Na nga def? - 4 Monate Senegal
Unser Projekt: Zugucken und Mitmachen
Bevor wir den Färbern von Parcelles Assainise (PA) in Sachen Gesundheit und Umwelt Ratschläge geben konnten, mussten bzw. wollten wir erstmal einigen Färbern bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Den Anfang machte Sokhna, die mit ihren Freundinnen und Töchtern auf einem Platz in der Unite 19 alle Formen von Batik betreibt. Empfangen wurden wir wieder mit Kaffee Touba. Sogar ein belegtes Baguette wurde uns angeboten, aber da wir erst kurz vorher gefrühstückt hatten, lehnten wir dankend ab.
Der Tag begann gemütlich, nach und nach trudelten mehr Frauen auf dem Platz ein und es wurde mit dem Färben der Stoffe begonnen. Die Färberinnen gaben sich viel Mühe uns alle möglichen Färbetechniken zu erklären und wir hatten den Eindruck, dass sie unser Interesse für ihren Arbeit freute.
Schon beeindruckend was für Muster bei den Arbeiten entstehen können! Teilweise werden die Stoffe in 3-4 Arbeitsschritten gefärbt wobei sie mit Gummibändern und Plastikfolie abgebunden, oder mit Wachsstempeln bearbeitet werden. Wahlweise werden sie auch mit Nähgarn zusammengebunden, auf dem Boden zusammen "gekrüsselt" oder in einer bestimmten Technik gefaltet.
Seitdem wir mit den Färbern gearbeitet haben, kommt es immer wieder vor, dass mir auf der Straße das Kleid einer Frau auffällt und ich dann überlege, wie der Stoff denn wohl gefärbt wurde.
An diesem Tag habe ich richtig Lust bekommen auch mal wieder zu batiken und kreativ zu werden!
Stefan und ich haben teilweise auch selber Hand angelegt, die Stoffe in die heiße Farbe getaucht und durchgeknetet, was allen Anwesenden einen riesen Spaß bereitete!
So beeindruckend es auch war die ausgefeilten Färbetechniken kennen zu lernen, war das ja nicht der eigentliche Grund unseres Besuches. Worauf wir hauptsächlich achteten, waren mögliche Gefahren für die Gesundheit der Färberinnen und ihre Umwelt. Und da sind uns eine Menge Sachen aufgefallen! Das Farbpulver und andere Pulver zum fixieren der Farben kaufen die Färberinnen abgepackt in kleinen Plastiksäckchen. Diese werden dann aufgerissen und das Pulver in große Bottiche gestreut. Handschuhe tragen sie dabei nicht und so kommen sie immer wieder mit den Pulvern in Berührung, wovon eines auch unter dem Namen "Natronlauge" bekannt ist. So kommt es dann auch schon mal vor, dass sich die Färber bei der Arbeit Verätzungen zuziehen. Die leeren Plastiktütchen werden dann oft ins Feuer geschmissen oder fliegen mit dem Wind davon. Am meisten Sorge bereitete mir aber, dass hin und wieder auch ein kleiner Junge (er war vielleicht gerade mal 2 Jahre alt) zwischen den arbeitenden Frauen rum lief und von den vorhandenen Gefahren keine Ahnung hatte.
Wir notierten alles was uns auffiel und kommentierten nicht direkt was wir sahen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. In einem Workshop wollten wir dann alle Eindrücke einfließen lassen und alle Gefahren in Ruhe erläutern.
Vorne auf dem Teller liegen die Tütchen mit Farben und Fixierer, nebendran liegen leere Tütchen. Hinten sieht man die Feuerstelle die zum erhitzen des Färbewassers benötigt wird.
Die Stimmung am Platz war sehr ausgelassen und hin und wieder fingen die Frauen an zu singen, zu klatschen und sogar zu tanzen. Fatou, eine der Färberinnen, nahm sich irgendwann eine große Blechschüssel und Trommelte im Takt der Gesänge, was die "Tänzerinnen" noch zusätzlich animierte. Die Frauen standen im Kreis und Klatschten, während eine von ihnen jeweils in der Mitte, angefeuert von den anderen, zum Gesang tanzte. Ihre Art zu tanzen war für uns sehr amüsant, denn im Zentrum der Bewegung und somit auch im Zentrum der Betrachtung stand ganz eindeutig das Gesäß. Es hat riesig Spaß gemacht den Frauen zuzugucken und vor allem zu sehen welchen Spaß sie selber daran hatten ihre größtenteils übergewichtigen Körper im Takt zu bewegen.
Das war mal wieder einer der Momente in denen ich mich gefragt habe, warum wir Europäer, oder vor allem Deutsche, (oder vielleicht auch nur vor allem ich ) eigentlich so verklemmt sind! So eine Situation sucht man bei uns doch vergeblich, oder? Sich am helllichten Tag ohne Alkoholeinfluss in die Mitte einer Gruppe zu stellen und zur Belustigung der Anderen mit seinem Hintern zu wackeln... Als ich noch dabei war mir diese Frage zu stellen, hörte ich Fatou auch schon rufen: "Yvonne kail, kail!" (Yvonne komm her!) "Mist" dachte ich nur. Aber das war dann wohl genau der richtige Moment und seine deutsche Verklemmtheit mal abzulegen. Etwas gezögert habe ich schon, aber dann habe ich mich zu dem tanzenden Grüppchen dazugesellt und mir zeigen lassen wie man senegalesisch tanzt. Die Frauen haben gebrüllt vor lachen und auch die anderen, die auf dem Platzt gearbeitet haben, kamen herbei und klatschten mit. Sogar die Nachbarskinder brüllten: "ah, guck mal, der Toubab tanzt" Na ja, ehrlich gesagt hab ich nicht verstanden, was sie gerufen haben, aber es war was mit Toubab (Weißer) und den Rest kann man sich denken.
Zu unserer großen Freude wurden wir auch zum Mittagessen eingeladen. Gegessen wurde, wie immer, auf dem Boden. Dazu wurde eine große Matte auf dem sandigen Boden ausgebreitet und wir versammelten uns mit etwa 7 Leuten um eine riesige Platte Tieboudienne (Reis mit Fisch), das Senegalesische Nationalgericht. Ich versuchte mich darin mit Fingern zu essen, was nach einigen Versuchen und guten Tipps auch recht gut klappte. Stefan wollte eigentlich auch lieber mit den Fingern essen, bekam aber nach seinem ersten Versuch sofort den Löffel in die Hand gedrückt mit dem Kommentar: "Oh nee, du kannst das ja gar nicht! Hier, iss mit dem Löffel!"
Nach dem Essen gab es, wie immer, Ataaya. Das ist ein grüner Tee, der sehr stark und süß getrunken wird. Zubereitet wurde er von Sokhnas Tochter und ihrer Freundin zu denen wir uns gesellten um ihnen ein paar Worte Deutsch beizubringen. Sokhnas Tochter nutzte die Gelegenheit um Stefan einen Heiratsantrag zu machen, denn der hatte zuvor zugegeben ledig zu sein.
Sohknas jüngere Tochter (in der Mitte), eine Freundin und Stafan beim Ataaya kochen und Deutsch lernen.
Der Tag endete mit einem Gruppenfoto für welches wir zunächst noch hübsche Gewänder angezogen bekamen. Irgendwie schafften wir es nicht ein Foto zu machen, auf dem alle in die Kamera gucken und keine Wäscheleinen im Weg waren. Na ja, hier habe ich das beste Bild ausgesucht. Voilá:
Insgesammt arbeiteten wir mit weiteren 5 Färbergruppen zusammen und hatten schließlich den Eindruck einen guten Überblick über die Vorgänge zu haben. Auch die Arbeitsweisen und somit die verbesserungsfähigen gewohnheiten der Frärber wiederholten sich, so dass wir am Ende dieser Projektphase eine schöne lange Liste mit Verbesserungstips hatten, die wir in den Workshop mit einfließen lassen wollten.
Das ist der Arbeitsplatz von Saliou, einem weteren Färber und einer der wenigen, die schon vor unserem Seminar mit Maske gearbeitet haben. Der Platz liegt direkt an einer Straße, wo jeden Mittwoch Markt ist.
Aufbruch: | 25.09.2008 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 24.01.2009 |