Polen und Slowakei von Osten erkunden

Reisezeit: August / September 2006  |  von Manfred Sürig

Durchs slowakische erzgebirge zum Slovensky K

Dienstag, 29.August 2006

Beim Frühstück sehe ich durchs Fenster die Autos durch lange Pfützen fahren. Regnet es denn immer noch ? Nein, schon wieder.
Aber in diesem teuren Hotel noch eine Nacht bleiben, will ich auch nicht. Im übrigen wollte ich ja eigentlich noch in den Slovensky Karst, wo ich 2002 an den schönsten Stellen nur vorbeigefahren bin. Der liegt aber weiter südwestlich hinter einem weiteren Paß. Also steige ich in voller Regenausrüstung auf und fahre genau die Strecke noch einmal ab, die ich 2002 geradelt bin: talaufwärts bis Mnisek nad Hnilcom, nach Smolnik durch die stillgelegte Eisenhütte Smolnica Huta. Niemand ist auf der Straße, überall gurgelt das Regenwasser, von den Dachrinnen in die Gullys, gut, dass ich den Weg kenne, fragen könnte ich hier niemanden.

Dann kommt der Aufstieg zum Paß, 300 Höhenmeter, eine sportliche Herausforderung, die auch verhindert, dass ich ins Frösteln komme. Ich bin erstaunt, dass ich dieses Mal ohne abzusteigen, nur mit ein paar Atempausen, heraufkomme, aber die Abfahrt wird wieder riskant: Schlechte Sicht, kurvenreiches Gefälle und Laub auf der Fahrbahn, dazu kühlt mich der Fahrtwind aus. Ich komme durch den Kurort Bad Stos und suche hier nach einer Bleibe -aber keine Chance, nur als Dauerkur für mehrere Wochen, wenn die Krankenkasse mich einweisen würde. Also nichts wie weg trotz der schönen Kuranlagen, die man allerdings bei Sonnenschein besichtigen müßte.
Nun trete ich kräftig in die Pedalen, über Medzev-Jasov, Dörfer, die deutlich ungarisch geprägt sind, geht es milde bergab und ich brauche Bewegung, um warm zu bleiben, naß bin ich ohnehin und werde es immer wieder von neuem. In Moldava nad Bodvou komme ich in eine Ebene, in der ich nun, ausgerechnet auf der Europastraße 571 auf Westkurs gehe.

Mein Ziel ist Zadiel, ein kleines Dorf südlich des Slovensky Kras. Dort führt eine Klamm nach Norden in schönste Natur. Zumindest die Ausgangsbasis für Wanderungen bei schönerem Wetter will ich mir so schaffen. Nach 92 Kilometern ausschließlich bei Regen komme ich dort an und finde auch die beste, nur denkbare Basis: Ein Haus genau an der Schranke zum Eingang in den Naturpark, wo ich für 3,40 Euro pro Nacht in meinem eigenen mitgebrachten Schlafsack schlafen kann. Ich bin der einzige Gast, habe eine komplett eingerichtete Küche und eine lange Wäscheleine im Treppenhaus, auf der ich alle meine Klamotten zum Trocknen aufhängen kann.
Nur ein Gasthaus zum Abendessen gibt es wieder nicht, meine letzten Rucksackvorräte werden verzehrt. Abends hört der Regen endlich auf, schnell mache ich noch einen kleinen Spaziergang durch die Klamm aufwärts und zurück. Soviel Naturschönheit macht neugierig auf das, was morgen kommen muß, das allerdings nicht mit dem Rad zu bewältigen sein wird, Fußwandern ist angesagt. Zum Einschlafen gönne ich mir eine Wärmflasche und freue mich auf das bessere Wetter morgen.

Mittwoch, 30.August 2006

Strahlende Sonne! Nach Unmengen Teegenuß zum Frühstück geht es klammaufwärts, plötzlich gibt es hier auch Touristen. An der Zadielska Chata, einem großen Waldgasthaus, zweige ich rechts ab weiter nach Norden und bin mit der Natur ganz allein. Und die läßt schon wieder Wolken heranziehen, die sich an den Bergen vor mir stauen. Immerhin erreiche ich in der Havrania Skala das Ende des Weges unterhalb des Gebrigskamms und bin damit schon zwei Drittel des Weges bis Bad Stos gekommen. Zurück geht es schneller, auch aus Furcht vor einem Wolkenbruch, der mich dann in der Zadielska Chata erwischt. Da hält man sich dann bis zum dritten Bier fest, um trocken durch die Klamm das Quartier zu erreichen. Dort treffe ich meine Wirtsleute, die den Wetterbericht für morgen haben: Es gibt noch mehr Regen! Also gebe ich weitere Wanderabsichten auf - ich muß in einem späteren Jahr noch einmal herkommen, aber nur bei zuverlässigerem Wetter, es gibt noch so viel zu erkunden.

Dahinter beginnt die Klamm !

Dahinter beginnt die Klamm !

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eigentlich eine Flucht vor schlechtem Wetter, die am Ende doch nicht gelang, aber dennoch eine begeisterte Rückkehr von einer Radtour in Gebiete, die hier kaum jemand kennt. Mit Durst auf mehr....
Details:
Aufbruch: 24.08.2006
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 05.09.2006
Reiseziele: Polen
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.