Frankreich-Reise: Burgund, Franche-Comte/Jura, Auvergne, Roussillon, Languedoc

Reisezeit: Juni / Juli 2003  |  von Anke Schlingemann

Roussillon: Canigou, Peyrepertuse,Carcassonne

Freitag, 04.07.2003 Pic du Canigou*** - Montner

Endlich Wetterbesserung! - nur noch wenige Wolken sind am ansonsten blauen Himmel zu entdecken. Genau richtig für eine Wanderung. Natürlich suchen wir uns den höchsten Gipfel hierfür aus - Massif du Canigou*** (2.784m). Unser Reiseführer reicht nicht aus um festzustellen, von wo aus eine Gipfelbesteigung am besten möglich ist, so dass wir zunächst die Touristeninfo in Prades ansteuern. Hier erfahren wir leider, dass es sich bei den Auffahrten zum Ausgangspunkt der Gipfelbesteigungen um Trecks handelt, die nur mit 4WD befahrbar sind (was wir leider nicht haben). Es können Touren gebucht werden, die jedoch in der Regel morgens bereits zwischen 7:00 und 9:00h starten (es war bereits fast 10:00h). Um uns direkt bei den einzelnen Veranstaltern nach Touren erkundigen zu können erhalten wir einen Zettel mit Telefonnummern. Unsere Laune bessert sich auch mit der dritten Absage nicht - angeblich müssen die Touren Tage im Voraus gebucht werden.

Unentschlossen, ob wir vielleicht doch versuchen sollen auszuprobieren, wie weit wir mit unserem Pkw kommen, fahren wir zunächst weiter in Richtung Vernet-les-Bains*. Wir haben Villefranche fast durchquert, als wir an einer Autowerkstatt ein Schild "Canigou 4WD" sehen und halten kurz entschlossen an. Ein freundlicher Mann bietet die Touren an - jedoch erst ab vier Personen. Nach kurzer Überlegung erklären wir uns bereit, die 16 EUR/Person für vier zu zahlen und schon kann es losgehen. Während wir uns mit Wanderschuhen und wärmerer Kleidung präparieren und aus dem Mechaniker im "Blaumann" ein Fahrer in Straßenkleidung wird, hält ein weiteres Fahrzeug auf der Suche nach einem Transfer auf den Canigou - nun wird der Jeep doch noch voll ausgelastet. Die Werkstatt wird vorübergehend geschlossen und die Tour beginnt.

Die ersten Kilometer hätten wir locker mit unserem Wagen fahren können, die folgende Piste ist auch noch zumutbar, doch auf den letzten sehr holprigen Kilometern auf steilen, engen, steinigen und mit großen Löchern in der Fahrbahn versehenen Serpentinen sind wir doch froh, dass wir es nicht gemacht haben. Die Auffahrt, die uns wunderschöne Blicke ins Tal bietet, dauert eine Stunde. Auf 2.150m endet die Tour am Chalet-Hotel des Cortalets; einige Pkws -u. a. ein recht neuer VW Polo- haben es bis hierher geschafft (und sehen entsprechend staubig aus).

Nun kann unsere Wanderung auf den Pic du Canigou (2.784m) beginnen. Gut 600 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Inzwischen sind leider einige kleine Wolken aufgezogen. Über einen Serpentinenweg mit schönen Aussichten ins Tal und auf die umliegenden Gipfel ist der erste Teil der Wanderung gut zu bewältigen.

Pic du Canigou

Pic du Canigou

Mit Blick auf den Pic du Canigou und das Wolkenspiel holen wir, nach dem wir schon ca. die Hälfte der Strecke gemeistert haben, erst einmal unser Frühstück nach. Frisch gestärkt beginnen wir die zweite, nun etwas anstrengendere Hälfte des Aufstiegs, der sich an den Felsen vorbeischlängelt und den Blick auf Schneefelder freigibt. Zwischenzeitlich ist der Gipfel in Wolken gehüllt und der Weg wird sehr steil und aufgrund vieler loser Steine auch sehr beschwerlich, doch so kurz vor Schluss geben wir nicht auf und erreichen ziemlich geschafft aber auch froh nach knapp zwei Stunden das Gipfelkreuz - hier sollte man allerdings schwindelfrei sein. Der schöne Rundblick (bei gutem Wetter bis nach Barcelona) erschließt sich uns aufgrund der Wolken leider nicht ganz.

Den Abstieg -das erste Stück ist nicht ganz einfach- schaffen wir in knapp einer Stunde. Nach einem stärkenden kühlen Bier fahren wir mit dem Jeep (der Fahrer hat über drei Stunden hier oben auf uns gewartet) wieder zurück ins Tal. Inzwischen ist vom Gipfel nichts mehr zu sehen und wir sind froh, dass unser Timing für die Gipfelwanderung heute doch noch gerade passend war.

Mittlerweise ist es später Nachmittag und uns zieht es weiter in Richtung Carcassonne. Einen kleinen Blick werfen wir noch auf den Ort Vernet-les-Bains*, dass sehr schön auf einer Anhöhe thront. Auf der Fahrt durch die Roussillon-Weinberge finden wir in Montner eine einfache Auberge mit schöner Terrasse, ideal für unser Abendpicknick mit Blick auf die von Felsmassiven gerahmten Weinberge.

Samstag, 05.07.2003 Peyrepertuse*** - Carcassonne***

Auf dem Weg nach Peyrepertuse frühstücken wir an einem schönen Picknickspot mit Blick auf die Ostpyrenäen - eine traumhaft schöne Gebirgslandschaft. Unter anderem sehen wir den Pic du Canigou, dessen Spitze auch heute wieder in Wolken gehüllt ist.

Eine Serpentinenstrecke fuhrt uns zum Gipfel, auf dem das schon vom weitem sichtbare Chateau de Peyrepertuse*** thront. Über zwei Ebenen erstreckt sich die auf einem imposanten 300m langen Bergkamm gelegene Anlage in fast 800m Höhe. Vom Parkplatz oberhalb von Duilhac-sous-Peyrepertuse führt ein etwas beschwerlicher Waldweg in 15 Minuten zur Unterburg. Unvorstellbar, wie diese monströse Burg direkt am Rand des steil abfallenden Felsplateaus im 11. und 12. Jh. errichtet wurde.

Peyrepertuse

Peyrepertuse

Sechzig Meter über dem Chateau bas (das eigentliche und wie ein Schiffsbug geformte Peyrepertuse) ragt die jüngere, 1242 errichtete Königsburg in 796m Höhe auf. Dieses Chateau St-Georges war nie für Pferde oder Maultiere zugänglich, entsprechend mühsam ist auch heute noch die Erklimmung der Burgruine. Während der französischen Revolution wurde die Anlage zerstört als die Bauern der umliegenden Dörfer die Mauern zum Bau ihrer Häuser abtrugen. Der Rundblick von hier oben ist absolut spektakulär. An diesem fast wolkenfreien Tag können wir bis zum Küstenabschnitt der Cote Vermeille blicken.

In dem kleinen Ort Duilhac-sous-Peyrepertuse geniessen wir in dem zur Auberge du Moulin gehörenden Gasthaus einen seit Tagen entbehrten Kaffee und schauen Einheimischen zu, wie sie etliche Wasserflaschen aus der ergiebigen Quelle des Gemeindebrunnens befüllen, was uns wiederum zum Probieren einlädt. Das Wasser ist schön kühl und erfrischend lecker, so dass wir dem angebrachten Spruch "Wer dieses Wasser trinkt, wird es immer lieben" beipflichten können und ebenfalls unsere leere Wasserflasche hiermit auffüllen.

Auf der weiteren Fahrt nach Carcassonne***, die uns u.a. an dem Plateau de Lacamp vorbeiführt und schöne Aussichten bietet müssen wir leider erneut feststellen, dass wir die Gebirgsstraßen unterschätzt haben und sind froh, als wir endlich die besser zu befahrende Bundesstraße erreichen.

Bereits aus der Ferne sieht die Festungsstadt überwältigend aus. Die am rechten Ufer der Aude erbaute Oberstadt von Carcassonne***, deren römische Ursprünge auf das 1. Jh. zurückgehen, ist die größte Festung Europas.

Carcassonne

Carcassonne

Die Cite besteht aus einem befestigten Kern, dem Chateau Comtal, und einer doppelten Umfassungsmauer; zwischen dem äußeren Mauerring mit seinen 14 Türmen und dem inneren Mauerring (24 Türme) lag einst der Zwinger. Die Stadt, in der heute noch 139 Menschen wohnen, ist mit einer Kirche, einem Theater, einer Schule und einer Post ausgestattet. In Kopfstein gepflasterten, engen Gassen reihen sich Cafes, Restaurants und Souvenirläden aneinander und ziehen viele Touristen an. Es lohnt sich, etwas abseits der Touristenscharen durch den inneren Mauerring und Graben zu gehen.

Wir können uns gut vorstellen, dass die Festungsstadt abends ohne Tagestouristen noch reizvoller ist, doch uns zieht es weiter. Von der alten Brücke werfen wir noch einen letzten Blick auf die Stadt, bevor wir in Richtung Cevennes aufbrechen.

In der Nähe von Le Vigan (60 km von Montpellier entfernt) beziehen wir in dem Chateau de Rey unser Quartier für die nächsten drei Nächte. Ein kühles Bad im Pool erfrischt uns, bevor wir uns mit einem Fünf-Gänge-Menü verwöhnen lassen (was uns für heute den Rest gibt).

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht von Anke Schlingemann & Detlef Hälker. Einige Stationen: Burgund:Abbaye de Fontenay,Vezelay,Auxerre,Dijon,Autun, Beaune.Jura/Franche-Comte :Dole,Poligny,Reculee des Planches,Arbois,Cirque de Baume,Source de la Loue,Bourges.Auvergne:Puy de Dom,Puy de Sancy.Midi-Pyrenäen:Albi,Cordes-sur-Ciel.Roussillon:Cote Vermeille,Figueres,Le Perthus,Pic du Canigou,Peyrepertuse,Carcassonne.Languedoc:Grotte des Demoiselles,Cirque des Navacelles,Grotte Aven Armand,Chaos de Montpellier-le-Vieux,...
Details:
Aufbruch: 21.06.2003
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 11.07.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!