Auf dem Weg durch Suedostasien
Fahrt nach Ko Samui
Freitag, 010/02/06
Ausflug mit der Khaosan-Bus-Mafia
Auschecken bis 12 Uhr Mittags. Hektik, Stress und Sturzbaeche von Schweiss. Kleinste koerperliche Aktivitaeten wie das Packen erhitzen den Organismus auf Hochofentemperatur. Die koerpereigenen Kuehlmechanismen laufen auf Hochtouren. Ich habe viel zu viel Gepaeck und muss mehrmals umpacken, um wieder alles verstaut zu bekommen. Ich kann die Zeit gerade so einhalten und bin fix und fertig als ich an der Rezeption meinen Schluessel abgebe. Der Schweiss brennt mir in den Augen, und ich beginne mich zu schuetteln wie ein nasser Hund nach einem Regenguss, um fuer einen kurzen Moment wieder einen klaren Blick zu bekommen. Ich nehme mir ein Taxi zum "Peachy" und kann dort bis zum Abend mein Gepaeck lassen.
Um Punkt 19 Uhr bekomme ich tatsaechlich meinen Pass mit dem Visum fuer Laos ausgehaendigt. Ich luemmle mich in den Polstern des Guesthouses herum und beobachte, um mir die restliche Zeit zu vertreiben, das Eintreffen der Mitreisenden. Viele der Traveller sind mit Essen beschaeftigt. Kurz vor 20 Uhr bekomme ich einen Heisshungeranfall. Da ich nicht weiss, wann der Bus eine erste Pause einlegt, renne ich kurz entschlossen in die angrenzenden Gaesschen, um nach etwas essbarem Ausschau zu halten. Ich stelle fest, dass ich kaum noch Geld besitze, zum Umtauschen ist es allerdings mittlerweile viel zu spaet. Ich entscheide mich an einem Strassenimbiss fuer Reis mit Gemuese in extra milder Ausfuehrung, damit es waehrend der Busfahrt zu keinen unangehmen Komplikationen kommt...
Es ist 20 Uhr und der Bus faehrt vor. Sofort beginnt ein Gerenne und Gedraenge der ueberwiegend jungen Traveller an dem ich mich nicht beteilige und dafuer mit KEINER Sitzplatzwahl belohnt werde. Mir verbleibt ein Platz am Flur unmittelbar an der Treppe zur Toilette. Von Beginn an ist der Gestank kaum zu ertragen. Dafuer habe ich einen separaten Abstellplatz fuer mein Handgepaeck. So hat eben alles im Leben seine guten und seine schlechten Seiten...
Die grosszuegig bemessenen Sitze erlauben viel Beinfreiheit, leider ist die Rueckenlehne fuer mich so niedrig, dass ich keine geeignete Position zum Schlafen finden kann. Auch die Hoffnung, der Fahrtwind wuerde den bestialischen Klogestank etwas mildern, sollte sich nicht erfuellen. Ich stelle mich auf eine quaelende Nacht ein...
Der Bus ist voller junger Rucksackreisender aus aller Welt, die ausgelassen ein Bier nach dem anderen vernichten und Mallorca-Partystimmung verbreiten. Kurz hinter Thonburi haelt der Bus zum Auftanken und erlaubt eine erste Pinkelpause fuer alle diejenigen, die nicht stark genug sind einen Schritt in die Bustoilette zu wagen. Ich gehe zum Kloanlage und versuche aus der Entfernung das richtige Geschlechtersymbol zu erkennen. Da stecke ich mit einem Mal so richtig in der Scheisse!!!
Um die gesamte Toilettenanlage verlaeuft eine etwa 40-50 cm tiefe und 30-40 cm breite Abflussrinne. Voellig unvorbereitet stuerze ich mit meinem rechten Bein in die Tiefe. Benommen und leicht geschockt ziehe ich meinen Fuss heraus. "Masseltov" schallt es mir von hinten entgegen. Meine frische helle Hose war bis zur Wade hoch beschmaddert, Schuh und Socke nass und schlammig-braun durchtraenkt. Schoen ist was Anderes, und dennoch hatte ich wirklich unwahrscheinliches Glueck mit einem Schutzengel an meiner Seite. Leicht haette ich mir das Bein oder den Knoechel brechen koennen...
Ich entledige mich im Bus von Schuh und Socke und es wird mir nun zu grossem Vorteil, dass ich unmittelbar am Toilettenabgang sitze... Alles im Leben hat eben seine guten und schlechten Seiten.
Ich entfliehe in die Welt der Musik und doese ein. Um Mitternacht werden ich durch gleissendes Licht und Schreie unsanft geweckt. "GE OU. GE OU" bruellt eine rohe Stimme. "LAS STOP BEFO SAMUI. GE OU. OU, OU." Wie Schlachtvieh stolpern wir verschlafen aus dem Bus und werden in einem Restaurant der Busgesellschaft zur Kasse gebeten. Die Preise sind bis zu 800 % ueberhoeht, dafuer ist er Service unter aller Sau! Ich bekomme mein Essen an einer Theke und werde von einer Megaere an der Spitze der Schlange sofort abkassiert. Als ich nach dem Erhalt meines Tellers etwas zoegere herrscht sie mich an: "MONEY, MONEY, MONEY, I wan you MONEY."
Ich will eine Banane kaufen und frage nach dem Preis. Wieder werde ich angebruellt: "20 Baht." Mir reicht es entgueltig. Ich mache mich auf die Suche nach anderen Einkaufsmoeglichkeiten. 200 Meter weiter entdecke ich auf der anderen Strassenseite einen 7eleven, eine amerikanischen Supermarktkette mit 24-Stundenservice, die Thailand mit einem dichten Mycel aus Filialen ueberzieht, und decke mich mit Keksen, Brioche und Wasser ein.
Ein Madonna-Remix, den ich in Bangkok erstanden habe, laesst mich Zeit und Raum vergessen. Um 6.30 Uhr werden wir irgenwo bei Surat Thani unsanft aus dem Bus geschmissen. Die meisten Reisenden sind voellig verschlafen, alle geraedert, viele wirken unkoordiniert. Unfreundliche aeltere Thaimaenner bruellen wie Gefaengnisaufseher. Es ist wie in einem schlechten Traum. " KO PHANGAN HERE!" schreit Jemand. Einer herrscht mich an: "WHERE DO YOU GO?" "Ko Samui" antworte ich. "KO SAMUI HERE!!! bruellt er mich an und weist auf einen Pickup. Langsam steigt die Wut in mir an. Der Umgang und der Ton ist unerhoert und auch nicht typisch fuer die Art und Weise wie Thais mit den Touristen gewoehnlich umgehen. Aber ich bin muede und kaputt und verkneife mir eine Bemerkung.
Wir werden zur Anlegestelle des Expressbootes verfrachtet und haben ca. 90 Minuten Wartezeit bis zur Abfahrt zu ueberbruecken. Ich bekomme einen gelben Boots-Aufkleber auf mein T-Shirt gepappt und widme mich wieder dem Beobachten der Ballermannfraktion. Sie nehmen ihr erstes Fruehstueck morgens um 7.00 Uhr ein: Singha-Bier in 0,5 Literflaschen.
Wohl bekommts!
Aufbruch: | 04.02.2006 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 28.04.2006 |