Indochina 2008

Reisezeit: Januar - März 2008  |  von Anja Hadamek

Vietnam

Die Fahrt auf dem Mekong war für mich eine der Highlights der Reise, denn ich hatte über diesen Fluß schon so viele Berichte gesehen (natürlich meißt über China). Und er ist wirklich breit. Als Kind fand ich den Inn ja immer sehenswert. Auf dem Weg nach Rosenheim drückte ich mir die Nase platt um ihn zu bewundern. Die Isar in München gibt nicht viel her aber die Elbe lag dann schon in einer anderen Dimension. Den Blick von Geesthacht hinüber nach Marschen werde ich nie vergessen. Im Türkei/Bulgarien Urlaub dann die Donau, Grenzfluss nach Rumänien. Die Grenzbrücke über diese gewaltigen Massen... ich dachte das war es jetzt. Nein. Die Krönung sollte der Mekong (in Vietnam Tien Giang) werden und wir haben ihn auf dieser Reise eigentlich in allen Ländern bestaunen dürfen.

Fischer auf dem Mekong. In die andere Richtung nochmal so viel Fluß

Fischer auf dem Mekong. In die andere Richtung nochmal so viel Fluß

Bis zur Grenze Vietnams waren es einige Stunden Bootsfahrt mit ohrenbetäubendem Motorenlärm.
Ausreisestempel, zu Fuß über die Grenze, dort nahm uns die nächste Betreuerin in Empfang. Sie organisierte unser Visa innerhalb einer halben Stunde zum kleinen Preis. In Deutschland hätten wir dafür 60 Euro bezahlt.
Noch schnell ein Reisgericht und Pepsi, schon ging es auf's nächste Boot, über Verbindungskanäle zum Hau Giang, einem Nebenfluss des Mekong.

Mit allen Mitteln wird gebaut

Mit allen Mitteln wird gebaut

Die Weiterfahrt entpuppte sich schnell als gemächliches Tuckern durch die Lebenswelt der Mekong Fischer. Hie und da badeten Wasserbüffel und Menschen dicht an dicht.

Unser Zwischenziel Chau Doc ist ein erst verschlafenes Städtchen, das jedoch abends zu voller Geschäftstüchtigkeit aufläuft. Hier potenziert sich das Mopedaufkommen ab der Abenddämmerung, aber auch hier ist alles im flow. Hier werden wir mit der dritten neue Sprache konfrontiert, mit der wir ganze drei vietnamesische Wochen lang nicht klarkommen werden.

Weiter nach Saigon (Ho-Chi-Minh-City sagen nur Touris und Betonköpfe) wo uns ein Blütenmeer erwartet, denn zum Chinese New Year möchte sich jeder ein Bäumchen leisten.
Im Jahre 1862 trat der damalige Kaiser Tu Duc Saigon und die umliegenden Provinzen an französiche Besatzer ab. Es entsteht die Kolonie Cochinchina. Bis heute prägen die damals angelegten Boulevards und Avenuen das heutige Stadtbild.

Gefühlte hunderte von Metern lange Blumenverkaufsstelle im Park

Gefühlte hunderte von Metern lange Blumenverkaufsstelle im Park

Liebevoll angelegtes Neujahrs-Idyll im Bankenviertel

Liebevoll angelegtes Neujahrs-Idyll im Bankenviertel

Nach Saigon zieht es heute die Elite des Landes, die Jugend, Millionen von Exilanten, Investoren und Banken. Saigon sei "eine riesige, verrückte, reiche Stadt, mit einer dunklen und pragmatischen Seitenstraßenwelt" meinte William Gibson 1997. Und wir können dies nur bestätigen.
Wir reisen zur richtigen Zeit, dem Frühling wobei es nur etwas unter 30°C hat. Immerhin ist es weniger schwül als in Bangkok, wir können durchatmen.
Morgens frühstücken wir auf der luftigen Hotel-Dachterrasse Toast, Ei und Nescafe mit (bei Vietnamesen extrem beliebter) gesüßter Dosenmilch. Daran werden wir uns nicht gewöhnen können.

Beim Monopoly lernen die kids den Umgang mit den großen Scheinen

Beim Monopoly lernen die kids den Umgang mit den großen Scheinen

Mundschutz und Handschuhe: Gegen Sonnenlicht und Luftverschmutzung.

Mundschutz und Handschuhe: Gegen Sonnenlicht und Luftverschmutzung.

Saigon damals (1882) und heute. Ausstellung im Bankenviertel

Saigon damals (1882) und heute. Ausstellung im Bankenviertel

Wir haben uns schon dran gewöhnt, dass hier bettelarm neben kolossal begütert lebt. Und deshalb wundern wir uns auch nicht über den zur Schau gestellten Reichtum im Bankenviertel. Hier finden sich alle berühmten Designer Tür an Tür. Klamotten, Accessoires, Autos, Hotels. Und sie alle profitieren von der arbeitswilligen, billigen Arbeitskraft der jungen Vietnamesen, für die 12 Stundenschichten Normalzustand sind. Zwischendrin die Straßenhändler die von dieser Puderzuckerwelt nur am Rande profitieren.

Dickes Auto auch im Hintergrund

Dickes Auto auch im Hintergrund

Hier keine Kokosnuss zu kaufen ist unanständig

Hier keine Kokosnuss zu kaufen ist unanständig

Hauptpostamt Saigon. Ho Chi Minh lächelt milde auf das Neujahrsbäumchen 2008

Hauptpostamt Saigon. Ho Chi Minh lächelt milde auf das Neujahrsbäumchen 2008

Wichtige Sehenswürdigkeit: der Palast der Wiedervereinigung, nonplusultra avantgardistischer Architekur aus den 60er Jahren. Der Vorgänger Palais Norodom wurde durch einen desillusionierten Piloten der südvietnamesischen Air-Force 1962 zerstört.
Diktator Ngo Dinh Diem, Verbündeter der USA, gab noch den Auftrag zu Wiederaufbau ab 1963, sollte aber nicht die Gelegenheit haben selbst einzuziehen, denn im selben Jahr wurde er von den USA fallengelassen.
Sein Nachfolger Thieu flüchtete am 30. April 1975 vor dem heranbrausenden General "Big" Minh, der nach 4 Tagen im Amt die Kapitulation Süd-Vietnams verkündete. Seit dieser Zeit, in der hier im Palast die Gespräche zwischen Nord und Süd stattfanden, hat er seinen neuen Namen.

Das Schicksal von Millionen Vietnamesen wurde hier verhandelt

Das Schicksal von Millionen Vietnamesen wurde hier verhandelt

Kriegsmuseum mit einer Fotoausstellung im Krieg gefallener Fotografen

Kriegsmuseum mit einer Fotoausstellung im Krieg gefallener Fotografen

Den Besuch des Kriegsmuseums muss man verarbeiten und das kann eine Zeit lang dauern. Im Grunde werde ich die langen Wände mit den Fotos von Fotografen aus aller Welt, die hier in Vietnam im Bombenhagel starben nie vergessen. Genausowenig wie die Bilder von Agent-Orange Opfern. Leider gibt es das Buch über Kim Puc, dem auf der Straße laufenden nackten Mädchen nach einem Napalmangriff, in Deutschland nicht zu kaufen.

© Anja Hadamek, 2008
Du bist hier : Startseite Asien Vietnam Vietnam
Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise begann im Januar 2008 in Thailand, führte uns über Kambodscha nach Vietnam, Laos und wieder zurück zum Ausgangsort.
Details:
Aufbruch: 14.01.2008
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 12.03.2008
Reiseziele: Thailand
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Anja Hadamek berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors