Wanderpaddeln in Südwestfrankreich
Am Aveyron
Der Ausgangspunkt der Tour,
Najac ist ein wunderschönes Städtchen, hoch auf einem Bergrücken gelegen, der wiederum von einer imposanten Burgruine überragt wird, die man unbedingt besichtigen sollte. Es kostet zwar ein geringes Entgelt, lohnt sich aber wirklich. Der Kartenverkäufer spricht einige Worte deutsch und war sichtlich stolz, das er sie, wie bei uns, einmal zur Anwendung bringen konnte.
Der Aveyron fließt tief unten in einem fast kreisförmigen Bogen um diesen Bergrücken. Direkt unterhalb der Burg liegt der obligatorische städtische Zeltplatz, mitsamt Bootsverleih. Wenn man fliegen könnte, würde das den Abstieg enorm verkürzen, aber auch zu Fuß kommt man irgendwann unten an. Außerdem waren wir, um bei der Wahrheit zu bleiben mit dem Auto nach oben gefahren. Von Najac bis Laguepie fließt der Aveyron durch eine sehr schöne Waldschlucht, ich kam mir vor wie zuhause, an der Weißeritz. Es war eine flotte Fahrt mit herrlichen, übersichtlichen Stromschnellen, teilweise Wildwasser 2. Alle sind aber notfalls problemlos zu umtragen oder zu treideln. Absoluter Knüller aber war eine Fischtreppe, freigegeben für Paddler, das heißt man muss da runter, denn umtragen ist an dieser Stelle ziemlich umständlich. Es war wie auf dem Rummel in einem Wildwasserkanal, Kurven, Stufen, das Boot stößt ständig links und rechts an die Seitenbegrenzungen, man kann auch nicht korrigieren, die Treppe ist nur ungefähr einen Meter breit und wenn das Boot kurz vorm Auslauf noch mal die Bande touchiert, ist das flippen im Auslauf vorprogrammiert.
Leider ist in dieser Schlucht, bedingt durch Ableitung für Mühlen nicht immer ausreichender Wasserstand und das hieß für uns nach 8 km schöner Fahrt aussteigen, Ende. Der Bootsverleiher brachte uns am späten Nachmittag zurück nach Najac und am nächsten Morgen flussabwärts bis zur Einmündung des Viaur in Laguepie. Ab hier ist der Aveyron ganzjährig befahrbar. Und jetzt kam die große Überraschung, keine Stromschnellen, kaum Strömung, nichts. Der Fluss schien zu stehen. Auf den nächsten 40 km wird der Fluss ungefähr alle 5 km angestaut, die Wehre haben sämtlich eine Bootsrutsche, die alle problemlos zu fahren sind. Dazwischen heißt es dann aber paddeln sonst geht es kaum vorwärts. Und die Ufer: keine Sandbänke die zum Sonnenbaden einladen, keine flachen Grasstrände, ja kaum Stellen wo man überhaupt anlanden könnte. Ein dichter Wald und Strauchteppich bedeckt die Ufer. Das stört den Paddler eigentlich bis zum Nachmittag nicht, hat durchaus seine Reize bis, ja bis man einfach genug vom stundenlangen "arbeiten" mit dem Paddel hat und sich besinnt, das man eigentlich zum Vergnügen hierher gefahren ist. Und ab da wird es stressig, hinter jeder Flussbiegung wird die ideale Übernachtungsstelle vermutet, aber natürlich wieder nichts, also weiter. Unsere Rettung kam dann doch in Sicht, hinter einer Straßenbrücke. Rechts, direkt unter der Brücke eine Stufe im Fluss, ungefähr einen Meter hoch mit Stein und Baumgeröll im Auslauf, links sah es eigentlich ruhiger aus, ein kleines Labyrinth man muss zwar ein bisschen Zickzack fahren aber irgendwie freundlicher. Grosse Diskussion ob nun rechts oder links fahren. Das muss ich jetzt noch nachtragen, wir waren letztes Jahr 3 Mann, Nils, Fips und ich und hatten bei der Tour 2 Boote genommen, ein "Verpflegungs- und Ausrüstungsboot" eigentlich ein Zweier, aber eben nur mit Steuermann besetzt und statt einem fleißigem Ruderer lag ein Haufen Gepäck, was man eben so für 4 Tage braucht, faul im Boot herum und hat mir nicht geholfen. Damit ist gesagt, das ich an diesem Tag das Boot gesteuert habe.
Und einen zweiten Zweier mit Fips als Steuermann und Nils als Ruderer. Jedenfalls wurden das Gepäck und ich von Nils und Fips überstimmt. Bin trotzdem links gefahren und sah den beiden zu, wie Sie am Ufer einen gemütlichen Biwakplatz einrichteten. Irgendwie hatte sich mein Boot in dem Labyrinth eingeklemmt, und ohne auszusteigen wäre ich dort nicht mehr losgekommen. Das wollte ich aber nicht wirklich, denn es war sehr tief und eine starke Unterströmung war auch da. Mit Hilfe von Nils und einem Seil ging es dann doch und ich war froh endlich an Land zu sein. Am nächsten Vormittag kam Saint Antonin Noble Val in Sicht und hinter dieser Stadt wird der Aveyron wieder zum typischen Cevennenfluss, eine wunderschöne Schluchtstrecke, alles WW 1 bis 2.
Phantastische Landschaften, man fühlt sich wie im Paradies. Plötzlich eine Flussbiegung...... und man ist im Paradies, nämlich bei Robinsons. Da hat sich eine Familie ihr eigenes Paradies geschaffen. Eine Felshöhle am Fluss, rustikal ausgebaut, einen Tresen aus Holz gezaubert mit Bambusbäumen tropisches Flair erzeugt. Im Ernst, da lebt die Familie den ganzen Sommer, versorgt die vorbeikommenden Paddler mit Speis und Trank und guter Laune. Die Tochter bringen sie jeden Morgen zur Schule in die nächste Ortschaft und der kleine Sohn, schätzungsweise 5 Jahre hat die schönste Kindheit die ich mir vorstellen kann. Er hat übrigens ein eigenes Kinderkanu und fuhr damit auf dem Fluss herum wie ein Profi, nur ab und zu von der mahnenden Stimme der Mutter "zur Ordnung" gerufen. Wir durften dort übernachten und es war ein Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird.
Von dort bis Cazals, der normalen Ausstiegsstelle sind es dann etwa 8 km und direkt vor der Ausstiegsstelle liegt ein verfallenes Wehr, mit einem Durchlass von ungefähr 8m Breite in der Mitte. Man sollte neben dem Durchlass ranpaddeln und sich die Sache angucken, wem es zu riskant ist, der kann auch oberhalb des Wehres anlanden. Ansonsten ziemlich rechts halten und mit Tempo durch. Hab ich auch gemacht 2006,, wunderbar, man wird etwas nass aber glücklich. 2007 nicht, man wird ganz nass und das Boot ist auch weg. Ich will damit sagen, das gleiche Stellen jedes Jahr anders aussehen können, 10 cm höherer Wasserstand kann manchmal schon eine Menge ausmachen. Also, lieber erst gucken, einschätzen und dann fahren. Wir sind noch 10 km weitergepaddelt bis Penne, einem kleinem Städtchen, das hoch auf einem Felssporn über dem Fluss thront. An dieser Ausstiegsstelle kann man wunderbar übernachten, was wir im folgenden Jahr auch getan haben. Also, der Aveyron: anders, trotzdem schön und irgendwie vertraut.
Aufbruch: | 30.08.2007 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 09.09.2007 |