Kalabrien im Herbst

Reisezeit: September 2003  |  von Angelika Gutsche

Die vielen Gesichter von Sibari

Freitag

Sibari selbst ist kein besonders schöner Ort, mit verstreut liegende Häusern, ohne Ortskern. Ein Bebauungskonzept ist beim besten Willen nicht zu erkennen. Doch gibt es ein Hotel, eine Post, einen Supermarkt und einen Bazar, in dem man alle Haushaltswaren und auch ein dringend benötigtes Insektenschutzmittel bekommt. Der Name Bazar für kleine Gemischtwarenläden ist eine der letzten Spuren, die in die Zeiten weisen, als hier noch die Sarazenen herrschten.
Eigentlich wollten wir uns einen netten Strandtag machen, aber dann haben uns die wunderschönen landschaftlichen Eindrücke des Vortags wieder zu einer neuen Tour ins Auto gelockt. Zuerst führt uns der Weg zum Lago di Sibari, einer um die Lagune gebauten Siedlung mit Villen vom Feinsten. Jedes Haus hat einen eigenen Anlagesteg für die dazugehörige Yacht. So edel hatten wir uns Kalabrien nicht vorgestellt.
Nach diesem Ausflug in die Neuzeit besuchen wir das antike Sibari, eine ehemals griechische Siedlung. Sibari galt seinerzeit als Synonym für Wohlstand und Verschwendungssucht. Es lebte sich dort überaus gut, aber leider nur so lange, bis sich Sibari in einem Anflug von Größenwahn 510 vor Christus anmaßte, eigene olympische Spiele abzuhalten. Das erzürnte die griechischen Nachbarstädte dermaßen, dass sie loszogen und Sibari dem Erdboden gleich machten. Sogar den Fluss Crati leiteten sie um und ließen seine Wasser durch die Stadt fließen, um den Sündenpfuhl Sibari zu überfluten und von seinen Lastern zu reinigen. Das Wasser muss auch heute noch aus dem antiken Sibari abgepumpt werden, um die Ausgrabungsstelle trocken zu legen. Einige Überreste der Stadt, wie die sehr breit angelegte Hauptstraße, sind wieder zu besichtigen. Ein nahe gelegener, sehr moderner Bau, beherbergt das wirklich gut gestaltete Museum, in dem die Fundstücke aus der hellenistischen Vergangenheit präsentiert werden. Wir erstehen im Museumsladen ein Buch mit dem Titel Die Königin der drei Brüste. Aberglauben, Märchen und Mythen in Kalabrien. Spannend.

Am Lago di Sibari

Am Lago di Sibari

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch durch den Norden Kalabriens
Details:
Aufbruch: September 2003
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2003
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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