Das Abenteuer beginnt...

Reisezeit: Februar 2007 - März 2008  |  von Jeannine Dupont

Gay Pride

So, jetzt werde ich mal von meinem äusserst spannendem und sehr anstrengendem Wochenende berichten.
Hier fand an den letzten beiden Tagen die 37. San Francisco Pride Celebration (die amerikanische Version vom "Christopher Street Day") statt und da ich hier so zu sagen in der Schwulen- und Lesbenhochburg (was die Vereinigten Staaten betrifft) gelandet bin, habe ich mir gedacht, muss ich diese Erfahrung auch mal mitmachen. Also hatte ich vorher geplant, beide Tage in die City zu fahren. Am Samstag hatte sich noch alles etwas verspaetet und da Heike und Andrew eh nach SF gefahren sind, haben sie angeboten, mich mitzunehmen. Das passte mir sehr gut, somit habe ich das Geld fuer die BART gespart. Die Fahrt dauerte zwar um einiges laenger, weil jeder hier das Gleiche geplant hatte, aber das war egal. Sie liessen mich dann im Castro raus, das ist der Stadtteil, wo "alle" Homosexuellen leben und verkehren (hoert sich komisch an, merk ich grad...naja).
Jedenfalls lief ich dann dort so lang und es war...wow...wie in einer anderen Welt. Als erstes, dass hatten wir schon vom Highway aus gesehen, wedelt dort eine riesengrosse Regenbogenfahne, groesser, als alle amerikanischen Flaggen, die ich hier jemals gesehen habe und das will schon was heissen. (ist uebrigens die, die ihr oben seht). Es war wegen des Events natuerlich ordentlich was los und die Strassen waren maechtig voll. Egal wo man hinschaute, ueberall gleichgeschlechtlich Paare oder Familien. Und ich...mittendrin, statt nur dabei!! Aber nicht nur das, alles war "anders". Alle Geschaefte, Resturants, Laeden, Kinos-all das war auf "dieses Thema" ausgelegt. In den Schaufenstern waren lebende Models, davor tanzende Paare, schraegangezogene Maenner und Frauen und Regenbogenfahnen, wo man nur hinschaute.

Regenbogenfahnen ueberall und an jedem Haus

Regenbogenfahnen ueberall und an jedem Haus

im Castro

im Castro

die Taenzer

die Taenzer

die typischen Haeuser an einem der vielen Huegel

die typischen Haeuser an einem der vielen Huegel

schick, schick, oder?
und im Hintergrunf sieht man, wie viel Betrieb da war...

schick, schick, oder?
und im Hintergrunf sieht man, wie viel Betrieb da war...

Ich hab mich da also ein bisschen umgeschaut und bin dann irgendwann in einem Buchladen gelandet, in dem ich ein einfach wunderbares Buch gefunden habe. Wie fast immer habe ich unter den Reisefuehren nach Germany geschaut, um mich an ein paar Bilder aus der Heimat zu erfreuen. Direkt daneben stand ein Woerterbuch...und das ist so lustig. Es hat fuer die Amerikaner die deutsche Aussprache daneben zu stehen. Ich musste so dermassen lachen (und eigentlich bin ich ja gar nicht so bei sowas), das beschlossen habe, das muss gekauft werde-allein schon als Erinnerung. Ich also gluecklich und zufrieden wieder raus aus dem Laden und was entdecke ich da??!??

Genau, ein Ginkgobaum!!! Aber nicht nur einen, ganz viele! Da hab ich mich ja noch gleich viel mehr gefreut!!! Hier waechst sogar die Sorte, die mein Baum zu Hause hat. Mensch, ich staune ja immer wieder, wie ich mich ueber solch kleine Dinge freuen kann. Und in unserem kleinen Dorf ist auch einer. Da muss ich auch jedesmal grinsen, wenn ich mit meiner Kleinen dran vorbei gehe. Ich bin also die Strasse weiter langgelaufen, hab mir alles angesehen (da gibts naemlich absolut coole Laeden!!) und da entdecke ich einen Kinderwagen, in dem ein etwa 3 jährigen Maedchen mit dem Plakat "I love my two mommys" sass. Fand ich cool!

dt. Aussprachehilfe fuer die Ami's...
Ich find's lustig!!!

dt. Aussprachehilfe fuer die Ami's...
Ich find's lustig!!!

hier sieht man mal die steilen Strassen...

hier sieht man mal die steilen Strassen...

Nachdem ich mich im Castro eine ganze Weile umgeschaut hatte, rief ich Andrew an, um zu fragen, wann sie wieder losfahren, um mich evt. wieder mitzunehmen. Alles passte perfekt zusammen, da sie auch grad loswollten und sie holten mich von da wieder ab. Als wir dann auf unserem Weg nach Hause waren, kamen wir am Dolorespark vorbei. Ja, und da fiel mir erstmal auf, dass ich ganz falsch war vorher, denn da stieg die eigentliche Party!! Der ganze Park war voll, in der Zeitung stand heute "mehrere Zehntausende". Buehne mit echt guter Livemusik (soweit ich das beurteilen kann, wir standen dort naemlich kurz im Stau), Essen, Trinken, geiles Wetter... Ja, eigentlich habe ich mich ganz schoen geaergert, nicht frueher auf die Idee gekommen zu sein, dort hinzugehen, aber bei meiner durchaus intensiven Internetrecherche ist mir dieses Event wohl oder uebel entgangen. Naja, zu aendern wars eh nicht mehr. Und wie sagt man so schoen?!? naechstes Jahr...

ein Muelleimer im Castro... hier steht alles unter dem gleichen "Stern"

ein Muelleimer im Castro... hier steht alles unter dem gleichen "Stern"

Das war mein Samstag und der Sonntag sollte noch besser werden...
Fruehes aufstehen war wieder angesagt, kurz duschen, fruehstuecken und skypen und dann gings wieder los. 10:30 Uhr begann die Parade und ich wollte gegen 11 in der City sein. Ich war wie immer etwas spaet dran, haette aber alles geschafft, wenn es nicht ein Problem gegeben haette... keine Parkplaetze weit und breit an der BART-Station! Alle Parkplaetze waren voll und ich war nicht die einzige, die einen suchte. Ich versuchte Andrew zu erreichen, um nach alternativen Parkmoeglichkeiten zu fragen, aber ohne Erfolg. Etwas deprimiert beschloss ich, wieder nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zum Highway sah ich aber an einer Strasse einen und hab dort erstmal angehalten. Da ich mir nicht sicher war, ob ich da wirklich parken darf, habe ich einen Fussgaenger gefragt, der gab gruenes Licht und mein Tag war doch noch gerettet!
Mit letzendlich nur 13 Minuten Verspaetung sass ich also im Zug Richtung SF. Dort angekommen war mal wieder alles perfekt getimed, denn fuenf Minuten nach meiner Ankunft begann die Parade dort, wo ich stand. Ich mein, es war ja mein erster CSD und somit habe ich keine Moeglichkeit zu vergleichen, aber interessant wars auf jeden Fall! Wirklich viele Companies usw. haben Farbe bekannt, darunter auch die Polizei, Post, Macy's, Google und viele andere Bekannte. Aber nicht nur das, es gab auch viele verschiedene Themen, zu denen sich mittels Plakaten, Bilder, Lautsprecherdurchsagen o.ä. geäussert wurde.
Hier einfach mal ein paar Bilder:

eine riesen Regenbogenschlange aus Luftballons

eine riesen Regenbogenschlange aus Luftballons

einer der vielen Wagen

einer der vielen Wagen

die Beiden...

die Beiden...

waren ja so niedlich!

waren ja so niedlich!

und was fuers Auge fuer die Maenner... und Frauen, natuerlich

und was fuers Auge fuer die Maenner... und Frauen, natuerlich

Besonders cool fand ich die Themen rund um Familie, wo sich die einzelnen Familienmitglieder zueinander bekannt haben. Zu lesen waren dort Sachen wie "We love our son- even he's straight!" oder "I'm a proud mom of a lesbian". Da sieht man mal, dass nicht alle Amerikaner so pruede sind, wie wir das immer denken, vorallem nicht hier in der Gegend, wo "das" als normal angesehen wird, was es ja auch ist.

auch das ist San Francisco...alle gucken sich die Parade an und am Baum liegt ein Obdachloser und schlaeft...

auch das ist San Francisco...alle gucken sich die Parade an und am Baum liegt ein Obdachloser und schlaeft...

Als die Parade dann irgendwann fast vorbei war, machte ich mich auf dem Weg zu Civic Center, wo die Party steigte. Ein Park und viele Strassen wurden abgesperrt, viele Staende mit alles Moeglichem, verschiedene Buehnen und Menschenmassen, wohin man nur schaute. Ein bisschen erinnerte mich das an Silvester am Brandenburger Tor.

kurz bevor ich das Ziel erreicht habe

kurz bevor ich das Ziel erreicht habe

Menschenmassen ueberall...

Menschenmassen ueberall...

ein kleiner Teil des Parks

ein kleiner Teil des Parks

und da wars dann schon etwas leerer

und da wars dann schon etwas leerer

Ich bin dort eine Weile rumgelaufen (sobald das moeglich war), hab ein bisschen kostenloses Zeugs (darunter ein T-Shirt) abgesahnt und hab mich dann irgendwo im Park hingesetzt und die Leute beobachtet. War auch mal ganz schoen und eine Menge verrueckt angezogene Menschen waren ja vor Ort.

mit der Aussicht sass ich da...

mit der Aussicht sass ich da...

und sah Leute wie diese...

und sah Leute wie diese...

diese...

diese...

die Beiden...

die Beiden...

oder ihn hier...
der sogar eine richtige Regenbogenausstrahlung hat

oder ihn hier...
der sogar eine richtige Regenbogenausstrahlung hat

dort vorne war die Hauptbuehne

dort vorne war die Hauptbuehne

Die ganz dicken und dazu noch leicht bekleideten konnte ich nicht fotografieren, dass haette meine Linse platzen lassen und ich bin mir sicher, dass haette hier auch keiner sehen wollen!!
Naja, eine ganze Weile spaeter wurde es dann jedenfalls etwas leerer und ich hab mir noch mal alles in Ruhe angeschaut und stand eine Zeit lang in der Naehe der Hauptbuehne, aber irgendwann war auch fuer mich Zeit zu gehen. Ich lief noch bestimmt drei Kilometer zur BART-Station, bevor ich nach Hause fuhr. Erste gute Nachricht war dann, dass mein Auto tatsaechlich noch dastand, ein bisschen Angst hatte ich doch, muss ich zugeben. Ich fuhr also schoen langsam die 10 Minuten nach Hause und hier empfing mich ein richtig glueckliches Baby, was mich natuerlich noch mehr erfreute. Es ist immer richtig komisch, wenn ich sie am Wochenende mal fast den ganzen Tag nicht sehe. Bevor ich dann meine langersehnte Dusche nehmen konnte, bemerkte ich noch, dass ich (trotz kostenloser Sonnencreme, die dort vereilt wurde...und die war LSF 30!!) ganz schoen Farbe im Gesicht bekommen habe und werde erst mal hoffen, dass das kein Sonnenbrand ist und sich pellt, aber wird schon nicht!
Naja, das war jedenfalls mein Wochenende. Nicht wirklich erholsam, aber auf jeden Fall ziemlich cool! Und egal wo, naechstes Jahr bin ich wieder am Start, will schliesslich mal vergleichen koennen

nochmal die grosse Fahne im Castro

nochmal die grosse Fahne im Castro

...und eine Kleinere (wie an jeder Strassenlampe entlang der Marketstreet) in Mitten der Hochhäuser

...und eine Kleinere (wie an jeder Strassenlampe entlang der Marketstreet) in Mitten der Hochhäuser

© Jeannine Dupont, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
20 Jahre, Abi in ner Tasche und.....unentschlossen!! Umso schöner, dass es nun im dritten "Anlauf" endlich klappt... Ich gehe nach AMERIKA!!! Und damit wird (m)ein Traum war...
Details:
Aufbruch: Februar 2007
Dauer: 13 Monate
Heimkehr: März 2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Jeannine Dupont berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.