Whirlwind Tour durch den Iran
Abschluss in Teheran
18.04.2007
Am ersten Tag fand ich Teheran ganz fürchterlich, und auch heute, als ich um 6 Uhr morgens an irgendeiner Ecke in diesem riesigen Moloch aus dem Bus stieg und drei Stunden damit verbrachte 1. nicht über den Haufen gefahren zu werden und 2. ein akzeptables Zimmer zu einem akzeptablen Preis zu finden, konnte ich nicht behaupten irgendwelche positiven Gefühle für die Stadt entwickelt zu haben.
Was Hotels anging, war das Problem dasselbe wie in Esfahan : viel teurer als im Reiseführer beschrieben, und das Preis-Leistungsverhältnis stimmte einfach nicht. 15 $ für ein kleines muffiges Zimmer mit Stehklo ist einfach inakzeptabel. Aber auch in Teheran fand ich wieder ein etwas teureres Zimmer, das seine 25 $ mit Frühstück auch wert war. Das Hotel Paresto lag in einer ruhigen Seitenstraße und war sehr gepflegt. Mein Einzelzimmer war klein, aber fein, sauber und modern mit Kühlschrank und TV. Die Lage war auch nicht schlecht, während man in Teheran nicht wirklich von einem Zentrum sprechen kann. Zur Metro waren es 10 Gehminuten.
Zimmer im Paresto
Ungeachtet des chaotischen Verkehrs, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist das Fahrrad keine schlechte Art und Weise Teheran zu erkunden, und so fuhr ich zunächst hinunter zum großen Park-e Shar und zum opulenten Golestan Palast nebenan. Ja, auch im Chaos und Smog von Süd Teheran gibt es einige nette Ecken. Der riesige Bazaar ist jedoch wirklich nur zum Shoppen interessant, architektonisch hat er nichts zu bieten.
Golestan Palast
Nach einem Bummel über den Bazaar fuhr ich fast 20 km stetig bergauf nach Nord Teheran, an den Hängen der schneebedeckten Alborz Berge. Dieser Teil Teherans ist eine ganz andere Welt - eine moderne Großstadt mit schicken Shopping Malls, teuren Restaurants und europäischen Cafés; es gibt grüne Alleen, tolle Ausblicke, und der Verkehr ist nicht ganz so schlimm. Da hier fast alles in den letzten Jahrzehnten mit dem Schwerpunkt auf Funktionalität gebaut wurde, gibt es keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, aber es ist bei weitem der angenehmste und liberalste Teil der Stadt.
Nord Teheran
Als ich bei einem Cappuccino im netten Café de France saß, gesellte sich sogar eine hübsche Iranerin zu mir und wir unterhielten uns eine Weile über die Zustände im Land. Entgegen der im Westen verbreiteten Wahrnehmung ist der Iran, trotz der Macht der Mullahs, kein Land in dem nur bärtige Fundamentalisten und schwarze Zelte herumlaufen, ganz im Gegenteil, die meisten jungen Leute tragen Jeans und Trainers, die Jungs haben meist gegelte 80er Jahre Dave Gahan Gedächtnis Frisuren und tragen enge T-Shirts. Verschleierte Frauen sieht man auch in den anderen Städten eher selten, häufig tragen sie einen modischen, eng anliegenden Mantel, Jeans, viel Make-Up, und das Kopftuch bedeckt lediglich den Hinterkopf, damit man möglichst viel von der modische Frisur sehen kann. Außerdem kam es mir zeitweise so vor, als hätte jede zweite junge Iranerin ein Pflaster auf der Nase, Schönheitsoperationen scheinen hier der letzte Renner zu sein. Interessant fand ich auch, dass ich überall für einen Einheimischen gehalten wurde und häufig auf Farsi angeredet wurde, weshalb ich ein richtig schlechtes Gewissen hatte, dass ich kein Wort verstand. Es hatte aber natürlich den Vorteil, dass ich mich, wenn nicht gerade jemand den Weg oder die Uhrzeit wissen wollte, völlig unbehelligt bewegen konnte und in der Menge nicht als Tourist auffiel.
Nach meiner Tour in den Norden der Stadt, aß ich nachmittags im netten Iranian Traditional Restaurant einen leckeren Dizi (Lammeintopf) und ging vor dem Abendessen noch auf Qalyan, Datteln und Chai ins Sofre Khane Ayyaram, ein traditionelles Teehaus und Treffpunkt der jungen Mittelschicht Teherans, wo ich äußerst zuvorkommend behandelt wurde, vor allem nachdem bekannt wurde, dass ich ein Tourist bin
Und siehe da, als ich abends in Teherans moderner Metro zum Abendessen fuhr, bemerkte ich, dass ich Teheran irgendwie ins Herz geschlossen hatte. Auch wenn die Stadt hässlich, stressig und verschmutzt ist, ein Besuch von Teheran ist essentieller Bestandteil einer Iran Reise, die Stadt ist das pulsierende Herz des modernen Iran, hier trifft man auch die meisten Leute mit denen man sich, aufgrund ihrer guten Englischkenntnisse, unterhalten kann. Man kann sagen, wenn Esfahan und Persepolis die Vergangenheit repräsentieren, so steht Teheran für die Gegenwart des Landes, negativ wie positiv.
Metro von Teheran
Das Abendessen im Khayyam Restaurant bildete einen würdigen Abschluss meiner Woche im Iran. Sicherlich eines der schönsten, traditionellen Restaurants des Landes in einem Gewölbe, reich dekoriert mit Pools, Teppichen und Polsterkissen, gab es hier einen wunderbar saftigen Lamm und Chicken Kebab (Bakhtyeri Kebab, 5500T) mit Joghurt, frischen Kräutern und gegrillten Tomaten.
Khayyam Restaurant
Aufbruch: | 12.04.2007 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 19.04.2007 |