Komfort-Trekking Nordthailand und Birma/Burma/Myanmar

Reisezeit: November / Dezember 2004  |  von Christoph Kraus

Nordthailand Teil 2

Sonntag, 21.11.2004 Chiang Mai, Doi Suthep, Schule des Lebens

Heute ging's um 8:30 Uhr los zum Wat Phra That Doi Suthep. Außerhalb von Chiang Mai, 1080 m hoch auf dem Berg gelegen. Eine kurvige Bergstrasse führt zu der Anlage. Wäre auch eine schöne Motorradstrecke. Der Wat Doi Suthep ist sehr groß und bei den Thais und Touris gleichermaßen beliebt. Wenn man bedenkt, dass Loy Kratong unmittelbar bevorstand und viele Thais deswegen Urlaub haben, kann man sich vorstellen, was dort los war.

Vom Parkplatz führt zur eigentlichen Tempelanlage eine Treppe mit ca. 300 Stufen hoch. Man kann aber auch mit einer Art Zahnradbahn - es gibt 2 davon - hochfahren. Es gibt einen großen vergoldeten, eckigen Chedi und viele Nebengebäude. Von oben hat man einen schönen Blick über Chiang Mai und Umgebung - vorausgesetzt das Wetter spielt mit. In unserem Fall wurde der Blick von dichtem Dunst getrübt. Bevor man den Tempelbezirk betritt, zieht man die Schuhe aus. Also schon früher als sonst. Socken darf man in Thailand übrigens anbehalten. Das ist in Myanmar anders.
Alles im Doi Suthep ist sehr heilig. Wie in allen Tempeln kann man Räucherstäbchen und Lotosblüten erstehen und spenden. Wer um die Erfüllung eines Wunsches betet, wandelt mit gefalteten Händen dreimal im Uhrzeigersinn um den Chedi. Auch wir schließen uns an, als sich Him dazu aufmacht.

Doi Suthep

Doi Suthep

Nach dem Tempelbesuch machen wir uns auf den Weg zu Joy's "Schule des Lebens" (School for Life). Ich glaube, wir waren ca. eineinhalb Stunden unterwegs. Das ist ein Projekt, das sich um Waisen und vernachlässigte Kinder der Minderheiten-Völker kümmert. Unser Führer wusste nicht allzu gut Bescheid über das Projekt. Wir kommen über eine Schotterpiste an einer Weggabelung an, an der wir auf unsere Abholer warten sollen. Es nähert sich ein Pickup. Außer vom Fahrer werden wir noch von einem elfjährigen Jungen namens Dui begrüßt. Dui hat Dienst und ist zu unserer Betreuung abgestellt. Wir werden eingeladen in den Pickup zu steigen, ziehen es aber vor, auf der mit Polstern ausgelegten Ladefläche Platz zu nehmen. Also darf Him vorne staubfrei und klimatisiert sitzen. Wir genießen die luftige Fahrt auf der staubigen Piste. Nach circa 2 Kilometern erreichen wir einen Bereich mit einigen Gebäuden und steigen ab. Dui ist uns dabei behilflich. Sonntags ist keine Schule. Auf einem Vorplatz spielen Kinder, betreut von einer jugendlichen Thai. Man beachtet uns nicht besonders und wir kommen uns etwas deplaziert vor. Wie neugierige Farangs, die beim Spielen stören und hoffentlich etwas Geld da lassen. Dui gibt unserem Him einige Erklärungen und der versucht dann zu übersetzen. Him hat aber selbst gewisse Schwierigkeiten, den Dialekt von Dui zu verstehen und so sind wir letztlich nicht sicher, was uns Dui erzählen wollte. Dui nimmt seine Aufgabe sehr ernst, macht seine Sache sehr gut und gewissenhaft, so dass er uns bald für sich einnimmt. Wir werden zu einer schattigen Terrasse, umgeben von tropischer Vegetation, geführt und nehmen an den dort aufgestellten, rustikalen Gartenmöbeln Platz. Wir können von hier aus in die offene Küche sehen, in der mehrere Halbwüchsige und Kinder zu Gange sind. Man hat also Mittagessen für uns gekocht. Mehrere Kinder beginnen, diverse Speisen und Getränke vor uns aufzubauen bis schließlich eine farbenprächtige, wohl duftende Tafel vor uns steht, die den gesamten Platz auf dem Tisch in Anspruch nimmt. Wir haben mit Reis gefüllte Kegel aus Bananenblättern, Hähnchenspieße, Suppe, Salate, pikante Soßen, gebratenes Gemüse, eine umwerfende Obstplatte, Kaffee und Mineralwasser. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen, aber wir haben keine Chance das alles aufzuessen.

Festmahl in der "School for Life"

Festmahl in der "School for Life"

Zu dem Zeitpunkt stand für uns schon fest, dass wir die Schule mit den netten, fleißigen Kindern mit einer großzügigen Spende unterstützen wollten. Nach dem Essen näherten sich schüchtern noch weitere Kinder, die vorher etwas abseits gespielt hatten. Als ich von einer kleinen Gruppe ein Foto mit der Digitalkamera machte und ihnen ihr Abbild auf dem Monitor zeigte, brach das Eis. Plötzlich kamen immer mehr Kinder hervor, alle im Alter von vielleicht 5 bis 11 Jahren, und wollten fotografiert werden. Die ganze Meute umlagerte uns und jeder wollte sein Foto sehen. Dann nahmen sie gemeinsam Aufstellung und begannen für uns im Chor zu singen. Zuerst das Lied von der "School for Life" und weil sie jetzt nicht mehr zu bremsen waren, gleich noch ein paar andere Lieder.

Privatvorstellung der Schulchors

Privatvorstellung der Schulchors

Als wir mit dem Pickup wieder zu unserem Kleinbus zurückgebracht wurden, wollten einige der Kinder uns unbedingt auf der Ladefläche Gesellschaft leisten. Schließlich saßen wir mit 7 kleinen Rackern dicht gedrängt und ein so genannter Teacherboy von ca. 17-18 Jahren kam auch noch dazu.

Pickup Transport

Pickup Transport

Eng aber lustig! Den Kindern und uns hat es riesigen Spaß gemacht. Zum Abschluss gab's noch ein paar Geschenke für die Kleinen und viel zum Nachdenken für uns. Wer weiß, was aus diesen Würmchen würde, wenn sie nicht in diesem Projekt aufgenommen würden.

Auf der Rückfahrt nach Chiang Mai haben wir dann noch - Kontrastprogramm - einen Betrieb für Lackarbeiten besucht - und natürlich ein paar Kleinigkeiten gekauft, ca. 40 Euro. Na ja, ist ja auch eine Art Entwicklungshilfe.

Abends machen wir einen Spaziergang vom Hotel zur Innenstadt. Das sind etwa 3-4 Kilometer und teilweise kommen wir uns ziemlich einsam vor in den dunklen Gassen. Auf dem Weg kommen wir an einer christlichen Kirche vorbei. In Thailand herrscht friedliche Co-Existenz zwischen Buddhismus und Minderheitenreligionen.
Als wir schon überlegen, ob wir den Rest des Weges mit einem Tuk Tuk zurücklegen sollen, entdecken wir die Lichter des Nachtmarktes. Wir sind also am Ziel. Jetzt haben wir uns aber was zu Essen verdient. Wir setzen uns ins Restaurant Rendezvous und genießen Maiscremesuppe, gebratenen Reis mit Schweinefleisch (Khao Pad Moo), getrocknete Glasnudeln mit einer Gemüseauswahl und Rindfleisch. Natürlich bitte ich "Mai sai Phong Churot" (Verwenden Sie kein Glutamat) und lege sicherheitshalber auch mein Kärtchen vor, das diesen Ausspruch in thailändischer Schrift zeigt. Man versteht mich.

Falls jemand an dem "No Glutamate"-Kärtchen interessiert ist, bitte per E-Mail melden. Ich kann die entsprechende Word-Datei gerne zusenden.

Thai Food mit Singha Beer

Thai Food mit Singha Beer

Während wir essen, kommt es an der Kreuzung vor unserem Restaurant zu einigem Aufsehen, weil der gesamte Verkehr gestoppt wird um einen Konvoi schwarzer Limousinen durchzulassen. Ob's wohl die Prinzessin war?

Nach dem köstlichen Abendessen schlendern wir nochmals über den belebten Nachtmarkt und gönnen uns für die Rückfahrt zum Hotel wieder ein Tuk Tuk (100 Bath, wie immer).

Montag, 22.11.2004

Chiang Mai, Hmong Hilltribe Lodge

Aufbruch schon um 7:00 Uhr. Schließlich haben wir heute viel vor. Das Frühstücksbuffet im Chiang Mai Sheraton gehörte übrigens zu den üppigsten, die ich je gesehen habe - und ich hab schon einige gesehen!
Als wir uns mit Him in der Lobby treffen, wimmelt es nur so von Polizei und Sicherheitspersonal. Spürhunde werden durch die Hallen geführt und wir erfahren, dass die Kronprinzessin in 2 Stunden zu einer Veranstaltung erwartet wird. Schade, jetzt werden wir sie verpassen. Natürlich hätten wir gerne Guten Tag gesagt

Heute ist volles Touristenprogramm angesagt. Elefantencamp, Orchideenfarm, Floßfahrt, Bergvölker und Karin hat darauf gedrängt, einen Wasserfall zu sehen. Zunächst geht es zum Elefantenreiten. Wir gehören zu den ersten im Elefantencamp, deshalb hält sich der Rummel noch in Grenzen. Von einer erhöhten Plattform aus ist es einfach das Sitzgestell auf dem Rücken des Dickhäuters zu besteigen. Wir befinden uns jetzt ca. 3 Meter über dem Boden und werden vorsichtshalber mit einer Stange gegen herausfallen gesichert. Der Ritt durchquert zunächst den Fluss und geht dann auf schmalen Pfaden durch den Dschungel. Während uns anfangs noch ein weiteres Touristenpaar auf einem zweiten Elefanten begleitet, sind wir plötzlich mit unserem Mahout und dem Elefanten allein, nachdem sie anderen beschlossen haben auf einer Abkürzung zum Camp zurückzutrotten. Spätestens von da an hoffen wir sehr, dass unser Führer weiß was er tut und dass ihm sein Elefant gehorcht. Zum Teil geht es steil bergauf und bergab. Wir müssen uns gut festhalten, um nicht aus dem Sitzgestell zu kippen. Schließlich durchquert unser Jumbo eine Furt (wir fürchten nasse Füße zu bekommen) und liefert uns dann aber wohlbehalten an der Aussteigeplattform ab. Zur Belohnung gibt's bündelweise Bananen und Bambusstecken zum futtern und ein Trinkgeld für den Mahut. Beide lächeln uns freundlich an.

Der Mahout und sein Tierchen

Der Mahout und sein Tierchen

Auf einem Ochsenkarren (Him ist offenbar sicher, dass Europäer eine Vorliebe dafür haben) geht es dann zurück zum Ausgangspunkt im Elefantencamp. Hier dürfen wir uns nun eine amüsante Elefantenshow ansehen. Wir sind sehr beeindruckt. Besonders von den Babyelefanten, die echte Blumenbilder in Öl malen können. Das fertige Werk würde in jeder New Yorker Galerie einen ordentlichen Preis bringen. Für den Elefanten ist diese Kombination aus Konzentration und gezielter Steuerung der Feinmotorik eine unglaubliche Leistung!

Unglaublich aber wahr!

Unglaublich aber wahr!

Wir verlassen das Camp, wie die meisten anderen Besucher, auf einem Floß. Him hat sichergestellt, dass wir ein Floß für uns allein haben und während wir idyllisch dahin gleiten haben wir eine nette Unterhaltung mit unserem höchst interessierten Floßführer. Ein geschäftstüchtiger Thai kommt uns auf halber Strecke mit einem Motorboot entgegen und offeriert Cola, Sprite oder Kokosnußmilch. Wir sind für die Erfrischung dankbar.

Der Elefantenritt war ursprünglich im Programm nicht eingeplant und deshalb extra zu bezahlen. Das hatte ich in meinen Bargeldvorräten nicht vorgesehen. Als uns Him an der Floßanlegestelle abholt, muss ich ihn deshalb bitten mich vorsorglich zu einer Bank zu bringen, damit ich Traveller Cheques eintauschen kann. Das stellt ihn vor eine Herausforderung, denn wir sind hier ziemlich ab vom Schuss. Er muss offenbar umplanen, aber er kriegt es hin, dass wir in den nächsten 2 ½ Stunden, eine Bank, eine Orchideenfarm und einen Wasserfall sehen und in einer Garküche am Fuß des Wasserfalls eine wirklich leckere, authentische, thailändische Malzeit einnehmen können. Gut gemacht Him .

Später werden wir zu zwei Bergdörfern gefahren. Dazu steigen wir um in einen Landrover Defender, dem man ansieht, dass er schon ein paar Tage auf dem Buckel hat. So was sieht man sonst nur im Film. Him erklärt uns, dass die Reiseagentur wegen des Abenteuer-Feelings ganz bewusst auf diese alten Fahrzeuge setze. Dieses Gefährt sei zum Beispiel schon 60 Jahre alt! Sofort wird ihm klar, dass uns das eventuell beunruhigen könnte und er beeilt sich hinzuzufügen, dass der Motor natürlich ganz neu sei.

Baujahr 1944 ?

Baujahr 1944 ?

Im ersten Dorf wohnen Angehörige der Karen, im zweiten Hmong-Leute. Für uns ist kein großer Unterschied festzustellen, außer dass vielleicht das Hmong-Dorf noch ein wenig ärmlicher aussieht. Eines der Gebäude im Karen-Dorf ist mit einem Christusbild bemalt. Him erläutert, dass sich katholische Missionare um die Bergvölker kümmern und die Stämme so zum christlichen Glauben konvertieren - wenngleich sich hier Christentum und überlieferte Bräuche dann vermischen. Der Schamane und die heilige Mutter Gottes haben gleichermaßen ihre Berechtigung.

Die Leute sind sehr arm aber es gibt offenbar Unterschiede. Mitten im Karen-Dorf steht ein verputztes, ockerfarbenes Haus mit richtigen Dachziegeln und Satellitenschüssel. Also mindestens einer hier hat es zu was gebracht. Hegt er vielleicht irgendwo im Wald ein paar Opiumpflänzchen?

Offenbar sind wir nicht die einzigen Besucher die hierher kommen. Wir sehen zwar im Moment keine anderen Touris, aber in jedem Dorf finden sich am Straßenrand ein, zwei Frauen in Stammestracht, die handgefertigte Täschchen und Schmuck zum Kauf anbieten. Karin verschenkt ihre letzten Kugelschreiber, Haargummis und Parfümproben an die Kinder und die weibliche Dorfjugend.

Rote Kugelschreiber waren sehr begehrt

Rote Kugelschreiber waren sehr begehrt

Für die Nacht nehmen wir Quartier in der Hmong Hilltribe Lodge. Wieder habe ich das Gefühl, gleich müsse Tarzan um die Ecke kommen. Hinter uns, am Hang, ist dichter Dschungel. In einem Baum sehen wir eine handtellergroße Spinne hängen. Vor uns, in einer Talsenke, wird Reis geerntet.

In der ganzen Lodge sind diesmal nur 6 Touristen mit ihren Führern untergebracht. Die Zahl der Angestellten übersteigt die Zahl der Gäste. Eigentlich ist man auf ca. 50 Besucher eingerichtet. Am Abend, nach einem köstlichen Barbecue auf der Terrasse bieten uns die Hmong Darbietungen ihrer Kultur. Dafür begeben wir uns in die strohgedeckte Bar, denn draußen beginnt es zu regnen und es ist relativ kühl. Zehn Dorfbewohner, darunter auch ein echter Schamane, sind herübergekommen. Sie singen und tanzen für uns, spielen auf seltsamen Instrumenten, zeigen uns ein Hochzeitsritual und spielen begeistert Lua-Tu. Das ist ein Holzkreisel um den lose eine Schnur gewickelt ist. Während die Schnur gehalten wird, stößt man den Kreisel vor sich auf einen rechteckigen Pappkarton und versetzt ihn so in eine Drehbewegung. Gewonnen hat, wessen Kreisel sich am längsten dreht. Auch wir Gäste durften es probieren, was sehr zur Erheiterung der Hmong beiträgt. Während vor allem unsere Damen recht gut abschneiden, kann ich von Glück sagen, dass mein Kreisel auf seinem Weg durch die Hütte niemanden erschlägt!

Hmong-Kultur

Hmong-Kultur

Das Hotel-Personal

Das Hotel-Personal

... Fortsetzung in Kapitel "Nordthailand Teil 3"

© Christoph Kraus, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Tage Bangkok, 7 Tage Nordthailand, 3 Tage Yangon und 8 Tage Hua Hin. Natürlich könnte man nach dem Loose-Studium auf eigene Faust durch die Guesthouses von Thailand und Birma ziehen. Aber so eine organisierte Komfort-Tour hat schon auch ihre Reize :-)
Details:
Aufbruch: 14.11.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 05.12.2004
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Der Autor
 
Christoph Kraus berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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