Indochina 2008
Vietnam
Die Fahrt auf dem Mekong war für mich eine der Highlights der Reise, denn ich hatte über diesen Fluß schon so viele Berichte gesehen (natürlich meißt über China). Und er ist wirklich breit. Als Kind fand ich den Inn ja immer sehenswert. Auf dem Weg nach Rosenheim drückte ich mir die Nase platt um ihn zu bewundern. Die Isar in München gibt nicht viel her aber die Elbe lag dann schon in einer anderen Dimension. Den Blick von Geesthacht hinüber nach Marschen werde ich nie vergessen. Im Türkei/Bulgarien Urlaub dann die Donau, Grenzfluss nach Rumänien. Die Grenzbrücke über diese gewaltigen Massen... ich dachte das war es jetzt. Nein. Die Krönung sollte der Mekong (in Vietnam Tien Giang) werden und wir haben ihn auf dieser Reise eigentlich in allen Ländern bestaunen dürfen.
Bis zur Grenze Vietnams waren es einige Stunden Bootsfahrt mit ohrenbetäubendem Motorenlärm.
Ausreisestempel, zu Fuß über die Grenze, dort nahm uns die nächste Betreuerin in Empfang. Sie organisierte unser Visa innerhalb einer halben Stunde zum kleinen Preis. In Deutschland hätten wir dafür 60 Euro bezahlt.
Noch schnell ein Reisgericht und Pepsi, schon ging es auf's nächste Boot, über Verbindungskanäle zum Hau Giang, einem Nebenfluss des Mekong.
Die Weiterfahrt entpuppte sich schnell als gemächliches Tuckern durch die Lebenswelt der Mekong Fischer. Hie und da badeten Wasserbüffel und Menschen dicht an dicht.
Unser Zwischenziel Chau Doc ist ein erst verschlafenes Städtchen, das jedoch abends zu voller Geschäftstüchtigkeit aufläuft. Hier potenziert sich das Mopedaufkommen ab der Abenddämmerung, aber auch hier ist alles im flow. Hier werden wir mit der dritten neue Sprache konfrontiert, mit der wir ganze drei vietnamesische Wochen lang nicht klarkommen werden.
Weiter nach Saigon (Ho-Chi-Minh-City sagen nur Touris und Betonköpfe) wo uns ein Blütenmeer erwartet, denn zum Chinese New Year möchte sich jeder ein Bäumchen leisten.
Im Jahre 1862 trat der damalige Kaiser Tu Duc Saigon und die umliegenden Provinzen an französiche Besatzer ab. Es entsteht die Kolonie Cochinchina. Bis heute prägen die damals angelegten Boulevards und Avenuen das heutige Stadtbild.
Nach Saigon zieht es heute die Elite des Landes, die Jugend, Millionen von Exilanten, Investoren und Banken. Saigon sei "eine riesige, verrückte, reiche Stadt, mit einer dunklen und pragmatischen Seitenstraßenwelt" meinte William Gibson 1997. Und wir können dies nur bestätigen.
Wir reisen zur richtigen Zeit, dem Frühling wobei es nur etwas unter 30°C hat. Immerhin ist es weniger schwül als in Bangkok, wir können durchatmen.
Morgens frühstücken wir auf der luftigen Hotel-Dachterrasse Toast, Ei und Nescafe mit (bei Vietnamesen extrem beliebter) gesüßter Dosenmilch. Daran werden wir uns nicht gewöhnen können.
Wir haben uns schon dran gewöhnt, dass hier bettelarm neben kolossal begütert lebt. Und deshalb wundern wir uns auch nicht über den zur Schau gestellten Reichtum im Bankenviertel. Hier finden sich alle berühmten Designer Tür an Tür. Klamotten, Accessoires, Autos, Hotels. Und sie alle profitieren von der arbeitswilligen, billigen Arbeitskraft der jungen Vietnamesen, für die 12 Stundenschichten Normalzustand sind. Zwischendrin die Straßenhändler die von dieser Puderzuckerwelt nur am Rande profitieren.
Wichtige Sehenswürdigkeit: der Palast der Wiedervereinigung, nonplusultra avantgardistischer Architekur aus den 60er Jahren. Der Vorgänger Palais Norodom wurde durch einen desillusionierten Piloten der südvietnamesischen Air-Force 1962 zerstört.
Diktator Ngo Dinh Diem, Verbündeter der USA, gab noch den Auftrag zu Wiederaufbau ab 1963, sollte aber nicht die Gelegenheit haben selbst einzuziehen, denn im selben Jahr wurde er von den USA fallengelassen.
Sein Nachfolger Thieu flüchtete am 30. April 1975 vor dem heranbrausenden General "Big" Minh, der nach 4 Tagen im Amt die Kapitulation Süd-Vietnams verkündete. Seit dieser Zeit, in der hier im Palast die Gespräche zwischen Nord und Süd stattfanden, hat er seinen neuen Namen.
Den Besuch des Kriegsmuseums muss man verarbeiten und das kann eine Zeit lang dauern. Im Grunde werde ich die langen Wände mit den Fotos von Fotografen aus aller Welt, die hier in Vietnam im Bombenhagel starben nie vergessen. Genausowenig wie die Bilder von Agent-Orange Opfern. Leider gibt es das Buch über Kim Puc, dem auf der Straße laufenden nackten Mädchen nach einem Napalmangriff, in Deutschland nicht zu kaufen.
Aufbruch: | 14.01.2008 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 12.03.2008 |
Kambodscha
Vietnam