Ein Semester in Finnland
Ein verlängertes Wochenende in Lappland
Donnerstag, 21. September
Nachdem ich die erste Woche mit Kursen hinter mich gebracht und fleißig finnisch sowie die Geschichte der Baltic Sea Region und der USA gepaukt habe, haben Sarah und ich uns
kurz entschlossen Tickets für den Nachtzug nach Rovaniemi, dem Eingangstor zum finnischen Teil Lapplands gekauft.
Aber bevor ich von unserer Reise berichte muss ich doch mit dem Gerücht aufräumen ich würde hier nur faulenzen. Ein gewisser Leser namens "Papa" liest dies zwar aus meinen Berichten heraus, doch finde ich 10 SWS für den Anfang schon recht ordentlich (ist ja schließlich alles in englisch und finnisch) und der richtige Stress kommt ja ab Ende Oktober. Also keine Sorgen machen
Jetzt aber zurück nach Lappland. In Rovaniemi angekommen haben wir dann unseren vorbestellten Mietwagen abgeholt und haben erst einmal am acht Kilometer von Rovaniemi entfernten Polarkreis beim Weihnachtsmann vorbei geschaut. Selbiger residiert hier nämlich offiziell das ganze Jahr über, besitzt sowohl ein Büro, eine Hauptpost und eine Unmenge an Souvenirläden. In seinem Büro haben wir ihn sogar persönlich angetroffen und er hat wahrlich zu uns gesprochen. Unter anderem hat er uns auch versprochen noch in diesem Jahr in Deutschland vorbei zu schauen (also ihr könnt euch schon mal freuen). Dann hat er uns noch zur Anfertigung eines Erinnerungsfotos zu sich gebeten. Private Fotos sind hier leider nicht erlaubt, aber der kleine Wichtelhelfer von Santa verkauft natürlich gerne die von ihm gemachten Fotos für weihnachtliche 17 EUR das Stück. Gerade auch als ich quasi beim Weihnachtsmann auf dem Schoß für das Erinnerungsfoto platz genommen habe vibrierte meine Handy (einer der Momente in denen ich doch dankbar bin mein Handy meistens lautlos eingestellt zu haben) und unser netter Autovermieter rief an um mir mitzuteilen, dass meine Kreditkarte nicht funktioniere und wir noch einmal nach Rovaniemi zurückkommen müssten. Wieder in Rovaniemi angekommen stellte sich dann heraus, dass bei der Kreditkarte kein Problem mit dem Limit bestand, sondern dass die Karte einfach nicht funktionierte. So diskutierten wir etwas ratlos mit dem guten Mann herum bis er meinte, wir könnten ihm auch irgendeine andere Kreditkartennummer geben. Das ließen wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen und zum Glück war der bereits zuvor erwähnte Benutzer Papa auch über das Telefon erreichbar und natürlich erfreut, dass wir ihn aus Lappland anriefen und sich erst einmal köstlich amüsierte Jedenfalls reichte seine Kreditkartennummer allerdings unserem Vermieter und wir durften endlich weiter nach Norden aufbrechen. Für die knapp 300 Kilometer zum Lemenjoki Nationalpark an der norwegischen Grenze brauchten wir dann aber über 6 Stunden, da wir zunächst ständig anhielten, wenn wir irgendwo Rentiere sahen (bis wir schließlich feststellten, dass die hier einfach überall rum stehen) und dann natürlich immer wieder um die schöne einsame Landschaft zu genießen.
Wir hatten schon im Voraus eine kleine Hütte auf einem Campingplatz kurz vor dem Nationalpark gemietet, die wirklich super war. Die Leute waren einfach wahnsinnig freundlich, wir durften das Ruderboot und die Sauna einmal kostenlos benutzen, hatten die ersten beiden Nächte den Platz fast ganz für uns alleine und die Duschräume hatten sogar Fußbodenheizung. Unsere Hütte blickte genau auf einen See und wir hatten auch noch Bänke und Tische direkt am See. Einfach Wahnsinn. Und als Höhepunkt konnten wir in der letzten Nacht sogar die Nordlichter sehen, die einfach beeindruckend sind. Es ist irgendwie so wie Feuerwerk. Die Lichter breiten sich aus und ziehen sich zusammen, pulsieren und ändern die Farbe. Um mich einmal selbst zu loben, muss ich allerdings noch hinzufügen, dass wir die Lichter nur gesehen haben, da ich vor dem schlafen gehen noch mal pinkeln musste und mir auf dem Rückweg vom Toilettenhäuschen der Himmel doch etwas komisch erschien. Also da sag mal noch ein häufiger Harndrang sei lästig
Einen kompletten Tag haben wir auch den Nationalpark zu Fuß erkundet und haben auf einem 17 km Rundweg einen kleinen Berg bestiegen von dem aus man eine super Sicht auf die ganze Gegend hatte. Den nächsten Tag konnten wir uns allerdings nicht all zu gut bewegen und wir verbrachten den Tag mit Schlafen, Ruderboot fahren und saunen.
Da wir nach so viel schönen Tagen noch keine Lust hatten wieder nach Hause zu fahren und da das Nordkap auf der Karte so nah aussah, verlängerten wir kurzerhand den Mitwagen und buchten unseren Zug um und fanden uns am Montag Nachmittag am nebligen, sau kalten und verregneten Nordkap wieder. An der auf der Strasse aufgebauten Mautstation wollten wir zwar schon kurz vor dem Nordkap wieder umdrehen und zurück fahren, da der Eintritt 25 Euro pro Person beträgt, doch zum Glück "schließt" das Nordkap um 15.30. So konnten wir nur am Nordkap stehen und Sehenswürdigkeiten wie z.B. ein Thailändisches Museum (warum zum Teufel denn ausgerechnet am Nordkap?) sind uns entgangen. Aber wenigstens haben wir 50 Euro gespart.
Da die Tunnelmaut von ebenfalls 50 Euro, unser für die zusätzliche Übernachtung eingeplantes Geld schon aufgefressen hatte, die meisten Campingplätze schon geschlossen hatten, und Hütten erst ab 70 Euro aufwärts zu bekommen waren, entschieden wir uns nach Finnland zurück zu fahren und eine Nacht im Auto zu verbringen, was sogar erstaunlicher Weise ziemlich erträglich war (für mich zumindest).
Seit Mittwoch früh sind wir jetzt aber wieder zurück in Turku und ich bin wieder fleißig in der Uni und am finnisch lernen. Eine ziemlich lustige Sprache bei der alles Mögliche als Suffix und Präfix an die Worte angehängt wird. Wofür wir drei Worte brauchen, nutzen die Finnen nur eins. Zum Glück gibt es aber auch ein paar nette Lehnwörter wie z. B. kioski-Kiosk, filmi-Film, viini-Wein, rokki-Rock, taksi-Taxi, pankki-Bank, apoteekki-Apotheke,Berliini-Berlin, Hampuri-Hanburg usw.
Aber leider ist der Rest der Sprache etwas schwieriger. Wenn man allerdings einfach an bekannte Wörter ein i dran hängt, b durch p ersetzt es aber wie b ausspricht und darauf auchtet das die Vokale harmonisch zueinander passen, sieht's zumindest schon mal ziemlich finnisch aus.
Da heute allerdings das Wetter so schön war und meine Vorlesung ausgefallen ist, sind wir nach Nantaali, etwas westlich von Turku am Meer gelegen, gefahren und haben dort das Mumminland besucht. Besagtes Mumminland ist ein Vergnügungspark mit den hier super populären Mummins, der allerdings auch schon seit ende August geschlossen hat (ein weiterer Beweis, dass hier trotz Sonnenschein kein Spätsommer wahrgenommen wird). Allerdings stehen die Türen zum Park offen und man kann durch das Labyrinth laufen (über das Sarah sogar manchmal drüber gucken konnte) und auf dem Schiff spielen Also nix wirklich besonderes, aber im Sommer knöpfen sie einem hier 20 Euro eintritt ab. Generell ist das Preisniveau bestimmt 30 % höher als in Deutschland, nur Telefonieren ist deutlich billiger und Restaurants haben oft das gleiche Preisniveau (ausgenommen die Burgerschuppen). Aber dafür haben auch super viele Restaurants Mittagsbuffets für Preise zwischen 6 und 10 Euro.
Jetzt hab ich allerdings erst mal wieder genug geschrieben und muss mal wieder nach Hause (natürlich für die Uni lernen).
Mein neu erstandenes Fahrrad durfte ich am ersten Tag wegen einem Platten zum Händler zurück schieben (genau1 1/2 Stunden).
Ohne Kommentar.
Seine Coca-Cola-farbene-Hoheit persönlich!
Juhu ich hab den Polarkreis liegend überquert. Das 5 Euro kostende Zertifikat habe ich allerdings nicht erworben. Hoffe das Foto reicht als Beweis
Eins von gut 220.000 Rentieren.
Der Blick von unserer Hütte auf den See.
Meine Karre, meine Hütte, mein See ... (zumindest für drei Tage) ...
Lemenjoki Nationalpark
Sarah im Anmarsch auf den Gipfelsteinhaufen. Natürlich haben auch wir einen kleinen daneben gesetzt.
noch mehr Lemenjoki
Wer das Loch in der Hose findet, schaut mir eindeutig in den Schritt
Sonnenuntergang ...
... und Sonnenaufgang
Das Nordkap ...
Fjörd in Norwegen
Aufbruch: | 03.09.2006 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2006 |
Typisch finnisch
Estland