Mexiko von Innen - Patenreise zu einem Hilfsprojekt
Verteilung der Hilfen
Angefangen von Lebensmitteln, Süßigkeiten, Kleidung, Töpfereiwaren, Handarbeiten bis zu Werkzeugen und Spielsachen gibt es dort fast alles. Während der Dauer der Fiesta schlafen die Verkäufer oftmals in Ihren Verkaufständen. Morgen konnten wir teilweise beobachten, wie an einem Karussel der Chef die Kinder und Jugendlichen weckte, welche tagsüber dort arbeiteten. Diese schliefen mit Decken auf dem blanken Holzboden des Karussels.
Nach dem Abendessen luden wir unsere Einkäufe im Projektbüro ab. Dort trafen wir die andere Gruppe wieder, welche von der Verteilung zurückkam. Diese hatte 29 der geplanten 30 Pakete verteilt.
Während Uwe Breininger, Marita und ich sodann ins Hotel zurückfuhren, ging die andere Gruppe Abendessen. Mittagessen hatten wir alle nicht gehabt.
Aufgrund der anstrengenden Reise und unserer Arbeit waren wir ziemlich müde und gingen zeitig ins Bett. An ein Ausschlafen am Freitag war jedoch nicht zu denken. Wir wurden wiederum mit Böllerschüssen geweckt. Alle 10 bis 15 Minuten wurden mehrere dieser Schüsse abgefeuert.
So trafen wir alle nacheinander bis ca. 9 Uhr in unserem Stamm-Frühstückslokal ein. Als Frühstück wählte ich Rührei mit Rindfleisch, was sich als ziemlich scharf gewürzt erwies.
Nach dem Frühstück begaben wir uns ins Projektbüro. Dort beluden wir den geliehenen Pickup mit den Hilfen für die Familien.
Waschen am Waschbrett
Wiederum teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe kaufte noch mehr Geschenke für die Kinder ein, während wir anfingen weiter die Hilfspakete an die Familien zu verteilen. Hierbei wurden wir als erstes direkt mit der Armut der Menschen dort konfrontiert.
Bereits in dem ersten Haus trafen wir auf eine Frau, welche dort in einem großen Steintrog per Hand Kleidung wusch. Diese freute sich sehr über die erhaltenen Hilfen. Nachdem wir uns mit ihr ein wenig über ihre Situation unterhalten hatten, setzten wir unsere Fahrt zu den nächsten Familien fort.
Familie in den Outdoors - ohne Strom, Wasser, Toilette
Nach einigen weiteren Familien würgte Tomas an einer Bodenrampe den Motor ab. Trotz vieler Versuche, längeren Zuwartens und Anschiebens war es nicht mehr möglich, den Motor zu starten. Daher hielten Uwe Breininger, Marita und ich ein Taxi an und fuhren zurück zum Büro nach Tonatico. Tomas blieb bei dem Pickup, um nach einer Weile nochmals einen Startversuch zu unternehmen. Im Büro trafen wir den Schwager von Tomas. Mit diesem fuhr ich allein zu dem geliehenen Pickup zurück. Am Pickup angekommen fanden wir allerdings keinen Tomas. Nach einigen Anrufversuchen erreichte ich diesen am Mobiltelefon. Dieser war mittlerweile mit einem weiteren Taxi und einem Mechaniker auf dem Weg zurück zu dem Fahrzeug. Dieser reparierte etwas am Vergaser und startete sodann den Pickup ohne Probleme. Wir fuhren sodann kurz zum Büro zurück und Tomas, sein Schwager und ich setzten sodann die Verteilung fort. Die anderen bleiben im Büro, um dort noch Arbeiten zu erledigen.
Die Familien, die wir antrafen waren alle sehr freundlich und sehr erfreut. Diese leben teilweise in erbärmlichen Zuständen.
In Tonatico war gerade Wahlkampf. Ein Wahlslogan lautete: Fließendes Wasser für alle !!
Teilweise sind dies reine Hütten ohne Wasser, und Strom. Wir besuchten im Laufe des Nachmittages ca. 50 Patenkinder, die in ungefähr 20 bis 30 Familien leben. Tomas unterhielt sich mit jeder Familie und ließ sich die übergebenen Hilfen quittieren. Oft unterschrieben die Kinder selbst. Dies vermutlich deshalb, da diese im Gegensatz zu ihren Eltern schreiben konnten.
Mich bewegte sehr, dass die Hilfe für eine Familie mit mehreren Patenkindern oftmals das monatliche Einkommen des Familienvaters übersteigt. Die Not der Familien ist ein Teufelskreis. Ohne Bildung besteht keine Chance eine Arbeit zu bekommen, deren Einkommen ausreicht, um eine Familie zu ernähren und den Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Alleine die nötige Schuluniform übersteigt die Möglichkeiten vieler Familien. Dadurch sind diese gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu lassen, mit der Folge, dass auch diese mangels Bildung später einmal nicht in der Lage sein werden, eigene Familien zu ernähren. Diesen Teufelskreis unterbricht das Projekt, in dem es die Familien solange unterstützt, wie die Kinder zur Schule gehen. Alleine der Kauf der Schuluniformen gibt den Patenfamilien die Möglichkeit, Ihre Kinder zur Schule zu schicken. Da Lehrer teilweise mit dem Problem konfrontiert waren, dass Kinder vor Hunger und Schwäche morgens von den Stühlen kippten, sorgen die Lebensmittelhilfen dafür, dass die Schule erfolgreich besucht werden kann.
Als eine der letzten Familien heute besuchten wir auch mein Patenkind. Dieses war mit dem Vater alleine zu Hause. Mein Patenkind freute sich sichtlich über den Besuch. Wir unterhalten uns zunächst nur kurz. Wo mein Spanisch nicht reichte, half Tomas aus.
Wir verteilten noch einige wenige Pakete und fuhren sodann zurück ins Büro. Dort hat die andere Gruppe inzwischen die gekauften Geschenke je nach Kind und Alter geordnet und Uwe seine Papierarbeit erledigt.
Während die anderen noch ein wenig Ordnung machten, installierte ich auf dem Computer in dem Projektbüro noch einige Programme für die Arbeit von Tomas. Da wir alle noch kein Mittagessen hatten und sehr hungrig waren, ließen wir die Installation alleine weiter laufen und gingen zusammen in ein Restaurant in Tonatico zum Abendessen. Auch hierbei begegneten wir wieder Kindern, welche sich ihr Einkommen durch Arbeit finanzieren müssen.
Blumenverkäufer - 9 Jahre
Im Restaurant saßen wir noch eine Weile zusammen, bevor wir uns auf den Weg ins Hotel machten, um dort wieder zeitig und müde ins Bett zu fallen.
Aufbruch: | 02.02.2006 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 09.02.2006 |