Iran - Sprachkurs und Exkursionen

Reisezeit: Oktober 2008 - März 2009  |  von Jonas Elbers

Qazwin und Alamut

Qazwin und Alamut
Am Wochenende(hier in Iran am Donnerstag und Freitag) haben Oleg und ich die kleine Provinzhauptstadt Qazwin, nur etwa 150 km von Teheran entfernt gelegen, besucht. Qazwin selbst hat an Sehenswürdigkeiten einen kleinen Palast aus der kurzen Episode, in der es Hauptstadt Irans war(Mitte 16.Jh.), etliche unterirdische Zisternen, zwei Stadttore aus der Zeit der Qadscharen(~19. Jh), ein älteres Tor zum Palastbezirk und natürlich einige Moscheen und Mausoleen zu bieten. Für viele Touristen ist die Stadt aber nur Station auf dem zu den Festungen der Assasinen, einer mittelalterlichen religiösen Bewegung, die vor allem durch ihre "Selbstmordattentate" bekannt wurde. Ihre bekannteste Festung in Iran war Alamut, die wir auch besucht haben. Sie liegen in einer mehr als eindrucksvollen Berglandschaft und sind schwer erreichbar(gewesen).

Wir sind am Donnerstag morgen aufgebrochen und mit dem Stadtbus zum Westbusbahnhof Teherans gefahren, der direkt am Freiheitsmonument(s. erstes Kapitel) liegt. Vom Stadtbusterminal sind es ein paar Schritte zum Fernbusterminal, wo wir uns erstmal durchfragen mussten. In Iran sind Busse das Hauptverkehrsmittel für mittlere und weitere Entfernungen. Es gibt ungefähr 20 große Busgenossenschaften und weitere lokal agierende Busunternehmen. Das Streckennetz ist sehr dicht und es gibt zwei Klassen von Bussen: Erstens topmoderne Reisebussen und zweitens ältere Reisebusse, meistens Mercedesbusse aus den 60er Jahren. Sie sind äußerst günstig, so haben wir für die Hinfahrt ~1,4 Euro und für die Rückfahrt in einem Bus "zweiter Klasse" nur ~0,75Euro für immerhin 150 Kilometer bezahlt. Nach einigem Fragen haben wir herausgefunden, dass der Bus nicht direkt am Hauptterminal, sondern an einem kleineren Terminal für kürzere Strecken abfährt. Von diesem Terminal fahren sowohl Busse als auch Sammeltaxis ab. Die Sammeltaxis kosten mehr, sind aber schneller. Wer den iranischen Verkehr kennt, weiß warum wir Busse bevorzugen: Man fühlt sich einfach sicherer, wenn man weiter vom Straßengeschehen entfernt sitzen kann. Auf den Straßen herrscht weithin das Recht des Stärkeren, d.h. dass das größere schwerere Fahrzeug Vorfahrt hat, also ein weiterer Grund für den Bus. Die Busse auf den kurzen sehr gefragten Strecken fahren ab, wenn sie voll sind, was auf dieser Strecke nicht mehr als 15 Minuten dauern soll. Wir haben nicht so lange gewartet. Vor der Fahrt ging der Busfahrer durch den Bus und hat das Geld eingesammelt, ein Kontrast zu den vernetzten Buchungssystemen der Fernbuslinien. Die Fahrt dauerte zwei Stunden und war interessant. Zuerst ging es auf der Autobahn durch Vororte bzw. Industriegebiete Teherans, die ich teilweise schon von der parallel verlaufenden Vorortbahn gesehen hatte. Das Interessante an dieser Strecke ist der Kontrast. Sie verläuft in etwa parallel zum Alborzgebirge, d.h. man hat im Norden sehr hohe karge Berge, die hinter einem schmalen bebauten oder bewaldeten Streifen beginnen und im Süden eine Flache Ebene, Ausläufer der Wüsten des iranischen Hochlandes, die dort soweit das Auge reicht bebaut ist. Noch beeindruckender ist allerdings die Bahnstrecke, die Teheran in Richtung Osten verlaesst. Die Bahnstrecke verläuft ebenfalls parallel zum Alborzgebirge. Dort ist die Ebene aber nicht bebaut, sondern wirklich Wüste und die Berge steigen noch steiler an. Die Busfahrt wurde mehrmals unterbrochen durch Fahrtenschreiberkontrollen und aussteigende Mitreisende und endete in Qazwin an einem neu errichteten Busterminal. Dort konnten wir gleich das erste historische Stadttor besichtigen, nachdem wir alle Angebote der Taxifahrer uns in die Stadt zu fahren abgelehnt hatten. Das Tor wurde in den 1870er Jahren errichtet und ist mit bunten Kacheln verkleidet

Stadttor am Busbahnhof

Stadttor am Busbahnhof

Ein weiteres erhaltenes Tor steht im Norden der Stadt

Die Rueckseite

Die Rueckseite

Die Vorderseite ist reich geschmueckt mit Kacheln. Hier ein bekanntes Qadscharisches Herrschaftssymbol direkt ueber dem Durchlass.

Die Vorderseite ist reich geschmueckt mit Kacheln. Hier ein bekanntes Qadscharisches Herrschaftssymbol direkt ueber dem Durchlass.

Leider schloss der Palast am frühen Nachmittag, so dass wir ihn nicht mehr besichtigen konnten.

Der Rest des Palastbezirks, ein kleiner Palast umgeben von einem Garten.

Der Rest des Palastbezirks, ein kleiner Palast umgeben von einem Garten.

Dafür war aber eine der größten und eindrucksvollsten Zisternen aus dem 19.Jh. noch geöffnet. Die Zisterne ist halb unterirdisch angelegt und wird von einer großen Kuppel gekrönt.

Die Kuppel der Zisterne

Die Kuppel der Zisterne

Im ineeren der Zisterne gibt es eine kleine Ausstellung

Im ineeren der Zisterne gibt es eine kleine Ausstellung

Leider waren auch große Teile des Bazars schon geschlossen.

Ein Heiligtum im Bazar

Ein Heiligtum im Bazar

In Qazwin gibt es etliche herrschaftliche Häuser aus dem 19.Jh:

In diesem wichtigen schi'itischen Heiligtum soll ein Sohn des 8. Imam Reza begraben sein. Es war sehr gut besucht als wir am Donnerstag Nachmittag dort waren.

Eingangsportal des Heiligtums

Eingangsportal des Heiligtums

Überhaupt machte die Stadt einen religiöseren Eindruck, was vielleicht an den dem Wochenende folgenden religiösen Trauerfeierlichkeiten liegen konnte. Auf jeden Fall war es gut, endlich Teheran mal verlassen zu haben und eine andere Stadt gesehen zu haben. Ich weiß jetzt die Vorteile Teherans wieder mehr zu schätzen.

Wir hatten mangels Alternativen(die Touristeninformation hatte schon... geschlossen) in unserem Hotel eine Tour in das Tal Alamut zu zwei Festungen gebucht und wurden um 8 Uhr morgens vom Fahrer abgeholt. Und nachdem wir alle Formalitäten an der Rezeption erledigt(und die Rezeptionisten geweckt) hatten ging es endlich los. Vor uns lagen zwei Stunden Fahrt durch das Alborzgebirge. Qazwin liegt in auf einer Ebene und so hatten wir eine eindrucksvolle Fahrt das Gebirge hinauf, über Serpentinen, Pässe und immer dicht am Abgrund, die wir nur für einige Fotostopps unterbrachen. Die Landschaft ist sehr eindrucksvoll. Auf den höheren Bergen liegt Schnee, während auf den niedrigeren Bergen nach den Regenfällen der letzten Wochen frisches Gras aufläuft und die vertrocknete Vergetation des Sommers durchdringt, sozusagen ein zweiter Frühling. Die Fahrt führte uns auch durch einige Dörfer, in denen viele Häuser neu und erdbebensicher gebaut wurden, bis wir endlich das Dorf am Fuße der Festung Alamut erreichten.

Blick in die Ebene

Blick in die Ebene

Dort hatte es in der Nacht geschneit und die Arbeiter, sonst teilweise mit Ausgrabungen und Restaurierungen beschäftigt, waren dabei Schnee zu schippen. Den Berg hinauf zuerst ein kleiner Pfad, den man sich auch per Esel hinaufführen lassen kann, der dann in eine Betontreppe, bzw. Stufen übergeht um dann, an der Burg angelangt, in einer Treppenkonstruktion aus Baugerüsten endet. Vor dem Hauptteil der Burg ist ein Loch in einem Felsrücken, so dass man auf die andere Seite gelangen kann, um die Aussicht auf das Dorf und die Landschaft zu genießen.

Das Bild ist allerdings vom Rueckweg, soweit waren sie mit Schnee raeumen bei unserem Hinweg noch nicht.

Das Bild ist allerdings vom Rueckweg, soweit waren sie mit Schnee raeumen bei unserem Hinweg noch nicht.

Das ominoese Loch im Felsen

Das ominoese Loch im Felsen

Da sind wir hochgekommen??

Da sind wir hochgekommen??

Die Hauptburg

Die Hauptburg

Im Hauptteil selber wurden wir von einem Schild "No Photography" begrüßt, trafen aber auch einen Ingenieur und Übersetzer, der auf der Burg beschäftigt war und Touristen alles erklärte. Die Burg selber wird im Moment teilrestauriert und Ausgrabungen finden auch statt. Deshalb die Dachkonstruktion. Die Burg muss, bevor sie zerstört wurde, sehr eindrucksvoll gewesen sein. Selbst die Ruinen zeugen noch von ihrer Wehrhaftigkeit, allein schon der beschwerliche Weg auf den Berg. Ich bin jedenfalls beeindruckt von der Burg und der Landschaft. Nach dem wir wieder den Parkplatz unter der Burg erreicht hatten fuhren wir weiter zur nächsten Burg. Wieder durch die imposante Landschaft. Man die Landschaft nicht auf Bilder bannen, geschweige denn die Emotionen, die sie auslöst. Die weiten Berge und Täler und im Hintergrund die höheren schneebedeckten Berge, einfach phantastisch! Zumindest für mich, ein Kind der Norddeutschen Tiefebene...

Der restaurierte Stall der Burg

Der restaurierte Stall der Burg

Danach fuhren wir weiter zur zweiten Burg, ca. eine Stunde Fahrt durch die traumhafte Landschaft lag vor uns.

Der Fussweg zur zweiten Burg ist etwas länger. Zuerst durchquerten wir ein Flussbett, dass glücklicherweise ausgetrocknet war. Auf dem Bild kann man anhand der Spülstellen sehr gut erkennen wie hoch der Fluss während der Schneeschmelze Wasser führen muss. Aber auch bei niedrigerem Wasser muss man aufpassen, dass man keine nähere Bekanntschaft mit dem Wasserfall macht... Gleich nach dem Flussbett begann wieder eine Betontreppe, die sich zumindest an den steileren Stellen des Weges fortsetzte. Der Weg führt über einen Hügel, den wir zum Fotografieren nutzten um sich dann vom Fuße des eigentlichen Berges in steilen Eisentreppen(ohne Geländer) fortzusetzen. Von der Burg selber stehen nur noch einige Mauerreste, aber auch Gewölbe sind noch erkennbar. Die meisten Reste stehen noch relativ weit unter dem Gipfel des Berges, so dass man erkennt, dass sie größer gewesen sein muss. Und tatsächlich konnten wir bei näherer Betrachtung der Landschaft noch weitere Mauerreste erahnen, die auf eine ungeheuer große Festung schließen ließen. An der Burg gab es bisher keine archäologischen Grabungen, (oder viele Keramikteile wurden einfach liegengelassen) und auch die Burgreste sind ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Eine Erforschung mit Rekonstruktion der Burg wäre sicher sehr interessant. Was die Burg mit ihren verschütteten Kellern, Gängen und Gewölben wohl noch von ihrer Geschichte preisgeben würde?
Die Landschaft in der die Burg steht ist einfach traumhaft, ein Berg, auf einer Seite in flaches weites Tal mit einem größeren Dorf und Landwirtschaft, auf der anderen Seite ein schmales steiles Tal, baumbestanden mit einem kleinen Dorf und sonst nur Berge, aber sehr verschiedene.

Flussbett

Flussbett

Wasserfall ohne Wasser

Wasserfall ohne Wasser

Der Weg zur Burgruine

Der Weg zur Burgruine

Der groesste erhaltene Teil

Der groesste erhaltene Teil

Tor oder Keller?

Tor oder Keller?

Direkt am Abgrund...

Direkt am Abgrund...

Der Hauptgipfel von einer Stelle kurz ueber dem erhaltenen Teil aus fotografiert.

Der Hauptgipfel von einer Stelle kurz ueber dem erhaltenen Teil aus fotografiert.

Das schmale Tal mit Bauemen und Dorf

Das schmale Tal mit Bauemen und Dorf

Das weite Tal mit dem groesseren Dorf

Das weite Tal mit dem groesseren Dorf

Die Berge

Die Berge

Die Rückfahrt nach Qazwin bot wieder wundervolle Blicke auf die Landschaft. Vor Erreichen der Ebene folgte die Straße einem Tal mit einem Fluss, an dem viele Wochenendausflügler weilten. Herrliche herbstliche Bäume hatten sie angelockt.

n Qazwin fuhren wir dann gleich zum Busterminal und von dort nach kurzem Suchen zurück nach Teheran. Ein schöner Ausflug, den ich im Frühjahr durch grüne Täler gerne wiederholen würde.

© Jonas Elbers, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Semester Iran. Neben einem Sprachkurs in Teheran, habe ich viel Zeit um das Land wieder zu bereisen.
Details:
Aufbruch: 12.10.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: März 2009
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Jonas Elbers berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.