MAL EBEN KURZ NACH ERITREA
Wenn es dunkel wird in Massawa
Kommen wir zu etwas Erfreulicherem, dem Abendprogramm. Das besteht jeweils zunächst aus einem Gang durch die hell erleuchtete und quicklebendige Altstadt und anschließendem Essen im Banuna Restaurant. Tagsüber ein kleines Lokal werden abends Tische und Stühle auf einem großen Platz aufgestellt, die auch bestens gefüllt sind. Das Essen ist lecker und billig, fangfrischer Fisch, Shrimps in jeder Form, dazu ein leckeres Asmara Bier. Später dann geht es in die Torino Disco, auf dem Dachgarten eines nahen Hotels. An einem Abend wird dem Vergnügen ein schnelles Ende bereitet. Es gießt plötzlich wie aus Kübeln. Schnell steht alles unter Wasser. Die anderen lassen sich im Taxi nach Hause fahren, ich stapfe im Schlamm über den Damm zurück ins Hotel.
Noch ein offenes Wort zu allein reisenden, männlichen, weißen Touristen speziell in Massawa. Massawa ist eine Hafenstadt. Mit einer Hafenstadt verbindet man im allgemeinen drei Dinge, Matrosen, urige Hafenbars und leichte Mädchen. Leichte Mädchen gibt es auch hier. Obwohl der Begriff angesichts der Körperfülle mancher afrikanischer Prostituierter eher unangebracht scheint. Wenn man hier allein unterwegs ist, wird man oft angesprochen, je näher man Batse kommt, desto öfter, unvermittelt, von ganz normal aussehenden Frauen im Vorbeigehen. In welchem Hotel ich wohne, ob man nicht zusammen etwas trinken gehen wolle. Ob es beim Trinken bleiben würde ? Manche Kellnerinnen bieten neben der Speisekarte auch gleich weitergehende Dienste an. In Massawa, sonst nirgends.
In Begleitung von Nejat passiert das nie, da wird man in Ruhe gelassen. Auch im Banuna und der Disco. Etwas interessiert die Ladies aber schon an mir - meine Haribo Tüten, die aus der Großpackung bei Aldi. Die kommen überall gut an, bei Groß und Klein. Unser Tisch ist immer umlagert, wenn ich die auspacke.
Die Ladies tun mir etwas Leid. Sie haben besonders am wirtschaftlichen Niedergang des Landes und der Stadt zu leiden. Früher waren hier noch ausländische Firmen ansässig, Schiffe wurden noch häufiger gelöscht. Das brachte Kundschaft. Die Firmen haben mittlerweile weitgehend das Land verlassen, vom erblühenden Tourismus sehe ich wenig. Ich bin einer der wenigen Touris hier, im Banuna und der Torino stets der Einzige. Aber ich stehe nicht zur Verfügung, sorry, einer für etwa dreißig wäre auch ein extremes Missverhältnis.
Und noch eins zu Nejat und dem Vorzug ihrer Begleitung. Der eigentliche Vorteil des Alleinreisens liegt ja darin, dass man näher dran ist am wirklichen Leben als wenn man mit einer Reisegruppe ständig einem Führer hinterher dackelt. Aber nur dann wenn man auch Kontakte bekommt zur Bevölkerung und so Einblicke gewinnt in das Leben vor Ort. Das gilt besonders in einem Land wie Eritrea, das nur begrenzte Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Ansonsten kann ein solcher Urlaub auch schneller als man denkt depressive Züge annehmen, siehe Asmara.
Aufbruch: | 13.04.2005 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 23.04.2005 |
Asmara