Trottamundo
Laos
Die Ueberfahrt von Nord-Thailand (Chiang Mai) nach Luang Prabang in Laos dauert drei Tage: ein Tag Busfahrt zur Grenze und dann zwei Tage Bootsfahrt auf dem Mekong. Diese To(rt)ur und das gesamte Prozedere mit Visabeschaffung, Geldumtausch und Bootbuchung an der Grenze ist an sich schon ein groesseres Abenteuer. Keiner der dort Beteiligten spricht so richtig Englisch oder Franzoesisch, ueberall spuken beachtlich suspekte Typen a la Schlepper, Nepper und Bauernfaenger umher und versuchen einen auf zum Teil penetrante Art und Weise davon zu ueberzeugen, dass nur sie unser Vertrauen verdienen. Insgesamt variieren die Informationen dieser Personen signifikant (Preise fuer Boot, Abfahrtszeit, Umtauschmoeglichkeit). Wichtig war es, ruhigen Kopf zu behalten, zu laecheln und nicht dem ersten Impuls zu folgen und Amok zu laufen.
Irgendwie hat es dann doch geklappt und wir gelangten nach einer Odysee und laengerem Aufenthalt an der Grenze auf das Boot. Ich kann Euch versichern, dieses Boot wuerde sicher nicht die Erlaubnis erhalten, auf dem Rhein zu fahren, und das Verteilen von Schwimmwesten vor der Fahrt trug auch nicht dazu bei, unser Vertrauen zu gewinnen.
20 Stunden auf Holzbaenken in zwei Tagesetappen ist sicherlich auch eine Herausforderung, aber das ist m.E. immanenter Teil des Backpackings. Gluecklicherweise ist man in cooler Begeleitung (ca. 60 andere Backpacker an Bord), Schwimmwesten koennen als Kissen dienen, die das Sitzen um einiges gemuetlicher gestalten, und gute Buecher koennen gegen Langweile Wunder vollbringen.
Luang Prabang ist fuer viele Reisefuehrer und Reisende eine oder die schoenste Kleinstadt der Welt. Und wirklich, Luang Prabang ist eine sehr, sehr schoene Stadt. Mittlerweile auch UNESCO Weltkulturerbe und verfuegt somit ueber groessere Geldmittel zur Wiederherstellung des alten franzoesischen Kolonialstils. Manchmal kommt einem diese Stadt jedoch ein wenig surreal bzw. wie eine Art potemkinsches Dorf vor. Sagenhafte Kolonialstilvillen, herausgeputzte Tempel, dem wohl eindrucksvollsten Nachtmarkt in Asien, tolle Restaurants und Bars sowie etliche Luxushotels, umgeben von der eindrucksvollen Naturkulisse a la Bild 3. Faehrt man allerdings ein wenig raus aus Luang Prabang dann ist man schnell mitten in unglaublich einfachen Verhaeltnissen.
Laos ist ein sehr armes Land, was aber anhand der allgemeinen Backbackerreiseroute (Luang Prabang, Vang Vieng und Vientiane)nicht immer so offensichtlich ist. Die Laoten sind ein sehr freundliches Volk und auf den paar muehsam erworbenen Thai-Vokabular kann gut aufgebaut werden, da die beiden Sprachen sehr aehnlich sind.
Sprachkenntnisse der Reiseziele sind aus m.E. weit fundamentaler als viele vermuten. Fast ueberall habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit einem kleinen Basic-Wortschatz in der Landessprache das Eis im Alltagsgespraech schnell brechen kann. Und haeufig ist es aber neben Haenden und Fuessen (und dem Taschenrechner zum Verhandeln) die einzige Moeglichkeit, denn um die Englisch- und Franzoesischkenntnisse ist es nicht immer sehr gut bestellt. Positiv betrachtet, erhoeht dies den Abenteuerfaktor jedoch erheblich.
Nach dem eher stressigen und irgendwie touristisch bereits zu erschlossenem Thailand habe ich die Ruhe in Laos genossen. Hier ist es (im allgemeinen) so angenehm unaufgeregt. Nicht zuviel Verkehr und auch nicht zu viele Touristen und meistens sehr viel unberuehrte Natur um einen herum. Am Tag unternahm man seine Erkundungstouren auf den lokalen Maerkten, in den vielen Tempeln (Laoten sind groesstenteils sehr glaeubige Buddhisten) und in der Natur per Fahrrad oder Vespa. Zwischendurch besucht man immer wieder eines der guten Cafes oder Restaurants.
Die laotische Kueche ist der thailaendischen sehr aehnlich, d.h. vor allem Curry-Gerichte, aber auch viele andere vegetarische Gemuesehighlights, die Nicht-vegetarischen Gerichte sollen jedoch auch exquisit sein. Manchmal bestelle ich drei oder vier Gerichte, da ich einfach zu neugierig bin, was fuer kulinarische Hochgenuesse sich hinter diesen Beschreibungen verbergen. Kostet ja auch nix. Ein Gericht in einem Upgrade-Restaurant kostet so ca. 3 Euro, beim Strassenhaendler kann man teilweise fuer 50 Cents gut essen, sagenhafte Fruitshakes kosten so ca. 0,5 - 1 Euro, 1 Flasche Bier (das legendaere Lao-Bier)kostet 1 Euro, ein Lao-Kaffee 40 Cents und die Uebernachtung in einem sauberen Basic-Hotel ca. 6 Euros. Wahnsinn!! Da mein Magen auch keine Adaptionsprobleme hatte und die Nahrungsverarbeitung reibungslos funktioniert (gibt auch Reisende mit derartigen Problemen) ist es auch kein Wunder, dass ich wohl der einzige Reisende auf der Reise bin, der zugenommen hat.
Ein weitere Tatsache, die ich festgestellt habe, ich esse selbst fuer Asiaten ``spicey``. Und eine letzte kulinarische Betrachtung: ich haette es nie fuer moegliche gehalten, aber ich bin seit ca. 5 Wochen Pasta-clean. Ich haette nie geadacht, dass ich fuer eine laengere Zeit ohne Pasta auskommen wuerde. Nicht, dass mir nicht ein gutes Gericht a la "Spaghetti all`arrabiata" fehlen wuerde, aber ich habe einfach ein Art Widerwillen in Asien in ein italienisches Restaurant zu gehen (Kuechen gibt es in den Hotels fuer reisende nicht), insbesondere bei der grossen Anzahl an moeglichen kulinarischen Neuentdeckungen. Zum anderen ``in Rome do as the Romans do.`` Und die Roemer hier essen keine Pasta.
Nach meinen Stationen Luang Prabang, Vang Vieng und Vientiane ging es dann von Laos direkt per Bus (20 hrs. Abenteuerbusritt ohne Klimaanlage und einem Hoellenreiter als Busfahrer) weiter nach Vietnam.
Um es hier einmal vorwegzunehmen, Vietnam ist bislang mein Lieblingsland auf der Reise. Fortsetzung folgt.
Tolle Ausblicke vom Mekong-Boot in Richtung Luang Prabang
Obbligatorischer Morgenstopp: Cafeshop inkl. sympathisches Service-Team (gleichzeitig auch meine Language-Teacher)in Luang Prabang
Super Laos-Kaffee und Bananafritters
Wat Xieng Thong - mein Lieblingstempel
Armut? Armut!!
Backpacking heisst auch 20 Stunden Busfahrt laechelnd zu geniessen: von Vientiane (Laos) nach Hoi An (Vietnam)
Aufbruch: | 27.11.2007 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2008 |
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