Costa Rica - Dschungel, Feuerkegel und Tukane
Monteverde
04.01.2003 La Fortuna - Monteverde
Glücklicherweise haben wir noch einmal den Transfer-Voucher geprüft, denn der beschriebene Reiseplan weicht davon um 4 Stunden ab. Mit einem völlig überfüllten Bus fahren wir zunächst ein paar Kilometer zur Laguna de Arenal. Erst 1973 wurde dieser 124 qkm große Stausee, basierend auf eine Talsenke, angelegt. Dabei überflutete der See mehrere präkolumbische Stätten sowie die einzige Siedlung des Tals. Die Straßenverbindungen rund um den Stausee sind sehr schlecht, daher queren wir per Boot den See, um vom anderen Ende weiter nach Monteverde zu fahren. Vom Boot aus bieten uns einige Sonnenstrahlen schöne Lichtspiele über dem wolkenverhangenen Vulkan.
Auf der anderen Seeseite angekommen scheint das Chaos auszubrechen. Zwei Boote mit ca. 50 Transfergästen sind zuviel. Die eine Hand weiß nicht, was die andere tut. Wir sollen aus dem Boot aussteigen, kommen jedoch kaum heraus, da uns andere Reisende den Weg versperren. Einige Jeeps und Kleinbusse stehen auf der oberen Plattform, aber keiner weiß, wo er einsteigen soll.
Etwas genervt warten wir und begutachten das Geschehen mit etwas Distanz. Die ersten Kleinbusse sind schon befüllt und abfahrbereit. Da wir nicht angesprochen werden, bemühen wir uns nun selber um einen Transfer. Ein Jeep-Fahrer ist glücklich, seinen Jeep mit uns zu füllen. Mühsam verstaut er das Gepäck im Jeep. Zwei Gepäckstücke bleiben über - was nun. Mühsam wuchtet er einen 30 kg schweren roten Koffer und einen weiteren Rucksack aufs Dach. Nun muss noch ein Seil her, dass sich nach einigem Suchen im Innenraum findet. Ungeschickt werden die beiden Gepäckstücke per Seil gesichert - ob das hält? Wir quetschen uns ins Fahrzeug und los geht die huckelige Fahrt hinauf nach Monteverde. Bei der ersten Bodenwelle hüpft der Koffer hoch - ein Check ergibt - alles i.O.; weitere 35 km nervenzerrüttende Schotterstraßen durch die Berge liegen vor uns. Die Almen, auf denen schwarz-weiße Holsteiner Kühe weiden, leuchten smaragdgrün. Nebel hüllt die höheren Lagen ein. Auch einige Kaffeeplantagen sind an den Hängen zu finden. Sehr schön ist ebenfalls der Ausblick auf den Golfo de Nicoya.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir den kleinen Ort Santa Elena. Von hier aus sind es noch weitere 5 km über noch schlechter werdende Straßen -Autovermieter erlauben die Zufahrt nur mit Geländewagen- zur Trapp Family Lodge, unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte. In Fußnähe liegt das Reserva Biologica del Bosque Nuboso de Monteverde, das 1972 von einer in den 50er Jahren eingewanderten Gruppe nordamerikanischer Quäker gegründet wurde. Monteverde liegt auf ca. 1.500 m Höhe wie eine grüne Insel in einem durch Rodungen schon sehr verwüsteten Gebiet.
Den Nachmittag nutzen wir, um eine kleine Wanderung nach Santa Elena zu unternehmen. Auf dem Weg liegt eine Käsefabrik, die von den Quäkern, die sich 1951 hier niedergelassen hatten, gegründet wurde. An der Vorderfront ist ein kleiner Laden, in dem man nicht nur die im ganzen Land begehrten Käsesorten kaufen kann, sondern in dem auch das Postamt untergebracht ist. Postzustellung gibt es hier nicht, man benötigt ein kleines Fach und muss dort seine Briefe selber abholen. Ein kleines Fenster im Laden bietet einen allerdings sehr begrenzten Blick auf die Käseerstellung.
Ein weiterer Halt lohnt sich an der Ecstasy Gallery - auch wenn es dort keine Tabletten zu kaufen gibt. Der Eigentümer hat sich mit seinem mehrgeschossigen, am Hang gebauten Holzhaus hier einen Traum verwirklicht. Auf drei Ebenen ist eine Galerie eingerichtet. Es werden Kunstwerke, vorwiegend Skulpturen, von costaricanischen Künstlern, die teilweise ungewöhnlich präsentiert werden, zum Verkauf angeboten. Leider ist der Versand der Kunstwerke nach Europa ziemlich teuer.
Santa Elena als solches hat, abgesehen vielleicht von ein paar witzigen Geschäften mit ungewöhnlich sortiertem Warenangebot, nicht viel zu bieten. Von Reis, Bohnen und Hühnchen müde gönnen wir uns abends eine typisch italienische Pizza bei "de Jonny".
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05.01.2003 Monteverde
Heute steht eine geführte Wanderung im Reserva Biologica del Bosque Nuboso de Monteverde auf dem Programm. Wieder einmal erleben wir ein tolles Naturerlebnis. Der Führer erspäht mit Argusaugen eine Vielzahl von Vögeln, die versteckt im Blattwerk sitzen und fokussiert diese mit einem Fernrohr - ohne Hilfe hätten wir rein gar nichts gesehen. Sogar den äußerst seltenen Quetzal bekommen wir zu sehen und erfahren viel über den Nebelwald. Die ganze Zeit nieselt es ein wenig. Die Tropfen sind jedoch so fein, dass man nicht wirklich nass wird
Viel Vergnügen haben wir auch im Kolibri-Garten. Hier werden mittels Zuckerwassers Kolibris angelockt und verweilen einige Sekunden in der Luft, während Sie die Flüssigkeit einsaugen. Selbst aus nächster Nähe ist es dennoch schwierig, die quirligen Vögel zu fotografieren. Auch ein kleiner Waschbär findet Geschmack an der süßen Flüssigkeit und macht sich kurzerhand an der Vogeltränke zu schaffen.
Für nachmittags steht ein "Skywalk" im Reserva Bosque Nuboso Santa Elena auf dem Programm. Die Baumwipfeltour führt über Hängebrücken durch das Reservat. Die sechste Brücke wurde erst vor einem Jahr -nach knapp 3 Jahren Bauzeit- fertiggestellt.
Es ist die längste (300 m) und höchste (55 m hoch) und so breit, dass sogar Rollstuhlfahrer sie überqueren können. Viele Tiere sehen wir auf dieser Tour zwar nicht, dafür ist das Naturerlebnis und der Blick auf die grüne Vegetation von oben sehr schön. Wir werden auch über den Irrtum aufgeklärt, dass es sich bei den angeblichen "Lianen", die Tarzan als Fortbewegungshilfe benutzt hat, eigentlich um Wurzeln handelt. Die großen Bäume bilden hölzerne Luftwurzeln, um Nährstoffe und Feuchtigkeit aus der Luft zu ziehen, die später den Boden erreichen und der Stabilisierung des Baumes dienen. Diese Wurzeln sind im Gegensatz zu Lianen so stabil, dass man sich daran entlanghangeln kann - wir haben es aber dennoch nicht selbst versucht.
Aufbruch: | 27.12.2002 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 10.01.2003 |