Die drei baltischen Hauptstädte - eine Kurzreise
Vilnius
54° 41' N // 25° 16' O
Vilnius, die Hauptstadt Litauens, ist eine sehr alte Stadt, schon seit 1323 war sie Hauptstadt des Großfürstentums Litauen. Sie war vom Deutschen Orden belagert, von Napoleon besetzt und während des ganzen 19. Jahrhunderts russische Gouvernements-Hauptstadt.
Vilnius ist eine Stadt der Vielfalt: hier leb(t)en Litauer, Russen, Polen, Juden, Deutsche und Weißrussen. Sie alle sprachen ihre eigene Sprache. Daher gelten auch vielfach auch andere Namen - in Deutschland wird sie noch häufig Wilna genannt.
Stadtpanorama vom oberen Burgberg
In der Stadt gibt es über 40 Kirchen, mehrere Klöster und eine berühmte Universität, sie ist Grenzstadt zwischen dem römisch-katholischen und dem russisch-orthodoxen Glauben. Sie kann in einem Atemzug mit Rom, Prag, Krakau und Kiew genannt werden.
Blick vom Zitadellenbereich auf die Altstadt
Vilnius gilt als die Barock-Stadt des Ostens; sie ist reich an Denkmälern der verschiedenen Kulturen. Uns hat sie mit vielen Ansichten an Salzburg erinnert.
Burgstraße - Altstadtstraße mit Blick auf den Gedimina-Turm
Sie hat eine der schönsten und lebendigsten Altstädte in Mitteleuropa und ihre Bewohner strahlen eine Sympathie und Lebensfreude aus, die sie auf einfache Art und Weise mit den Besuchern der Stadt teilen.
Man fühlt sich einfach wohl in der Stadt. Mit englisch, deutsch oder russisch lernt der Gast die Stadt kennen, schätzen und lieben.
Reste der oberen Burg - der Gedimina-Turm
Die Wahrzeichen der Stadt sind die Ruine der Burg von Gediminas auf dem gleichnamigen Hügel aus dem 14. und 15. Jh.,
Kathedrale Sankt Stanislaus
sowie an ihrem Fuße die klassizistische römisch-katholische Kathedrale Sankt Stanislaus mit ihrem etwas abseits stehenden Glockenturm, der leider im Moment vollständig eingerüstet ist.
Ausgehend vom Burgberg bildet das Straßennetz der Altstadt von Vilnius in Richtung Westen und Süden eine fächerartige Struktur. Die Altstadt, die sich an den Hängen auf dem linken Ufer der Neris hochzieht, hat eine Fläche von 360 ha und zählt damit zu den größten und besterhaltenen Europas; seit 1994 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Viele Baustile hinterließen ihre Spuren, vor allem prägen sie der Barock, aber auch Gotik und Renaissance.
Das beste Beispiel barocker Architektur - die von dem polnischen Ritter Sapiega gestiftete St. Peter-und-Paul-Kirche steht etwas außerhalb der Altstadt am Ufer der Neris.
Diese Kirche, wie auch das Bild der wundertätigen Madonna ist ein wichtiges Pilgerziel, vornehmlich für polnische Katholiken.
Kirche St. Peter und Paul
Innenraum von St. Peter und Paul
Die Kirche steht auf dem traditionellen Grundriss des lateinischen Kreuzes, ihre äußere Gestalt verrät nicht, welch großartige Werke der Bildhauerkunst und Malerei sich im Inneren verbergen.
1671 wurde mit der Innenausgestaltung durch italienische Meister begonnen, mangels Geld zog sich die Vollendung weit bis ins nächste Jahrhundert.
Einige wenige Details seien noch gezeigt:
Schiffsmodell in der Vierung
Madonnenbild - Ziel vieler vorwiegend polnischer Pilger
Decken-Stuck in einer Seitenkapelle
Bekanntestes Beispiel für die Gotik ist das sogenannte gotische Ensemble, bestehend aus der St.Annen Kirche, einem gotischen Backsteingebäude, der ebenfalls gotischen Bernhardiner-Kirche und dem angeschlossenen Bernhardinerkloster.
Die für Nordosteuropa einzigartige Ausführung in der in Norddeutschland verbreiteten Backsteingotik erfolgte unter der persönlichen Patronage des litauischen Großfürsten Alexander etwa um 1500.
gotisches Ensemble
weitgehend barocke Innenausstattung der gotischen St. Annenkirche
An der Annenkirche vorbei gelangt man durch einen Torbogen vor die Bernhardinerkirche, deren Vorgängerbau als Holzkirche 1462 von Mönchen aus Polen mit dem Kloster errichtet wurde.
Torbogen zur Bernhardinerkirche
Bernhardinerkirche
Die Hallenkirche wird durch 4 achteckige Säulenpaare in drei Schiffe gleicher Höhe unterteilt.
Der Holzaltar im Mittelschiff stammt aus dem Jahre 1614
Eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit stellt die älteste Hochschule des Baltikums dar. Sie wurde 1579 gegründet und unterastand fast 200 Jahre dem Jesuitenorden. Die barocke Universitätsanlage mit der Johannes-Kirche - sie wurde als gotische Kirche begonnen - umfaßt zwölf Innenhöfe.
Johanniterkirche im Universitätsgelände am Haupthof (1)
Außenhof (3)
Plan des Universitätsgeländes mit 12 Innenhöfen
Aula der Universität am Hof (1) - links daneben der separat stehende Glockenturm, weiter links Fassade der Johanniterkirche
Universitätsbuchhandlung am Sarbeviushof (4)
Die Universitätsbuchhandlung ist mit ihren Deckengemälden an sich schon sehenswert. Wir konnten leider nur durch die Fenster einen Blick auf diese Deckengemälde werfen. Die Bibliothek, 1570 gegründet, besitzt heute fast 5 Millionen Bücher.
Aistensaal der Philologischen Fakultät
Im 1. Stock über der Buchhandlung befindet sich Aistensaal der Philologischen Fakultät mit (ultramodernen?) Fresken von P. Repsys.
Präsidentenpalais
Benachbart zur Universität liegt das Präsidentenpalais
Rathaus mit klassizistischer Fassade
Weiter südlich liegt das Rathaus, das wie die Kathedrale zuletzt in klassizistischem Stil umgebaut wurde.
orthodoxe Heilig-Geist-Kirche
Geht man von dort weiter nach Süden in Richtung des einzig erhaltenen Stadttores passiert man die orthodoxe Heilig-Geist-Kirche.
Auf dem Rückweg entlang dem kleinen Flüsschen Vilnia finden wir dann auch endlich ein schattiges Plätzchen - es ist schon seit Tagen für litauische Verhältnisse etwa 15° zu warm.
Restaurant am Fluß Vilnia
National-Museum
Weiter flußabwärts - fast an Mündung in die Neris - liegt im unteren Burggelände die 'Museumsmeile' Litauens. Leider haben wir soviel Atmosphäre der bezaubernden Stadt eingesogen, dass uns für die Museen keine Zeit mehr bleibt.
Da sich unser Hotel im nördlichen Bereich der Neris befindet laufen wir ein Stück entlang der neris und finden dort noch zahlreiche Holzhäuser, leider z.T. in recht desolatem Zustand.
Die Füße tun weh, wir sind todmüde, und morgen geht es schon weiter nach Riga; ob wir daher nach dem leckeren Hotelabendessen um 22.00 Uhr litauischer Zeit noch wach genug sind, um das Halbfinale Deutschland - Italien zu sehen, muss sich erst noch zeigen.
Aufbruch: | 03.07.2006 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 12.07.2006 |
Lettland
Estland