Las Vegas

Reisezeit: Februar / März 2009  |  von Beatrice Feldbauer

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Nachdem ich am Morgen so unsanft vom Wecker geweckt wurde, den mein Zimmervorgänger noch eingestellt hatte (muss ein Witzbold gewesen sein) schlafe ich erst einmal richtig aus. Und wie ich endlich aufstehe, nehme ich mir genügend Zeit, und hänge das 'Bitte-nicht-stören-Schild' vor die Türe. Dieses hat zwei Seiten. Die eine ist wohl für die Herren der Schöpfung gedacht, denn es verkündet: 'Bitte nicht stören, ich träume noch von den hübschen Girls aus der Show von gestern Abend'. Auf der anderen Seite steht: 'Bitte nicht stören, ich lache noch immer über die Komiker von letzter Nacht'. Wenn ich an meine letzten Begegnungen mit Männern denke, hänge ich die Komiker-Seite mit grösstem Vergnügen an die Türe und nehme mein Badezimmer erst einmal richtig in Beschlag.

Draussen vor dem Fenster erstrahlt das Märchenschloss Excalibur im hellen Sonnenschein und es scheint ein wunderbarer Tag zu werden.

Zu einem ausgiebigen Frühstück am grossen Buffet fehlt mir nach dem reichlichen Nachtessen von gestern Abend der Appetit und so bestelle ich bei Starbucks eine heisse Schokolade und ein Buttergipfeli. Und staune wieder einmal. 3.50 Dollar kostet das feine Gebäck. Tut mir leid, eigentlich vermeide ich bei meinen Reiseberichten so prosaische Zahlen, aber hier in Las Vegas dreht sich alles ums Geld, und dem kann auch ich mich nicht ganz entziehen. Darum bitte ich meine treuen Leser, ausnahmsweise mal beide Augen zuzudrücken.

Frisch gestärkt schlendere ich durch das Casino, das noch immer den genau gleichen Eindruck macht, wie gestern Abend. Soundberieselung, blinkende Lichter, riesige Deckenleuchten in gedämpftem Dimmerlicht. Ich fahre mit der Rolltreppe hinauf zum Atrium und entdecke da zwischen schweren, alt-ägyptischen Mauern und Säulen eine breite helle Passage. Ob das der Weg hinaus ist? Rechts und links zwischen den eleganten Säulen gibt es teure Boutiquen. Mode, Schuhe, Schmuck und allerlei Klimbim wird da verkauft.

die hübschen Girls von der minus5-Bar

die hübschen Girls von der minus5-Bar

Ausserdem gibt es wieder jede Menge Restaurants: Trattoria, Schokoladenbar, das allgegenwärtige Starbucks. Ich folge der eleganten Passage, die wie ein grosser Säulengang angelegt ist und komme zu einer Rolltreppe mit Palmenhain. Doch noch immer ist kein natürliches Licht in Sicht. Im Gegenteil, ich tauche wieder ein ins Casino, ins nächste Casino muss ich da wohl sagen, denn durch die Passage bin ich direkt im nächsten Hotel, dem Mandalay Bay gelandet.

Im Casino kann ich keine wesentlichen Unterschiede bemerken. Die gleichen Automaten, Bartheken mit Bildschirmkonsolen, damit man jederzeit im Spiel bleibt. Irgendwo läuft in einem Cafe Bingo, die Zahlen werden an Bildschirmen an den Säulen angezeigt und da hinten geht es um Sport. Die ganze Wand ist voll von Sportresultaten und auf riesigen Monitoren wird Soccer und Autorennen übertragen.

Hinter hohen Fenstern entdecke ich in einem eleganten Restaurant Palmen und exotische Pflanzen. Sie stehen draussen, ich kann auch den Himmel erkennen. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis ich einen Ausgang finde. Noch einmal eine lange Passage, dann eine Rolltreppe hinunter, durch das Parkhaus und ich stehe draussen im Garten. Das heisst, der Garten ist hinter einem hohen Eisenzaun und es sieht nicht danach aus, dass man da hinein dürfte.

Eigentlich stehe ich auf einem Weg, wo laufend kleine Elektrowagen vorbei fahren mit Handwerkern und Gärtnern. Der Pool-Bereich ist geschlossen, scheint keine Saison zu sein. Ob es hier auch Winter gibt? Jedenfalls sehe ich ein paar Bäume ohne Laub. Ich schätze die Temperatur auf gut 20 Grad. Angenehm. Später sehe ich ein Schild: Westlagune offen. Das tönt verlockend. Die Lagune erweist sich als mittlerer Pool, um den herum sich hunderte von Liegebetten scharen. Die Leute, die sich darin entspannen sind allerdings vollständig angezogen. Es ist eben nicht warm genug für ein Sonnenbad. Ich gehe weiter und stehe schon bald auf der Hauptstrasse, dem Las Vegas Boulevard, wo Lastwagen mit grossen Reklametafeln vorbei fahren. Ich glaube kaum, dass die irgendetwas transportieren. Hier geht es nur um Werbung. Ob die überhaupt jemand beachtet.

Jetzt sehe ich auch mein Hotel zum ersten mal von aussen. Sehe die hohe Pyramide mit der Sphinx davon. Ich setze mich ein wenig davor, geniesse die Sonne und betrachte den Verkehr auf dem Boulevard.

Später sehe ich im nächsten Casino den Kartenspielern zu. Leider verstehe ich überhaupt nicht, vorauf es ankommt, dass sie manchmal etwas gewinnen, meistens aber alle Chips eingesammelt werden. Ein Mädchen serviert mir einen Drink. Da es aussieht, dass ich beim Kartenspiel mitmachen möchte, ist der Drink gratis.

Einfacher zu verstehen ist das Roulette. Darum wechsle ich hier zum ersten Mal ein paar Chips. Wie war das noch? 5 für Oliver und 14 für Eveline. Frisch gewagt - verliert. Beides war rot, also setze ich diesmal auf schwarz. Das ist besser so. Immerhin bleibe ich ein paar Runden im Spiel. Verliere, gewinne und verliere, und am Schluss sind meine 20 Dollar futsch. Mindesteinsatz ist übrigens 5 Dollar, da gibt es nicht viele Runden zu spielen.

Bei einem Ticketoffice erkundige ich mich nach den Preisen und Möglichkeiten der diversen Shows und bin unversehens in den Fängen eines gewieften Verkäufers gelandet. Das heisst, zuerst merke ich das gar nicht, denn er schwärmt mir in den höchsten Tönen von der neuen Show im Luxor. 'Believe' mit Cirque du soleil. "Aber ich hab doch schon ein Ticket für 'O' von Cirque de soleil", werfe ich ein. "Macht nichts, dies sind im Moment die angesagtesten Shows. Cirque du soleil hat verschiedenen Shows nebeneinander laufen. Alle lohnen den Besuch". Ausserdem kann er mir zu einem äusserst günstigen Eintritt verhelfen. Ja mehr noch, ich bekomme den Preis zurück, wenn ich mich entschliesse, einer kleinen Präsentation über ein neues Projekt beizuwohnen. Ganz verstehe ich nicht, worum es geht, aber vielleicht ist es ja ganz interessant, jedenfalls unterschreibe ich und bekomme eine Quittung und die Anweisung, morgen Mittag beim Ausgang bereit zu stehen. Ich werde mit dem Bus abgeholt werden.

Ich bummle noch ein wenig durch die Shopping-Malls, kann mich aber nicht entschliessen, etwas zu kaufen. Nicht einmal genauer ansehen, mag ich die Dinge, die da verkauft werden. Das ist immer so, wenn zu viel auf mich einstürmt, versagt bei mir auch der sonst all gegenwärtige Einkaufs-Drang. Dafür versuche ich später noch einmal mein Glück beim Roulette. Und siehe da, meine 20 Dollars kann ich diesmal sogar verdoppeln. So macht die Sache Spass. Aber ich merke schon, meine Risikobereitschaft hält sich in Grenzen, ich gebe auf, hab ja jetzt meinen Einsatz wieder zurück.

Dafür steure ich zum Nachtessen das grosse Buffet an. Hier in den Katakomben der Pyramide gibt es wirklich für jeden Geschmack etwas. Zur Vorspeise Salate und Crevetten, dazu Sushi und Tapas. Zum Hauptgang kann ich wählen zwischen italienisch, asiatisch, mexikanisch oder amerikanisch. Und als krönender Abschluss winkt das süsse Dessertbuffet. Das ganze gibt es für unschlagbare 20 Dollar.

Nach dem Essen bin ich so geschafft, dass ich schon bald in mein Zimmer gehe. Es braucht nicht mehr viel vom Fernsehprogramm, bald bin ich eingeschlafen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine kurze Reise in eine verrückte Stadt. Die Reise ist ein Wettbewerbspreis der Firma Digicomp Academy AG und daher nicht wirklich mein typisches Reiseziel. Das macht sie aber umso spannender. Ich bedanke mich hiermit bei der Digicomp nochmals ganz herzlich für den tollen Preis aus ihrem Jubiläumswettbewerb 2008 30 Jahre Digicomp
Details:
Aufbruch: 25.02.2009
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 01.03.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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