Süd-Thailand und Nord-Malaysia 2003

Reisezeit: Juli / August 2003  |  von Andreas W.

Es geht los

Die Reise begann in Göttingen mit dem PKW in Richtung Frankfurt, wo wir den Wagen für vier Wochen in einer Tiefgarage abstellen konnten.
Die Autobahn war morgens trotz Ferienzeit relativ zügig zu befahren. Alles rollte so vor sich hin und es schienen ruhige 2,5 Stunden Fahrt zu werden. Bis ein silberfarbiger (ist das überhaupt eine Farbe ?) Opel, besetzt mit vier Grauhaarigen plötzlich von der mittleren auf die linke Spur wechselte, ohne zu registrieren, dass wir direkt links neben ihm fuhren. Ungerührt von unseren quietschenden Reifen und wilden Hupsignalen und mit stur geradeaus gerichtetem Blick, von wem werden die wohl ferngesteuert?, zog der Wagen an uns vorbei. Nachdem unser Wagen ein paar Zentimeter neben der Mittelleitplanke wieder unter Kontrolle war, fuhr die Rentnerband dort, wo wir eigentlich sein sollten. Mit welchen Worten ich in diesen Sekunden den Fahrer bedachte, lasse ich hier besser aus, damit dieser Text jugendfrei bleibt.

Oh ja, diesen Urlaub fernab von deutschen Autobahnen haben wir uns wirklich verdient.

In Frankfurt angekommen und wieder mit normalem Adrenalinspiegel, wurde unser Wagen geparkt und die S8 Richtung Wiesbaden/Flughafen genommen.
Hier zeigte sich das erste Mal, ob die Rucksäcke, je ein großer mit ca. 60-70 l und je ein kleiner als Handgepäck richtig gepackt und tragbar waren. Da wir mit voller Ausrüstung eh keine Dschungeltour oder andere längere Fußmärsche vorhatten, dafür sind die Verkehrsmittel in Südostasien viel zu billig, sahen wir zwar sehr bepackt aus, hatten aber keine Probleme damit.

Im Flughafen Frankfurt steuerten wir zuerst den Check-In-Schalter der Gulf-Air an, deren Tickets vor ca. 4 Monaten noch recht günstig zu bekommen waren. Kurz vor unserem Reisestart wurde der gleiche Flug von GA im Internet ernsthaft für mehr als das Doppelte angeboten. Die großen Fluggesellschaften betreiben offenbar eine ähnliche Preispolitik, wie die so verhassten Billigflieger. Frühe Buchungen können günstige Preise bringen, späte Buchungen sind fast nur zu Business-Class ähnlichen Preisen möglich.

Bei Gulf-Air verwandelte sich der ursprünglich mit einem Stopp in Bahrain gebuchte Flug in einen Flug mit zwei Stopps, nämlich eine zusätzliche Zwischenlandung in Abu Dhabi. Unsere bereits ausgestellten Tickets mussten also am GA-Schalter umgeschrieben werden. Leider erging es vielen anderen Reisenden ebenso, so dass erst einmal Schlangestehen angesagt war. Nach Ausstellung von Ersatztickets und dem Check-In war erst mal ein zweites Frühstück fällig.

Die Café-Bar im Terminal 1 ist dafür sehr gut geeignet, es sei denn, man will in dem benachbarten Fastfood-Restaurant zwischen Familien mit vor Junior-Tüten überquellenden Tischen sitzen.

Beim Boarding war im Gegensatz zum vergangenen Jahr (ebenfalls FRA-BKK) die Personen- und Handgepäckkontrolle erheblich schärfer.
Ganzkörperabtasten und gesondertes Untersuchen von Schuhen (als könnte man eine Kalaschnikow im Absatz verstecken) war wesentlich gründlicher und nerviger als sonst. Wohlweißlich hatten wir eine Kosmetikschere (muss die unbedingt mit ?) und ein Taschenmesser (unverzichtbar wegen Flaschenöffner) nicht im Handgepäck gelassen, wie letztes Jahr, als man uns eine Schere in Frankfurt abnahm und in Bangkok in einem verschlossenen Umschlag wieder überreichte.

Endlich im Flieger bekamen wir zum Glück Außenplätze. Als 3er- oder 4er-Gruppe hat man in der Regel das zweifelhafte Vergnügen, in einer Boeing oder im Airbus die Mittelplätze zu bekommen, von denen aus nur mit sehr langem Hals ein Blick aus den sehr kleinen Fenstern zu werfen ist, wenn die Außenpassagiere so gnädig sind, die Fensterläden nicht zu schließen.

Bis Bahrain, der ersten Zwischenlandung, geschah nichts aufregendes. In Bahrain, einem edel gestalteten Flughafen, der etwas übersichtlicher, als der in Dubai mit seiner sehr langen von vergoldeten Palmen gesäumten Allee, ist, kam mir der Gedanke auch eine der weißen Kutten mit Kapuze zu kaufen, die dort in Mode und in mehreren Läden zu akzeptablen Preisen zu bekommen sind. Aber die Antwort auf die Frage, wo und wann ich diese in Arabien übliche Kluft (und was trägt der Araber drunter ?) wohl jemals tragen könnte, - im Büro, beim Shoppen in der Fußgängerzone
oder beruflich auf Baustellen, - ließ mich dann doch von einem Kauf absehen.

Nach dem ersten Stopp stiegen etliche Araberfamilien zu. Offenbar fliegt kaum ein Araber allein, sondern mit seinen Frauen, Kindern, Eltern und sonstigen Verwandten. Ein sehr lebhafter 3-4jähriger Junge hatte von seinen Eltern ein Spielzeugauto mit Hupe, Fahrgeräusch und Fernbedienung zur Unterhaltung während des 1,5stündigen Fluges nach Abu Dhabi bekommen. Wenige Minuten nach dem Start in Bahrain warfen fast alle Passagiere in der Nähe des Jungen wilde Blicke auf das Spielzeug, als würden sie Spielzeugfabrikanten und vor allem Batteriehersteller verfluchen. Das Fahrgeräusch war gerade noch erträglich, aber der Hupton, der mehr einem Krächzen oder Quaken ähnelte, ließ den Blick zum Notausgang schweifen. Die Mutter, auf deren Schoß der Junge saß, ich habe nie einen arabischen Mann mit einem Kind auf dem Schoß gesehen, hatte irgendwann Erbarmen und ließ die Fernbedienung verschwinden, was den Jungen veranlasste, in einem fordernden, weinerlichen Tonfall zu nerven.

Was war jetzt besser, die Hupe oder das Genöle ? Zum Glück lief dann ein Film auf den Monitoren, was den Jungen ablenkte und uns aus unserer angespannten Haltung in die Sitzpolster zurückgleiten ließ.

In der Maschine der Gulf-Air fiel auf, dass, wie bei der im vergangenen Jahr genutzten Emirates Air, auf den Monitoren von Zeit zu Zeit an Mekka mit Entfernung und Ortszeit erinnert wurde, was aber hier nur wenige zu interessieren schien. Bei den Emirates wurde außerdem vor jedem Start und Landung über Monitore und Lautsprecher ein Gebet geschickt, bei dem die Muslime andächtig verharrten und mitsprachen. Auch ohne die Gebete war bei Gulf-Air offenbar Allah mit uns, denn der Flug verlief reibungslos.

Der Flughafen von Abu Dhabi besteht aus mehreren übergroßen Smarties mit Bullaugen, die die zweigeschossige Haupthalle und die Terminals beinhalten. Wir wurden gleich in das Transit-Smartie gelotst, aus welchem der Weiterflug vorgesehen war. Da ich keinen Drang verspürte, 1,5 Stunden dort zu verbringen, ging ich wieder durch die Personen- und Handgepäckkontrolle in Richtung Haupthalle. Ich muss sagen, dass es sich lohnt, das Hauptgebäude anzusehen. Ein riesiger Trichter in der Mitte ist, wie auch die Wände des Rundbaus, in dem es keine rechten Winkel zu geben scheint, über und über mit farbigen Fliesen verziert. Luft und Temperatur sind hier angenehmer als in dem Transit-Terminal, obwohl viele Menschen sich hier aufhalten und keinerlei Klima- oder Lüftungstechnik zu sehen ist. Nach meinem Kurzausflug war wieder die Personen- und Passkontrolle fällig, bei der der junge Araber in seiner merkwürdigen graubraunen Uniform schon genervt dreinblickte, da er mich noch mal kontrollieren musste. Er konnte sich nicht verkneifen, in meinem noch mit Euro bestückten Portmonee herumzustöbern.
Eine junge Frau in ähnlich kleidsamer Uniform und selbstverständlich mit grauem Kopftuch saß gelangweilt an zwei Monitoren, auf denen für alle sichtbar das Innenleben des Handgepäckes an ihr vorüberzog. Hin und wieder nahm sie, meist bei unauffälligen Business-Reisenden, die Aktenkoffer beiseite und breitete alles auf einem für alle sichtbaren Tisch aus. Egal ob Laptop, Taschenschirm, Kulturbeutel, Lektüre, alles was so in einem häufig genutzten Aktenkoffer herumfliegt, wurde öffentlich ausgelegt. Das war zwar interessant, ließ mich aber an meinen Aktenkoffer zu hause denken und mir vornehmen, ihn unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufzuräumen.

© Andreas W., 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Koh Samui und Perhentian Besar. Wo die Sonne gegen den Uhrzeigersinn wandert.
Details:
Aufbruch: Juli 2003
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 2003
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Der Autor
 
Andreas W. berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.