Bei Mutter Erde untenrum
Da der Winter vor der Tuer steht und mein Englisch eine Auffrischung verdient hat, werde ich ein halbes Jahr auf den Antipoden verbringen, sozusagen bei Mutter Erde untenrum.
No worries, mate!
Nach einem eher erholsamen Flug sind wir am Dienstag um 5.40 Uhr Ortszeit in Sydney gelandet. Nur das Abschlussfruehstueck der Qantas-Airline konnte nicht ueberzeugen. Auf der Karte wurde mit Nusszoepfchen geworben und serviert wurde uns eine ca 10 cm lange, trockene teigaehnliche Substanz mit einer Art koernigen Trockenpaste, welche wohl als Traeger des Nussaromas dienen sollte. Hungrig aber muede betraten wir australischen Boden in der Gewissheit den gesamten Tag nicht schlafen zu koennen um dem Jetlag von der Schippe zu springen. Bei der anschliesenden Zollkontrolle wurde ich sofort vom wachhabendem Beamten an allen Kofferchecks vorbei in die Freiheit entlassen. So stellt man sich die Leichtigkeit des Lebens vor!
Der anschliessende Transfer mit einem vermutlich griechischstaemmigen Kleinbusfahrer verlief problemlos bis zu dem von uns gebuchten Hostel. Zu unserer Ueberraschung konnten wir sofort auf unsere Zimmer, wo wir lediglich unser Gepaeck verstauten und uns nach einem Willkommensbier auf der Dachterasse unserer Unterkunft anschliessend auf den Weg machten.
Eines unserer ersten Ziele war Harrys Cafe de Wheels, ein unscheinbarer aber weit ueber die Grenzen der suedlichen Hemisphaere bekannter Hotdogstand, welcher in dieser Form bereits seit 1945 existiert und am Marinehafen nicht nur den Hunger der heimgekehrten Seebaeren zu stillen weiss. Harrys Spezial Hotdog ueberzeugte einmal mehr mit seiner fuer australische Verhaeltnisse orginal Frankfurter Wurst, welche in einem optimal geformten Teigtraeger aus bluetemweissen Mehl daherkam. Den direkten Kontakt zwischen Broetchen und Wurst verhindert eine Schicht Chili con Carne (HOT), welche sich wiederum auf einer Traegermasse von Erbsenpueree raeckelte. Abgedeckt wird dieser Leckerbissen von einer sich selbst versteifenden, kalt aufgetragenen Kaesesauce. Das Nusshoernchen geriet somit sofort in (fast vollkommene) Vergessenheit.
Frischgestaerkt machten wir uns auf den Weg in den Botanischen Garten, selbstverstaendlich mit dem klassischen Ausblick auf die Oper und die Harbour Bridge, wo sich bereits mehrere Rotten Touristen versammelt hatten und das niemals enden wollende Fotoshoting praktizierten. Auch wir leisteten unseren Beitrag dazu und komplettierten somit die Runde der Nichteinheimischen.
Weiter fuehrte uns unser Weg an der Oper vorbei, an der sich gerade zwei Arbeiter abmuehten einen ca 5 Kubikmeter grossen Muellcontainer von dem Hubfix ihres Transporters auf die Ladeflaeche zu muehen. Trotz groesster Anstrengung blieb der Erfolg des lokalen Reinigungspersonals aus. Ein vor mir gehender Renter erkannte die Situation als erster und steuerte mit helfender Hand auf beide zu. Da man in diesem Alter lieber nicht mehr so schwer arbeiten sollte, eilte ich dem Rentner hinterher. Auch ein eben noch seine Familie zur Eile antreibender Familienvater war ploetzlich mit am Container und mit fuenf Personen hatte der staehlerne Abfallbehaelter keine Kraefte mehr entgegenzusetzen und verzog sich auf die Ladeflaeche. Auf die daraufhin genuschelte Danksagung an die Helfer wurde lediglich ein kurzes "No worries, mate" entgegengebracht und alle waren sich sicher das so der australische Lebensstil funktioniert.
Im Anschluss begaben wir uns in Richtung der an- und ablegenden Faehren, da wir an den Manly Beach wollten. Nach einer kurzen Cafepause enterten wir die Faehre und machten uns auf den Weg durch den Hafen. An Board der Faehre tummelten sich ebenfalls wieder jede Menge Touristen wie wir und versuchten die Oper von der Wasserseite auf in ihrem digitalen Fotoalbum zu verewigen.
Am Manly Beach angekommen ueberrachte uns der regionale Einzelhandel mit einer Filiale der Gebrueder Albrecht (vermutlich Aldi Sued). Nach der Aufnahme der obligatorischen Wasserrationen machten wir uns auf den Weg den Strand zu besuchen. Hier tummelte sich allerlei sonnenhungriges Volk und praesentierte die internationale Bademode. Aber auch viele Nichtschwimmer besuchen den Strand um sich durch das lauschen der Brandung die notwendige Ausgeglichenheit fuer den Alltag zu besorgen.
Nach unserer Rueckkehr in unser Hostel besuchte ich den Kings Cross Car Market um Ausschschau nach einem Fahrbaren Untersatz zu halten. Die Auswahl war gering, die Preise fast so hoch wie die Kilometerstaende und die potentiellen Verkaeufer hatten sich bereits aus der muffigen Tiefgarage in Ihre Unterkuenfte verabschiedet.
Unser Abendessen wollten wir im Stadtteil Kings Cross einnehmen, da sich dort auch unsere Unterkunft befand. Nach dem Vergleich verschiedener Lokalitaeten entschieden wir uns fuer ein Strassencafe, wo sich bereits wenige Zeit spaeter erste typische Bewohner dieser Gegend unserer Aufmerksamkeit sicher sein konnten. Ein Typ der Marke Catwiesel mit nicht sauberster Garderobe und seiner scheinbar ueber alles geliebten Kuscheldecke ueberquert im Rausch seines eigenen Intellekts immer wieder die stark befahrenen Strasse um sich dann auf Ihr ausruhend die Autofahrer zu beschimpfen. Ein zunaecht unscheinbarer Passant entwickelte ploetzlich eine erhoehte Aufmerksamkeit fuer uns, so das wir unsere bis dahin abgelegten Taschen zu uns nahmen und den verbleibenden vierten Platz an unserem Tisch durch das heranschieben dieses Stuhles als besetzt zu erklaeren versucht haben. Der Typ setzte sich mit dem Ruecken zu mir an den Nachbartisch und schien neben seinem Alkoholrausch auch etwas verspannt zu sein, da er sich immer wieder streckte. Da bemerkte ich, dass sich seine Muedigkeit aenderte und seine Hand an sich der Kette meiner Geldboerse zu schaffen machte. Ich sprang auf, hielt seine Hand in der fuer ihn nun unbequemen Stellung fest und ueberschuettete ihn mit einer handvoll deutscher Flueche. Dem herbeieilenden Wirt erklaerte ich die Situation, worauf hin dieser den Gast auffordert sofort den Bereich des Cafes zu verlassen, da andernfalls die Polizei gerufen werden wuerde. Der Gast liess sich durch diese Situation nicht abschrecken und wollte eine verbale Auseinandersetzung provozieren. In diesem Augenblick standem neben dem Wirt und mir noch zwei weitere maennlche Besucher auf und machtem dem Ungebetenen damit klar, dass es hier keinesfalls lange bei dieser Art der von ihm gewuenschten Auseinandersetzung bleiben wuerde. Er sucht daraufhin das Weite. Als ich mich im Anschluss bei den hilfsbereiten Cafebesuchern fuer ihre Unterstuetzung bedankte hiess es: "No worries, mate".
Dieser Begriff spiegelt die allgemeine Lebensauffassung wieder. Ist dein Auto defekt und Du fragst den Mechaniker nach dem Problem erhaelst du die gleiche Antwort wie nach dem Zustand der Strassen oder der Wettervorhersage. "Alles kein Problem, Kumpel!"
Am naechsten Tag besuchten wir Bondi Beach, wo uns jedoch anhand des starken Windes ein laengerer Aufenthalt am Strand versagt blieb. Abend hiess es Abschied von Lili zu nehemen, da Sie am naechsten Morgen mit Oschi das Land verlassen wollte, um Ihren Aufenthalt in Neuseeland zu beginnen.
Die weiteren Tasge verbrachte ich bisher mit ausgepraegten Fussgaengen in die City, zur Central Station und weiteren mehr oder weniger bekannten Orten bzw. Punkten an denen ich meinen weiteren Aufenthalt vorzubereiten habe.
Gestern war ich mit einem Oesterreicher unterwegs und wir haben uns nach einiger Zeit fuer einen Besuch des Fischmarktes entschieden. Die angebotenen Fischspeisen, welche zum sofortigen Verzehr zubereitet werden ist aeussert Umfangreich, aber leider wird alles, absolut alles in einem Teigmantel versteckt und in der Friteuse dem Garungsprozess ausgesetzt. Sogar Krabben und Filet!?!
Auf dem Weg dorthin kam dann natuerlich auch erste Weihnachtsstimmung auf.
Bis bald und wer will kann mir was ins Gaestebuch schreiben. Dafuer ist es ja da.
Liebe Gruesse aus dem Land untenrum
Aufbruch: | 26.11.2006 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 25.05.2007 |