Indochina 2008
Kambodscha
Der Grenzübertritt gestaltete sich zwar problemlos, allerdings fielen wir auf den simpelsten Visa Trick herein obwohl wir uns wirklich gewappnet hatten. Und so folgten wir wie Lämmer einem jungen Kambodschaner der uns für sehr gutes Trinkgeld unser Visum besorgte. Ich hake das mal ab unter Entwicklungshilfe. Immerhin saßen am Tisch noch weitere traveller.
An der Grenze darf man getrost eine Stunde Wartezeit in der Schlange einkalkulieren wenn man nicht den freundlichen Grenzer schmieren möchte, was wir während dieser Stunde doch häufig beobachteten. Wir haben es dann aber vorgezogen freundliche traveller aus England kennenzulernen, die wir in Phnom Phen wieder treffen sollten.
Im Gegensatz zu Thailand wird hier in Kambodscha noch geradelt. Wichtigste Verkehrsregel: go with the flow
Die Bewohner von Siam Reap sind jung und geschäftstüchtig, allerdings dem englischen nicht immer mächtig, manchmal noch etwas schüchtern aber sehr bemüht.
Wir wohnten sehr schön in einer alten Kolonialvilla guesthouse in einer ruhigen Seitenstraße für nur 8 USD!
Gewöhnungsbedürftig in diesem Land allerdings: Geldautomaten geben mit Touri-Kreditkarten keine Landeswährung sondern USD. Aber weil hier eh alle Preise, egal ob an der Tankstelle, im Supermarkt oder Restaurant in Dollar angegeben werden sahen wir das praktische daran schnell ein.
Obwohl in den Reiseführern davor gewarnt wird, rohen Salat zu essen konnten wir nicht widerstehen. In den Städten wird das Leitungswasser mittlerweile gechlort (man riecht es) und so konnten wir dieses wirklich leckere Gericht folgenlos geniessen. Das "nachkochen" zu Hause stellt sich nun als sehr beschwerlich heraus. Das Getränk daneben übrigens Angkor Bier. Auch gut.
Und dann natürlich Angkor Wat. Dort könnte man sicher auch 3 Tage verbringen. Wir haben erst einmal einen Tag gebucht (Eintritt 20 USD/Person + Tuktuk Fahrer 13 USD (inkl. Tip)).
Es war ein glühend heißer Tag und obwohl wir früh morgens aufbrachen kamen wir ziemlich schnell ins schwitzen. Die Touristenmassen verteilten sich wider Erwarten zügig auf der Anlage die ja aus mehreren Tempeln besteht.
Unser Tuktuk Fahrer brachte uns jeweils zum Eingang und wartete dann auf seinem Gefährt oder in einer Hängematte auf unsere Rückkehr. Und schon gings tukernd zur nächsten Ruine.
Angkor Wat ist DER Stolz aller Kambodschaner, auch abgebildet auf der Nationalflagge. König Suryavarman II hat diese Anlagen während seiner Herrscherzeit von 1112-52 erbauen lassen. Sein Königreich reichte damals bis zum nördlichen Thailand, Burma und dem nördlichen Malaysia.
Auf allen verfügbaren Wandflächen tummeln sich asuras (Dämonen), devas (Götter und Göttinnen) und 1876 apsaras (göttliche Tempeltänzerinnen).
König Jayavarman VII baute von 1181-1219 weiter an der Tempelanlage.
Zwischendurch findet man immer wieder Buddhas in Meditation. Gläubige opfern Blumen, Räucherstäbchen und schon auch mal ein paar Zigaretten oder Geld.
Am Zugang zum nächsten Tempel saß eine Musiker-Gruppe, beim näheren Hinsehen offenbar Landminenopfer. Kambodscha stand in den 70er Jahren unter der Fuchtel des grimmigen Pol Pots. Da spendet man gerne und weiß das Leben ganz besonders zu schätzen.
Der spektakulärste Teil für uns war Ta Prohm. Wo Riesenbäume sich um Ruinen schlingen und mensch sich sooo klein fühlt.
Unser nächstes Ziel in Kambodscha war Phnom Penh. Was ich von dieser Stadt im Kopf hatte waren schwarz-weiß TV-Bilder aus den 80er Jahren. Das es so nicht sein würde war mir natürlich klar, jedoch war die geballten Lebensfreude und Vitalität dieser Stadt und ihrer Bewohner, die so viel Leid erfahren hatten, fast ein Schock.
Im Jahr 1858 kamen die Franzosen ins Land um dem damaligen König Norodom gegen die Siamesen beizustehen. Fortan stand Kambodscha unter französischem Protektorat. 1884 wurde es schließlich zur Kolonie.
Interessant und gleichzeitig tragisch wird es 1970 als der von den USA unterstützte General Lon Nol an die Macht kommt und mit ihm seine Partei "Khmer Republic". Die USA bombadieren die kambodschanischen Grenzgebiete um den sich dort versteckten Viet Cong Schaden zuzufügen. Aber natürlich litt auch die kambodschanische Bevölkerung unter diesem Beschuss und gründete die Befreiungsarmee "Khmer Rouge" unter Pol Pot.
Im April 1975 marschierte diese Armee in Phnom Penh ein und vertrieb die gesamte Bevölkerung aus der Stadt. Pol Pots Plan war, das Land in einen Agrar- und Bauernstaat zu verwandeln, der Demokratischen Kampuchea.
Er teilte die Bevölkerung in zwei Teile, einer - die bis dahin ländliche Bevölkerung wurde unterstützt und bekam den Auftrag den anderen Teil - zumeist Stadtbevölkerung, aber vor allem gebildete Personen egal welcher Profession - zu unterjochen und zu töten. Bereits das Tragen einer Brille konnte so zum Todesurteil werden.
In dieser Zeit sollen 1,7 Mio. Menschen auf schreckliche Weise umgekommen oder verhungert sein.
"Killing Field", einige Kilometer außerhalb der Stadt wurde zum Massengrab von Phnom Penh. Dort erinnert heute eine schaurige Gedenkstätte mit aufgetürmten Schädeln an die Greuel der Vergangenheit. Zur Zeit unserer Reise konnten wir ständig über den aktuellen Stand einer Anklage gegen 5 der damaligen Schlächter erfahren. Ähnlich wie in der deutschen Vergangenheit haben auch sie "nichts gewusst".
Marc und Vera, die wir unterwegs trafen, haben Fotos gemacht auf die ich hier verweisen möchte: https://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Kambodscha/Reisebericht-2275/Kapitel-76.html
Buchtipp: Der weite Weg der Hoffnung, von Loung Ung, Fischer Verlag
Für mich als Einzelhändlerin war die Präsentation der Waren natürlich sehr spannend. Obst und Gemüse, Kräuter, Gewürze werden ja in einer Fülle angeboten dass einem ganz schwumserig werden kann, von den sich überlagernden Gerüchen noch ganz abgesehen. Äußerst spannend natürlich auch kleine Kochstände wie im nächsten Bild. Hier wird Geflügel gerade mal gerupft der Rest bleibt dran. Leider habe ich es nicht geschafft die kleinen, plattgewalzten und dann frittierten Küken abzulichten. Auch an ihnen war Kopf und Kralle dran. Bei dem Anblick musste ich flüchten.
Und dann, man mag es kaum glauben, findet sich mitten in diesem Moloch von Stadt der "Boeng Kak"-See. Diese Gegend ist bei backpackern sehr beliebt, hier treffen sich wirklich alle Nationen, besonders viele jugendliche Amerikaner, Schweden, Australier. Wir fühlten uns fast ein wenig alt hier. "Some smoke?" gehört hier zur Standardbegrüßung was mich (als fanatischen Nichtraucher) erst belustigte, dann aber doch auch schwer genervt hat.
Jedem seine Sucht. Die meine wurden ab Phnom Penh Milchshakes aller Art, im besonderen aber Mango und Papaya (gerne auch gemischt) sowie Wassermelonensaft. Allein dafür würde ich die Reise noch einmal antreten.
Trotz des Plastikmülls und des leicht brackigen Wassers sprangen hier erstaunich viele große Fische herum.
Unser Restauranttipp: Bali Cafe. Obwohl direkt am Fluss ist es nicht leicht zu finden. Wir fühlten uns auf der Aussichtsterrasse sehr wohl, haben hier eine große Gruppe einheimischer Studenten beim ausgiebigen Feiern und Schmausen beobachtet und uns von der Speisenauswahl und dem tollen Geschmack zu immer weiteren Bestellungen hinreissen lassen. Auf jeden Fall bestellen: Papaya Salat (von der grünen Papaya), schön fruchtig und scharf.
In Phnom Penh wurden wir zum ersten Mal mit dem echten asiatischem Straßenverkehr konfrontiert. In Siam Reap konnten wir uns schon mal an das Motto "go with the flow" gewöhnen. Dort rannten wir noch hektisch über die Straße, es war nicht allzu viel los auf den Straßen.
Hier wurden wir auf die Probe gestellt. Würden wir es schaffen dreispurige Straßen ohne Ampel in der rush hour zu überqueren ohne uns zu blamieren? Würden wir die nötige coolness bewahren, also einfach rein in die Masse. Denn wirklich: Sie teilt sich.
Unsere Reise führte uns auf einen Seitenarm des Mekong. Unser Ziel: Vietnam.
Quizfrage: Was machen Kambodschaner auf dem Boot/im Bus mit der Kunststoff-Verpackung ihres to-go Menues? Aus dem Fenster damit, was sonst?
Als Touri darf man hier höchstens mal einen bösen Blick werfen, auch wenn's weh tut.
Im nächsten Kapitel geht es während des chinesischen Neujahresfestes weiter von Saigon küstaufwärts durch Vietnam.
Aufbruch: | 14.01.2008 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 12.03.2008 |
Kambodscha
Vietnam