Nepal- dem Himmel so nah...

Reisezeit: Januar / Februar 2009  |  von Yvonne Manger

Pokhara: 7. Etappe

von Sarangkot nach Pokhara:

Zu Vios Verteidigung muss ich noch erwaehenen, dass sie nur gestern schlecht drauf war und das sicher auch nur, weil wir gestern keine 5m laufen konnten, ohne von bestimmenden Kinderstimmen "Give me sweet" genervt zu werden. Das war schon belastend, ist aber ein touristengemachtes Problem (meist da, wo man Straßenanbindung hat!)...

Gestern Abend hatten wir noch eine sehr praegsame Begegnung mit einem Nepalesen, von der ich kurz berichten will:
In Sarangkot hatten wir, wie bereits erwähnt, ein eher mittelmaessiges Zimmer, vor dem sich alle Einheimischen getroffen haben. Unter ihnen auch ein sehr zugedroehnter Nepalese, der sich unbedingt mit uns unterhalten wollte.
Im Verlauf stellte er sich, nach anfänglicher Skepsis, als unheimlich interessante Persoenlichkeit heraus, die "mich zwei Naechte beschaeftigte".

Er hat uns viel ueber das Kastensystem, Zwangsheiraten, Schulgeld und die Probleme der armen Dorfbevoelkerung erzaehlt. Er selbst kann weder lesen noch schreiben, da seine Eltern 11 Kinder hatten und fuer eine, fuer ihn lebensnotwendige, OP ihr Land verkaufen mussten. Für Bildung war also kein Geld mehr übrig! Nur Englisch hat er von den Touristen, "deren Gepäck er getragen hat", gelernt...

Mit 19 wurde er zwangsverheiratet, hat nun 2 Kinder und sucht nach einer "neuen Frau". Daher lebt er mit seiner "noch Frau" auch in getrennten Haeusern. Eigentlich sind es zwei einzeln stehende 1-Zimmer-Häuser. Wir durften sie sehen. Bei ihm lebt seine Mutter, er sagt "she is like earth". Sein ganzer Stolz sind seine zwei Kinder und sein Streben besteht darin, ihnen eine gute Schulbildung zu ermoeglichen.

Er selbst arbeitet, so nennt er es, "in social work". Das sieht dann so aus, dass er, wie sein Vater und Grossvater, mit einem Mikrofon die Dorfbewohner zusammentrommelt, wenn eine Familie Probleme hat oder ein Baum im Dorf gefaellt werden muss. Dafuer erhaelt er von den betroffenen Familien, Essen fuer seine Familie.
Cannabis ist seine Medizin fuer Alles und ich kann es ihm nicht einmal krumm nehmen. Wir Europäer urteilen in der Regel eh viel zu schnell nach unserem westlich geprägten Weltbild über andere, uns fremde, Kulturen und Menschen!

Er hat uns nur um alte Kleidung gebeten, die wir natuerlich nicht dabei hatten, da ja jedes Gramm gut ueberlegt war. Ich habe ihm angeboten, am nächsten Morgen zum Hotel zu kommen- ein 2h Weg, den er aufgrund seiner Operation sicher nicht einfach so zurückgelegt hat- aber, er war da. Wir haben ihm alles fuer uns Unnoetige und ein weing Geld gegeben. Zudem haben wir versprochen, ihm zu Weihnachten ein Paket aus Deutschland zu schicken. Das Strahlen der Augen vergesse ich nie!

Dieser Mensch hat mich wirklich beruehrt. Ach ja, ne zweite Frau habe ich ihm auch geschenkt. Hatte naemlich nen Taschenwaermer in Frauenkoerperformat dabei. Haben schön gelacht !!!!

Zur Etappe kann man ansonsten nicht mehr so viel sagen. Von Sarangkot führt ein leicht zu findender Weg in Richtung See von Pokhara. Dort angekommen, fährt man mit dem Bus in Richtung City. Alternativ kann man auch ein Taxi nehmen- kostet aber mehr!

In Pokhara haben wir dann erst mal unsere Wäsche gewaschen bzw. einen Teil waschen lassen. Ansonsten kann man am See herrlich entspannen und die Sonne genießen

...der Fewa-See in Pokhara

...der Fewa-See in Pokhara

...die Straßen von Pokhara (auf denen einem regelmäßig Kühe entgegenkommen, als würden sie mal schnell Shoppen)

...die Straßen von Pokhara (auf denen einem regelmäßig Kühe entgegenkommen, als würden sie mal schnell Shoppen)

© Yvonne Manger, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kathmandu- Pokhara- 7 Tage Trekking (Ghorpani-Poon-Hill-Loop- Sarangkot)- Pokhara- Chitwan- Kathmandu- 3 Tage Trekking (Sundarijal-Chisopani-Nagarkot)- Kathmandu- Delhi- Agra- Delhi
Details:
Aufbruch: 18.01.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.02.2009
Reiseziele: Nepal
Indien
Der Autor
 
Yvonne Manger berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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