Ina & Katha in Brasilien
Abschlussbericht
Abschlußbericht unserer Tätigkeit im Kloster:
Seit Anfang Februar sind wir nun im Instituto de Cegos, was auf Deutsch Blindeninstitut bedeutet und eine Begegnungsstätte für Sehbehinderte und Blinde Menschen ist. Es handelt sich dabei um eine kirchliche Einrichtung, die von vier Nonnen (Irmas) geführt wird und sich in der Umgebung des Universitäts-Campus Mauricio de Nassau befindet. Die Nonnen leben im Hauptgebäude der Anlage, in der sich auch die Küche, die Bibliothek, Studienräume zum erlernen der Blindenschrift und Informationsverarbeitung befinden. Im seitlichen Quergebäude befinden sich ein Musikzimmer, Bastelräume, unser Apartamento und unser Consultorio. Die meisten anwesenden Blinden kommen allerdings nicht zum Studieren, sondern wegen der Gesellschaft und dem verbalen Austausch.
Insgesamt haben wir zwei Monate im Konvent gelebt und gearbeitet. Anfangs hatten wir allerdings sehr wenig zu tun. Das lag zum einen daran das Sommerferien waren, zum anderen musste sich erst einmal herumsprechen, dass wieder deutsche Zahnärztinnen da sind, aber der Hauptgrund war der Karneval. In Recife und Olinda feiert man im Gegensatz zu Rio oder Sao Paulo nicht im Sambodrom sondern auf der Straße. Das muss man sich in etwa so wie den Karneval der Kulturen in Berlin vorstellen, nur das hier die ganze Stadt von klein bis groß und von früh bis spät mitfeiert.
Am besten gefallen haben uns die Abendveranstalltungen in Recife Antigo, wohin uns unser Betreuer Prof.Caubi an seinem Geburtstag mitgenommen hat. Die Altstadt war zu diesem Zweck besonders herausgeputzt. Die alten Kolonialstilgebäude waren bunt angestrahlt und mit Glitter geschmückt, überall waren Verkaufsbuden errichtet und Bühnen aufgebaut. Fast alle waren bunt verkleidet liefen mit ihren Umzugsvereinen mit oder genossen das treiben in Straßencafes sitzend. Prof.Caubi und wir liefen mit der UPE mit, der Universität von Pernambuco. Den Umzug muss man sich folgendermaßen vorstellen: Angeführt wird die Prozession von einer Blaskapelle, die für ordentlich Stimmung sorgt. Dahinter läuft eine riesige Pappmaschepuppe, die eine Persönlichkeit darstellt. In unserem Fall den Dekan der Uni. In Umgebung der Puppe muss man allerdings besonders wachsam sein, da sie sich ständig um die eigene Achse dreht und man dabei höllisch aufpassen muss um nicht eine der Pappmaschehände abzubekommen. Zu diesem Zweck gab es zwei Security Herren, die zudem angewiesen waren uns nicht aus den Augen zu verlieren. Die Lautstärke ist ohrenbetäubend und alle tippelten im Wiegeschritt folgend der Kapelle hinterher. Vor allem in den engen Gassen kochte die Stimmung fast über, wenn man einer anderen Gruppe begegnete, die es natürlich galt zu übertrumpfen.
Aber alles feiern hat einmal ein Ende und wir waren auch heilfroh als nach über einer Woche der Karneval mit einem riesigen Feuerwerk auf dem Marco Zero beendet wurde.
Während unserer Zeit im Kloster bewohnten wir ein kleines Apartment, das aus einem einzigen Raum bestand in dem mittig eine Trennwand eingezogen war. Im vorderen Bereich befanden sich eine kleine Küchenzeile, ein Tisch und ein Sofa, im hintern Teil befanden sich drei Betten, ein Kleiderschrank und abgetrennt durch einen Vorhang eine Badnische.
An den Behandlungstag waren ab acht Uhr früh Patienten einbestellt. Pro Stunde je einer, bei Kindern halbstündige Termine. Zwischen zwölf und ein Uhr machten wir wenn Zeit war Mittagspause. Die Blinden waren meistens recht gut saniert, was daran liegt, dass sie eine kleine Rente vom Staat erhalten und seit Jahren die zahnärztliche Behandlung im Kloster genießen. Anfangs hatten wir natürlich Schwierigkeiten mit der Verständigung, doch Dank unser vielen Schummelzettel hatten wir die wichtigsten Zahnarztfloskeln bald drauf. Die Blinden sind übrigens die geduldigsten Patienten, die man sich vorstellen kann. Kaum sitzen sie machen sie auch schon den Mund auf, und vergisst man ihnen zu sagen ihn zu schließen kann es schon mal vorkommen, dass sie dies erst wieder nach abgeschlossener Behandlung tun. Die Gründe der Erblindung sind zudem sehr unterschiedlich. Manche sind von Geburt an blind, andere wurden misshandelt, erkrankten oder verunglückten. Mit der Zeit behandelten wir allerdings immer mehr externe Patienten, zum Ende hin nur noch etwa einen Blinden pro Tag. Die meisten kamen dabei erstmals als Schmerzpatienten und da es hier nicht möglich ist Wuzelkanalbehandlungen durchzuführen lernten wir schnell Zähne zu ziehen.
Im Allgemeinen hatten wir sehr viel Spaß bei den Behandlungen und sind froh den Berufseinstieg hier in Brasilien begonnen zu haben. Wir haben gelernt zu Improvisieren und auch mit wenigen und manchmal auch ganz eigentümlichen Mitteln zu Recht zu kommen. Auch das Leben in einem Kloster ist eine besondere Erfahrung. Wir haben viele sehr nette und sehr hilfsbereite Menschen getroffen und wunderbare Patienten gehabt. Es ist ein schönes Gefühl hier gearbeitet zu haben.
Nun ist es so weit, dass wir das Kloster endgültig verlassen werden.
Die vergangen Wochenenden nutzten wir bereits, um die umliegenden Strände und Badeorte zu erkunden, was die Fotos ja bezeugen
Am Dienstag geht's mit dem Bus los in den Norden nach São Luís, eine Stadt im Kolonialstil, die ein UNESCO Weltkulturerbe ist. Von hier aus soll es weiter gehen in den Parque Nacional dos Lençóis Maranhenses, der für seine kristallklaren Regenwasserbecken und das helle Weiß der Dünenlandschaft bekannt ist. Von dort fahren wir weiter in das alte Fischerdörfchen Jericoacoara (indianisch: "Wo die Krokodile schlafen") - wo sich einer der zehn schönsten Strände der Welt befindet!!! Anschließend geht es über Fortaleza weiter in den Süden nach Salvador da Bahia und von hier aus in den Parque Nacional da Chapada Diamantina und abschließend nach Rio de Janeiro von wo aus wir den Heimflug antreten.
Aufbruch: | 05.02.2009 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 05.05.2009 |