Wir auf großer Tour

Reisezeit: Dezember 2009 - Februar 2010  |  von Jürgen Pastor

Unterwegs in Laos: Luang Prabang

Hallo, wir leben noch.
Wie angekuendigt, haben wir uns mit dem Boot in Bewegung gesetzt. Fast unsere ganze Gruppe aus dem Baumhaus, ist gemeinsam nach Luang Prabang gestartet. Das wurde eine landschaftlich sehr schoene Fahrt, aber 2 Tage stillsitzen und die Landschaft betrachten, ist definitiv nicht mein Ding. Aber der Mekong ist wirklich sehr schoen, ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Ueberall lagen zum Teil grosse Felsen im Wasser. Das Boot hatte mit vielen maechtigen Stromschnellen zu kaempfen. Es gab auch einiges an Land zu sehen. Das ganze Dorfleben spielte sich am Ufer ab: z. B. Waesche waschen, Fische fangen, Algen sammeln, Koerperpflege, Wasserbueffel baden usw. Aber eben 2 Tage stillsitzen ist schon hart! Ausserdem hatten wir Angst um unsere Raeder, die mussten naemlich aufs Dach gelegt werden. Aber in bewaehrter Weise haben wir den Leuten gezeigt, wir wir das gerne haetten, und es hat geklappt. Den Zwischenstopp, Heiligabend, haben wir dann sehr gemuetlich in der ganzen Gruppe verbracht. Es war ein sehr schoener Abend.
Endlich in Luang Prabang angekommen, haben wir uns wieder auf die Raeder geschwungen. Erst haben wir die Stadt unsicher gemacht, aber wir hatten von den Buddhas bald genug und sind lieber zu einem wunderschoenen Wasserfall gefahren. Er hatte tuerkisblaues Wasser und mehrere schoene Badestellen. Einfach toll.
Am Abend haben wir uns bei einem laotischen BBQ von unseren Baumhausmitbewohnern verabschiedet. Leider!
Es ging nun wieder in 2 Tagesabschnitten mit dem Boot in Richtung Nordlaos- Grenze Vietnam. Das Boot wurde eine Nummer kleiner und das Verladen der Sachen wieder eine Nummer schwieriger. Und der Kompfort auf dem Boot wurde viel niedriger. Keine Toilette, nicht aufstehen und nichts. Und das schlimmste, eine unserer Taschen sahen wir nicht. Beim Einladen ging es wieder sehr hektisch zu und das Wichtigste waren ja immer die Raeder. Die Landschaft war jetzt noch schoener, aber die Sorge um die Tasche, gab uns keine rechte Ruhe. Am Abend klaerte sich dann alles von selbst. Alles war da, die Tasche war auf dem 2. Boot. Wir haben ausser den Raedern immerhin 10 Gepaeckstuecke, die wir immer im Auge behalten muessen!

Man hatte uns angekuendigt, dass am Haltepunkt nicht so gute Unterkuenfte sind und wir uns beeilen sollten mit der Suche, aber mit den Raedern, die immer zuletzt abgeladen werden, war das nicht so einfach. Jedenfalls, war alles voll. Aber eine aeltere Frau hatte dann Mitleid und gab uns ein Zimmer mit Klo im Hof und Schoepfkellendusche. Aber das war gar nicht so schlecht. Sie war sehr nett und als wir Essen waren, machte sie das Duschwasser auf dem offenen Feuer heiss. Wir konnten mit viel heissem Wasser unsere "Dusche " geniessen. Am naechsten Tag das selbe Soiel mit dem Beladen der Boote. Wieder eine Nummer kleiner und schwieriger, unser Sitzplatz jetzt nur noch einfach auf dem Boden, aber nur 1 Stunde, dann wurde noch mal eine Nummer kleiner verladen. Ihr koennt euch Juergen sicher vorstellen, was er fuer graue Haare bekommen hat.
Aber wir haben alles gut ueberstanden, die Landschaft war wunderschoen, wenn auch die Reise sehr anstrengend war.
An der Endstation haben sich dann Hase und Fuchs gute Nacht gesagt.
Beim Abendessen trafen wir einen Australier, dem wir unser Vorhaben schilderten, er schlug nur die Haende ueber dem Kopf zusammen und meinte 'das kann man nicht fahren,no,no,no..." Aber wir waren frohen Mutes. Wir haetten auf ihn hoeren sollen. Der Bus brauchte fuer die 110 km die wir vorhatten bis Vietnam 10 Stunden! Schon vorher wurde uns von einer riesigen Baustelle berichtet. Aber wir sind eben wir und ich konnte Juergen verstehen, das Verladen auf die Boote war schlimm genug!
Also fuhren wir los. Uebrigens ohne Fruehstueck, weil es nur Ruehrei schwimmend in Oel oder Nudelsuppe, wie 3x taeglich gab. Wir dachten schlimmer kanns nicht kommen, also los. Bei der ersten Flussdurchquerung wurde uns klar, was auf uns zukommt. Nach dem 2. Berganstieg auf fuerchterlichem Schotterweg (Baustrasse) gab es ein jaehes Halt. Die Strasse war gesperrt. Nun lest doch mal ein laotisches Schild! Wir waren mit unserem Latein am Ende. Wenn wir nach dem Weg fragten, wurde die Richtung gezeigt, der Bus muss frueh auch dort gefahren sein, aber die Strasse war gesperrt und absolut unbefahrbar, weil ca. 3 bis 4m hohe Absaetze gebaggert wurden. Nach ca 1 Stunde warten, inzwischen mit anderen Fahrzeugen, wurde uns klar, dass irgendwann die "Strasse " wieder freigegeben wird. Als der Widerstand der Posten sank, machten wir uns auf den Weg, aber nur wir, die anderen warteten. Wir mogelten uns an einigen Baggern und Raupen vorbei. Alle waren sehr nett und rutschten auch mal ein Stueck fuer uns. Aber dann kamen wir an einen Punkt, da half kein rutschen. Vor uns wartete die hohe Wand. Aber mit Geduld und Spucke geht alles. Der Bagger nahm oben die Kante etwas weg und deutete uns, der Weg ist frei fuer uns. Also luden wir alles ab und hievten zu 2. die Raeder hoch. Von oben bekamen wir Hilfe. Gluecklich luden wir wieder auf und liefen los. Aber nicht weit, dann standen wir wieder vor dem Absatz, diesmal bergab. Das Ganze also nochmal. Bagger Kante ab, wir runter. Und das Ganze wiederholte sich mehrfach. Die Autos ueberholten uns uebrigens erst nach ca. 2 Stunden. Nach ca 40 km hatten wir es satt. Wir hatten immer noch nichts zu Essen gefunden, die Berge nahmen kein Ende und die Strasse wurde nicht besser. Als ein Tuk Tuk an uns vorbeifuhr, verhandelten wir mit Ihm, dass er uns mit zur Grenze nimmt. Er wollte eine ganze Menge Geld dafuer haben, aber wir machten ihm klar, dass wir nur noch wenig hatten. Schliesslich sagte er go und wir luden ein. Es war trotzdem noch eine Tortur von 40 km, wo wir uns vorkamen wie bei der Speedbootfahrt am Lake Taupo(Windstaerke 9). Kurz vor 18.00 erreichten wir die Grenze (schliesst 18.00). Hier gab es dann noch einmal eine Diskussion zur Bezahlung, aber wir hatten ja nichts und es gab keinen Automaten, also konnte der Fahrer nicht mehr bekommen.Basta!Darum waren wir froh, als wir die Grenze hinter uns hatten. Von der laotischen zur vietnamesischen Grenze sind es aber noch ein paar Kilometer. Fuer die letzten 3 bekamen wir dann schon "Begleitschutz". Sie bemitleideten uns alle, denn sie kannten die Strassen. Nach uns schloss die Grenze und wir radelten gluecklich im Finstern knapp 40 km bis Dien Bien Phu bergab. Ins erste Hotel (nicht das beste) checkten wir ein und kuemmerten uns ums Essen. Wir hatten "Glueck", es gab Nudelsuppe. Aber uns war jetzt alles egal.

Am naechsten Tag ging es weiter in Richtung Norden, nichts ahnend!
Erst ging es permanent bergauf, ohne dass man es richtig sah. Ich ueberlegte nur immer, ob ich so ko bin , dann wagten wir einen Blick auf den Hoehenmesser und wussten Bescheid. Am Ende schafften wir 110 km, mit 1600 Hoehenmetern. Bis 10 km vor dem Ziel, war die Strecke auch landschaftlich sehr schoen. Wir sahen viele Bergvoelker in ihren Trachten rumlaufen. Viele wollten aber nicht fotografiert werden. Aber dann kam der Hammer. Ploetzlich war da wieder eine Baustelle, vom Weg keine Spur mehr. Wir fuhren einfach den Anderen nach, den Ort konnte man schon sehen, er lag aber am anderen Flussufer. schliesslich deutete man uns, dass da vorn eine Bruecke ist. Es war am Ende eine Holzhaengebruecke (hoechstens 1,20m breit). Das waere ja etwas fuer mich gewesen, aber mit einem vollen Rad, sowieso schon Balancepropbleme habend, mit jeder Menge Mopeds von vorn und hinten, die ohne Ende hupen, war das absolut kein Vergnuegen. 2x waere ich beinahe ueber Bord gegangen. Koennt ihr Euch vorstelle, wie es Juergen ging? Als wir erfuhren, dass wir das Hotel auf der anderen Flussseite finden wuerden, waren wir zwar erfreut, dass es ueberhaupt eines gab, aber von Juergen kam gleich "aber nicht noch einmal ueber diese Bruecke!"
Wir konnten dann aber einen anderen Weg fahren. Aber es war ueberhaupt nicht zu fassen, dass in so einer Baustelle Menschen leben koennen, bestimmt waren die Staedte zu den Goldgraeberzeiten aehnlich dreckig und schlammig. Wir hatten irgendwann gehoert, dass irgendwo ein Staudamm gebaut wird. Wir denken, das war die Baustelle. So etwas Grosses und Schmutziges haben wir noch nicht gesehen und das bei vollem Stadtleben. Wir wussten kaum noch wie es weiter gehen sollte. Ploetzlich fanden wir uns auf einem Markt uebelster Sorte wieder. Als waere es das Normalste von der Welt. Wir waren gluecklich, als wir 2 Italiener trafen, die uns sagten: "ja das Hotel ist nur 3 Min. von hier und es ist schoen". Und wirklich. Es war wirklich wie eine Oase. Wir waren wieder gluecklich. Aller Dreck wurde einfach unter der Dusche abgespuelt. Die war allerdings kalt.

Nach diesem Chaos war selbst Juergen am naechsten Tag von der Weiterfahrt mit dem Bus ueberzeugt. Wir erinnerten uns an einen Deutschen in Laos, der schon von den unmoeglichen Baustellen in Vietnam berichtet hatte. Jetzt konnten wir es nachvollziehen. Also kamen unsere Fahrraeder auf den Bus. Und los ging es wieder. Nach einiger Zeit konnten wir die Natur geniessen, denn wir glaubten daran, dass es den Raedern gut geht. Doch ploetzlich wurde ein grosser Busbahnhof angefahren und irgendwann kapierten wir, dass wir jetzt umsteigen mussten. Diesmal kamen die Raeder unten ins Gepaeckfach uebereinander und konnten nicht festgeschnuert werden. Sie konnten also hin und herrutschen und es wurde auch einiges draufgelegt. Und wir konnten nichts dagegen tun. Wir sagten uns aber, wenn so ein grosser guter Bus eingesetzt wird, dann sind die Strassen gut. Denkste!. Teilweise haben wir geschaut, ob der Bus nicht Gurte hat, weil wir Angst bekamen. Bei jedem Schlagloch ging es uns durch und durch. Wir haben schon Plaene geschmiedet, was wir ohne Raeder machen. Und wir mussten feststellen, dass sich die Baustellentaetigkeit bis Sa Pa (also ca. 180 km) hinzog. Aber wir haben unser Ziel erreicht und oh Wunder, die Raeder waren heil! Wir kamen am 31.12. in Sa Pa an. Das ist der noerdlichste Punkt unserer Reise. Wir haben dann ganz lecker in einem Kaffee erst mal schoen Kaffee getrunken und Tiramisou gegessen und hinterher auch noch lecker zu Abend gegessen- ich hab da einiges nachzuholen.
Auf dem Weg hierher hat man uns immer wieder berichtet, dass SA Pa ein sehr schoener, von den Franzosen als Kurort genutzter, Ort sein soll.
Es ist hier auch wirklich sehr schoen, aber mit dem Wetter haben wir leider Pech. Es ist so neblig, dass wir z. T. nicht die andere Strassenseite sehen, nicht zu reden vom gegenueber liegenden Berg oder den Reisterrassen.
Uebrigens ist uns wieder bewusst geworden, dass wir hier in einem siegreichen sozialistischen Land sind:z.B. Paesse abgeben, Aufsicht im Bus-macht einfach Fenster zu, oder Lueftung auf - ja kein Widerspruch usw.
Heute, am 1.1. haben wir uns ein bischen ausgeruht, die Maerkte der Bergvoelker hier in SAPa angesehen,ein immer wieder angepriesenes Highlight. Morgen wollen wir dann in Richtung Hanoi starten. Das werden wieder 3-4 Etappen. Aber der Weg soll viel besser sein.
Wir werden uns dann aus Hanoi wieder melden.
Wir wuenschen allen , die an uns denken, ein gesundes und schoenes Neues Jahr.

© Jürgen Pastor, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es wird überwiegend mit dem Fahrrad von Thailand über Laos nach Vietnam und Kamboscha wieder zurück nach Thailand gehen.
Details:
Aufbruch: 05.12.2009
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.02.2010
Reiseziele: Thailand
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Jürgen Pastor berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.