Bretagne - Cidre, rosa Granit und Calvaire
Finistere: Calvaire- Tour
Der einsetzende Regen weckt uns am Montagmorgen und wir haben keine große Lust, aufzustehen. Es ist definitiv kein Boule- Wetter!
Als wir am Frühstückstisch sitzen, sagt mein Schatz: Nächstes Jahr bist du reif für Griechenland - oder zumindest Korsika. Die Wettervorhersage in der Zeitung löst tatsächlich Frustrationen aus: Erst am Wochenende kehrt die sonne in die Bretagne zurück - wir aber leider nach Hause.
Es regnet ununterbrochen, man kann nicht einmal mehr zum Leuchtturm sehen. In kurzen Abständen ertönt der dumpfe, klagende Ton eines Nebelhorns. Vermutlich stößt der Leuchtturm dieses Signal aus, da er im Bretonischen Landregen auch von den Schiffen aus nicht mehr zu sehen ist.
Gegen Mittag hört es dann doch auf zu regnen und wir brechen zu einer Calvaire- Tour auf. Der Calvaire ist eine bretonische Besonderheit, sozusagen eine in Stein gehauenen Bilderbibel, wobei die Kreuzigungsszene immer vorkommt - daher der Name.
In der Bretagne, speziell im Finistere zwischen Morlaix und Brest findet man viele dieser eingefriedeten Kirchhöfe (Enclos Paroissial) bestehend aus einer Kirche, einer Umfassungsmauer mit Triuphpforte, einem Beinhaus und einem Calvaire. Diese Ensembles entstanden im Spätmittelalter während der wirtschaftlichen Blütezeit der Bretagne, wo die durch Tuchhandel zu Wohlstand gekommenen Gemeinden regelrecht untereinander wetteiferten, um den schönsten und prächtigsten "Enclos".
Wir starten unsere Tour in ST. Thegonnec, einer der beeindruckendsten Anlagen in der Bretagne. Gleich in der Nachbargemeine Guilmiliau steht ein ebenso prächtiger Enclos, genau so in Lampaul- Guimiliau und in La Martyre.
Die restlichen Anlagen lassen wir dann aus und bummeln noch ein wenig in Landerneau, denn es ist wider Erwarten bisher trocken geblieben. Der Fluss Elorn teilt die Stadt und die beiden Ufer werden durch die "Rohan- Brücke" verbunden, eine der zwei einzigen bewohnten Brücken in Frankreich. Das Städtchen ist hübsch, leider sind montags alle Geschäfte geschlossen und so kommen wir uns etwas verloren vor. Mein Mann grinst - ist er doch einem Einkaufsbummel entronnen.
Wir fahren weiter nach Lesneven. Hier ist um einiges mehr los, denn es ist gerade Markttag. Obwohl die Stände zum Teil schon abgebaut werden, herrscht noch einiger Trubel in den Gässchen und so komme ich doch noch zu einem kleinen Bummel durch die Geschäfte.
Am Campingplatz angekommen ist es - welch ein Wunder - immer noch trocken aber ein heftiger Wind bläst. Und er hat die Richtung gewechselt und fährt frontal unter unser Sonnensegel. Die Firststange liegt am Boden aber durch die Abspannung hat das Segel gehalten. Wir bauen es ab, denn bei diesem Wind ist nicht an draußen sitzen zu denken. Von Bruno erfahren wir dann, dass das Vorzelt des leer stehenden Mietwohnwagens neben uns dem Wind nicht standgehalten hat und er die Besitzer alarmierte, die es dann abbauten.
Um halb zehn geht die Sonne als blutroter Feuerball unter, davor die schwarzen Silhouetten der beiden Leuchttürme. Ein schöner Anblick!
Der Abend bleibt trocken aber stürmisch und kalt.
Tja, le Campeur est optimiste! (...stand heute in der Tageszeitung)
Aufbruch: | 12.08.2007 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 23.08.2007 |