Wanderpaddeln in Südwestfrankreich

Reisezeit: August / September 2007  |  von Stefan Beyer

Heimfahrt und Ausblick

Die Hälfte von uns will den Abend in der Stadt verbringen, in den Trubel eintauchen, halt nach einer Woche ziemlicher Einsamkeit ein bisschen Action haben und sucht sich deshalb einen Zeltplatz direkt neben der Stadt. Jochen, Sven und ich haben keinen Bock auf den Touristenrummel. Also trennen wir uns an dieser Stelle und fahren an der Ardeche entlang in Richtung Aubenas. Es geht ja nur noch um die Heimfahrt und die kann jede Autobesatzung auch selbstständig, außerdem haben wir Handys, können uns also im Notfall beistehen nach dem Motto: Getrennt marschieren, vereint reparieren. Die Strasse verläuft oberhalb der Ardeche, so das man vielfach einen guten Blick auf den Fluss hat. Plötzlich, ein kleiner Staudamm, davor eine Wiese und ein Weg, der hinunter führt. Also hinfahren und anschauen. Von Nahen sieht es nicht mehr so idyllisch aus aber das Wehr hat eine Bootsrutsche, also die möchte ich mal runterfahren. Es ist mit Abstand die höchste, die ich je gesehen habe. Leider habe ich mir den Ort nicht gemerkt, aber so viele Wehre wird es ja zwischen Pont Vallon d'Arc und Aubenas nicht geben, der Wiederfindungsfaktor dürfte also ziemlich hoch sein. Ungefähr 15 km hinter Aubenas in Richtung Le Puy en Velay finden wir endlich, was wir suchen. Ein Zeltplatz, eigentlich schon geschlossen, trotzdem noch offen. Warme Dusche, ein Spiegel zum rasieren, alles vom feinsten. Eins muss ich aber mal klarstellen, wir sind keine Strauchdiebe oder Schmarotzer, es geht vorrangig auch nicht ums Geld und wenn jemand anzutreffen ist, wird auch bezahlt. Es ist einfach eine etwas andere Art zu reisen, für Mitteleuropa zugegebenermaßen etwas ungewöhnlich. Sonnabend geht es dann zügig in Richtung Autobahn Marseille- Lyon, nebenbei werden die Einkäufe für zu Hause erledigt. Nach Fünfzehn Jahren Frankreichtour hat jeder seine bestimmten kulinarischen Vorlieben entwickelt. Bei mir gehören auf alle Fälle Konfitüren dazu. Birne-Walnuss zum Beispiel, ich versuche seit Jahren das selber einzukochen, aber es gelingt einfach nicht. Dann natürlich Feigenmarmelade (ganz, ganz lecker), ein guter Pastis (muss 45 % haben), Walnüsse in Honig eingelegt und Choucroute, ein deftiger Eintopf. Käse aus der Region ist natürlich auch immer dabei. Hier noch ein kleiner Insidertipp, eigentlich ist Frankreich ja als Weinland bekannt und berühmt, aber es gibt dort in jedem Supermarche eine ungeheure Auswahl an Whiskeys, die zudem viel preiswerter als in Deutschland sind. Holm jedenfalls, der Whiskeykenner und Genießer ist, lässt jedes Jahr einiges an Euros, bzw. früher Francs, dort. Kurz vor Lyon, wie immer, dann Stau. Eigentlich nehme ich mir jedes Jahr vor, in Zukunft erst nach Lyon auf die Autobahn zu fahren aber wie das so ist mit den Vorsätzen. Diesmal war es allerdings ganz lustig, irgendjemand hat vor der Mautstelle versehentlich eine zusätzliche Schlange aufgemacht und binnen Minuten herrschte Chaos pur. Wir haben über eine Stunde gebraucht um durchzukommen. Kurz nach Colmar fahren wir von der Autobahn ab, eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Nun ist das im Elsass immer etwas problematisch, entweder man fährt direkt auf den nächsten Zeltplatz, bezahlt und gut ist oder man muss ein Stück in die Vogesen reinfahren, da gibt's schöne einsame Plätze im Wald. Diesmal jedoch hat es wunderbar geklappt. Wir wollten gerade unser Lager am Waldrand aufbauen, als ein Jäger, der vorbeikam, uns in bestem Deutsch erklärte das es hier riskant wäre, man könnte mit Hochwild oder Wildsauen verwechselt werden, aber in der Nähe gebe es eine alte, verfallene Jagdhütte, dort könnten wir in aller Ruhe schlafen. Vielen Dank Monsieur Jäger und genauso haben wir es dann gemacht.

Die Jagdhütte im Elsass, geht für eine Nacht, oder?

Die Jagdhütte im Elsass, geht für eine Nacht, oder?

Am nächsten Morgen ging es endgültig in Richtung Sachsen, nach Hause und das könnte eigentlich das Ende der Geschichte sein. Übrigens, die andere Hälfte unserer Truppe hat noch einen schönen Abend an der Ardeche verlebt und dann auf der Heimfahrt bei Bekannten von Hasso im Schwarzwald übernachtet, was auch was für sich hat, zumal ich aus eigenem Erleben weiß, das es dort einen vorzüglichen Obstler gibt. Tja, nächstes Jahr wieder in Frankreich? Vielleicht mal ein paar ganz unbekannte Flüsse wie den Viaur paddeln oder eine Woche Loireschlösser, oder mal wieder ins Raft steigen und auf der Alpenseite Durance, Ubaye und Isere wiedersehen oder doch endlich den Verdon fahren? Ich lass mich überraschen, übrigens ich habe da von einem Fluss in Lettland gehört, 80 km durch Urwald, kein Dorf nichts, klingt gut! Und jetzt ruft auch noch Holm an, wegen der Absprache für Schweden nächstes Jahr, also, alles ist offen, wir werden sehen.
Stefan

PS: in Montenegro war ich auch noch nicht! Ihr wisst ja, die Tara.

© Stefan Beyer, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Woche kreuz und quer durch Südwestfrankreich fahren und überall die schönsten Flussabschnitte paddeln. Dazu bißchen Kultur und allgemeines.
Details:
Aufbruch: 30.08.2007
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 09.09.2007
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Stefan Beyer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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