Bretagne - Cidre, rosa Granit und Calvaire

Reisezeit: August 2007  |  von Iris H.

Finistere

Nach dem Frühstück starten wir am Samstag den 18. August in der Morgensonne gegen 18 Uhr ins "Finistere".

Zuerst fahren wir die Küstenstraße "Corniche Bretonne". Über Trebeurden und Lannion fahren wir in Richtung Morlaix. Das "Finistere" (Bretonisch für "Das Ende der Welt") empfängt uns mit tief hängenden Wolken und atlantischen Sprühregenschauern.

Von Morlaix fahren wir in Richtung St. Pol de Léon und Roscoff, das wir schon kennen. Unser Ziel heißt Brignogan Plage. Hier waren wir vor vielen Jahren mit unseren Kindern. Der Campingplatz liegt direkt einer Bucht, die von Felsen und einem malerischen Leuchtturm, der wie ein Kirchlein aussieht, flankiert wird. Dort zieht es uns wieder hin. Zuerst schauen wir uns noch den CP "De la Cote des Legendes" an, der uns aber nicht so zusagt: Fast nur Mobilhomes und zu eingewachsen. Also fahren wir weiter zum Municipal "Camp du Phare". Auch dieser Platz ist inzwischen ziemlich eingewachsen und nicht mehr so schön, wie wir ihn in Erinnerung hatten. Also fahren wir weiter in Richtung "Aber- Küste". Wir schauen auf dem Weg noch zwei Municipals an, aber beide sind uns zu weit vom Meer weg. Wenigstens Meerblick wollen wir haben.

Im betriebsamen Örtchen Plouguerneau entdecken wir ein Schild "Camping La Greve Blanche", dem wir folgen. Wir werden von den Wegweisern buchstäblich ans Ende der Welt geleitet - jedoch - es lohnt sich! Der Platz liegt auf einer kleinen Anhöhe an der gleichnamigen Bucht. Von den meisten Plätzen aus hat man einen weiten Blick. Die Sanitärs sind sehr gepflegt - einziger Wermutstropfen: Duschmarken. Aber damit können wir leben, zumal der Platz nur 13 € mit Strom für uns beide kostet.

Stürmisches Finistere

Stürmisches Finistere

Wir stellen unseren Wohnwagen so, dass unser Sitzplatz im Windschatten liegt. Dazu bastelt mein Schatz abenteuerliche Konstruktionen, um unser rollendes Heim gerade zu stellen. Nach dem Aufbau mal wieder - ihr könnt es euch vielleicht schon denken - ein Regenschauer! So fahren wir zuerst einmal einkaufen.

Wir essen draußen, aber es ist nicht wirklich gemütlich. Auf der Fahrt haben wir in der Nähe ein Bretonisches "Fest Noz" gesehen, dorthin wollen wir einen Spaziergang machen. Als wir gerade loslaufen wollen, kommt der nächste Regenschauer. Wenn der Regen von oben gekommen wäre, wäre ich ja mitgegangen, aber durch den Wind kommt er horizontal. Also verzichte ich dankend auf den Spaziergang und verkrieche mich mit meinem Buch in den Wohnwagen. Also geht mein Schatz alleine los, hört etwas Bretonische Lifemusik und benutzt auf dem Rückweg ein Stückchen des GR 34, der komplett an der Bretonischen Küste entlang führt. Natürlich erwischt ihn dabei ein heftiger Regenschauer und er kommt nass wie eine Wasserratte zurück.
Wir gehen früh zu Bett und lauschen dem Prasseln des Regens und dem Brausen des Sturms.

Tja. Schlechtwettercamper erholen sich auch!

Fest Noz

Fest Noz

Ein grauer stürmischer Sonntagmorgen. Vom Bett aus schauen wir zu, wie die Flut kommt und riesige Brecher an den Felsen in der Bucht ihre Gischtfontänen versprühen.
Obwohl es trocken ist, frühstücken wir wegen des Sturms und der Kälte drinnen.
Auf dem Rückweg vom Supermarkt besichtigt Wolfgang noch den CP "Meledan" ganz in der Nähe, aber unser Platz liegt eindeutig schöner. Danach rückt Wolfgang den Fensterdichtungen auf der Wetterseite mit Silikon zuleibe, die den horizontalen Wassermassen nicht ganz gewachsen waren.

Flut

Flut

Der Tag bleibt weiterhin grau und wir fahren ein wenig mit dem Auto los. Zuerst geht es die Küste entlang nach Lilia. Hier steht auf einer kleinen vorgelagerten Insel der der höchste Leuchtturm Frankreichs, den wir auch vom Fenster des Wohnwagens aus sehen können. Mit kleinen Personenbooten kann man von hier aus zur Leuchtturminsel übersetzen (14,50 €). Angesichts des stolzen Preises begnügen wir uns mit einem Blick aus der Ferne.

Leuchtturm von Lilia

Leuchtturm von Lilia

Danach fahren wir weiter zum "Aber- W`rach", der Hexenmündung. "Aber" ist das bretonische Wort für eine Trichtermündung, die das vordringende Meer tief ins Land geschnitten hat. Bei Ebbe schlängeln sich schmale Rinnsaale durch ein breites Schlickbett, die sich bei Flut in breite Ströme verwandeln. Die Hexenmündung ist mit 2 Kilometer Breite und 10 Kilometer Länge die größte der drei Trichter.
Wir überqueren den "Aber- W`rach" bei Ebbe und fahren über Lanilis nach Landeda. Hier wollen wir uns den CP "Des Abers" anschauen und nachsehen, ob Bekannte hier Urlaub machen. Wir fragen an der Rezeption nach - negativ.
Wir schlendern noch ein wenig über den Platz. Von der Lage im Dünengelände her schön und durch hohe Hecken windgeschützt. Der Platz ist immer noch gut gefüllt - vorwiegend Autos mit deutschen Kennzeichen sieht man hier. Hier braucht man auch Duschmarken.

Plage La Greve Blanche

Plage La Greve Blanche

Da es immer noch trocken ist, klettert Wolfgang ein wenig in den Ebbefelsen herum und ich lese ein wenig in "Die Fliege und die Ewigkeit".

Später essen wir, in dicke Pullis gehüllt, sogar draußen. Nach dem Essen gesellt sich unser junger Nachbar Bruno zu uns unter das Sonnensegel, einen Becher Rosè in der Hand, dem er wohl schon eifrig zugesprochen hat. Bruno ist Bretone und klagt uns sein Leid, das wir nur in Bruchstücken verstehen. Er macht hier mit seiner Frau und dem 3 Monate alten Bébé Urlaub in einem gemieteten Wohnwagen. Es ist alles ein bisschen schwierig, denn das Kleine schreit viel, weil es Fieber hat. Bruno ist fast nicht zu bewegen, unser Vordach zu verlassen, obwohl seine Frau es mehrmals versucht. Nur ungern zieht er schließlich mit seiner Gattin ab, nicht ohne sich zuvor mit Wolfgang zu einer Partie Boule zu verabreden.

Und wir verziehen uns nach drinnen zu Büchern und Musik.

Tja, zu viel Sonne verursacht ohnehin Falten!

© Iris H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Cidre, rosa Granit und Calvaire – ein kleiner Streifzug durch die Bretagne Hier gibt es Eindrücke einer kleinen Tour mit dem Wohnwagen in die Bretagne.
Details:
Aufbruch: 12.08.2007
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 23.08.2007
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Iris H. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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