Drei Monate Amman
Und wie es mir sonst so geht ...
Und wie es mir sonst so geht ...
Als ich gestern die beiden Artikel ueber Jerash und Ajlun geschrieben habe, kam mir so der Gedanke, dass ich bei den ganzen Touri-Infos lange nichts mehr ueber mich geschrieben habe.
Derzeit bin ich Strohwitwe, d.h. Fady, mein lieber tunesischer Mitbewohner, hat sich auf in die Schweiz gemacht, wo er ein Vorstellungsgespraech beim Internationalen Roten Kreuz hat.
Ganz allein bin ich allerdings nicht. Ich darf mich derweil um unsere Haustiere, 2 Huehner, kuemmern. Leider haben sie keine Namen, wir nennen sie nur einfach "Les poules". Werd demnaechst ein Foto machen, vielleicht fallen euch passende Namen ein.
Zuerst hatte ich ja Sorgen, dass ich vereinsame, wenn ich alleine wohne, aber jetzt klingelt mein Handy fast um so mehr. Bassem, Kader und Youssef, Fadys Freunde, kuemmern sich sehr um mich und alle anderen, denen ich erzaehlt habe, dass ich derzeit alleine bin, schicken auch eine Sms pro Tag und fragen, wie es so geht. Jordanische Fuersorge- es koennte einem fast zuviel werden
Letztes Wochenende war wieder ein Seminar mit 30 jungen Jordaniern zum Thema "Citizenship". Dort habe ich Nour kennengelernt, eine Christin. Gestern war ich mit ihr und ihren Freunden im Hyatt-Hotel zu einer italienischen Nacht. Als ich dort so zwischen der ganzen europaeische Elite von Amman sass, konnte ich nicht umhin und dachte im Stillen, dass das Hyatt weiterhin perfektes Anschlagsziel fuer Islamisten ist, um den unmoralischen Westen zu bekaempfen.
Aber ansonsten war es mal wieder echt schoen, einfach nur die laue Sommernacht (25 Grad) und wunderschoene italienische Musik zu geniessen- ich hab den Gedanken an die ganzen Probleme in dieser Region schnell beiseite geschoben.
Das Seminar von Freitag und Samstag- schon das zweite dieser Art- war einen Tick besser als das erste vor gut zwei Wochen. Allgemein geht es darum, junge Jordanier startklar fuer eine aktive politische Beteiligung moeglichst demokratischen Sinne zu machen.
Die Organisation, die das hauptsaechlich auf die Beine stellt, die Jordanian Commission for Democratic Culture (JCDC), hat das Programm um einiges verbessert... nicht mehr 4 aneinandergereihte Vortraege sondern eine gute Mischung aus Input von z.T. echt guten Leute Parlamentsabgeordnete, ehemalige Ministeriumsmitarbeiter, Journalisten) und Gruppenarbeit.
Eine Aufgabe war Pro- und Contra-Argumente fuer eine Frau als Staatschefin zu sammeln und zu praesentieren... bei beiden Seminaren entstand dabei eine heftige Diskussion. Selbst manche Frauen waren dagegen, weil Frauen es ja nicht schaffen koennten den Haushalt zu fuehren und gleizeitig durch die halbe Welt zu jeten.
Ja, ich muesste mal wieder putzen
Am Samstag gab es dann noch einen Hoehepunkt: zwei daenische Vertreter der groessten Studentenorganisation in Daenemark besuchten das Seminar, weil sie auf Kurzbesuch in Amman waren, um jordanische Partner fuer Austauschprojekte zu finden. Die Vertreter von JCDC bemuehten sich zwar sehr, aber die Daenen wurden immer wieder auf den Karrikaturenstreit angesprochen und was sie davon halten.
Sie haben sich sehr diplomatisch verhalten und die daenische Regierung fuer die Probleme verantwortlich gemacht. Was anderes bleibt ihnen auch kaum uebrig, um hier nicht in Schwierigkeiten zu kommen.
Nours Bruder hat gestern Abend, als er hoerte, dass Martin, der mit auf der italienischen Nacht im Hyatt war, aus Daenemark kommt, halb im Scherz halb ernst gesagt: Guten Rueckflug.
Ja, so steht es zum interkulturellen Austausch zwischen Europa und der arabischen Welt, aber wir sprechen ja alle eine Sprache: Fly Emirates
Ich ueberleg aber auch schon, ob ich nicht ab dem 9.Juni meine Nationalitaet verleugne. Schon jetzt nerven mich alle Taxifahrer, wenn sie erfahren, dass ich Deutsche bin, wer denn wohl Weltmeister wird und dass die deutsche Mannschaft ja ganz toll ist.
Aufbruch: | 30.03.2006 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 30.06.2006 |
Israel
Ägypten