Sri Lanka 2009
Nilaveli, Pigeon Island
Weiter geht's über Kantale nach Trincomalee. Ich bin gespannt, wie sich die Situation im Nordosten im neuen Frieden darstellt. Die Tamilen-Rebellen wurden nach 26 Jahre Bürgerkrieg endgültig geschlagen und die Sri Lanka Armee hat die Kampfhandlungen im Mai 2009 für beendet erklärt. Unser Bus wird alle paar Stunden gestoppt. Wie ich es auch bereits aus Pakistan und Kaschmir kenne, befinden sich auf den Straßen im Norden mit Sandsäcken geschützte Militärbutzen und Soldaten schieben mit Kalaschnikows Wache. Alle Inländer, die in eine Stadt einreisen und die nicht dort wohnen, müssen aussteigen, ihre Pässe werden in diesen Unterständen kontrolliert und auch sämtliche Tascheninhalte im Bus werden auf Waffen kontrolliert. Wir als Ausländer sind recht uninteressant mit unseren Rucksäcken und man lässt uns unbehelligt. Wir fühlen uns inmitten einer solchen Militärpräsenz dennoch nicht besonders wohl in unserer Haut.
In Pakistans Norden war die Situation genau umgekehrt, die Touristen wurden auf den nächtlichen Busfahrten ständig vom Militär kontrolliert, was natürlich noch nerviger war.
Die Realität in Sri Lanka sieht immer noch so aus: Trotz des Ende des Bürgerkrieges hält die Regierung bis zu 300 000 Flüchtlinge in Lagern fest. Selbst nach internationalen Appellen will die Regierung weiterhin keine bzw. nur eingeschränkt ausländische Hilfsorganistation in die Lager lassen. In den Lagern selbst mangelt es an Medikamenten und Nahrung. Weiterhin wird berichtet, Frauen würden vergewaltigt und paramilitärische Organistationen würden Kinder aus den Lagern verschleppen. Da die Regierung unabhängigen Journalisten weiterhin verbietet, die Lager zu besuchen, gibt es kaum gesicherte Beweise.
Hinzu kommt noch: Was über Jahre von Tamilen und LTTE-Rebellen an Bomben in der ehemaligen Kriesgzone im Norden in der Erde vergraben wurde, das müssen nun Hilfskräfte in mühsamer und gefährlicher Arbeit wieder ausgraben und entschärfen.
Der Bürgerkrieg ist zu Ende, doch das Fundament für ein neues, friedliches Sri Lanka ist noch nicht gelegt.
Wir steigen in Trincomalee in ein Vehikel, man nennt es wohl "Minibus", das aussieht, also ob es nach ein paar Metern wie ein überlastetes Pferd alle Viere von sich strecken und vor Verrostung durchbrechen würde. Ich stelle mir so die Busse im Norden Afrikas vor. Egal, wir fahren nur noch über rote Sandstraßen, irgendwie hab ich das Gefühl, hier kommt einfach nichts mehr. Witzig ist es, den Straßenbau zu beobachten. Kilometerlange Stoffplanen werden auf einer Seite der Straße ausgelegt, plattgewalzt und - oft Tage oder Wochen später mit einem Gemisch aus Steinen, Sand und Mörtel befestigt. Natürlich geht der Verkehr auch vor Abschluss der Arbeiten schon über über die "Tuchstraße".
na, du siehst ja so aus, als ob du aus Afrika übrig geblieben wärest. Aber du fährst auch nur in den Norden nach Nilaveli, da wagt sich so kurz nach dem Bürgerkrieg eh noch keiner hin.
Irgendwo im Nichts lassen wir den Bus stoppen und "wandern" bei ca. 38 Grad einen 2 km-langen, schattenlosen Weg Richtung Meer. Am Ende kommt tatsächlich das ersehnte Sea View Hotel, was seinem Namen alle Ehre macht. Der Ausblick und die Lage dieses Hotels ist umwerfend und wir werden für die Strapazen des Hinweges entschädigt. Natürlich sind wir wieder die einzigen Gäste, haben einen langen Balkon für uns alleine, können unsere Hängematten aufhängen und nichts wie ab ins 40 m entfernte Wasser.
Man ist scheinbar keine Gäste hier mehr gewohnt und der "Service" ist entsprechend lau bzw. eigentlich gibt es ihn gar nicht. Wir finden's witzig, bedienen uns selber in der Küche, holen den Mixer und bereiten unsere Getränke selber zu. Wegen der nächtlichen Hitze lassen wir die Zimmertür offen und genießen unser "Robinson"-Leben. Abends nehmen wir ein Tuk-Tuk, ein dreirädriges Gefährt, in Indien Rikscha genannt und genießen tolles Essen, Pool und Ambiente im besten Hotel an Sri Lankas Ostküste, dem Nilaveli Beach Hotel (Übernachtung ab 70 Euro), danach geht's wieder in unser "lonely sweet home".
... und zur anderen Seite raus
wir genießen die morgendlichen Sonnenaufgänge. Wir sind im östlichen Teil Sri Lankas, da können wir nur die Sonnenauf- und nicht untergänge genießen
Natürlich möchten wir auch endlich mal unsere Schnorchelutensilien gebrauchen und lassen uns mit Bötchen auf eine kleine Insel, Pigeon Island, fahren. Dort genießen wir 6 Stunden die Unterwasserwelt, mit natürlich anschließendem tagelangem Wehklagen wegen Sonnenbrandes.
Tauchinsel Pegion Island gegenüber vom Nilaveli Beach Hotel
Nilaveli Beach Hotel
Aufbruch: | 10.07.2009 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 13.08.2009 |