Stephan in Lateinamerika

Reisezeit: März - August 2008  |  von Stephan Lass

Mexiko City II

Und ... ich bin immer noch in D.F., wie die Mexikaner sagen. Mexiko City ist einfach super, es gefaellt mir hier so gut, dass ich noch zwei Tage draufgesattelt habe.

Teotihuacán war beeindruckend, wirklich riesig, allerdings auch wiederum nicht so toll, dass man die ganze Zeit "amazing" bruellen muss, wie das die US-Amis hier zu tun pflegen. Aber man braucht schon ganz schoen lang, um die "Strasse der Toten" hinunterzulaufen oder die Sonnenpyramide hinaufzuklettern, die immerhin stolze 63m misst und damit die 3.-groesste Pyramide der Welt ist. Zum Glueck befindet sich mein Koerper in solch einem ausgezeichneten Zustand ...
Teotihuacán war einst (ca. 300-600 n.Chr.) mit bis zu 250,000 Einwohnern die groesste Stadt der Welt. Allerdings weiss man ueber die Erbauer fast nichts, nicht einmal deren Namen, denn als die Azteken hier ankamen, waren nur noch Ruinen uebrig. So, jetzt also genug vom Geschichtslehrer, fahrt einfach selber hin.

Am Freitag war ich beim Wrestling, nach Fussball der beliebeste Sport hier. Wir sind mit ca. 35 anderen Menschlein aus der Juhe, inklusive drei reizenden bayerischen Madels, hingefahren - war dementsprechend witzig. Die Wrestling-Kollegen tragen hier fast alle eine Maske und es ist eine grosse Schande, wenn sie in dem dramaturgisch haeufig sehr duerftig aufbereiteten Kampf dieselbe verlieren. Aber war eine grosse Gaudi, weil die Jungs echt erstaunlich athletische Dinge vollbringen, z.B. Salto-Rueckwaerts mit Bauchlandung auf der Wampe des Gegners. Man muss als Zuschauer dann fuer die "Guten" oder "Boesen" Partei ergreifen und immer schoen "cabrónes" bruellen (es sind immer drei in jeder Partei). Zum Abschluss sind wir dann in die Juhe "hostal amigo" gefahren, wo ich dann zum ersten Mal mexikanischen Tequila schlucken durfte - und zwar stellt sich der Barkeeper auf die Bar, packt einen unter dem Kinn und laesst dann aus einem Meter Hoehe treffsicher das gueldene Nass dem jeweiligen Opfer in die Kehle rinnen, bis es einem aus Ohren und Nase wieder heraussprudelt. Eso!

Ich habe dann die naechsten Tage langsamer gemacht. Einfach mal rumzuschimmeln oder durch Mexikos Strassen zu laufen ist total interessant. Es gibt hier im Prinzip alles. Kleine Kaschemmen, wo man Tortillas und Hamburguesas kaufen kann, Laeden, wo es nur Oma-BHs zu kaufen gibt, grosse amerikanische Kaufhaeuser, kleine, dreckige Maerkte, wo man tolles Obst kaufen kann oder z.B. La Merced, ein nicht enden wollender Markt, wo man eigentlich alles kaufen kann - auch leichtbekleidete und ziemlich aufgetakelte Frauen. Das habe ich dann irgendwann auch bemerkt, v.a., weil einen die Damen ein wenig verwundert anschauen. Ich habe dann doch eher den Rueckweg angetreten. Ich glaube aber nicht, dass es irgendwie gefaehrlich gewesen waere, aber man weiss ja nie. Gefaehrlicher ist in Mexiko-City wohl eher alles, was mit Infrastruktur zu tun hat. Weil die Stadt auf einem See gebaut wurde und der Boden immer mehr Wasser verliert, ist die ganze Stadt schraeg. Hier gibt es ungefaehr zweihundert schiefe Tuerme von Pisa, neben fuenfhundert schiefen Haeusern. Die meisten Menschen kommen bei Verkehrsunfaellen um, auch ich habe ein paar Mal geschluckt, als wir mal bei einem Mexikaner aus der Juhe im Auto mitgefahren sind - die Verkehrsregelung hier ist, nett ausgedrueckt, recht fantasievoll. Aus der Deckenlampe in meinem Zimmer tropft Wasser, da habe ich es vorgezogen, im Dunkeln zu duschen. Wenn man die kleinen Strassen abseits des Zentrums entlanglaeuft, muss man immer schoen aufpassen, dass man nicht ploetzlich in einem 60x70cm grossen Loch im Boden verschwindet, ueber das ein wohlmeinender Geist ein etwa zwei Zentimeter breites Brettchen gelegt hat. Ich bin zwar nicht der schwerste Mensch auf Erden, aber ich habe die Befuerchtung, dass dieses Brettlein meinen ein-Meter tiefen Sturz wohl kaum aufgehalten haette.

Weil es hier allerdings doch ein wenig teuer ist, habe ich jetzt beschlossen, doch nach Guatemala zu fahren, um dort eine Spanisch-Schule zu besuchen und zwar nach Flores oder Antigua. Vorher will ich aber noch ans Meer, weshalb ich erst Mal nach Oaxaca (ja, schwierig auszusprechen) und dann (wahrscheinlich) nach Puerto Escondido weiterreise. Heute abend gehts mit dem Nachtbus los, dann spar ich mir auch das Geld fuer die Uebernachtung; ich stehe dann halt bloederweise morgens um Viertel nach fuenf am Busbahnhof in Oaxaca. Hoffentlich kann ich dann schon in die Juhe rein.
Hasta luego ...

© Stephan Lass, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Abgesehen von den ersten vier Tagen in Mexiko-City ist nichts geplant - nur die Freiheit, mich treiben zu lassen ...
Details:
Aufbruch: 05.03.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 19.08.2008
Reiseziele: Mexiko
Der Autor
 
Stephan Lass berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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