Gran Canaria ? - Das hat uns gerade noch gefehlt!
Nordwestküste und Baranco de la Aldea
Montag, 15.1.2007
In Österreich wäre es schon 9 Uhr, als wir um 8 Uhr erwachten und aus den Betten sprangen, da laut Hausordnung das Frühstück zwischen 8.30 und 9.30 serviert wird. - Später merken wir, dass man es damit nicht gar so streng nimmt, da alles, was man braucht, im kleinen Speisesaal zur Selbstbedienung bereit gestellt ist: In großen Thermoskannen dunkler, kräftiger Kaffee (vielleicht sogar von den Plantagen, die es am oberen Ende des Tales gibt), Milch, ein Teekessel für Teewasser, ein Toaster für Toast, - spanische Wurst, gekochter Schinken und Scheibenkäse. - In den ersten Tagen gab es auch noch Birnen, Papaya, Bananen als ganze Frucht, nach 4 Tagen leider nur noch zer-schnitten als Obstsalat ver-schnitten mit Dosenpfirsich und Dosenananas. - Auf Wunsch bekommt man auch Joghurt Natur und sogar Avocadoscheiben. -
Danach machten wir unsere erste Erkundungsfahrt zum Puerto de las Nieves. Eine gemütliche Kleinausgabe eines Fischerhafens mit schwarzem Strand, vielen kleinen Lokalen, Lädchen und Blick auf das Wahrzeichen, dem Felsen Dedo de Dios (Finger Gottes!).
Im erstbesten(erstschlechtesten?) Restaurant "La Rama" bestellten wir Garnelen in Olivenöl, die uns noch vom Restaurant San Pedro auf Teneriffa so gut in Erinnerung waren.
Es ging alles im Schnellservice: Was wollen Sie trinken, - essen, - na, Sie wissen es immer noch nicht? - Deutsch? - Englisch? - Rasch, es sind noch andere da! - Man hatte den Eindruck, die Kollegin stünde schon mit der Papierserviette bereit, um uns den Mund abzuwischen, damit wir schnell zahlen und den Platz wieder frei machen. Die Garnelen waren winzig klein, das Öl schmeckte nicht nach Olive, Kräuter gab es auch nicht, und der Knofel war verbrannt. - Das Brot dazu wurde extra verrechnet, von Freundlichkeit keine Spur. Nie wieder waren wir im La Rama.
Der Ort Agaete dämmerte noch im Mittagsschlaf vor sich hin, nur im kleinen, aber feinen Park "Huerto de las Flores", wieselten die Bediensteten herum, die Wege von welken Blättern zu befreien, Bänke zu putzen, Touristenmist in Säcken abzutransportieren. Ein schöner Ruheplatz mit Sitzbänken und Gedenksteinen zwischen vielen einheimischen und tropischen Gewächsen.. - Eintritt frei!
Abends gibt es Linsensuppe, Hörnchennudeln mit Fleischsoße, gedünstete Birne in süßer Soße. - So richtig glücklich sind wir nicht, kein Salat, nichts Frisches, - unseren Kindern hätte alles sicher sehr gut geschmeckt - als sie noch Kinder waren.
Um 21.30 klopft Martha und bringt meinen Koffer: Er ist von Graz nach Frankfurt und dann über Madrid nach Las Palmas geflogen und per Taxi hierher gebracht. Ein Tag in langen Hosen und Bergschuhen auf Gran Canaria unfreiwillig herumzuspazieren, hat mir genügt!!
Dienstag, 16.1.2007
Wir haben schlecht geschlafen. Macht es der Jodgehalt der Meeresluft?
Abends kläffen sämtliche Hunde der Nachbarschaft sich die neuesten Nachrichten zu und morgens um 5 Uhr begrüßt der Hahn des Hauses den neuen Tag. - Aber ansonsten ist es eine idyllische Ruhe. -
Weil die Dusche in unserem kleinen Badezimmer mit der süßen Sitzbadewanne keinen gescheiten Druck beim Kaltwasser bringt, beschließe ich, ab heute morgens vor dem Frühstück in den kalten Pool zu springen. Das Wasser ist wirklich kalt und ich schaffe nicht mehr als eine Runde, aber immerhin! Die anderen Gäste trauen sich noch nicht einmal am Tag hinein.
Es ist schon 11 Uhr, als wir unsere erste Wandertour im Nachbarort San Pedro starten.
Nur Fritz trägt einen Rucksack, wir haben 2 Scheiben Vollkornbrot (aus Österreich), Wetteranorak, den Rother-Wanderführer und Getränke dabei. -
45 Minuten bis zu Cuevas de Berbique, das sind Höhlen, die von fleißigen Altkanarien vor vielen, vielen Jahren aus dem vulkanischen Tuffgestein herausgearbeitet wurden und heute noch von den Ziegenhirten für ihre Herde genutzt werden.
Um 12.30 sind wir an einem runden gepflasterten Kultplatz neben dem Roque Bermejo (628m). - Es geht beständig weiter hinauf, und um 13.15 machen wir Mittagsrast am Mirador de la Vuelta del Palomar, grandioser Rundblick auf Meer und mehr! - 800 Höhenmeter langen uns für den ersten Tag, ein paar Schritte noch "um die Ecke", aber dann treten wir den Rückweg an und sind um 15.30 wieder in San Pedro beim Auto. Schön!
Für den Abend war FISCH angekündigt, - aber er bot sich nicht knusprig und natur gebraten an, wie wir es vielleicht gern gehabt hätten, sondern in einer dicken, weißen Soße, - das hätten unsere Kinder sicher nicht gegessen. Dafür gab es aber vorher anstatt Suppe einen gemischten Salat! Nachher eine süße Creme mit Gofio, und wieder einen süßen Likör.
Wir sind eine lustige Gruppe am Tisch: Der junge Belgier, der sich als Single an den Bergen und am Essen erfreut, - und ein spanischer junger Herr, der seinen Beruf mit dem Urlaub verbindet: Er testet Wanderwege und Hotels für einen englischen Touristik-Verein.
Das deutsche Ehepaar aus Berlin, das morgens beim Frühstück so schweigend im Gespräch vertieft ist, kommt abends nicht zum Essen, weil sie mittags irgendwo auf ihren Touren speisen und weil es abends einfach zu spät ist. Außerdem ist die Halbpension mit 17 Euro pro Person nicht gerade preisgünstig!. - Wir überdenken, ob das nicht auch für uns eine gute Idee wäre.
Mittwoch, 17.1.2007
Ja, ich gehe ins Wasser! -Zum Frühstück bekommen wir heute den bestellten Natur-Joghurt, - die feine Papaya ist heute schon zerstückelt im Obstsalat zu finden, - so will ich sie nicht!
Wir fahren in die Nachbarstadt Galdar, die sich zu Fuße des schwarzen spitzen Berges "Pico de Galdar" angesiedelt hat, - aber genau wie es im Merian beschrieben wird, schieben sich die Autos - von denen es sicher viel zu viele gibt - durch die engen verstopften Gassen. Jeder sucht nur das Eine: einen Parkplatz! Nachdem wir ca. 20 Minuten mit schweißnassen Achseln von einer Einbahnstraße in die andere und gar nicht dahin, wohin wir wollten, geschleust wurden, - gaben wir es auf und fuhren hinaus in Richtung Meer nach Sardina del Norte.
Öde und hässliche Steinmauern säumen die Straße, - verbergen die Bananenplantagen dahinter und machen nicht gerade Urlaubsgefühl! - Danach sozusagen Wüste und dann Rohbauten von Feriendomizilen, eine Schachtel neben der anderen, - überall Bagger und Kräne, irgendwo kläfft flehentlich ein Hund, einsam, angekettet. Vielleicht gehört er zu den armen Viechern, die eine Woche lang aufs Herrchen warten, das bestenfalls an jedem Wochenende aus Las Palmas kommt.
Wir fahren weiter bis ans Ende der Piste, wo ein hübscher Leuchtturm steht. Oberhalb der Meeresbrandung machen wir eine Pause und beten die Sonne an, bis ein Touristenbus Menschen ausspuckt und wir das Weite suchen. Wir fahren in den kleinen Hafen Sardina, der von hohen dunklen Felsen eingerahmt wird, an die einige noch bewohnte Höhlenwohnungen gebaut sind. - Es gibt kleine Fischrestaurants und wir genehmigen uns einen Zwischenimbiss in der "Terraza El Ancla": Wunderbare Sardinen, die man mitsamt Gräten und Schwanz isst. Ganz Mutige essen auch den Kopf! -
Ich amüsiere mich immer über die lustigen Übersetzungen auf den Speisekarten:
Hier stand z.B. Queso semi - Herkunfstlandkäse, oder Pescado a la Espalda - Fisch auf dem Rücken, Aber immerhin, ich wäre froh, wenn ich so gut spanisch könnte, um eine deutsche Speisekarte zu übersetzen. - Und der Herkunfstlandkäse hat sagenhaft gut geschmeckt!
Am Abend ist der große runde Tisch komplett besetzt: Ein junges Paar ist noch dazu gekommen, und 3 - (noch) schweigsame ältere Gäste, deren Nationalität ich auf Grund der Schweigsamkeit noch nicht definieren kann. - Es ist irgendwie eine Art "Kanarische Pension Schöller", gemütlich, lustig, man verzeiht, dass die Paella ziemlich dick geraten ist, - man sieht darüber hinweg, dass es wieder mal keinen frischen Salat gibt, - aber man genießt die Kressesuppe, die wirklich vorzüglich geraten ist. -
Dieses Hotel, mit dieser Ausstattung und Ausstrahlung, aber mit einem Essen, das ein wenig mehr Frische, mehr Pfiff, ein wenig mehr Kreativität bietet, das wäre das absolute Highlight der Insel! - Ein Supergeheimtipp! Und dann wären 17,oo Euro pro Person vertretbar!
In den Nachrichten auf ARD und ZDF hören wir, dass ein furchtbarer Orkan über Deutschland hinwegfegt und dass Hamburg sich auf eine große Sturmflut vorbereitet.
Donnerstag, 18.1.2007
Große Inselrundfahrt: Die kurvenreiche enge Straße an der Nordwestküste von Agaete nach
Puerto de la Aldea führt in 350 m Höhe an der Steilküste entlang. Zwischendurch beim Mirador del Balcon hat man einen weiten Blick über das Meer bis nach Teneriffa hinüber.
Kaum ist der Zündschlüssel auf dem Parkplatz abgezogen, wird man mit Proben von Mandelkuchen beglückt, den ein geschäftiger Budenbesitzer herumreicht, der an seinem Verkaufswagen auch belegte Brötchen deutscher Art und Hamburger anbietet.
Bald darauf hat man einen sagenhaften Blick auf die nahe scheinenden Plastikfolienabdeckungen der Tomatenfelder von San Nicolas. Aber hinter jeder Kurve verbirgt sich eine weitere Straßenschlange und es zieht sich und zieht sich, bis man endlich, endlich doch an der Straße steht, die an den Hafen führt. Hier gibt es einen großen Picknick-Hain, gepflasterte Kurpromenade, von der ein Stück wohl beim letzten Sturm abgebrochen ist, - und es gibt ein paar Katzen!
Im Restaurant "Aguas Marinas" essen wir Huhn und rutschen schon ein Stückchen weiter, um doch ein wenig wärmende Sonne zu erhaschen.
Nebenan hören wir deutsche Stimmen und verstehen bruchstückweise, dass die Gruppe aus Maspalomas hierher gefahren ist. Fritz beginnt ein Gespräch, um ihre Erfahrungen mit der Unterkunft zu hören.
Sie wohnen in einem kleinen Hotel neben Hotel Riu, haben es nicht weit zum Strand, es gibt einen deutschen Bäcker in der Nähe und einen deutschen Schlachter. Sie kommen schon seit 10 Jahren immer wieder hierher und sind sehr zufrieden! -
Eine Weile denke ich darüber nach, ob wir das nicht auch einmal wagen sollten: mitten im Trubel eine billige Unterkunft mieten, mit Kochgelegenheit und vor allem Busstation in der Nähe! Wir würden dann ohne Mietauto auskommen und unsere Wanderung so gestalten wie im letzten Jahr auf Teneriffa, - die Busverbindungen scheinen hier genau so gut und billig zu sein, wie auf der Nachbarinsel. - Wir nehmen uns vor, einen Tag Maspalomas-Besichtigung einzuplanen. Ich wollte sowieso gern die Dünenlandschaft sehen.
Heute aber sind erst mal noch die Berge dran: Fritz jongliert das Auto durch die atemberaubende Bergwelt im Inselinneren. Auch auf Teneriffa gab es hohe Berge, aber so grandios wie diese, - so riesig hoch an beiden Seiten, so gewaltig und massiv, wie hier im Baranco de la Aldea von San Nicolas bis Artenara (1200m) habe ich sie nicht gesehen!
Ich habe ständig fotografiert, aber das sind nur Momentaufnahmen, die das wahre Ausmaß gar nicht wiedergeben können. - Aber die Erinnerung ist da, und mit der Digitalkamera kann man ja einfach drauflosschießen! Es war ein grandioses Erlebnis! -
Die Reststrecke Artenera - El Tablado - Cuevas Retamal bis zur Autobahnauffahrt San Isidro war genauso kurvenreich und verlangte größte Aufmerksamkeit, so dass wir abends ziemlich müde ins Bett fielen. -
Das uns heute angebotene Menu hat den Entschluss gefestigt, in Zukunft mittags auswärts zu essen und uns vom Abendessen abzumelden:
Es gab eine braune dicke Gemüsecremsuppe, danach 3 Scheiben Fleisch in einer ebenso braunen dicken Soße, 3 Kartoffeln, - Vanille-Flan mit gedünsteten Pfirsichstücken, sehr einfach, sehr ländlich, nicht wirklich geschmacklos, aber nahe daran. - Wir wurden nicht einmal gefragt, was wir trinken wollten. - Als der junge - ausgehungerte - Single auch noch um eine zweite Portion Suppe bat, war Miguel wohl erst recht überfordert. Vielleicht gab es deshalb nicht den üblichen süßen Likör, - den wir sowieso nicht mochten.
Aufbruch: | 14.01.2007 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 28.01.2007 |