Auf dem Weg durch Suedostasien
Ko Samui - Insel der Katastrophen
Samstag, 011/02/06
Ankunft auf Ko Samui
Der Bug sowie das schmale Aussendeck zu beiden Seiten des Expressbootes wird vom jungen Partyvolk regelrecht geentert. Nach dem Entledigen aller ueberfluessiger Kleidung wird stramm dem Sonnenbrand entgegengefeiert. Die Ueberfahrt nach Ko Samui dauert etwa 3 Stunden und man durchquert dabei den Marine National Park mit seinen zahlreichen Inseln.
Nathon, die Inselhauptstadt, gefaellt mir auf den ersten Blick recht gut. Ich bekomme sofort ein Inseltaxi und teile dem Fahrer mein Fahrtziel mit, die Polizeistation am Mae Nam Beach. Da ich noch nie auf Samui Island war, habe ich keine Vorstellung was mich erwartet. Die erste Errnuechterung stellt sich allerdings rasch ein. Die Ringstrasse, die um die gesamte Insel fuehrt, wird von einem durchgehenden nicht endenden Haeusermeer flankiert. Die Ortschaften gehen fliessend ineinander ueber. Nur kurz hinter Nathon konnte sich noch etwas Natur behaupten. Von Ban Bang Po, ueber Ban Tai, Mae Nam, Bo Phut, Chaweng bis Lamai ist alles konsequent verbaut. Waelder und Kokospalmen ziehen sich dezent zurueck und wo Mae Nam anfaengt und wieder aufhoert, das weiss nur der liebe Gott und der sehr erfahrene Inselbewohner. Gluecklicherweise erinnert sich der Fahrer meiner Worte und zeigt mir an, dass ich mein Fahrtziel erreicht habe.
Nun beginnt der unerquickliche Abschnitt meiner Anreise. Mit viel zu viel Gepaeck mache ich mich auf die Suche nach einer huebschen und guenstigen Unterkunft am Strand. Es ist Mittagszeit und die Sonne knallt vom Firmament als wollte sie Spiegeleier auf meinem Kopf braten. Ich stelle meine 3 Rucksaecke im ersten Restaurant am Strand unter. Die Bedienungen sind ausgesprochen freundlich und zuvorkommend, was wie Balsam auf meine wundgelittenen Seele wirkt und meinen Glauben an die thailaendische Gastfreundschaft wiederbelebt. Ich beschliesse nach dem schweisstreibenden Marsch erst etwas zu Relaxen und bestelle mir ein "stuffed omlette" mit Reis und einem Fruchtshake. Frisch gestaerkt mache ich mich danach auf die Suche nach einem geeigneten Quartier.
Da es am Mae Nam Beach diverse Zufluesse von Baechen und kleinen Fluessen zum Meer gibt, die sich je nach Wasserstand nicht ohne weiteres ueberqueren lassen, bleibt mir erst nur die Erkundung in westlicher Richtung. Ich muss nicht lange gehen und gelange zu einem kleinen Resort namens "Nature" mit etwas vergammelten aber charmanten Holzhuetten, die sich unmittelbar an einem schmalen Sandstrand ueber dem Meer erheben und von Kokospalmen gesaeumt werden. Wie sich spaeter herausstellen soll, habe ich damit die geeignetste Unterkunft am ganzen Strand fuer meine Zwecke gefunden. Die Huetten entsprechen zwar nicht dem modernsten europaeischen Standart, haben aber eine unwiederstehliche Lage und sind guenstig (6 Eur). Auf der Terrasse befindet sich eine Haengematte und man kann sich entpannt mit dem Meeresrauschen im Ohr in den Schlaf wiegen oder die gegenueberliegenden erhabenen, bewaldeten Gipfel von Ko Phangan bewundern.
Die Betreiber der Anlage sind eine thaiboxverrueckte Familie. Sie besitzen eine kleine Trainingsanlage mit Boxring sowie mehrere angeheuerte Jungs, die sich ihr Leben ueberwiegend mit den Preisgeldern der 3 mal woechentlich veranstalteten Boxevents ("Figth of the year") in Chaweng verdienen. Im Nebenerwerb saeubern sie die Huetten, schauen Fernsehen und dienen als Abschreckung vor Zechprellern.
Ich beziehe gluecklich meine huebsche blaue Huette. Der Strandurlaub kann beginnen!!!
Schnell finde Ich Kontakt zu meinen Nachbarn, Anna und Frank, einem netten Paaerchen aus Berlin. Beide planten seit ueber einem Jahr ihre gemeinsame Ostasienreise, die 11 Monate dauern soll und gerade begonnen hat. Sie geben mir Tipps wo ich Geld tauschen kann, beruhigen mich aber zusaetzlich damit, dass sich im "Nature" alles anschreiben laesst. Somit waere mein akutes Geldproblem erst mal auch geloest.
Ich springe ENDELICH ins Meer, entspanne mich von der anstrengenden Anfahrt, trinke mit Anna und Juergen abends ein Bier auf der Terrasse und falle frueh ermattet ins Bett.
Irgendwann in der Nacht beginnt es zu regnen...
Sonntag, 012/02/06
Sturz ins Bodenlose
Am naechsten Morgen werde ich von strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und sanftem Wellenschlag geweckt. Den Vormittag widme ich ganz dem Muesiggang. Nach einem opulentem Fruehstuck lege ich mich in die Haengematte und lese "Das Muschelessen" von Birgit Vanderbeke. Eine geniale Erzaehlung, die ich nur gluehend weiterempfehlen kann.
Am Nachmittag starte mein Aktionsprogramm mit der Erkundung des Strandes. Ich gehe diesmal ostwaerts, ueberquere einen Zufluss, und umlaufe die Strandspitze bis ich den Anfang des Bo Phut Beaches erreiche. Hier herrscht ein aeusserst rauher Wind, der die Surfversuche ein paar dickbaeuchiger Endvierziger durchkreuzt und mich schnell wieder an meinen geschuetzten Strandabschnitt zuruecktreibt.
Bei meiner Rueckkehr treffe ich wieder auf Anna und Juergen. Wir trinken zusammen Bier, plaudern angeregt und die Beiden fragen mich ob ich abends mit auf eine Party in die Chillout Bar komme. NATUERLICH!!!
Um am Strand entlang zur Bar zu gelangen muss man wieder einen dieser unsaeglichen Zufluesse durchqueren. Auf dem Hinweg sollte das noch ein leichte Uebung werden...
Kaum in der Bar eingetroffen, faengt es zu regnen an. Ich bestelle mir kuehn einen Bucket, einen nicht so kleinen Plastikeimer mit gar nicht so wenig Samsong (Thaiwhiskey), viel Cola, zahlreichen Limonen und noch mehr Strohhalmen. 1 Stunde spaeter ist mein Eimer leer und ich bin jenseits von Gut und Boese. Juergen und Anna ziehen nach, bestellen ebenfalls Buckets und halten mir ihre Eimer staendig untr die Nase. Das sollte mein Verhaengnis besiegeln. Das spritzig und sueffig getarnte Hochprozentige in kuerzester Zeit in einen nicht ausreichend aklimatisierten und den harten Alkohol nicht gewohnten Organismus verbracht sollte fatale Folgen ausloesen. Ich war nun voellig betrunken. Anna und Juergen erging es nicht wesentlich besser. Ploetzlich sind beide verschwunden. Das gibt mir Gelegenheit meinen Zustand zu erfassen. Mir ist sterbensschlecht und ich entschliesse mich sofort zu gehen. Mein Kleinhirn ist derart mit der Koordination meiner Beine beschaeftigt, dass es nicht auch noch Kleinigkeiten wie Stufenabstaende berrechnen und beruecksichtigen kann. Und die Stufen der Bar sind unnatuerlich hoch, was zur Folge hat, dass ich ins Straucheln komme. Ich stuerze voellig unvorbereitet wie ein nasser Sack der Laenge nach in den Sand und knalle mit der linken Stirn und Augenbraue auf die Kante eines Bambustischchens. Haut platzt auf und ich bin erstaunt und geschockt. Niemand kommt mir zur Hilfe. Ich taste die frisch klaffende Wunde ab, ein etwa 5 Zentimeter langer Cut, aber kaum Blut. Ich rapple mich auf, saeubere den Riss mit etwas Salzwasser (was glaube ich gar nicht so gut ist) und versuche in meine Huette zu kommen. Ich kann mich nur noch unter hoechster Konzentration aufrecht halten, gelange schliesslich an den Zufluss, stuerze erneut, falle ins Wasser, krieche teilweise auf allen Vieren durch den Sand, bin beschaemt ob meines jaemmerlichen Zustandes und erreiche endlich mein Zuhause. Die gesamte Huette dreht sich in einem Wirbel um mich und mir ist speiuebel. Ich gehe ins Bad, uebergebe mich ausgiebig, saeubere alles sofort wieder, entferne noch meine Kontaktlinsen und falle in einen komatoesen Schlaf.
Montag, 013/02/06
Sintflut
Ich erwache gegen 15 Uhr. Draussen ist es stockfinster und es toben sintflutartige Regenfaelle. Es ist nahezu unmoeglich einen Fuss vor die Tuere setzen. Ich begutachte meine Stirn und mache mir Sorgen, ob die Platzwunde nicht besser genaeht werden muesste. Da es aber ohne Unterlass schuettet und ich noch mit den Folgen des Alkoholkonsumes vergangener Nacht zu kaempfen habe entschliesse ich mich zu einer Behandlung mit Bephanthen Wund- und Heilsalbe von Roche (Ich werde nicht von denen bezahlt, aber das Ding ist genial und in den Tropen fuer mich ein MUSS!). Ich hatte im letzten Jahr bereits beste Erfahrungen mit offenen Wunden aller Art und der Salbe gemacht, so dass ich meine ganze Hoffnung in die Heilkraft des Schweizer Pharmariesen setze.
Ich verbringe den ganzen Tag im Bett, versuche zu lesen und bin genervt. Regen, Regen, nichts als Regen. Man kann die Huette nicht mal verklassen um essen zu gehen ohne bis auf die Knochen durchweicht zu werden.
Um 8.00 Uhr abends halte ich es nicht mehr aus. Ich sprinte in das Restaurant von "Nature", esse kurz und renne durch die Wassermassen wieder zurueck in die Huette. Mir bleibt nun nichts anderes uebrig als mich wieder ins Bett zu legen und zu schlafen. Was fuer ein grossartiger Tag!
Aufbruch: | 04.02.2006 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 28.04.2006 |