Komfort-Trekking Nordthailand und Birma/Burma/Myanmar
Nordthailand Teil 1
Donnerstag, 18.11.2004 Bangkok, Ayutthaya, Lop Buri, Pitsanulok
Aufstehen 5:15 Uhr, Abholung 7:00 Uhr. Unser Führer heißt Suradej C., bittet uns aber ihn "Him" zu nennen (Gott sei Dank) und ist pünktlich. Er hat einen Minibus mit eigenem Fahrer namens "Ban" dabei. Jetzt haben wir einen Toyota Commuter mit 10 Sitzen, einen Fahrer und eine Reiseleiter die nächsten 7 Tage ganz für uns allein - ganz schöner Luxus
Zunächst geht es nach Ayutthaya. Die ehemalige Königsstadt ist heute Weltkulturerbe. Die Birmesen haben im 18. Jahrhundert eine Menge zerstört, aber die Reste sind nach der Restaurierung auch noch beeindruckend.
In Ayutthaya
Es geht weiter über Lop Buri. Wer Affen liebt, kommt in den dortigen Tempeln voll auf seine Kosten. Die Bewohner der Stadt müssen allerdings ihre Fenster vergittern damit die Biester es sich nicht in ihren Wohnungen gemütlich machen.
Heiliger Affe
Das Mittagessen nehmen wir in einer Touristenabspeisungsanstalt im Beisein mehrerer Busladungen Niederländer, Deutscher und Italiener ein. Das Ambiente gefällt uns nicht aber das Essen ist okay. Mit Bedauern stellen wir fest, dass der Führer einer anderen Reisegruppe wesentlich besser deutsch spricht als unser "Him".
Es geht weiter nach Phitsanulok. Wir haben Glück: Im Wat Phra Si Ratana Mahathat wird vor dem hoch verehrten Buddha Chinnarat eine Tempelzeremonie mit 200 Mönchen zelebriert. Die weithin vernehmbaren mystischen Gesänge der Mönche versetzen uns in eine andere Welt.
Im Wat Phra Si Ratana Mahathat
Die Leute kaufen Buddhas und Amulette, stellen sie im Tempel auf, die Mönche singen Andachtsgesänge - 2 Stunden lang - dann sind die Buddhas und Amulette gesegnet und werden als Glückbringer mit nach Hause genommen.
An diesem Abend übernachten wir im Amarin Lagoon Hotel in Phitsanulok. Das Hotel ist riesig, die Zimmer sind okay aber das Abendessen ist voll touri-mäßig. 250 Leute im Speisesaal. Alle von den Bussen, die wir schon in Ayutthaya und Lop Buri getroffen haben. Anfangs gibt's noch leise, asiatische Musikuntermalung, aber dann meint man uns mit einer Tanzband unterhalten zu müssen. Die Band spielt noch nicht mal schlecht, nur passen die italienischen und englischen Schlager aus den 60er und 70er Jahren so gar nicht zu unserer Asienstimmung! Dazu kommt noch, dass das Personal von dem massiven Touristenanprall offensichtlich überfordert ist. Wir sind sehr enttäuscht. Das ist nicht was wir uns unter einer Privattour "abseits der üblichen Touristenpfade" vorgestellt haben.
Immerhin ist das Essen ziemlich gut und sehr preiswert. Fried Rice with Chicken (bestellt war Pork, aber macht ja nix) für 50 THB = ca. 1 Euro! Die Nachspeise besteht aus Lichies, die in Eiswürfeln schwimmen (auf Verdacht bestellt). Vorsichtshalber verzichte ich darauf.
Diese Nacht haben wir das erste Mal seit 3-4 Tagen vernünftig geschlafen. Die Drugs von Herrn Dr. Pratoompetch wirken.
Freitag, 19.11.2004
Phitsanulok, Sukhothai, Lampang
Emails gecheckt im Amarin Lagoon. Mit einem "Berliner" Thai geplaudert. Der ist in Berlin aufgewachsen, wurde arbeitslos und hat beschlossen lieber in Thailand zu arbeiten als in Deutschland rumzusitzen. Respekt! Bei Him über den Touri-Rummel beschwert. Und weiter geht's nach Sukhothai.
Die Tempelanlage in Sukhothai macht einen viel schöneren Eindruck auf uns als die Anlage in Ayutthaya. Größer, (noch) gepflegter, sehr gut restauriert, weniger Besucher. Die Vorbereitungen auf Loy Kratong, sind in vollem Gange. Eigentlich wird Loy Kratong (November-Vollmondfest) erst am 26.11. gefeiert, aber hier in Sukhothai beginnen die Feierlichkeiten bereits ab 23.11.
Sukhothai
An den Tempelbesuch schließt sich eine kurze Fahrt auf dem Ochsenkarren durch das nahe gelegene Bauerndorf an. Him hat das als Entschädigung für das Touri-Hotel vom Vorabend arrangiert - gut gemacht Him.
Mittagessen ist original Thai und ohne Phong Churot (Glutamat) - noch mal gut gemacht Him.
Unterwegs nach Lampang haben wir Gelegenheit, eine Grundschule zu besuchen. Hier werden vornehmlich Kinder der Minderheiten unterrichtet. Der ganze Besuch läuft sehr erfreulich ab. Karin hat einen großen Pack Kugelschreiber von zu Hause mitgebracht und verteilt diese jetzt an die Kinder. Die freuen sich riesig und schreiben für uns im Gegenzug ihre Namen auf thailändisch auf kleine Zettel, die Karin dann mit nach Hause nehmen darf.
In Lampang besichtigen wir den Wat Phra That Lampang Luang ein Tempel im nord-thailändischen Stil. Vor dem Tempel erwartet ein festlich geschmücktes Empfangskomitee Wallfahrer aus Saraburi, die dem Tempel eine Spende darbringen werden. Es herrscht also farbenfrohe Volksfeststimmung. Toll! Wir dürfen uns zwischen die hübschen Tempeltänzerinnen stellen und bekommen ein Erinnerungsfoto. Alle sind sehr fröhlich und freundlich.
Um 17:00 Uhr kommen wir in der Lampang River Lodge an
- S U P E R. "Da wo Tarzan wohnt".
Lampang River Lodge
Wir nehmen ein ausgezeichnetes Abendessen auf der Dschungelterrasse direkt oberhalb des Flusses ein. Auf der Speisekarte werden auch "Deep fried frogs with garlic" angeboten aber dafür können wir uns nicht erwärmen. Gegen die Moskitos haben wir uns mit langen Hosen, langen Ärmeln und Zitronengras-Creme gewappnet. Wir sind die einzigen Gäste im Lokal und haben das ganze Personal für uns allein. Die anderen Gäste (aus den Bussen) laben sich im anderen Restaurant am Touri-Buffet. An diesem Abend wagen wir uns erstmals an Maekong-Whiskey. Das ist der einheimische Thai-Whiskey, der ein wenig an Southern Comfort erinnert, aber durchaus genießbar ist. Außerdem mit 40 Bath sehr preisgünstig. Vom nahen Tempel her haben wir musikalische Untermalung. Ab und zu steigt über der Stadt schon ein Feuerwerkskörper anlässlich des bevorstehenden Festtags auf. Wir genießen den Abend sehr.
Samstag, 20.11.2004
Lampang, Lamphun, Chiang Mai
Wir machen uns auf den Weg nach Lamphun (manchmal auch Lampoon geschrieben). Auf dem Weg halten wir kurz an, um bei der Reisernte zuzusehen. Der Himmel ist heute Morgen bedeckt, es ist nicht so heiß. Zwischen Hang Chat und Mae That an der A11 sehen wir am Straßenrand eine riesige Ansammlung so genannter Geisterhäuschen. Thailändische Familien stellen die Häuschen auf und bringen Opfergaben dar. Das bringt Glück und verbessert das Karma. Und wer beim vorbeifahren 3-mal hupt sichert sich himmlischen Beistand im Straßenverkehr. Durchaus sinnvoll, denn Thais fahren gern etwas riskant.
Wir nähern uns Chiang Mai, der Stadt des Kunsthandwerks, dem Einkaufsparadies. Als erstes werden wir in der Edelsteinschleiferei "Gem Gallery" abgeliefert. Die Firma gibt sich größte Mühe einen gepflegten und seriösen Eindruck zu machen. Empfangsdamen erwarten uns bereits am Eingangsportal. Wir erhalten einen deutschsprachigen Diavortrag über Edelsteingewinnung früher und heute und man stellt uns eine deutschsprachige Hostess zur Seite. Sie führt uns zu den Edelsteinschleifern und Goldschmieden, denen wir in einer Demo-Werkstatt bei der Arbeit zusehen dürfen. Dann kommt was kommen muss: die Tür zum großen Verkaufssalon öffnet sich und man fühlt sich zu Tiffany's versetzt.
Gem Factory in Chiang Mai
Längst war klar, dass man es auf unser Reisebudget abgesehen hat. Die Firmenleitung weiß, dass jeder Tourist auch Souvenirs heimbringen muss und so ein kleines Rubin-Collier nimmt ja schließlich nicht viel Platz weg. Dank der Tatsache, dass wir noch den Abstecher nach Myanmar vor uns haben, nimmt Karin von einem größeren Einkauf Abstand. Wir kommen mit 2000 Bath davon (ca. 40 Euro). Unsere Hostess hatte sich sicher mehr erwartet, verabschiedet uns aber dennoch sehr höflich.
Nach dieser lehrreichen Veranstaltung stärken wir uns erstmal bei einem üppigen Mittagessen. Wieder landen wir ein einem Touristenlokal, aber Him hat uns vor dem Standard-Buffet bewahrt. Er hat ein feines Mahl für uns zusammengestellt (ohne Phong Churot), das uns hervorragend mundet, uns aber mengenmäßig völlig überfordert. Allmählich steigern wir mit den bereitgestellten Soßen auch den Schärfegrad unserer Speisen. Das treibt uns zwar die Tränen in die Augen, aber wir erholen uns schnell und finden es sehr bekömmlich.
Noch der Devise "Wer viel isst kann gut shoppen" bringt man uns nun in ein Seidenwarengeschäft. Selbstverständlich gibt es wieder eine Demonstration der Handwerkskunst, allerdings sind die meisten Webstühle jetzt unbesetzt. Schließlich ist es Samstagnachmittag und die Weberinnen größtenteils schon im wohlverdienten Wochenende. Na wenigstens hat der Verkaufsraum noch geöffnet (der kennt kein Wochenende) und so können wir zwei Seidenschals für die Omas zu Hause und zwei für Karin erstehen. Alles zusammen für 4500 Baht, also ca. 90 Euro.
Als nächstes geht's dann zur Abrundung noch in ein Silberwarengeschäft. Große Überraschung: Der freundliche junge Thai, der uns zur "Betreuung" zu Seite gestellt wird spricht deutsch mit stark schwäbischem Akzent. Es stellt sich heraus, dass er in Biberach an der Riß aufgewachsen ist und erst sein wenigen Monaten hier in Thailand dieser Beschäftigung nachgeht. Ich vordere ihn auf, schwäbisch mit mir zu reden, aber er versucht es weiter, mit eingeschränktem Erfolg übrigens, mit Hochdeutsch. Auch hier erhalten wir wieder eine Demo und dürfen den Silberschmieden über die Schulter schauen bevor wir in den Verkaufsraum geleitet werden. Man kauft schließlich einen Brieföffner und einen seltsam geformten Löffel, dessen genauer Zweck niemandem klar ist. Nach längerem Beratschlagen mit dem Personal einigt man sich darauf, dass damit vermutlich Frischkäse aufs Brot gestrichen werden soll. Summa summarum 1800 Baht oder 36 Euro.
Nun sollte es eigentlich zum Wat Phra Suthep gehen. Der berühmte Tempel liegt auf dem Berg hoch über Chiang Mai. Aber auf dem Berg regnet es. Also wird umgeplant und wir besuchen den Wat Chedi Luang in Chiang Mai. Auch auf dem Tempelgelände gibt es vereinzelt Verkaufsstände und im allgemeinen Kaufrausch kann ich nicht umhin für 1200 Baht (24 Euro) noch ein filigranes Ornament aus Büffelhaut zu erwerben, das unsere Wohnzimmerwand zieren wird.
Überall laufen die Vorbereitungen auf Loy Kratong auf Hochtouren. Es ist eine Mönchs-Schule angegliedert und gerade wird eine Zeremonie mit 78 jungen Männern durchgeführt.
Feierliche Zeremonie
In dem Tempel ist in einem Viharn auch eine Fiberglasnachbildung eines hoch verehrten Mönchs namens "Mun", sprich "Man", zu sehen. Sieht aus wie lebendig. Sehr würdevoll. Früher war der aus Wachs, aber das ging in der Hitze immer kaputt. Herr "Mun" war ein Wandermönch, ist seit 130 Jahren tot, wird aber immer noch sehr verehrt.
Fiberglas-Nachbildung
Um 16:30 treffen wir im Sheraton ein. Pompöser Kasten. Das Hotel ist wirklich imposant. Hat 25 Stockwerke. Unser Zimmer liegt im 15. Stock und bietet uns einen herrlichen Ausblick über den Fluss Menam Ping und die ganze Stadt. Von einem Norweger erfahren wir, dass zurzeit auch ein internationaler Kongress von Satelliten-Experten im Hotel stattfindet. Chiang Mai hat offenbar in vielerlei Hinsicht was zu bieten. Him erzählt uns, dass die königliche Familie hier auch einen Sommerpalast hat und dass die Ankunft der Kronprinzessin erwartet wird.
Abends um 20:00 Uhr geht's auf zum Nachtmarkt. Hier gibt es eine Unmenge von Ständen, Geschäften und einzelnen Verkäufern. Erstmals sehen wir Frauen vom Akha-Stamm in ihren traditionellen Kostümen. Die Verkaufsstände ziehen sich zu beiden Seiten der Hauptverkehrsstraße über mindestens 2-3 Kilometer hin. Alles ist sehr auf Touris und Trekker ausgerichtet, aber man findet auch Thais hier, vor allem in der Food-Ecke. In einem der Stände sehe ich ein ähnliches Büffelhaut-Ornament, das auch für 1200 Bath ausgezeichnet ist. Da man auf dem Nachtmarkt generell handeln muss, kann ich davon ausgehen, dass ich das gute Stück für höchstens 800 Baht hätte bekommen können. Na egal. Die Händlerin beim Wat Chedi Lunag sah vertrauenswürdiger aus und hat mir versichert, das ihr Onkel das gute Stück eigenhändig mühsam hergestellt hat. Das ist die 400 Baht Mehrkosten allemal wert.
Auf dem Markt herrscht dichtes Gedränge und es empfiehlt sich, die Wertsachen sicher zu verstauen. Hier haben wir zur Abwechslung mal nichts gekauft.
Dafür entdecken wir ein "German Hofbräuhaus". Von der reizenden, thailändischen Türsteherin im Dirndl werden wir mit den Worten "Geh' mer nei ?" freundlich zum Besuch eingeladen uns so gönnen wir uns, nach all dem wirklich hervorragenden Thai-Essen, mal Currywurst, Pommes, Salamibrot, Bier und einen "Willi".
Thai-Dirndl
Für die Rückfahrt zum Hotel chartern wir ein Tuk Tuk. Komisch, die Dinger kosten immer und überall 100 Bath.
... Fortsetzung im Kapitel "Nordthailand Teil 2"
Aufbruch: | 14.11.2004 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 05.12.2004 |
Myanmar