlich ein von Wertheim nach Miltenberg verkehrender "Desiro Classic"-Triebwagen der Baureihe 642 von Siemens abgewartet.
Gleich hat mich das hintere Ende des Triebwagenzugs der Westfrankenbahn passiert und weiter geht's ohne den Bahnübergang zu überqueren kurz rückwärts, dann linkerhand weiter.
Bereits ein kurzes Stück unterwegs wird bei genauer Betrachtung des Fährplans festgestellt, daß zur Sommerszeit die letzte Fährfahrt auch bereits schon gegen
19 Uhr stattfindet !
Oha, die Armbanduhr zeigt 18:15 Uhr an und noch ca. 10 km kurbeln.
Ist schon machbar, aber nach der Mittagspause in Langenprozelten bei Gemünden hat mich ständiger, wenn auch kein starker Gegenwind immer mehr ausgezehrt, aber ich will die Fähre erreichen. Dann gibt es auch noch kurzfristig eine Wolkenverdichtung mit einem daraus resultierenden Kurz-Regenschauer.
Also kurz unter einem vor dem Regen schützenden Gebüsch direkt an der Straße gestoppt und das Regenequipment aus der Packtasche gezogen. Doch kaum das erste Bein in der Regenhose platziert, endet der Schauer schon wieder. Wäre aber das Gebüsch nicht gewesen und ich gleich weiter gefahren, hätte es aber dazu gereicht, daß ich einen patschnassen Zustand bekommen hätte.
Und an den folgenden Bildern sieht man auch, daß es nochmals sonnig wurde.
Die eigentliche nässende Schauerwolke war nur minimal begrenzt aktiv.
Zeitstempel 18:50 Uhr, sprich 10 min vor Feierabend holt der Fährmann nochmals mit der leeren Fähre auf meine Seite über, um mich wieder auf die bayerische Seite des Mains zu verfrachten.
Hätte ich die Fähre verpasst, wäre wieder der Rückweg zur Brücke, deren Querung und die rechtsmainische Anfahrt nach Dorfprozelten nötig geworden - mit gut einer Stunde Zeitverlust und weiteren Kräfteverlusts.
... und in kurzer Zeit bin ich auf der Nordseite des Mainvierecks angekommen.
Der mächtige Bergfried (12. Jahrhundert) ist der älteste Teil des gesamten Konstrukts Henneburg. Dank König Ludwig I. von Bayern ist die Anlage in recht guten Erhaltungszustand, da er bereits im 19. Jahrhundert Sicherungsarbeiten an dieser Burg tätigen ließ. Von dort oben hätte es sicherlich bei wieder blauen Himmel faszinierende Weitblicke in die Umgebung rund umherum gegeben, aber bereits ab 18:30 Uhr waren die Pforten laut Zeitplan geschlossen.
Somit erreichte ich nach knapp 3 km von der Fähre weg bei viel Gegenlicht meinen Quartiersort DORFprozelten mit der Unterkunft Gasthaus Goldener Stern direkt am Mainradweg und fast direkt am Main gelegen.
Dieses Gasthaus ist zu höchst empfehlenswert:
Prächtiger Biergarten, reichliches und wohlschmeckendes Essen und neu renovierte Zimmer. Das Zimmer von Haus aus geräumig, besonders auffällig der geräumige Toiletten- und Duschenbereich. Da kann man sich bequem drehen und wenden.
Hab selten so eine tolle Aufmachung gesehen.
Nach 128 km Tagesfahrt mit den schon beschriebenen Gegenwindeinflüssen ab Mittag war ich nach dem Abendessen letztlich so schachmatt, daß ich mir zukünftig eigentlich nur noch max. 100 km Tagesleistung vornehmen wollte.
Wir werden sehen, wie es anderntags so weiterlief.
Bettdecke drüber - Gute Nacht - und ein ausgiebiger Erholungsschlaf stand an !
Aufbruch: | 15.07.2024 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 18.07.2024 |