Reisebericht aus Afghanistan

Reisezeit: Juni 2003 - Februar 2005  |  von Igor Schmitz

Erläuterungen

Der islamische Kalender ist ein ausschließlich lunarer Kalender bei dem Monate Mondzyklen entsprechen. Der Kalender verschiebt sich gemessen am Sonnenjahr über einen Zeitraum von etwa 33 Jahren einmal durch die Jahreszeiten.
Für religiöse Zwecke beginnen Muslime Monate mit der ersten Sichtung der Mondsichel nach Neumond. Für nicht religiöse Zwecke wird ein tabellarischer Kalender verwendet, der die Mondphasen abbildet. Eine Woche besteht aus sieben Tagen, wobei jeder Tag mit Sonnenuntergang beginnt. Die Tage sind
nummeriert. Tag 1 (Yakshanbe: Yak- Eins, Shanbe- Tag) beginnt Samstag bei Sonnenuntergang und endet Sonntag mit Sonnenuntergang.
Die Monate heißen Muharram, Safar, Rabi'a I, Rabi'a II, Jumada I, Jumada II, Rajab, Sha'ban, Ramadan, Shawwal, Dhu al-Q'adah und Dhu al-Hijja. Jahre aus zwölf Mondmonaten werden gezählt ab der Ära der Hedjra, die den Auszug des Propheten aus Mekka nach Medina bezeichnet. Diese Epoche, ab 1. Muharram 1 A.H.(Anno Higerae) wird von Astronomen gewöhnlich mit Donnerstag, dem 15. Juli 622 des julianischen Kalenders gleichgesetzt (= astronomische Epoche der Hedjra).
Chronologische Tabellen verwenden dagegen meist Freitag, den 16. Juli, welches als Zivile Epoche bezeichnet wird. In beiden Fällen beginnt der islamische Tag bei Sonnenuntergang des Vortages. Die Sichtung der Mondsichel nach Neumond ist prinzipiell der Beginn eines neuen Monats. Dies ist besonders zur Bestimmung von Anfang und Ende der Fastenzeit
von Bedeutung (Monat Ramadan). Wegen wetterbedingten Ungenauigkeiten kann ein neuer Monat auch nach Ablauf von dreißig Tagen seit Beginn des vergangenen Monats erklärt werden. In der Praxis sind sich Länder, Religionsführer

und Wissenschaftler nicht einig, ob zur Bestimmung des Kalenders auf Beobachtung oder auf Berechnungen zurückgegriffen werden soll.

Die weltlichen Feiertage in Afghanistan umfassen den Siegestag der muslimischen Nation (28. April), den nationalen Gedenktag (4. Mai) und den Unabhängigkeitstag
(Jashn, am 18. August). Das Jashn-Fest erinnert an die Befreiung des Landes von der britischen Herrschaft im Jahr 1919 und dauert eine ganze Woche. Alle bedeutenden islamischen Feiertage richten sich nach dem Mondkalender
und fallen daher jedes Jahr auf ein anderes Datum. Der Ramadan ist der Fastenmonat der Muslime. Der erste Tag des Fastenmonats ist ein Feiertag, ebenso die letzten drei Tage, die als das Fest Aid-e-fitr gefeiert werden. Nauroz,
das islamische Neujahr, beginnt am ersten Frühlingstag, der auf einen Tag um den 21. März fällt. Ebenfalls wichtige islamische Feiertage sind Aid-e-ada, das an die Bereitschaft Abrahams, auf Allahs Befehl seinen einzigen Sohn zu opfern,
erinnert, Ashura, ein Festtag der Schiiten in Angedenken an den Märtyrer Imam Husayn, und Roze-Maulud, der Geburtstag des Propheten Mohammed.

Zwischenmenschliches:
Unter Männern ist zur Begrüßung der Händedruck üblich. Miteinander gut befreundete Männer können sehr ausdrucksvoll sein und ihrer Freude durch eine Umarmung und gegenseitiges Schulterklopfen Ausdruck verleihen. Häufig unterstreicht man die rein verbale Begrüßung, indem die rechte Hand in Höhe des Herzens auf den Brustkorb gelegt wird. Miteinander befreundete Frauen begrüßen sich meist mit einer herzlichen Umarmung und insgesamt drei Küssen auf beide Wangen, gelegentlich aber auch mit einem Händedruck. Männer vermeiden in der Öffentlichkeit jeglichen Körperkontakt zu Frauen und geben ihnen auch nicht die Hand. Grußformeln sind je nach Region und ethnischer Zugehörigkeit unterschiedlich. Am üblichsten ist die arabische Begrüßung, die sich aus dem Ausdruck Assalaam alaikum ("Friede sei mit Euch") und der höflichen Erwiderung Waalaikum assalaam ("Und mit Euch") zusammensetzt. In der Darisprache ist vor allem die Frage Khubasti? ("Geht es gut?") eine weit verbreitete Grußfrage, die in Paschtu Singa ye? lautet. "Auf Wiedersehen" heißt Khoda hafiz. Bei förmlicheren Anlässen benutzt man zur Anrede immer den akademischen Titel (z.B. "Engeneer") oder die Berufsbezeichnung des Angesprochenen. Die Ehrenbezeichnung Haji ("Pilger") ist denjenigen Menschen vorbehalten, die

eine Wallfahrt nach Mekka in Saudi-Arabien unternommen haben. Soll einer Person besondere Ehrerbietung entgegengebracht werden, so nennt man sie Khan ("Mein Herr"). Manche Menschen werden bei der direkten Anrede ausschließlich mit ihrem Titel angesprochen (so z. B. mit Hajji Khan ("Mein Herr Pilger")). In der Regel kombiniert man jedoch den Titel mit dem Namen. Eltern werden häufig in
Kombination mit dem Namen eines ihrer Kinder angeredet wie beispielsweise Madar-e Muhammad ("Mutter von Muhammad") oder Baba-e Alam ("Vater von Alam").Unter Freunden werden oft Kose- und Spitznamen füreinander verwendet.

Arier [altind. arya >der Edle<],
die Völker, die eine der sog. arischen Sprachen
(indogerman. Sprachfamilie) sprechen. Arier nannten sich urspr. indogerm. Adelsgruppen in Vorderasien und Indien.

In der rassenkundlich bestimmten Geschichtsschreibung
des 19. Jh. wurde der Begriff Arier auf Inder, Meder, Perser
(und damit später auch die Afghanen), Griechen, Römer als die Schöpfer der antiken Kultur bezogen und auf die Germanen als die Erben der Antike. Der Antisemitismus des Nationalsozialismus engte den Begriff A. willkürlich und fälschlich noch stärker ein, indem er ihm eine antijüdische Bedeutung gab.

Ethnie
hier im Sinne kultureller Merkmale, während der "Rassebegriff" auf genetische Unterschiede hinweist. Für Afghanen baut sich das Zugehörigkeitsgefühl aufsteigend um Familie, Clan, Stamm und dann erst die Volksgruppe auf. Die größte Volksgruppe in Afghanistan stellen die Paschtunen mit ihren wichtigsten Stämmen den Durrani und den Ghilzay. Außerdem leben in Afghanistan Tadschiken (der Begriff "Tadschike" bezog sich anfänglich auf Menschen, die sich ethnisch, also kulturell, nicht einordnen ließen), Hazara und Usbeken (beide korrespondieren wahrscheinlich mit den
Ethnien Zentralasiens und Sibiriens) um nur die größten Gruppen zu nennen.

Afghanistan
hatte im Laufe der Geschichte drei Namen, die das Land jeweils für Jahrhunderte behielt. Diese drei, Aryana in der Antike, Khurasan im Mittelalter und Afghanistan Heute, haben das Land durch die Geschichte hindurch begleitet und unterschieden.

© Igor Schmitz, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich war als Architekt zwei Mal, indirekt, für die Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) in Afghanistan tätig. Zu meinen Aufgaben zählte u.a. die Organisation und Durchführung von Wideraufbaumaßnahmen von Schulen und Gesundheitszentren, auch außerhalb der Sicherheitszone der ISAF. Dabei standen der Aufbau und die Pflege von persönlichen Beziehungen zu Ministerien und örtlichen Entscheidern (Shura-Mitgliedern) und Dorfbewohnern immer am Anfang eines neuen Projektes.
Details:
Aufbruch: Juni 2003
Dauer: 20 Monate
Heimkehr: Februar 2005
Reiseziele: Afghanistan
Der Autor
 
Igor Schmitz berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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